Philadelphia (Film)
Philadelphia ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahre 1993. Die Hauptrollen spielen Tom Hanks und Denzel Washington. Regie führte Jonathan Demme nach einem Drehbuch von Ron Nyswaner.
Film | |
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Titel | Philadelphia |
Originaltitel | Philadelphia |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1993 |
Länge | 125 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | Jonathan Demme |
Drehbuch | Ron Nyswaner |
Produktion | Jonathan Demme Edward Saxon |
Musik | Howard Shore Bruce Springsteen Neil Young |
Kamera | Tak Fujimoto |
Schnitt | Craig McKay |
Besetzung | |
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Er war der erste große Hollywoodfilm, der sich kritisch mit dem gesellschaftlichen Umgang mit AIDS-Erkrankten und Homosexuellen in den USA auseinandersetzte. Der Film wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter bei der Oscarverleihung 1994 mit dem Preis für den besten Hauptdarsteller (Tom Hanks) und den besten Original-Song (Bruce Springsteen mit Streets of Philadelphia).
Handlung
Andrew Beckett ist ein ehrgeiziger junger Anwalt bei einer großen Anwaltskanzlei, namens Wyant, Wheeler, Hellerman, Tetlow und Brown in Philadelphia. Seine Vorgesetzten halten große Stücke auf ihn und sein Können und planen, ihn zum Partner der Kanzlei zu machen. Zwei Fakten behält Beckett jedoch für sich: Erstens ist er homosexuell, zweitens ist er mit HIV infiziert.
Als sich die ersten Spuren einer AIDS-Erkrankung für alle sichtbar zeigen, die nach damaliger Ansicht nur homosexuelle Menschen befällt, wird Beckett aufgrund eines vorgetäuschten geschäftlichen Vergehens entlassen. Beckett vermutet, dass er lediglich aufgrund seiner sexuellen Orientierung für die meisten anderen Teilhaber moralisch untragbar geworden sei und möchte seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen dieser Diskriminierung auf Entschädigung verklagen. Seine Eltern und Geschwister, vor denen er keine Geheimnisse hat, stehen dabei hinter ihm. Auf der Suche nach einem Rechtsbeistand stößt er jedoch auf breite Ablehnung.
Seine letzte Hoffnung ist Joe Miller, ein durch TV-Werbung allseits bekannter und erfolgreicher Anwalt, den er bereits zuvor bei einem Zivilprozess als Anwalt der Gegenseite kennengelernt hatte. Doch auch Miller möchte Beckett zunächst nicht vertreten. Er macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Homosexuellen und vor allem gegenüber AIDS, zumal er Angst hat, sich und sein neugeborenes Kind dabei anzustecken. Doch als Miller einige Tage später in der Bibliothek der juristischen Fakultät zufällig miterlebt, wie Beckett, der entschlossen ist, seine Klage notfalls auch allein durchzukämpfen, wegen seiner Krankheit diskriminiert und ausgegrenzt wird, beginnt er zuerst nur zaghaft und zweifelnd seine Meinung zu überdenken, ergreift dann aber doch erstmals für ihn Partei. Je mehr Joe Miller sich aber nun mit der Welt des Andrew Beckett beschäftigt, je tiefer er in diese eintaucht, umso mehr entsetzt ihn das Verhalten anderer gegenüber dem inzwischen sichtbar AIDS-kranken Beckett. Er muss nun auch erkennen, dass er selbst sich Beckett gegenüber nicht besser verhielt, als dieser ihn um Hilfe bat. Seine Menschlichkeit siegt über seine eigenen Vorurteile, welche für ihn selbst im weiteren Verlauf der Handlung völlig unverständlich sind, er sie zutiefst verabscheut und verurteilt. Er leistet Beckett sichtbar Abbitte und gemeinsam ziehen Miller und Beckett vor Gericht. Der zu Beginn der Handlung noch homophobe und ignorante Anwalt Miller wandelt sich zu einem glühenden Verteidiger der Menschenrechte.
In der Vorbereitung zur Hauptverhandlung bekommt Miller einerseits Einblick in das Leben und Fühlen eines Homosexuellen und erfährt, was es bedeutet, mit AIDS leben zu müssen. Andererseits erlebt der aus dem TV bekannte Miller, wie er nun von anderen deshalb abgelehnt wird, weil er einem Schwulen beisteht – oder dass er gar selbst für schwul gehalten wird. Zunehmend entwickelt Miller – nicht zuletzt mit der Hilfe seiner liberalen Frau – Verständnis und ein tiefes Mitgefühl für Andrew Beckett, der ihm schon bald offenbart, dass er das Ende der Verhandlung wohl nicht mehr erleben wird. Doch es ist nun nicht mehr nur der Ehrgeiz, der Miller antreibt, um nicht zu verlieren, sondern auch seine sich entwickelnde tiefe Menschlichkeit.
Während der Verhandlung bricht Beckett im Gerichtssaal zusammen und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Es stellt sich heraus, dass die bei ihm ausgebrochene Krankheit seinen Organismus bereits schwer geschädigt hat. Inzwischen beginnt aber auch die Front der Gegenseite hinter den Kulissen zu bröckeln: Nicht mehr alle Gesellschafter der Kanzlei stehen zu deren ursprünglich homophobem Kurs. Dies ist besonders anhand der Aussage im Gericht eines sichtlich mitfühlenderen Teilhabers, Bob Seidman, zu erkennen, welcher voller Reue zugibt, eine AIDS-Erkrankung und auch die Homosexualität bei Beckett schon länger vermutet zu haben, ihm aber nie die Gelegenheit gab, ihm seine Situation zu offenbaren.
Kurz vor Becketts Tod im Krankenhaus überbringt Miller ihm die Nachricht, dass der Prozess in erster Instanz gewonnen wurde. Der Film endet mit einem Abschiedsfest zu Ehren des gestorbenen Andrews, an dem neben dessen Angehörigen auch Miller und seine Familie sowie Bob Seidman teilnehmen.
Hintergrund
1981 tauchten die ersten Fälle von Patienten mit einer mysteriösen Immunschwäche in den USA auf, die später häufig an eigentlich harmlosen Erkrankungen wie seltenen Lungenentzündungen (z. B. Pneumocystis jirovecii) oder dem Kaposi-Sarkom starben. AIDS nahm in der Homosexuellen-Szene schnell epidemische Ausmaße an.
Der Film Philadelphia war die erste große Hollywood-Produktion, die sich dem Thema widmete. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 220.000 Amerikaner an AIDS gestorben.[1] Der erste Film überhaupt, der AIDS und dessen Folgen darstellte, war der Fernsehfilm Früher Frost, der zuerst 1985 in den USA ausgestrahlt wurde.
Das Medikament AZT, das Andrew Beckett im Film bekommt, war das erste wirksame Mittel gegen AIDS, wurde zu diesem Zeitpunkt aber noch zu hoch dosiert und nur alleine verabreicht. Seit 1996 gibt es die hochaktive antiretrovirale Therapie, welche mehrere antivirale Mittel bündelt und häufig auch AZT enthält. Die Erblindung von Andrew am Ende des Films ist vermutlich auf eine Infektion mit dem Humanen Cytomegalievirus zurückzuführen, die eine Retinitis hervorrufen kann und diese dann eine Erblindung.[2]
Der Film hat Ähnlichkeiten zu dem Leben von Geoffrey Bowers und Clarence B. Cain. Bowers war ein Anwalt, der seine Kanzlei wegen AIDS-Diskriminierung verklagte.[3] Cain war ebenfalls Anwalt und wurde entlassen, als bekannt wurde, dass er AIDS hat. Er klagte daraufhin und gewann 1990 kurz vor seinem Tod.[4]
Der damalige Bürgermeister von Philadelphia, Edward Rendell, spielt in einer Szene sich selbst. Die Schwulenikone Quentin Crisp hat einen Cameo-Auftritt als Gast auf der Schwulenparty.
Rezeption
Kritiken
Quelle | Bewertung |
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Rotten Tomatoes | |
Kritiker | [5] |
Publikum | [5] |
Metacritic | |
Kritiker | [6] |
Publikum | [6] |
IMDb | [7] |
Zum Kinostart in den USA wurde die Premiere des Films von zahlreichen Protesten christlicher Gruppen begleitet, die die positive Darstellung der Homosexuellen in dem Film anprangerten. Einige Kritiker beanstandeten, dass der Film die herrschenden Vorurteile über AIDS nicht abbaue, sondern verstärke. Wieder andere kritisierten, der Film unterstütze durch seine Vermengung der Themen AIDS und Homosexualität die Auffassung, AIDS sei nur ein Problem der Homosexuellen. Diese Darstellung wurde jedoch von Regisseur Jonathan Demme stets entschieden zurückgewiesen.
Teilweise kritisch angemerkt wurde auch der Verzicht auf das Zeigen einer intimen Beziehung zwischen Beckett und seinem Lebensgefährten Miguel Alvarez.[8] Dem kann man allerdings entgegenhalten, dass es mehrere Szenen gibt, die das Liebesverhältnis zwischen Miguel und Andrew auf andere Weise deutlich machen. Zum Beispiel beginnt Miguel im Krankenhaus einen heftigen Streit mit den Ärzten, und auch die Sterbeszene zeigt ihn in tiefer Trauer und tiefer Verzweiflung um seinen Lebensgefährten.
Andererseits wurde der Film vielfach hoch gelobt, allem voran die schauspielerische Leistung von Tom Hanks, der zu Beginn des Films einen strahlenden Yuppie verkörpert, der am Ende von AIDS und Tod gezeichnet im Krankenhausbett liegt.[9] Auch die Wandlung Joe Millers vom homophoben, ignoranten Anwalt zu einem glühenden Verteidiger der Menschenrechte ist beispielhaft dafür, wie sich der Abbau von Vorurteilen entwickeln kann.[10]
Das Lexikon des internationalen Films schreibt: „Vordergründig um Verständnis und Toleranz werbender Film, der das Thema jedoch in seiner Berührungsangst nur aus sicherer Distanz angeht und dadurch letztlich die gesellschaftlichen Klischees bestätigt.“[11]
Einspielergebnis
Bei einem Budget von 26 Millionen US-Dollar konnte der Film rund 207 Millionen US-Dollar einspielen.[12]
Musik
Zwei Musikstücke aus dem Film wurden bei der Oscarverleihung 1994 für den Oscar für den besten Song nominiert: Streets of Philadelphia von Bruce Springsteen und Philadelphia von Neil Young. Springsteen gewann den Preis.
Auch eine weitere Szene des Films ist vor allem durch die dort eingesetzte Musik bekannt geworden. Joe Miller besucht Andrew Beckett. Sie hören im Verlauf der Szene die Arie La mamma morta aus der Oper Andrea Chénier von Umberto Giordano. Sie wird gesungen von Maria Callas.
Weniger einprägsam, jedoch bemerkenswert ist eines der wenigen filmischen Dokumente der Sängerin Q Lazzarus, bekannt durch das u. a. in Das Schweigen der Lämmer eingesetzte Goodbye Horses. Im Film Philadelphia spielt sie während einer Party eine Coverversion des Titels Heaven von den Talking Heads.
Synchronisation
Der Film wurde bei der Rondo Film in Berlin vertont. Marianne Groß schrieb das Dialogbuch und führte die Dialogregie.[13]
Auszeichnungen
- Bester Hauptdarsteller: Tom Hanks
- Bester Original-Song: Bruce Springsteen (Streets of Philadelphia)
- weitere Nominierungen:
- Bestes Makeup
- Bester Original-Song: Neil Young (Philadelphia)
- Bestes Original-Drehbuch
- Bester Hauptdarsteller (Drama): Tom Hanks
- Best Original-Song – Motion Picture: Bruce Springsteen (Streets of Philadelphia)
- weitere Nominierungen:
- Bestes Drehbuch
- Bester Darsteller: Tom Hanks
- weitere Nominierungen:
- Bester Film
- Bester Filmsong: Bruce Springsteen (Streets of Philadelphia)
- Bestes Leinwandduo: Tom Hanks, Denzel Washington
- Silberner Bär: Tom Hanks
- Bester Film-Song: Bruce Springsteen (Streets of Philadelphia)
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.
Weblinks
- Philadelphia in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Aids – eine Chronologie. In: Brandeins.de, Ausgabe 02/0, abgerufen am 29. November 2017.
- Etwa 30 bis 40 % der HIV-Infizierten entwickeln eine Retinitis. R. Hassan-Moosa, T. Chinappa, L. Jeena: Cytomegalovirus retinitis and HIV: Case reviews from KwaZulu-Natal Province, South Africa. 22. September 2017, PMID 29022526, abgerufen am 29. November 2017.
- Philadelphia' Makers Settle Suit. In: New York Times. 20. März 1996, abgerufen am 29. November 2017.
- David Margolick: LAW: AT THE BAR; A Lawyer With AIDS Wins a Legal Victory, and Gives His Employer Some Unwelcome Publicity. In: New York Times. 13. April 1990, abgerufen am 29. November 2017.
- Philadelphia. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 19. September 2014 (englisch).
- Philadelphia. In: Metacritic. CBS, abgerufen am 19. September 2014 (englisch).
- Philadelphia. Internet Movie Database, abgerufen am 19. September 2014 (englisch).
- Philadelphia. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 16. Juni 2021.
- Philadelphia: un-packaging the Hollywood Aids drama (englisch), BFI, abgerufen am 14. Juni 2018.
- Jonas Reinartz: Philadelphia filmstarts, abgerufen am 14. Juni 2018.
- Philadelphia. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 8. Juli 2019.
- Philadelphia. In: Box Office Mojo . Abgerufen am 15. Januar 2020.
- Philadelphia. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 4. April 2018.