Nico Schlotterbeck
Nico Schlotterbeck (* 1. Dezember 1999 in Waiblingen) ist ein deutscher Fußballspieler. Der Innenverteidiger steht beim SC Freiburg unter Vertrag und ist ehemaliger Juniorennationalspieler.
Nico Schlotterbeck | ||
Personalia | ||
---|---|---|
Geburtstag | 1. Dezember 1999 | |
Geburtsort | Waiblingen, Deutschland | |
Größe | 191 cm | |
Position | Innenverteidigung | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
–2007 | SG Weinstadt | |
2007–2014 | Stuttgarter Kickers | |
2014–2015 | VfR Aalen | |
2015–2017 | Karlsruher SC | |
2017–2018 | SC Freiburg | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
2018–2020 | SC Freiburg II | 25 (2) |
2019– | SC Freiburg | 38 (3) |
2020–2021 | → 1. FC Union Berlin (Leihe) | 16 (1) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
2017 | Deutschland U18 | 1 (0) |
2017–2018 | Deutschland U19 | 2 (0) |
2018 | Deutschland U20 | 3 (0) |
2019–2021 | Deutschland U21 | 13 (3) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. Stand: 19. Februar 2022 |
Karriere
Jugend in Baden-Württemberg
Schlotterbeck begann gemeinsam mit seinem älteren Bruder Keven seine Vereinslaufbahn im heimischen Rems-Murr-Kreis bei der SG Weinstadt.[1] Nach sieben Jahren bei den Stuttgarter Kickers folgte in der C-Jugend die Trennung, da er sich innerhalb des Vereins nicht durchsetzen konnte[2]; zwei Jahre zuvor war Keven bereits nach Backnang gewechselt. Nach einem Jahr beim VfR Aalen, das ein Onkel der Brüder, der ehemalige Profi Niels Schlotterbeck, als „Rückschritt“ bezeichnete[2], ging es für den Jungen im Jahr 2015 wieder aufwärts, als er in der U17 des Karlsruher SC aufgenommen wurde. Hier war Schlotterbeck bereits als Innenverteidiger aktiv und bildete den Abwehrverbund beispielsweise mit Tim Kircher, der später beim KSC zum Profi reifen sollte. Mit der Mannschaft landete er im oberen Tabellendrittel, schoss zwei Tore und musste aufgrund seiner robusten Spielweise nach seiner ersten Gelbsperre beinahe noch eine zweite absitzen. Bereits mit 16 erfolgte die Berufung in die vereinsinterne A-Jugend, in der Schlotterbeck wie zuvor in der U17 Stammspieler war. In seiner ersten Saison in der A-Junioren-Bundesliga, welche gleichzeitig seine letzte in Karlsruhe darstellte, wich der Spieler ab und an ins Mittelfeld aus, war aber ansonsten fester Bestandteil der Innenverteidigung. Er konnte trotz seiner Aufgaben als Verteidiger sieben Tore erzielen, davon drei mit dem Kopf, und ein weiteres vorbereiten.
Noch im April 2017 wurde Schlotterbeck nach seinen Leistungen von Trainer Meikel Schönweitz für die U18-Nationalmannschaft und somit erstmals für ein DFB-Juniorenteam nominiert, nach dem Ende der Ligasaison wechselte er zum SC Freiburg. Während Keven bereits für dessen U23 aktiv war, spielte Nico noch ein letztes Jahr in der U19. Auch bei den Breisgauern schaltete sich der regelmäßig berücksichtigte Abwehrspieler häufig ins Offensivspiel ein und erzielte erneut sieben Saisontore, diesmal sogar fünf per Kopf. Vor dem Sprung in den Herrenbereich gelang ihm noch mit Teamkameraden wie Yannik Keitel, Sascha Risch, Enzo Leopold oder Claudio Kammerknecht nach einem 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern der Gewinn des DFB-Juniorenvereinspokals.
Profi in Freiburg und Berlin
Gemeinsam mit Bruder Keven stieß Nico im Sommer 2018 zur von Christian Streich trainierten Bundesligamannschaft, mit der sie die Vorbereitung absolvierten und auch im Anschluss regelmäßig trainierten.[3] Nach Nicos Debüt am 25. Spieltag standen die beiden Innenverteidiger am 29. Spieltag bei der 1:2-Auswärtsniederlage in Bremen zusammen mit Dominique Heintz die gesamte Spielzeit über auf dem Feld. Auch in der Regionalliga Südwest spielten die Brüder häufiger zusammen und auch hier gelangen Nico zwei Tore. Während Keven die Spielzeit 2019/20 leihweise beim Aufsteiger Union Berlin verbrachte, versuchte Streich, Nico weiter in den Spielbetrieb der ersten Mannschaft zu integrieren. An den ersten drei Spieltagen folgten jeweils Einsätze über 90 Minuten, beim 3:0 gegen Mainz 05 war er gemeinsam mit Luca Waldschmidt und nach Keeper Alexander Schwolow sowie Lucas Höler laut dem kicker der Freiburger Spieler mit dem zweitbesten Notenschnitt (2,5).[4] Nach einem 1:2 gegen den 1. FC Köln am 3. Spieltag, bei dem Schlotterbeck zu den schlechtesten Akteuren gehörte[4], rückte stattdessen wieder Heintz in die Dreierkette, welche dieser fortan über einen längeren Zeitraum gemeinsam mit Robin Koch und Philipp Lienhart bildete. Schlotterbeck kam in der Folge nur noch zu einer weiteren Nominierung von Beginn an sowie weiteren Kurzeinsätzen und einem Spiel in der Regionalliga. Dafür erfolgte seitens Stefan Kuntz die Berufung ins U21-Nationalteam.
Nachdem Keven wieder nach Freiburg zurückgekehrt war und Union Berlin drei weitere Innenverteidiger abgegeben hatte, einigte man sich mit dem Klub auf eine Ausleihe Nicos.[5] Dieser lebte in Köpenick im direkten Vereinsumfeld[6] und lief in den ersten vier Saisonspielen dreimal (zweimal in der Liga, einmal im DFB-Pokal) über die volle Spielzeit auf, ehe ihn eine Oberschenkelverletzung bis zum Rückrundenbeginn außer Gefecht setzte. Nach seiner Rückkehr entwickelte sich Schlotterbeck zur Stammkraft in der Innenverteidigung und verdrängte Florian Hübner auf die Bank. Am 22. Spieltag triumphierte Nico mit Berlin nach einem 1:0 über seinen Hauptklub SC Freiburg und Bruder Keven, nachdem er das Hinrundenspiel noch verletzungsbedingt verpasst hatte. Im Anschluss ans Saisonende waren die Eisernen die Mannschaft mit den viertwenigsten Gegentoren (sogar eins weniger als der Meister FC Bayern München) und erwarben sich als Tabellensiebter durch den gleichzeitigen Pokalsieg des Vizemeisters Borussia Dortmund das Recht zur Teilnahme an der Qualifikation zur neu eingeführten UEFA Europa Conference League. Vor dem Bielefelder Amos Pieper und hinter Niklas Stark von Hertha BSC wurde der Innenverteidiger nach Saisonende erstmals in die Rangliste des deutschen Fußballs gewählt, wo er in der nationalen Klasse Rang 18 belegte.[7]
Da keine Verlängerung des Leihgeschäfts vorgesehen war, konnte Schlotterbeck, der während seiner Zeit in der Hauptstadt auch an Muskelmasse zugenommen hatte[2], keine internationalen Erfahrungen sammeln. Stattdessen gelangte er aber als Stammspieler mit der U21-Nationalmannschaft ungeschlagen bis ins Endspiel der Europameisterschaft 2021, bei der man Portugal schlug und den Titel holte. Resultierend aus diesem Erfolg wurde der U21-Europameister im Sommer von Bundestrainer Hansi Flick erstmals für das A-Nationalteam nominiert und folgte somit auf Freiburger Vorgänger wie Nils Petersen oder Robin Koch. Auch im Verein war der Spieler weiterhin erfolgreich. Hinsichtlich seiner Leistungen für Union Berlin setzte Trainer Streich bis zur Winterpause in allen 19 Saisonspielen auf den mittlerweile 21-Jährigen, der lediglich dreimal ausgewechselt wurde und ansonsten alle restlichen Einsatzminuten absolvierte. Somit konnte er sich unter anderem gegen seinen Bruder durchsetzen. Die ersten zehn Bundesligapartien endeten für den SC Freiburg und seinen Spieler ohne Niederlage, was im deutschen Profifußball nur der 1. FC Nürnberg, der zwölfmal in Folge nicht verlor, noch toppen konnte. In der Hinrundentabelle landete das Team auf Platz 3 und hatte gemeinsam mit dem Tabellenführer Bayern München die wenigsten Gegentore (16) hinnehmen müssen. Schlotterbeck köpfte gegen Borussia Mönchengladbach und die TSG 1899 Hoffenheim seine beiden ersten Bundesligatore, darüber hinaus gewann er 67,1 % seiner Zweikämpfe, in der Luft betrug seine Quote sogar 71,9 %.[1] Als Lohn für seine Leistungen stufte der kicker Schlotterbeck im Winter 2021/22 als besten Innenverteidiger der Liga ein, gemeinsam mit Bayerns Niklas Süle war er der Einzige, dem die internationale Klasse zugesprochen wurde. Der Verteidiger, welcher als erster Akteur Freiburgs überhaupt auf dem 1. Platz landete, überzeugte „auf ganzer Linie“ und konnte auch gegen die Stürmer der „Topteams“, beispielsweise Dortmunds Erling Haaland, bestehen. Besonders das Aufeinandertreffen mit Haaland, der kein Tor schießen konnte, bezeichnete Schlotterbeck später als eine Art Schlüsselerlebnis: „[...] in diesem Spiel habe ich gemerkt: Ich kann ein richtig guter Innenverteidiger werden und bin es zurzeit vielleicht schon.“[8] Das Magazin attestierte dem „modernen Innenverteidiger“ eine „giftige Zweikampfführung, eine ausgeprägte Ballsicherheit, ein gutes Aufbauspiel“ und „dynamische, die Offensive belebende Vorstöße“.[9]
Dieser äußerte sich im Dezember 2021 gegenüber dem kicker bezüglich seiner Zukunft wie folgt: „Ich bin kein Typ, der unbedingt in England oder Spanien spielen will. Ich wollte immer in der Bundesliga spielen, und das am liebsten beim besten Verein. [...] Wenn ich so weitermache und verletzungsfrei bleibe, kann ich ein richtig guter Innenverteidiger werden. [...] Wenn ich meine Leistung bringe, klopfen noch größere Vereine an. Wenn ich am Ende meiner Karriere 300 Ligaspiele und 50 Champions-League-Spiele habe, bin ich zufrieden.“[10] Nachdem ihn Sport1 nach der Aussage „Es gibt wohl kaum einen Spieler, den der FC Bayern nicht reizt. Aber ich bin jetzt erstmal beim SC Freiburg und konzentriere mich bis zum Ende auf die Saison, dann schaue ich, was die Zukunft bringt.“[11] mit den Münchnern in Verbindung brachte, gab der Spieler einige Tage später gegenüber der Sportschau an, auch über die Saison 2021/22 – nach der sein Vertrag auslaufen würde[12] – hinaus, weiterhin in Freiburg spielen zu wollen.[13]
Nationalmannschaft
Außerdem kam Schlotterbeck zu einem Einsatz in der U18-Nationalmannschaft, zu zwei Einsätzen in der U19-Nationalmannschaft und zu drei Einsätzen in der U20-Nationalmannschaft. Nachdem er schon am 5. September 2019 beim 2:0-Sieg gegen Griechenland für die U21-Nationalmannschaft debütiert hatte, berief ihn Stefan Kuntz in den Kader für die Endrunde der Europameisterschaft 2021. Er kam in allen Spielen jeweils über 90 Minuten zum Einsatz. Das Finale der Endrunde gewann Deutschland mit 1:0 gegen Portugal und kürte sich somit zum Europameister.[14]
Ende August 2021 wurde Schlotterbeck vom neuen Bundestrainer Hansi Flick für die im September stattfindenden Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2022 erstmals in die A-Nationalmannschaft berufen.[15]
Sonstiges
Sein Onkel Niels war ebenfalls als Fußballprofi aktiv und spielte unter anderem für die Stuttgarter Kickers, den SC Freiburg und Hannover 96 in der 1. und 2. Bundesliga. Sein älterer Bruder Keven (* 1997) und sein Cousin Marvin Zimmermann (* 1999)[17] sind ebenfalls Fußballspieler.
Weblinks
- Nico Schlotterbeck in der Datenbank von transfermarkt.de
- Nico Schlotterbeck in der Datenbank von weltfussball.de
- Nico Schlotterbeck in der Datenbank des Deutschen Fußball-Bundes
Einzelnachweise
- Nico Schlotterbeck: Freiburgs Verteidiger und der Traum vom „besten Verein“, swr.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Nico Schlotterbeck – Durchstarter mit langem Anlauf, swr.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Keven und Nico Schlotterbeck verlängern | SC Freiburg. Abgerufen am 8. Juni 2019.
- Spielereinsätze 2019/20, kicker.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Union leiht Nico Schlotterbeck. 31. Juli 2020, abgerufen am 31. Juli 2020.
- „Kruse führte mich ins Bundesliga-Leben ein“, bild.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Rangliste Sommer 2021, kicker.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Schlotterbeck berichtet von Schlüsselerlebnis mit Haaland, fussball.news, abgerufen am 6. Januar 2022
- Rangliste Winter 2021/22, kicker.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Passt Schlotterbeck zu den Bayern?, sport1.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- FC Bayern, News und Gerüchte: Nico Schlotterbeck spricht über den FC Bayern, spox.com, abgerufen am 6. Januar 2022
- Im Duell mit Haaland merkte Nico Schlotterbeck, was er wirklich kann, welt.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- Freiburgs Nico Schlotterbeck über die Wechselgerüchte, sportschau.de, abgerufen am 6. Januar 2022
- U21-Triumph für die „Geschichtsbücher“. weltfussball.de, 7. Juni 2021, abgerufen am 7. Juni 2021.
- Flicks erster DFB-Kader: Drei Neulinge, Müller und Reus dabei, kicker.de, 27. August 2021, abgerufen am 27. August 2021.
- Nico Schlotterbeck - Titel & Erfolge. Abgerufen am 8. Juni 2019.
- Marvin Zimmermann in der Datenbank von transfermarkt.de, abgerufen am 9. März 2019