Nemsdorf (Rohr)
Nemsdorf (umgangssprachlich: Nämschdoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Rohr im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Nemsdorf Gemeinde Rohr | |
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Höhe: | 340–367 m ü. NHN |
Einwohner: | 163 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91189 |
Vorwahl: | 0911 |
Blick aus südlicher Richtung über das Zwieselbachtal auf Nemsdorf |
Geographie
Lage
Das Dorf bildet mit dem nördlich gelegenen Göckenhof eine geschlossene Siedlung. Durch den Ort fließt der Zwieselbach, der ein linker Zufluss der Rednitz ist. Im Ort mündet der Wintergraben als rechter Zufluss des Zwieselbachs. Im Süden grenzt das St. Peterholz an. Im Nordwesten liegt die Pilzleite.
Die Kreisstraße RH 11/SC 1 führt nach Hengdorf (1 km westlich) bzw. nach Dietersdorf (1,5 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt am Göckenhof vorbei nach Eckershof (2,2 km nördlich).[3]
Zwischen Dietersdorf und Nemsdorf führt südlich des Zwieselbachtales, zwischen Waldgrenze und Wiesenaue, ein Wanderweg durch das Landschaftsschutzgebiet. In Nemsdorf folgt der beschilderte Weg am Weiher des Vierseithofes der Straße Am Wintergraben. Der Wanderweg durchquert den Wald am Fuße des Rotenberges und geleitet nach Hengdorf. Nördlich des Zwieselbaches verläuft der Weg über Kleinweismannsdorf nach Großweismannsdorf.[4]
Geologie
Der Landschaftsraum von Nemsdorf wird durch Sandsteinkeuper bestimmt. Die Keuperlandschaft weist eine klassische Schichtabfolge entlang des Zwieselbaches auf. Auf den tonigen Lehrbergschichten der Steigerwald-Formation lagern Blasensandstein und Coburger Sandstein der Hassberge-Formation. Die Talaue wird durch quartäre Talfüllungen bedeckt.[5]
Auf dem Sandsteinkeuper haben sich Braunerdeböden entwickelt. In der Talaue des Zwieselbaches dominieren hingegen grundwasserbeeinflusste Böden wie Gley.[6]
Klima
Nemsdorf liegt in der kühl-gemäßigten Klimazone und weist ein humides Klima auf. Das Zwieselbachtal befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem feuchten atlantischen und dem trockenen Kontinentalklima. Nach der Klimaklassifikation von Köppen/Geiger zählt Nemsdorf zum warm gemäßigten Regenklima (Cfb-Klima). Dabei bleibt die mittlere Lufttemperatur des wärmsten Monats unter 22 °C und die des kältesten Monats über −3 °C. Die sandigen Keuperflächen erwärmen sich im Frühjahr und Herbst schneller als die wiesengeprägten Aueflächen entlang des Zwieselbaches.[7]
Schutzgebiete
Die Tallandschaft und die angrenzenden Waldgebiete südlich der Dietersdorfer Straße sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und Bestandteil des 14.569 Hektar großen Schutzgebietes Südliches Mittelfränkisches Becken westlich der Schwäbischen Rezat und der Rednitz mit Spalter Hügelland, Abenberger Hügelgruppe und Heidenberg.[8]
Geschichte
Der Ort wurde in einem Schreiben König Heinrichs von 1225 als „Nemsdorf“ erstmals urkundlich erwähnt,[9] in dem er das Nürnberger Schottenkloster St. Egidien mit drei Lehen in Nemsdorf in seinen Schutz nahm. Die Gründung des Ortes dürfte viel früher, wahrscheinlich zwischen 800 und 1000, durch einen Siedler namens Nemoj erfolgt sein. Die intensivere Besiedelung der Gegend mit freien Bauern erfolgte erst im 11. und 12. Jahrhundert durch Reichsministeriale der damals herrschenden Hohenstaufen. Die Schreibweise Nemsdorfs änderte sich im Lauf der Jahrhunderte mehrmals: „Nemszdorff“ wurde zu „Nemstorf“ (1261), „Memstorf“ (1340), „Nemstorff“ (1425), „Niembstorff“ (1530), „Nembstorff“ (1548), „Nembsdorff“ (1648) und „Nembsdorf“ (1801). Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Nemoj, der Personenname des Siedlungsgründers.[10]
Im 13. Jahrhundert bestand der Ort aus vier Ganzhöfen.[11] 1434 wurden im markgräflichen Salbuch für „Nemszdorff“ fünf Anwesen verzeichnet, von denen nur ein Gut markgräflich war, während zwei weitere Güter und zwei Seldengüter fremdherrisch waren. 1530 gab es bereits neun Anwesen, von denen ein Hof dem Markgraftum Ansbach, drei Güter der Reichsstadt Nürnberg und fünf Güter der Nürnberger Patrizierfamilie Haller von Hallerstein unterstanden. 1623 und 1682 gab es nur sieben Anwesen, die allesamt Nürnberger Grundholden unterstanden. 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Nemsdorf zehn Anwesen und ein Hirtenhaus. Ein halbes Anwesen unterstand dem Kastenamt Schwabach, drei Anwesen dem Reichen Almosen der Reichsstadt Nürnberg und sechseinhalb Anwesen den Nürnberger Eigenherrn (von Ebner: eines, von Haller: fünfeinhalb).[12]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Nemsdorf mit Göckenhof eine Realgemeinde. In Nemsdorf gab es weiterhin zehn Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte die Reichsstadt Nürnberg inne. Grundherren waren das Kastenamt Schwabach (1⁄2 Ganzhof), das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Ganzhof, 1 Dreiviertelhof) und Nürnberger Eigenherren (von Ebner: 1 Ganzhof; von Haller: 1⁄2 Ganzhof, 1 Halbhof, 1 Köblergut, 4 Gütlein).[13]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justizamt Schwabach.[14] 1801 gab es 13 Anwesen, wovon nur eines vom Kammeramt Schwabach verwaltet wurde.[15]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Nemsdorf dem Steuerdistrikt Regelsbach (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Regelsbach zugeordnet. Am 1. Mai 1978 wurde Nemsdorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Rohr eingegliedert.[14]
Baudenkmäler
- Am Wintergraben 2: Vierseithof
- Dietersdorfer Str. 3: Dazugehörige Scheune
- Steiner Str. 18: Dazugehörige Fachwerkscheune
Religion
Der Ort ist seit der Reformation überwiegend evangelisch-lutherisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Georg (Dietersdorf) gepfarrt.[13]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Nembsdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 725 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 407, 481.
- Georg Paul Hönn: Nemsdorff. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 498 (Digitalisat).
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 50.
Weblinks
- Nemsdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Nemsdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 23. September 2019.
- Nemsdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 348 (Digitalisat).
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 50. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: nęmšdǫɘf.
- Nemsdorf im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Nemsdorf im BayernAtlas (Thema Freizeit in Bayern)
- UmweltAtlas Bayern: Digitale Geologische Karte 1:25.000. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 11. Mai 2018.
- UmweltAtlas Bayern: Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000 (ÜBK25). Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 11. Mai 2018.
- Klima. Climate-Data.org, abgerufen am 11. Mai 2018.
- Nemsdorf im BayernAtlas (Thema Umwelt)
- F. Eigler: Schwabach, S. 237.
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 50.
- F. Eigler: Schwabach, S. 246.
- F. Eigler: Schwabach, S. 237.
- F. Eigler: Schwabach, S. 407.
- F. Eigler: Schwabach, S. 481.
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp 725.
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 62 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 238 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1261 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1298 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 825 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 180 (Digitalisat).