Pernink
Pernink (deutsch Bärringen) ist eine Gemeinde im Okres Karlovy Vary in Tschechien.
Pernink | |||||
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Basisdaten | |||||
Staat: | Tschechien | ||||
Region: | Karlovarský kraj | ||||
Bezirk: | Karlovy Vary | ||||
Fläche: | 1571,2683[1] ha | ||||
Geographische Lage: | 50° 22′ N, 12° 47′ O | ||||
Höhe: | 840 m n.m. | ||||
Einwohner: | 572 (1. Jan. 2021)[2] | ||||
Postleitzahl: | 362 36 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | K | ||||
Verkehr | |||||
Bahnanschluss: | Karlsbad–Johanngeorgenstadt | ||||
Struktur | |||||
Status: | Gemeinde | ||||
Ortsteile: | 3 | ||||
Verwaltung | |||||
Bürgermeister: | Jitka Tůmová (Stand: 2010) | ||||
Adresse: | T. G. Masaryka 1 362 36 Pernink | ||||
Gemeindenummer: | 555452 | ||||
Website: | www.pernink.eu | ||||
Lage von Pernink im Bezirk Karlovy Vary | |||||
Geographie
Lage
Die Ortschaft liegt in Westböhmen in einer Höhe von etwa 800 bis 900 m n.m. im Tal der Weißen Wistritz im böhmischen Erzgebirge. Der Ort hat Eisenbahnanschluss an die Bahnstrecke Karlsbad–Johanngeorgenstadt. Der Bahnhof ist mit 902 m n.m. der höchstgelegene Bahnhof des Erzgebirges und der zweithöchste Tschechiens. In der Nähe dieses Bahnhofs ereignete sich am 7. Juli 2020 gegen 15:10 Uhr ein Eisenbahnunfall mit 2 Toten und mehreren Verletzten.
Nachbarorte
Horní Blatná (Bergstadt Platten) | Potůčky (Breitenbach) | Boží Dar (Gottesgab) |
Nové Hamry (Neuhammer bei Karlsbad) | Abertamy (Abertham) | |
Nejdek (Neudek) | Merklín (Merkelsgrün) |
Geschichte
Frühe Neuzeit
Der Ort wurde 1532 von sächsischen Bergleuten gegründet, die in diesem Gebiet nach Silber und Zinn schürften. Graf Kaspar und Heinrich Schlick belehnten die Siedler mit Grund zur Errichtung von Hofstätten. Außer Bergleuten siedelten sich auch Handwerker an, die sich in Zünften zusammenschlossen. 1538 wurde eine erste Kirche geweiht. 1544 zählte Bärringen mit Irrgang und Fischbach 61 Holzhäuser. 1547 erhielt der Ort von König Ferdinand I. eine Zinnbergordnung und 1559 offiziell die städtischen Privilegien. Das Wappen wurde 1562 von Graf Joachim Schlick bestätigt.[3] 1581 erfolgte die Einrichtung eines eigenen Bergamtes und einer herrschaftlichen Zinnschmelzhütte.
Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg versuchte 1625 den Zinnbergbau wieder in Schwung zu bringen und bestätigte die Privilegien.[4] Im Zuge der Gegenreformation wurde die fast durchweg evangelische Bevölkerung vor die Wahl gestellt, entweder katholisch zu werden, oder außer Landes zu gehen, worauf viele das Land in Richtung Sachsen verließen. Ein Teil gehörte 1654 zu den Mitgründern von Johanngeorgenstadt. Nach dem Rückgang des Bergbaus verdienten die Zurückgebliebenen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Heimarbeiten wie Sticken und Nähen.[5] 1696 zählte Bärringen 500 Seelen. 1714 wurde der Bau einer neuen Kirche begonnen, die 1765 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Eingepfarrt waren Fischbach und Salmthal. 1797 entstand ein neues Rathaus.
Neuzeit
Bis zum 19. Jahrhundert variierte die Schreibweise noch zwischen Perninger bzw. Bärringer. Die amtliche Bezeichnung Bärringen wurde erst 1829 festgelegt. Bis zur Aufhebung der Patrimonialherrschaften 1848/49 war Bärringen der Herrschaft Schlackenwerth zugehörig und gehörte ab 1850 zum Gerichtsbezirk Platten und ab 1910 zum Bezirk Neudek.
Bärringen wurde maßgeblich durch die Firma „A. Meinl Erben“ des im Ort geborenen und verstorbenen Karl Anton Meinl (1821–1873) und dessen Vater Adalbert Meinl (* 1780) aus Abertham zu einem Zentrum der Spitzen- und Weißwarenerzeugung mit zahlreichen Niederlassungen in großen europäischen Städten. Sie führte 1868 die erste Strickmaschine ein. Der Sohn Adalbert Prokop Meinl (1847–1911) erbte das Unternehmen, war Bürgermeister vom Bärringen, Träger des Kaiser-Franz-Joseph-Ordens und machte Bärringen zu einem beliebten Höhenluftkurort und Wintersportplatz.[6] Es entstanden mehrere Hotels und Pensionen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bärringen 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens kam der Ort 1938 an das Deutsche Reich und gehörte bis 1945 zum Landkreis Neudek, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Bärringen von der Tschechoslowakei übernommen; fast sämtliche deutschen Bewohner wurden enteignet und vertrieben. Das Stadtrecht ging verloren. Heute hat Pernink etwa 650 Einwohner.
Am 7. Juli 2020 stießen 400 m vom Bahnhof Pernink entfernt zwei Personenzüge frontal zusammen. Zwei Menschen starben, neun wurden schwer verletzt. Die Züge waren mit 33 Reisenden besetzt und hätten planmäßig im Bahnhof Pernink kreuzen müssen. Der Zug von Johanngeorgenstadt nach Karlsbad wartete die Kreuzung allerdings nicht ab und fuhr in den mit dem Gegenzug besetzten Abschnitt ein. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich wegen des gebirgigen Geländes schwierig.[7]
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1783 | k. A. | 130 Häuser[8] |
1830 | 1.533 | in 203 Häusern[9] |
1847 | 1.733 | in 209 Häusern[10] |
1900 | 2.860 | deutsche Einwohner[11] |
1921 | 2.506 | mit Fischbach und Irrgang, davon 2.450 deutsche Einwohner[12] |
1930 | 3.023 | davon 51 Tschechen[13] |
1939 | 3.105 | [13] |
Jahr | 2006 | 2013 | 2017 |
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Einwohner | ca. 650 | 663 | 632 |
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Pernink besteht aus den Ortsteilen Bludná (Irrgang), Pernink (Bärringen) und Rybná (Fischbach).[14] Grundsiedlungseinheiten sind Pernink und Rybná.[15] Zu Pernink gehört außerdem die Ansiedlung Lesík (Lessing, Lessig, Lessighäuser).
Verkehr
Der Bahnhof von Pernink liegt an der Bahnstrecke Karlovy Vary–Johanngeorgenstadt und wird im Personenverkehr bedient.
Sehenswürdigkeiten
- Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit von 1719
- Denkmal für Dr. Johann Alois Renner (1784–1854), Domkustos zu Prag
- Eisenbahnviadukt von 1899
- Hochmoor Oceán und Drachenfelsen
- Waldkapelle
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Alois Renner (1784–1854), Seelsorger in St. Joachimsthal, Abertham und Schönfeld, Domherr zu St. Veit in Prag
- Karl Renner (1847–1875), Schriftsteller, Geschäftsleiter des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen in Prag
- Johann Endt (1869–1951), Lehrer, Volkskundler und Heimatforscher
- Ernst Ströer (1886–?), Lehrer und Herausgeber
- Josef Schütz (1910–1989), Kommunist, Diplomat und Oberst der Nationalen Volksarmee der DDR
- Hans Renner (1919–1970), Skispringer und Skisprungtrainer
- Hans Ströer (1919–1986), Musiker, Komponist und Pädagoge
- Heinz Ströer (1919–1993), Verwaltungsjurist
- Rudolf Kippenhahn (1926–2020), Astrophysiker und Wissenschaftsautor
- Rudolf Höhnl (* 1946), Skispringer
Literatur
- Johann Endt: Aus der Vergangenheit der Bergstadt Bärringen. Nach handschriftlichen Quellen. Selbstverlag der Stadtgemeinde Bärringen, Bärringen 1932.
- Heimatbuch Landkreis Neudek. 2. Auflage. Heimatgruppe Glück Auf Landkreis Neudek, Augsburg-Göggingen 1978.
- Max Müller: Bärringen. Die Geschichte einer Stadt. Möckel, Schönheide 1994.
- Werner Ströer: Bärringen. Bilder einer Stadt. Eine Sammlung historischen Bildmaterials. Möckel, Schönheide 1996.
Weblinks
Einzelnachweise
- Obec Pernink: Územně identifikační registr ČR. In: uir.cz. Abgerufen am 6. Juni 2016 (tschechisch).
- Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- Pernink (Bärringen) - Bergmännische Städte und Dörfer. Abgerufen am 22. März 2020.
- Böhmisches: Bergbau in Irrgang. Abgerufen am 22. März 2020.
- Neueste Länder- und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Diesbach, 1832 (google.de [abgerufen am 22. März 2020]).
- Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 2: Heribert Sturm (Hrsg.): I – M. Oldenbourg, München 1984, ISBN 3-486-52551-4, S. 629 f.
- sram/md: Zugkollision im tschechischen Erzgebirge. In: Eisenbahn-Revue International 8–9/2020, S. 416.
- Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis. Prag 1785, S. 77–79, Ziffer 63).
- Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 19.
- Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis, Prag 1847, S. 98, Ziffer 27.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 2, Leipzig und Wien 1905, S. 397.
- Genealogie-Netz Sudetenland
- Michael Rademacher: Landkreis Neudek (tschech. Nejdek). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Části obcí: Územně identifikační registr ČR. In: uir.cz. Abgerufen am 6. Juni 2016 (tschechisch).
- Základní sídelní jednotky: Územně identifikační registr ČR. In: uir.cz. Abgerufen am 6. Juni 2016 (tschechisch).