Ricarda Lang
Ricarda Lang (* 17. Januar 1994 in Filderstadt) ist eine deutsche Politikerin und Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie ist frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen und wurde am 29. Januar 2022 zusammen mit Omid Nouripour zur Bundesvorsitzenden ihrer Partei gewählt,[1] und am 14. Februar 2022 per Briefwahl als solche bestätigt.[2] Zuvor war sie Sprecherin der Grünen Jugend.
Leben
Lang wuchs als Tochter einer alleinerziehenden Sozialarbeiterin auf, die in einem Frauenhaus arbeitete.[3][4] Ihr Vater ist der 2019 verstorbene Bildhauer Eckhart Dietz.[5] Nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium Nürtingen begann Lang 2012 ein Studium der Rechtswissenschaften, zunächst an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, später an der Humboldt-Universität zu Berlin und brach dieses schließlich 2019 ohne Abschluss ab.[6][7]
Politik
Im Jahr 2012 trat Lang im Alter von 18 Jahren der Grünen Jugend bei. Im Oktober 2015 wurde sie Beisitzerin im Bundesvorstand der Grünen Jugend, bereits auf dem 49. Bundeskongress der Grünen Jugend im Oktober 2017 wurde sie zu deren Sprecherin.[8] Von 2014 bis 2015 arbeitete Lang als Sprecherin des Bundesverbands von Campusgrün. 2015 bis 2016 gehörte sie dem Geschäftsführenden Ausschuss des Berliner Kreisverbands Friedrichshain-Kreuzberg an.[9] Seit November 2019 ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin im Bundesvorstand der Grünen.
Lang kandidierte bei der Europawahl 2019 auf Listenplatz 25 der Grünen,[10] verpasste jedoch den Einzug in das Europäische Parlament. Bei der Bundestagswahl 2021 war sie Kandidatin der Grünen im Wahlkreis Backnang – Schwäbisch Gmünd und kandidierte ebenfalls auf dem Listenplatz 10 der baden-württembergischen Grünen.[11] Sie verpasste das Direktmandat, zog jedoch über die Landesliste in den 20. Deutschen Bundestag ein.[12] Sie ist die erste offen bisexuelle Abgeordnete.[13]
Im Deutschen Bundestag ist Lang ordentliches Mitglied im Familienausschuss und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.[14]
Lang ist Mitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi).[15]
Im Januar 2022 wurde sie auf dem Bundesparteitag der Grünen zusammen mit Omid Nouripour ohne Gegenkandidatin zur Bundesvorsitzenden ihrer Partei gewählt.[1]
Politische Positionen
Langs politische Schwerpunkte sind soziale Gerechtigkeit und Klimapolitik; sie wird dem linken Parteiflügel zugeordnet.[16][17] Ferner steht sie für Feminismus und Body Positivity.[18] Sie fokussiert sich dabei auf kollektivistische Lösungsansätze, was sie am Beispiel der Klimapolitik erklärt: Anstatt das individuelle Konsumverhalten der Menschen zu kritisieren, solle man sich an die Politik wenden und beispielsweise fordern, „einen Kohleausstieg zu beschließen oder den Unternehmer nicht mehr zu subventionieren, der die Umwelt zerstört.“ Die Individualisierung dieser Probleme bezeichnet sie als einen „Trick, um von der Schuld der Konzerne und der Verantwortung der Politik abzulenken“.[4]
Zu ihren politischen Forderungen gehören eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze, eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte, die Begrenzung prekärer Arbeitsverhältnisse, mehr Unterstützung für Menschen auf dem Land[19] und die Aufnahme von Flüchtlingen, deren Herkunftsländer durch die veränderten klimatischen Verhältnisse unbewohnbar werden.[20] Lang warb in diesem Zusammenhang dafür, Bewohnern pazifischer Inselstaaten, die durch den steigenden Meeresspiegel vom Verschwinden bedroht sind, die EU-Staatsbürgerschaft anzubieten.[21]
Weblinks
- Ricarda Lang beim Deutschen Bundestag
- Ricarda Lang bei der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
- Biographie von Ricarda Lang – beim Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen
Einzelnachweise
- Parteitag der Grünen: Ricarda Lang und Omid Nouripour zu Grünenchefs gewählt. In: Der Spiegel. 29. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
- https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-02/die-gruenen-parteivorsitz-ricarda-lang-omid-nouripour-bestaetigung
- Anne-Kathrin Heier: Ricarda Lang: „Ich will mich nicht an den Hass gewöhnen!“ In: EDITION F. 27. August 2021, abgerufen am 27. August 2021 (deutsch).
- Milena Hassenkamp: Ricarda Lang kandidiert für die Grünen: Die Befreiung. In: Der Spiegel. 11. September 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Dezember 2021]).
- Edda Eschelbach: Ricarda Lang will für die Grünen im Wahlkreis Schwäbisch Gmünd/Backnang in den Bundestag. In: Rems-Zeitung. 16. Juni 2020, abgerufen am 16. Juni 2020.
- www.gruene.de: Ricarda Lang, abgerufen am 24. September 2021
- Theresa Martus: Ricarda Lang: So tickt die neue Grünen-Chefin. 29. Januar 2022, abgerufen am 4. Februar 2022 (deutsch).
- GRÜNE JUGEND wählt neuen Bundesvorstand. In: Grüne Jugend. Abgerufen am 8. November 2017 (ohne Datum).
- Grüne wählten neuen Vorstand. Abgerufen am 12. Januar 2021.
- Ska Keller und Sven Giegold sind das grüne Spitzenduo für die Europawahl 2019. 10. November 2018, abgerufen am 15. Februar 2019 (Archiv-Link).
- SDZ Druck und Medien GmbH: Grüne nominieren Ricarda Lang. In: Rems-Zeitung. 10. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020.
- Gewählte in Landeslisten der Parteien in Baden-Württemberg – Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 10. November 2021.
- Inga Hofmann: „Mein Einzug in den Bundestag ist für viele ein schönes Signal“. In: Der Tagesspiegel Online. 2. Oktober 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. Dezember 2021]).
- Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Ricarda Lang – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. (Nicht mehr online verfügbar.) 13. Juli 2021, archiviert vom Original; abgerufen am 29. Januar 2022.
- Grünen-Vize Ricarda Lang möchte als Vorsitzende neue Akzente setzen. 11. Januar 2022, abgerufen am 12. Januar 2022.
- heute journal vom 29.01.2022 (insbesondere ab 04:58 min). Abgerufen am 30. Januar 2022 (deutsch).
- Julia Naue: Body-Shaming: Wenn Dicke mit blöden Bemerkungen leben müssen. 5. April 2018 (welt.de [abgerufen am 12. Januar 2020]).
- Constanze von Bullion: Was die neue Grünen-Spitze vorhat. Abgerufen am 2. Februar 2022.
- Korinna Kurze: Ricarda Lang (Grüne Jugend): Auch Klimaflüchtlinge brauchen ein Recht auf Asyl. In: Der Spiegel. 3. August 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2022]).
- „Das waren gezielte, organisierte Angriffe“. 7. August 2018, abgerufen am 2. Februar 2022.