Pitasch
Pitasch () ist eine Ortschaft in der Gemeinde Ilanz/Glion und liegt im Val Lumnezia, Kanton Graubünden.
Pitasch | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Graubünden (GR) | |
Region: | Surselva | |
Politische Gemeinde: | Ilanz/Glion | |
Postleitzahl: | 7111 | |
frühere BFS-Nr.: | 3578 | |
Koordinaten: | 736155 / 176967 | |
Höhe: | 1060 m ü. M. | |
Fläche: | 10,79 km² | |
Einwohner: | 99 (31. Dezember 2013) | |
Einwohnerdichte: | 9 Einw. pro km² | |
Website: | www.ilanz-glion.ch/fraktionen/pitasch.html | |
Pitasch | ||
Karte | ||
Bis am 31. Dezember 2013 bildete Pitasch eine eigene politische Gemeinde.
Wappen
Blasonierung: In Silber (weiss) auf grünem Dreiberg drei grüne Tannen
Übernahme des Siegelmotivs aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Wappen.
Geographie
Der Ort liegt auf einer Terrasse zwischen dem Rieinertobel (romanisch Val Renastga) im Norden und dem Pitascherboden (romanisch Val da Pitasch) im Süden. Obwohl geografisch in der Val Lumnezia gelegen, gehörten die Orte Riein und Pitasch wegen ihrer Nähe zu Ilanz und der dortigen Talebene des Rheines, schon vor ihrer Fusion mit Ilanz politisch zur Gruob, die romanisch Foppa heisst. Das regionale Zentrum Ilanz ist 4,5 km von Pitasch entfernt. Historisch wichtig war der einstige Passübergang übers Güner Lückli ins Safiental und von dort weiter nach Italien. Das einstige Gemeindegebiet stieg vom Glenner bis zum Güner Horn, (romanisch Piz Gün, 2851 m ü. M.) von West nach Ost an. Vom gesamten ehemaligen Gemeindegebiet von 1081 ha sind 531 ha von Wald und Gehölz bedeckt. Weitere 339 ha können landwirtschaftlich genutzt werden, zumeist als Maiensässe. Nebst 195 ha unproduktiver Fläche (überwiegend Gebirge) gibt es 16 ha Siedlungsfläche.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2004 | 2013 |
Einwohner | 96 | 105 | 125 | 118 | 117 | 99 |
Im Jahre 2004 lebten im Dorf ausser zwei Bewohnern alles (= 98,32 %) Schweizer Staatsangehörige. Die Bevölkerung spricht mehrheitlich Sursilvan und ist reformiert. Hauptbeschäftigung ist die Landwirtschaft und Vereinzelte pendeln für einen Erwerb ausserhalb des Dorfes ins Regionalzentrum Ilanz oder weiter talabwärts ins Churer Rheintal. Die Bevölkerung ist heute zweisprachig. Schulort ist Ilanz. Am Taleingang des Pitascher Tobels zweigt bei der Pitascher Mühle (einer Gaststätte) die Zufahrtstrasse zu diesem Terrassen- und Wiesendorf ab, das einen beachtlichen Waldbestand besitzt. Pitasch war lange Zeit Ferienort für Erholungssuchende des Blauen Kreuzes und konnte seine Einwohnerzahl dank Zweitwohnungsnehmern stabilisieren. Das soziale Leben spielt sich in Dorfvereinen ab. Die reformierte Kirchgemeinde Pitasch ist Teil der Pastorationsgemeinschaft Luven/Flond/Pitasch/Duvin.[1]
Geschichte
Frühe Siedlungsspuren sind keine zu finden. Pitasch wird bereits um 801–850 als Pictaui und im Jahre 960 als Pictaso in Urkunden aus dem 16. Jahrhundert erwähnt. Der Bündner Historiker Otto Clavadetscher vermutete einen Wortstamm, dem auch die französische Stadt Poitiers zugrunde liegt. Pictaui war die römische Bezeichnung für eine Siedlung an einer Weggabelung. Der Weg von Ilanz nach Pitasch über das Güner Lückli spielte bis zur Eröffnung der Viamala-Weges von 1473 eine wichtige Rolle als Transitroute in den Süden und für den Viehhandel in die Lombardei. Er wurde insbesondere auch von den Walsern des Safientales oft benutzt. Der Gebirgspasse spielte aber auch im europäischen Saumverkehr über die Alpenpässe eine wichtige Rolle. 1477 wurden der Maierhof von Pitasch und die Alp Moliet (am Passweg zum Güner Lückli gelegen) durch die Lugnezer Vögte Gilli de Mont und Hertli von Capol aus Villa aufgeführt. Sie kontrollierten und unterhielten die Passroute ins Safiental und Richtung Italien.
In Pitasch ist bereits um 840 ein königliches Gut nachgewiesen. Kaiser Otto I., der Grosse, übertrug dann seine Güter dem Bischof von Chur, der bis 1538 Lehensherr blieb. Ausgrabungen an der reformierte Kirche bezeugten zudem eine Nonnenpforte, welche den Einfluss des Klosters Cazis in Pitasch nachwies. Im Mittelalter herrschten verschiedene bischöfliche Ministerialgeschlechter in Pitasch und Castrisch als Lehensträger. Nachfolger waren die Freiherren von Belmont und nach deren Aussterben, jene von Sax-Misox. Letztere verkauften 1483 ihre Herrschaftsrechte dem Churer Bischof. 1526 erfolgte die Reformation und zwölf Jahre später kauften sich die Pitascher frei. Gemeinsam mit Riein bildeten sie eine reformierte Pfarrgemeinde, zeitweise auch mit dem Nachbarort Duvin. In der Neuzeit war das Dorfleben zur Hauptsache durch den bäuerlichen Alltag geprägt. Das Dorfbild ist weitgehend noch intakt.
Am 1. Januar 2014 fusionierte Pitasch mit den damaligen Gemeinden Castrisch, Duvin, Ilanz, Ladir, Luven, Pigniu, Riein, Rueun, Ruschein, Schnaus, Sevgein und Siat zur neuen Gemeinde Ilanz/Glion.
Sehenswürdigkeiten
Die reformierte Kirche wurde um 950 erbaut. An der Nordfassade finden sich Bilder des Waltensburger Meisters.[2]
- Signinagruppe mit rechts Pitasch und links Riein
- Pitasch mit Blick auf Riein
- Reformierte Kirche Pitasch
- Altes Postgebäude von Pitasch
- Blick nach Pitasch von Riein aus
- Pitasch von Osten gesehen
Literatur
- Martin Bundi: Pitasch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2016.
- Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Rüegger, Chur/Zürich 2003, ISBN 3-7253-0741-5.
Weblinks
- Website der politischen Gemeinde Ilanz/Glion
- Pitasch auf Lexicon Istoric Retic (rumantsch)
- Pitasch auf bergfex.ch
- Pitasch auf eLexikon
Einzelnachweise
- Reformierte Kirchgemeinde Pitasch; Pastorationsgemeinschaft Luven/Flond/Pitasch/Duvin
- Denise Ellenberger: Kirche Pitasch GR (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 432). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1988.