Pomornik-Klasse

Das Projekt 1232.2, mit dem Decknamen „Subr“ (russisch Зубр; für Wisent, NATO-Bezeichnung: Pomornik-Klasse), ist eine Klasse von großen Luftkissen-Landungsbooten der sowjetischen Marine, die im Kalten Krieg entwickelt wurde und heute hauptsächlich von der Volksrepublik China betrieben wird.

Projekt 1232.2
Ein Projekt 1232.2 mit offener Bugrampe
Ein Projekt 1232.2 mit offener Bugrampe
Schiffsdaten
Land Sowjetunion Sowjetunion
Russland Russland
China China
Schiffsart Landungsboot
Bauwerft „Juschnaja Totschka“-Werft Feodossija

„Dekabristow“-Werft Sankt Petersburg

Bauzeitraum 1985 bis 2014
Gebaute Einheiten 18
Dienstzeit Seit 1985
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
57,3 m (Lüa)
Breite 25,6 m
Tiefgang max. 1,2 m
Verdrängung 555 t
 
Besatzung 27
Maschinenanlage
Maschine 5 × M-70 oder NO-10 Gasturbinen
Maschinen-
leistung
5 × 10.000 PS (7.457) kW
Höchst-
geschwindigkeit
60 kn (111 km/h)
Propeller 3 Antriebs-, 4 Hubpropeller
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 500
Bewaffnung
  • 2 × 1 30-mm-AK-630-Turm
  • 2 × A22-Starter mit je 22 × 140-mm-Raketen
  • 4 × 1 Starter für 9K34 Flugabwehrraketen
  • bis zu 78 Seeminen
Sensoren

ursprünglich:

  • Lazur Radar
  • ESM system
  • Ekran-1 Navigationsradar
  • „Rumb“ SIGINT
  • Buran Funksystem

Geschichte

Die Landungsboote der Klasse wurden in den 1980er-Jahren entwickelt und 1986 im ersten Einsatzverband eingesetzt. Von 1985 bis 1993 sowie 2001 und 2004 wurden in Sankt Petersburg und Feodossija insgesamt 15 Boote der Klasse auf Kiel gelegt. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden zwei Boote auf der Werft vor ihrer Fertigstellung verschrottet und drei Boote aus dem Bestand der Schwarzmeerflotte an die Ukraine übergeben, die selbst noch ein weiteres Boot baute. Ab 2001 wurden drei neue Boote für Griechenland gebaut. Der Stückpreis belief sich auf knapp 100 Millionen US-Dollar.

Russische Marine

Es befinden sich noch zwei Boote bei der russischen Marine in Dienst (Stand 2007):

Ukrainische Marine

Die ukrainischen Marine hatte ursprünglich zwei Boote im Dienst. Die Marine der Volksrepublik China kaufte zwei Boote von der Ukraine, die von der Ukraine in Feodossija als „Bison-Klasse“ gebaut wurden. Das letzte Boot verließ übereilt am 1. März 2014 die Bauwerft, bevor sich russische Truppen während der Krimkrise der Halbinsel bemächtigten.[1] Russland sagte später zu, den Vertrag zwischen China und der Ukraine zu erfüllen.[2] Nach der Krimkrise hatte die Ukraine keine Boote der Klasse mehr im Dienst.

Griechische Marine

Die griechische Marine besitzt vier Boote. Kefallonia (L 180) wurde gebraucht von der russischen Marine übernommen und überholt. Ithaki (L 181) wurde ab 2001 neu in der Ukraine, Zakynthos (L 183) neu in Russland gebaut. Das vierte Boot, Kerkira (L 184), wurde ab Juni 2004 in der Ukraine gebaut und ging im Januar 2005 in Dienst.

Marine der Volksrepublik China

Die Marine der Volksrepublik China kaufte zwei Boote in der Ukraine und das Recht zwei Weitere in China zu bauen. Vier Boote wurden von Griechenland aufgekauft, so dass die Marine Chinas mit sechs Booten und der Option auf zwei weitere über die größte, aktive Flotte der Klasse verfügt. Beobachter spekulierten, dass die Boote von China bei den Territorialkonflikten im Chinesischen Meer eingesetzt werden könnten.[3]

Verwendung

Die russischen Boote Jewgeni Kotscheschkow und Mordowija bei einer Übung 2015
Sowjetisches Projekt-1232.2-Boot mit ausgefahrenem Raketenwerfer, 1989

Die Landungsboote hatten aufgrund der sowjetischen Ostsee- und Schwarzmeerstrategie die Aufgabe, rasch und gezielt große Mengen von Fahrzeugen und Material unabhängig von üblichen Verkehrswegen anzulanden, auch als ideales Hilfsmittel der Katastrophenhilfe in Küstengebieten.

Außerdem wurden die Boote zur Landungsunterstützung mit schweren Waffen ausgerüstet und sind in der Lage, Minenfelder zu legen.

Der große Vorteil der Boote ist nicht nur die höhere Geschwindigkeit gegenüber normalen Landungsbooten, sondern auch die Tatsache, dass sie etwa 80 % aller Küsten erreichen und Truppen anlanden können, ohne dass diese durchs Wasser waten müssen, im Vergleich zu etwa 17 % bei regulären Booten.

Luftkissenboote können auch über Eis und den Strand hinweg operieren. Es kann so die klassische unsichere Landungszone in der Brandung, wie beispielsweise bei den Landungen im Zweiten Weltkrieg, vermieden werden. Die Truppen und Ausrüstung können gleich zu einem landeinwärts gelegenen Ort transportiert werden, wobei bei diesem Typ Hindernisse bis zu etwa 2 m Höhe überfahren werden können.

Dieses Konzept, schweres Gerät von hoher See über eine Entfernung von bis zu 80 Kilometern direkt auf den Strand zu bringen, heißt OTH (over the horizon) und konnte zuvor nur mit Hubschraubern durchgeführt werden, und dies auch nur eingeschränkt.

Zuladung

Trivia

Am 18. August 2013 fuhr die Mordowija, eines der beiden russischen Boote, ein Landemanöver in der russischen Oblast Kaliningrad an einem von Badenden bevölkerten Strand an der Ostsee in der Nähe des Baltijsker Ortsteils Metschnikowo (Neuhäuser). Der Strand gehört zu einem militärischen Übungsgelände und ist eigentlich für Badegäste gesperrt.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Ю.В.Апальков: Корабли ВМФ СССР. Том IV – Десантные и минно-тральные корабли. Sankt Petersburg, 2007, ISBN 978-5-8172-0135-2. (russisch)
Commons: Pomornik-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Naval Forces News – China“ vom 3. März 2014
  2. „Rosoboronexport to supply to China Zubr landing craft ordered in Ukraine“ TASS vom 3. Juli 2015
  3. Kyle Mizokami: „China Is Buying Giant Attack Hovercraft From Russia“ popularmechanics.com vom 24. September 2015
  4. Ю.В.Апальков: Корабли ВМФ СССР. Том IV – Десантные и минно-тральные корабли. Sankt Petersburg, 2007, ISBN 978-5-8172-0135-2, S. 49
  5. Marineschiff erschreckt Strandbesucher: Volle Kraft voraus! Spiegel Online Video, Zugriff: 22. August 2013
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