OLMA Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung

Die OLMA Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung (bis 1945 Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung, 1946–2003 OLMA, Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft) ist eine seit 1943 — in der Regel — jährlich durchgeführte landwirtschaftliche Messe in St. Gallen.

OLMA-Hallen

Geschichte

Werbeplakat für die kantonale landwirtschaftliche Ausstellung in St. Gallen vom 20.–24. September 1907

Als historische Vorläufer der OLMA können die landwirtschaftlichen Ausstellungen angesehen werden, welche bereits in den Jahren 1853, 1888, 1907 und 1927 in St.Gallen stattfanden. Direkte Vorgänger sind die im Rahmen der Anbauschlacht durchgeführten landwirtschaftlichen Ausstellungen von 1942 (im Schützengarten) und 1943 (in der Tonhalle).[1] Wobei das eigentliche Vorbild der Messe die Mustermesse Basel war. Man wollte eine regionale Messe für die landwirtschaftliche Bevölkerung erstellen, welche von den zentralen Veranstaltungen ungenügend erreicht wurde und begrenzte die Tätigkeit der OLMA "auf den Bedarf des ländlichen und städtischen Haushalts sowie auf die der Landwirtschaft und dem Handwerk dienenden Industrien und Gewerbe".[2] Bald danach erhielt die Messe grosse wirtschaftliche Bedeutung für die Region St. Gallen und darüber hinaus. 1944 wurde beschlossen, die OLMA Messen jährlich zu wiederholen.[3] Bereits 1946 erhielt die OLMA die Anerkennung des Bundesrates als nationale Messe.[3] 1964 wurde erstmal das Ausland, in diesem Fall die Vereinigten Staaten von Amerika, miteinbezogen.[3] Aus diesem Grund wurde die "Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Messe und Ausstellung" umbenannt in "OLMA, Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft, St. Gallen.[4] Mit der Überlassung des Areals und der Umgebung der ehemaligen Strafanstalt St. Jakob an die Genossenschaft OLMA im Juli 1962, wurden schliesslich die Bedingungen geschaffen, dass die notwendigen Bauwerke zur Durchführung der OLMA errichtet werden durften. Denn vorher fand die OLMA in den Grünanlagen, dem Kantonsschulpark sowie dem Grossmann-, Stadt- und Brühlpark statt.[5] 1966 stammte ein grosser Teil der Besucher aus ländlichen Gebieten (65 %) oder aus der Stadt St. Gallen (12 %) und war überwiegend in den Branchen Landwirtschaft, Maschinen und Apparate sowie Nahrungs- und Genussmittel tätig.[6]

Die Messe findet heute jährlich im Herbst im St. Galler OLMA-Messegelände statt und dauert elf Tage. Sie beginnt jedes Jahr am Donnerstag vor dem «Gallentag» (16. Oktober), dem Festtag des heiligen Gallus, des Stadtpatrons von St. Gallen. Zu den Attraktionen zählen der feierliche Umzug des Gastkantons/der Gastkantone am Samstag durch die Innenstadt vom Bahnhof zum Gelände, ein Jahrmarkt sowie ganz allgemein der Verzehr der OLMA-Bratwurst, einer St. Galler Spezialität. Jedes Jahr ist ein anderer Kanton der Schweiz Ehrengast und kann sich während des Umzuges und der Messe dem Publikum präsentieren. Die Olma ist die mit Abstand grösste Publikumsmesse der Schweiz. Die nächstgrösseren Messen sind die Basler MUBA und die Berner BEA.

Seit 1978 gibt es, ebenfalls jährlich, eine zweite Publikumsmesse im Frühling: die Frühlings- und Trendmesse OFFA.

2020 wurde die OLMA auf Grund der Covid-19-Pandemie abgesagt. 2021 war für den Zutritt ein Covid-Zertifikat erforderlich.

Schwerpunkte

Ursprünglich hatte die OLMA vier thematische Schwerpunkte: Milchwirtschaft, Acker- und Obstbau, Gewerbe, sowie gewerbliche Maschinen und Geräte einschliesslich der Verwendung von Gas, Elektrizität und Feuerung.[7] Ausserdem wurde Vieh vorgeführt, prämiert und verkauft und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge angeboten. Die Messe ist in den letzten Jahrzehnten beständig gewachsen. Heute richtet sie sich an ein deutlich breiteres Publikum. Auch die Schwerpunkte der Veranstaltung wurden erweitert. Noch immer sind Kühe und Pferde Teil der Ausstellung, doch ist vom Rasenmäher über die Waschmaschine bis zum Mobiltelefon alles zu haben.

Degustationshallen

OLMA-Bratwürste

Grosse Bekanntheit haben die Degustationshallen 4 und 5, in denen von den Ausstellern Wein und Bier zur Degustation und zum Konsum angeboten werden. Alle grösseren Brauereien und viele Weinhändler aus der ganzen Schweiz sind vertreten.

Brand der Halle 7

Bis ins Jahr 2000 war die Halle 7 die Degustationshalle. Sie war besonders am Abend so gut besucht, dass man sich nur sehr langsam in der Menschenmenge fortbewegen konnte; zudem wurden in und um sie herum die Folgen übermässigen Alkoholkonsums sichtbar. Die Halle war vollständig aus Holz gebaut, auch die darin aufgestellten Verkaufsstände waren mehrheitlich aus Holz. Daher bestand grosse Brandgefahr. Die Fluchtwege waren eng und teilweise verwinkelt. Dazu wurde in der Halle viel geraucht und auf Gasgrills St. Galler Bratwürste zubereitet. Aus Sicherheitsgründen waren daher in der Halle permanent mehrere Feuerwehrleute anwesend und die Auflagen an die Standbetreiber wurden kontinuierlich verschärft, sowie die Fluchtwege – wo möglich – verbreitert. Dies alles konnte das Unglück jedoch nicht verhindern: In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2000, wenige Stunden nach dem Abschluss der 58. Olma, wurde die Halle mitsamt sämtlichem Inventar ein Raub der Flammen. Trotz des schnellen Eingreifens der Feuerwehr – das Hauptquartier der Berufsfeuerwehr St. Gallen befindet sich keine hundert Meter entfernt – war nichts mehr zu retten. Glücklicherweise konnte jedoch ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Gebäude verhindert werden und Menschen und Tiere kamen keine zu Schaden. Die Brandursache konnte nie geklärt werden.

Brauchtum

Als traditionell landwirtschaftlich orientierte Veranstaltung hat auch heute das Brauchtum noch einen hohen Stellenwert. So finden regelmässig Trachtenschauen, Alphornkonzerte und Jodelkonzerte statt.

Sonderschauen

Neben den regulären Ausstellern aus der Wirtschaft wird für besondere Ausstellungen und Präsentationen Platz zur Verfügung gestellt. So gibt es jedes Jahr eine Anzahl sogenannter Sonderschauen zu einem bestimmten Thema, etwa zu Biologischem Landbau, Pferderassen oder Ernährung. Im Jahr 2006 war die Schweizer Armee mit einer grossen Ausstellung vertreten.

Statistik

NummerJahrBesucher1Aussteller[8][9]Gastkanton/-region/-stadt/-land
1. OLMA194391'500 [10]-[11]
2. OLMA1944135'500[10]254[11]
3. OLMA1945198'000[10]298[11]
4. OLMA1946218'000[10]- [11]
5. OLMA1947192'000[10]- [11]
6. OLMA1948221'000[10]- [11]
7. OLMA1949231'000[10]- [11]
8. OLMA1950242'000[10]Thurgau [11]
9. OLMA1951248'000[10]Schaffhausen [11]
10. OLMA1952257'000[10]Fürstentum Liechtenstein [11]
11. OLMA1953275'000[10]St. Gallen [11]
12. OLMA1954256'000[10]-[11]
13. OLMA1955283'000[10]Uri, Schwyz, Nidwalden und Obwalden[11]
14. OLMA1956290'000[10]-[11]
15. OLMA1957292'000[10]-[11]
16. OLMA1958280'000[10]Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden[11]
17. OLMA1959294'000[10]-[11]
18. OLMA1960308'000[10]-[11]
19. OLMA1961325'000[10]Glarus[11]
20. OLMA1962327'000[10]Uri, Schwyz, Nidwalden und Obwalden[11]
21. OLMA1963326'000[10]- [11]
22. OLMA1964333'000[10]Fürstentum Liechtenstein [11]
23. OLMA1965362'000[10]- [11]
24. OLMA1966365'000[10]USA[11]
25. OLMA1967Unbekannt [11]Waadt[11]
27. OLMA1969Wallis
28. OLMA1970Schaffhausen
29. OLMA1971Aargau
30. OLMA1972401'000Thurgau
31. OLMA1973400'000Tessin
32. OLMA1974403'000Graubünden
33. OLMA1975404'000Glarus und Freistaat Bayern (Deutschland)
34. OLMA1976415'000Zürich
35. OLMA1977414'000Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
36. OLMA1978407'000Genf
37. OLMA1979440'000Fürstentum Liechtenstein
38. OLMA1980435'000Uri, Schwyz, Nidwalden und Obwalden
39. OLMA1981435'000Schaffhausen
40. OLMA1982452'000Basel-Stadt und Basel-Landschaft
41. OLMA1983450'000Thurgau
42. OLMA1984426'000Bern
43. OLMA1985436'000Graubünden
44. OLMA1986425'000Freiburg
45. OLMA1987430'000Glarus und Zug
46. OLMA1988431'000Solothurn
47. OLMA1989434'000593Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
48. OLMA1990425'000598Luzern
49. OLMA1991400'000608St. Gallen
50. OLMA1992416'000589Neuenburg
51. OLMA1993420'000601Fürstentum Liechtenstein
52. OLMA1994416’000620Aargau
53. OLMA1995400’000620Schaffhausen
54. OLMA1996389’000611Wallis
55. OLMA1997376’000594Baden-Württemberg (Deutschland)
56. OLMA1998383'000589Thurgau
57. OLMA1999381'000596Stadt St. Gallen
58. OLMA2000398'000590Zürich
59. OLMA2001357'000570Expo.02 (Schweizerische Landesausstellung)
60. OLMA2002371’000596Region Ligurien (Italien)
61. OLMA2003385’000635Graubünden
62. OLMA2004384'000632Tessin
63. OLMA2005371'000637Genf
64. OLMA2006398'500646Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
65. OLMA2007386'000645Uri, Schwyz, Nidwalden und Obwalden
66. OLMA2008378'000645Waadt
67. OLMA2009385'000662Südtirol und Trentino (Italien)
68. OLMA2010370'000662Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura
69. OLMA2011380'000651Bern
70. OLMA2012390'000642Zug und Glarus
71. OLMA2013380'000630Solothurn
72. OLMA2014375'000624Luzern
73. OLMA2015375'000623Aargau
74. OLMA2016365'000621Fürstentum Liechtenstein
75. OLMA2017365'000610Thurgau
76. OLMA2018350'000612Fête des Vignerons
77. OLMA2019360'000600Schweizer Volkskultur
78. OLMA2021220'000[12]350Schaffhausen
1 Bis Ende der 1990er Jahr wurde eine Dauerkarte mit 11 Eintritten gleichgesetzt, seither werden die effektiven Eintritte gezählt.[13]

Säulirennen

Besonders beliebt bei den Besuchern ist das traditionnelle Säulirennen, bei dem Ferkel in einer Arena mit 3000 Zuschauern um die Wette rennen. Die Säuli werden üblicherweise trainiert. Da die Renn-Mäntel die männlichen Säule am Bauch kitzeln, nehmen nur weibliche Säule am teil.[14][15] Auf das Rennen können Wetten abgeschlossen werden. Im Herbst 2021 reichte jedoch die interkantonale Geldspielaufsicht (Gespa) einen Rekurs gegen die Verfügung der Stadtpolizei St. Gallen ein, mit welcher Wetten auf das Säulirennen bewilligt wurden. Die Gespa hielt fest, dass es sich bei diesen Anlässen nicht um Sportereignisse handle, weshalb die Bewilligung für diese Wetten gegen das Bundesgesetz über Geldspiele (BGS) verstösse.[16]

Literatur

  • Umberto Casagrande: Die Olma (Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft) als Mittel betrieblicher Absatzförderung im Dienste der Landwirtschaft (Dissertation). P. G. Keller, St. Gallen 1968.
  • Schweizerische Verkehrszentrale (Herausgeber): OLMA St. Gallen 1947: 9.-19. Oktober 1947 (Heft 10). In: Die Schweiz – La Suisse – La Svizzera – Switzerland: offizielle Reisezeitschrift der Schweiz. 1947, S. 7.
Commons: OLMA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag des Fuerstentums Liechtenstein betreffend die Genehmigung eines Verpflichtungskredits fuer die Erhoehung des Anteilscheinkapitals der Genossenschaft OLMA in St.Gallen. In: Regierung.li. 1986, abgerufen am 25. November 2021.
  2. Casagrande, Seite 8
  3. Olma Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung: Dokumentation über die OLMA-Geschichte 1943-2011. In: yumpu.com. 2013, abgerufen am 25. November 2021.
  4. Casagrande, Seite 7–8
  5. Casagrande, Seite 9
  6. Casagrande, Seite 28–29
  7. Vgl. Schweizerische Verkehrszentrale (Herausgeber)
  8. Katrin Meyerhans, Christoph Keller und Bruno Kleger: OLMA St. Gallen - Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung - Schaufenster der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft. April 2015, abgerufen am 25. November 2021.
  9. OLMAPEDIA: OLMA Chronik 1993-2021. Abgerufen am 25. November 2021.
  10. Casagrande, Seite 27
  11. Olmapedia: 1943 – 1967. 17. Oktober 2021, abgerufen am 25. November 2021.
  12. Olma - Drei vermisste Kinder und 3G-Verstösse - Weniger Zwischenfälle an der diesjährigen Herbstmesse. 17. Oktober 2021, abgerufen am 25. November 2021.
  13. Andri Rostetter: Warum die Olma überleben wird. In: St. Galler Tagblatt. Abgerufen am 25. Oktober 2018.
  14. Training der Olma-Rennsäuli – Die Olma-Säuli sind in Bestform. Abgerufen am 25. November 2021.
  15. So hart trainieren die Olma-Säuli. Abgerufen am 25. November 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  16. Bewilligung von lokalen Sportwetten auf Schweinerennen an der Olma 2021: Gespa reicht Rekurs ein. 5. Oktober 2021, abgerufen am 25. November 2021.

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