Schloss Boymont
Schloss Boymont oder Boimont ist eine hochmittelalterliche Burgruine über dem Eppaner Ortsteil Missian im Überetsch in Südtirol.
Schloss Boymont | ||
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Schloss Boymont | ||
Alternativname(n) | Castel Boymont | |
Staat | Italien (IT) | |
Ort | Missian | |
Entstehungszeit | 1220 und 1230 | |
Burgentyp | Hügelburg | |
Erhaltungszustand | Wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Grafen | |
Geographische Lage | 46° 29′ N, 11° 15′ O | |
Höhenlage | 580 m | |
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Lage
Die Ruine befindet sich auf einem Felsrücken. Der Burghügel war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt. Dies belegen Funde aus der Eisenzeit, unter anderem eine Fibel aus Bronze. Unterhalb der Burg liegt Schloss Korb.
Geschichte
Die Erbauungszeit der Burg liegt zwischen 1220 und 1230. Die zwei Jahrzehnte von 1220 bis 1240 können als die Blütezeit des Tiroler Burgenbaues angesehen werden. Eine große Anzahl von Bauwerken, darunter die Haselburg und Schloss Runkelstein, sind damals entstanden.
Erbauer waren vermutlich Angehörige einer Seitenlinie der Grafen von Eppan. Zwischen 1239 und 1245 erscheint in den Quellen mehrfach ein Heinrich von Boymont, Vasall des Grafen Ulrich von Eppan-Ulten. Die Herren von Boymont besaßen ab 1244 auch die Burg Payrsberg.
Bedeutsam waren auch die späteren Herren von Boymont, insbesondere im 14. Jahrhundert die Käfer von Boymont („Chever de Poimont, Keuer de Poemont“).[1] Um 1400 befand sich die Burg in den Händen des oberösterreichischen Kanzleischreibers Ulrich Kässler (Kassler), der 1413 die reiche Erbtochter Barbara Käfer von Boymont geheiratet hatte. Dieser bürgerliche Aufsteiger war ein Günstling des Tiroler Landesfürsten Herzogs Friedrich mit der leeren Tasche (1382–1439).[2] 1425 brannte die Burg, wahrscheinlich aufgrund von Brandstiftung, ab.
Anlage
Boymont ist eine spätromanische Burganlage und wurde wohl in einem Zug in fast rechteckiger Form erbaut. Die Baulinien sind für eine hochmittelalterliche Anlage ungewöhnlich klar durchkonzipiert und entsprechen spätstauferzeitlichen Vorbildern. Boymont ist zwar einigermaßen wehrhaft angelegt, diente aber vor allem dem angenehmen Wohnen und weniger der militärischen Kontrolle der Gegend, wie etwa die benachbarte Burg Hocheppan. Da die stattliche Anlage seit dem Brand von 1425 nicht mehr ausgebaut wurde, hat sich die große romanische Wohnburg fast ohne spätere Um- und Zubauten erhalten. Der mehrgeschossige Palas befindet sich in der südöstlichen Ecke und zeigt schöne Triforien, die in die Ringmauer gebrochen sind. Der Hauptturm steht im Nordosten. Er weist eine merkwürdige, sehr große, nach Osten gerichtete Rundbogenöffnung auf, wie sie auch bei der Burgruine Neuhaus und Burg Payrsberg vorhanden ist. Ein weiterer kleinerer Turm steht im Nordwesten. Die Burgkapelle liegt im ersten Stock über dem Eingang. Die noch erhaltene Apsis ist nach Osten ausgerichtet. Die Lage der Burgkapelle lässt sich mit jener von Schloss Bruck bei Lienz in Osttirol vergleichen.
Mittlerweile ist die Burgruine konsolidiert. Im Innenhof wurde eine Gaststätte untergebracht.
Galerie
- Blick vom Hauptturm auf den Palas, links unten Schloss Korb
- Blick durch den Rundbogen des Hauptturms Richtung Bozen
- Blick auf die südliche Außenmauer und zwei Bogenfenster
- Innenansicht
Literatur
- Walter Landi, Udo Liessem: Boimont. In: Magdalena Hörmann-Weingartner (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. X. Band: Überetsch und Südtiroler Unterland. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011, ISBN 978-88-8266-780-1, S. 117–150.
- Thomas Biller: Boymont bei Bozen. Gestalt, Funktion und Bedeutung einer spätromanischen Burg. In: Der Schlern 93 (2019), H. 7/8, S. 4–69.
Einzelnachweise
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 159 ff., Nr. 203, 220 u. 706.
- Otto Stolz: Die Urkundenfälschungen des oberösterreichischen Kanzleischreibers Ulrich Kassler und der Erwerb des Schlosses Boimont bei Eppan um 1410–1420. In: Festschrift zu Ehren Oswald Redlichs. Wagner: Innsbruck 1928, S. 189–234.
Weblinks
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts