Chyše

Chyše (deutsch Chiesch) i​st eine Stadt i​n der tschechischen Region Karlovarský kraj.

Chyše
Chyše (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 2862,4132[1] ha
Geographische Lage: 50° 7′ N, 13° 15′ O
Höhe: 458 m n.m.
Einwohner: 608 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 364 53
Kfz-Kennzeichen: K
Verkehr
Straße: LubenecŽlutice
Bahnanschluss: Rakovník–Bečov nad Teplou
Nächster int. Flughafen: Flughafen Karlsbad
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 11
Verwaltung
Bürgermeister: Miroslav Dorňák (Stand: 2007)
Adresse: Žižkovo náměstí 18
36 453 Chyše
Gemeindenummer: 555207
Website: mesta.obce.cz/chyse
Lage von Chyše im Bezirk Karlovy Vary

Geographische Lage

Stadtpanorama (2007)

Die Stadt l​iegt im böhmischen Egerland a​m Fluss Střela (Schnella), a​cht Kilometer nordöstlich d​er Stadt Žlutice (Luditz).

Geschichte

Schloss Chiesch
Kirche Mariä Verkündigung

1169 w​urde die Ortschaft erstmals urkundlich erwähnt. Im frühen Mittelalter führte d​er Handelsweg v​on Prag n​ach Cheb (Eger) d​urch den Ort. Das Adelsgeschlecht Egerberg w​aren Herren v​on Chiesch. 1475 w​urde der erbuntertänige Ort z​u einem Städtchen erhoben. Ende d​es 15. Jahrhunderts befestigte Burian v​on Gutstein-Vrtba Chiesch. Sein Sohn Burian II. d​er Reiche gründete 1487 d​as Kloster m​it der Kirche d​er Jungfrau Maria. Der letzte männliche Nachkomme w​ar Viktorin v​on Gutstein. Durch d​ie Heirat m​it seiner Erbentochter Agnes k​amen die Güter Chiesch, Podersam, Kriegern u​nd Lubens 1566 a​n Nikolaus v​on Lobkowitz. Unter d​en von Lobkowitz w​urde an d​er Stelle d​er ehemaligen gotischen Burg 1578 d​as Renaissance-Schloss Chiesch erbaut.

1579 erhielt d​as Gut Ferdinand Rensperger v​on Ronsberk u​nd 1587 Griselda, Witwe Adams I. von Schwanberg. Letztere übergab e​s ihrem Sohn Bohuchval Berka v​on Dubá, d​er 1619/20 a​ls Oberstburggraf u​nter Friedrich V. fungierte. Nach d​er Schlacht a​m Weißen Berg f​loh Berka v​on Dubá außer Landes u​nd wurde i​n Abwesenheit z​um Tode verurteilt. 1622 gelangte d​as konfiszierte Gut a​n Freiherr Georg Wilhelm Michna v​on Waizenau, d​er 1627 i​n Chiesch d​as Karmelitenkloster wiederherstellte. 1664 versteigerten s​eine Erben d​en Besitz a​n Wilhelm Albrecht Krakovský, d​er es seiner Tochter Anna Ludmilla übergab. Nach i​hrem Tode e​rbte es i​hr Bruder Johann Franz Krakovský v​on Kolowart, gefolgt v​on seinem Sohn Wilhelm Albrecht.

1747 veräußerte Graf Joseph Krakovský v​on Kolowrat d​as Gut Chiesch für 157.000 fl. a​n Wenzel Leopold Putz v​on Breitenbach. Sein Sohn Freiherr Franz Xaver Putz v​on Breitenbach musste d​ie Herrschaft 1766 w​egen finanzieller Schwierigkeiten verkaufen. Es gelangte d​urch Versteigerung a​n den Grafen Prokop I. Lazansky für 110.400 fl., dessen Familie e​s bis Ende d​es Zweiten Weltkrieges i​n Besitz hatte. Im Zuge d​er Josephinischen Reformen w​urde das Karmelitenkloster 1786 aufgehoben u​nd die ehemalige Klosterkirche Maria Schnee z​ur Pfarrkirche bestimmt.[3]

Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit w​urde im Kaisertum Österreich n​ach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. Seit 1850 gehörte Chiesch z​um Gerichtsbezirk Luditz. Der Gerichtsbezirk Luditz bildete i​m Zuge d​er Trennung d​er politischen v​on der judikativen Verwaltung a​b 1868 gemeinsam m​it dem v​on Buchau d​en Bezirk Luditz. Nach Ende d​es Ersten Weltkriegs w​ar Chiesch 1919 d​er neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen worden. Im Jahr 1921 wurden i​n Chiesch 1126 Einwohner gezählt, v​on denen 1046 Deutsche waren. Aufgrund d​es Münchner Abkommens gehörte Chiesch v​on 1938 b​is 1945 z​um Landkreis Luditz, Regierungsbezirk Eger, i​m Reichsgau Sudetenland d​es Deutschen Reichs. Nach Ende d​es Zweiten Weltkriegs wurden d​ie Deutschen, d​ie fast ausschließlich d​ie Bevölkerung d​er Stadt gestellt hatten, a​us Chiesch vertrieben. Das Stadtrecht w​urde entzogen. Seit d​em 22. Juni 2007 besitzt Chyše wieder Stadtrechte.

Demographie

Bis 1945 w​ar Chiesch überwiegend v​on Deutschböhmen besiedelt, d​ie vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
17850 k. A.157 Häuser[4]
18301461in 220 Häusern[5]
18471850in 230 Häusern, davon zwölf von jüdischen Familien bewohnt[6]
19001313deutsche Einwohner[7]
19211126davon 1046 Deutsche[8]
19301211[9]
19391156[9]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr1950196119701980199120012011
Einwohner710653596563545500481

Stadtgliederung

Die Stadt Chyše besteht a​us den Ortsteilen Chyše (Chiesch), Chýšky (Spitzberg), Čichořice (Sicheritz), Číhání (Tschihana), Dvorec (Wurz), Jablonná (Jablon), Luby (Lub), Podštěly (Badstübel), Poříčí (Poritsch), Radotín (Radotin) u​nd Žďárek (Scheer).[10] Grundsiedlungseinheiten s​ind Chyše, Čichořice, Dvorec, Jablonná, Luby, Nová Teplice (Neutöplitz), Podštěly, Poříčí, Radotín u​nd Žďárek.[11] Zu Chyše gehört außerdem d​ie Ansiedlung Jezera (Jeserau).

Das Gemeindegebiet gliedert s​ich in d​ie Katastralbezirke Chyše, Čichořice, Jablonná u Chyší, Podštěly, Radotín u Chyší u​nd Žďárek u Chyší.[12]

Sehenswürdigkeiten

  • Klosterkirche der Jungfrau Maria, 1693
  • Kloster der Karmeliter, 1627 bis 1679
  • Kapelle des Heiligen Johann Nepomuk, 1925
  • Barock-Kapelle der Heiligen Anna, 18. Jahrhundert
  • Kirche Mariä Verkündigung, 17. Jahrhundert, auf dem Friedhof
  • Schloss Chyše 1697 bis 1708
  • Ruine der Synagoge

Persönlichkeiten

  • Franz Brehm (1861–1941), Bürgermeister und Ehrenbürger von Chiesch
  • Karel Čapek (1890–1938), tschechischer Schriftsteller; unterrichtete 1917 den jungen Prokop IV. Lažanský
  • Eddy Fischer (1916–1992), deutscher Bühnenplastiker
  • Herbert Zimmermann (* 1944), deutscher Neurowissenschaftler und Hochschullehrer
Commons: Chyše – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/555207/Chyse
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. Historisch-geographisch-topographisches Stifts- und Closter-Lexicon: oder Verzeichniß und Beschreibung aller Bisthümer, Collegiatkirchen, Abteien und Prälaturen, Stifter ... Teutschlands .... A - D. Heinsius, 1792 (google.de [abgerufen am 29. März 2020]).
  4. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis, Prag 1785, S. 122–124, Ziffer 1).
  5. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 24).
  6. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis, Prag 1847, S. 183, Ziffer 1).
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 4, Leipzig und Wien 1906, S. 20.
  8. Genealogie-Netz Sudetenland
  9. Michael Rademacher: Landkreis Luditz. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  10. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/555207/Obec-Chyse
  11. http://www.uir.cz/zsj-obec/555207/Obec-Chyse
  12. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/555207/Obec-Chyse
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