Muzeum Kolekcji im. Jana Pawła II
Das Muzeum Kolekcji im. Jana Pawła II (deutsch etwa: Museum der Johannes-Paul-II-Sammlung) ist eine umstrittene, dem Papst Johannes Paul II. gewidmete Gemäldesammlung, die im Gebäude der ehemaligen Börse und Nationalbank in Warschau untergebracht ist. Sie wird zu den bedeutendsten Sammlungen europäischer Kunst in Warschau gezählt[1]. Zur Sammlung gehören rund 450 Exponate vorwiegend Alter Meister und des Impressionismus.
Geschichte
Die Sammlung wurde von Zbigniew und Janina Porczyński[2] seit dem Jahr 1981 zusammengetragen. In den ersten drei Jahren konzentrierte das Ehepaar sich auf den Erwerb von Gemälden mit biblischen Thematiken. Später kamen auch Porträts und impressionistische Werke dazu. 1986 übertrugen die Eheleute die damals rund 400 Exponate umfassende Sammlung dem Erzbistum Warschau[3] sowie der polnischen Nation. Die Sammlung wird in Form einer Stiftung („Fundacja Arteks“, registriert am 27. Februar 2002[4]) geführt. Erstmals wurde ein Teil der Werke am 5. November 1987 in Warschau im Museum des Warschauer Erzbistums (Muzeum Archidiecezji Warszawskiej) in der Ulica Solec 61 gezeigt. Die Ankündigung führte zu langen Warteschlangen vor dem Museum. Ein zweiter Teil der Sammlung wurde vom 14. September bis zum 30. Dezember 1988 präsentiert[5].
1989 entschieden die Begünstigten der Stiftung, der Primas Polens und das polnische Kunst- und Kulturministerium die Schaffung eines Museums, um eine ständige Ausstellung der Sammlung zu ermöglichen. Am 20. Juli 1990 wurde die Gründung von Kardinal Józef Glemp und der Ministerin Izabela Cywińska vollzogen[5]. Die Stadt Warschau steuerte als Ausstellungsstätte und Sitz des neuen Museums das 1825 von Antonio Corazzi erbaute und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererrichtete Gebäude der ehemaligen Börse bei. Hier befindet die Sammlung sich noch heute. Sie wurde in den letzten 20 Jahren um weitere 50 Gemälde und Skulpturen ergänzt.
Briefmarken
Am 16. Januar 1992 gab die Polnische Post (Poczta Polska) eine Serie von sechs Briefmarken im Wert von 700 bis 3000 Złoty heraus, die den Titel „Arcydzieła z kolekcji im. Jana Pawła II“ (deutsch: Meisterwerke der Johannes Paul II.-Sammlung) trugen. Auf den Marken mit Auflagen von 1,8 bis 7 Millionen Exemplaren befinden sich die Selbstporträts von[6]:
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Kritik
Verschiedene Fachleute äußern seit 1987 Zweifel an der Echtheit vieler bedeutender Werke der Sammlung. So veröffentlichten die polnischen Kunsthistoriker Mieczysław Morka[5] und Waldemar Łysiak mehrfach Kritik zur Sammlung[7]. Ein von Alfred Sisley signiertes Werk (Flusslandschaft) soll eine Fälschung von Tom Keating sein[8].
Auch die Arbeit der Stiftung sowie die Überlassung des Museumsgebäudes an die Stiftung (die sich zum Teil durch die Organisation gewerblicher Veranstaltungen in den Räumlichkeiten finanziert) wurden kritisiert[9]. Zu Fälschungsvorwürfen und der Behauptung einer undurchsichtigen Finanzierung der Stiftung durch die öffentliche Hand gab es jahrelange Rechtsstreitigkeiten[10].
Sammlung
Die Ausstellung in den acht dazu genutzten Säalen des Museums ist thematisch geordnet: Impressionisten, Mythologie und Allegorie, Porträts und Selbstbildnisse (in dem zweistöckigen Saal „Rotunda“), Mütter und Kinder, Marienbildnisse, biblische Themen, Stillleben und Landschaften (in der Galerie) sowie ein dem polnischen Maler Wojciech Gerson gewidmeter Raum, der das Monumentalgemälde „Chrzest Litwy“ (deutsch: Die Taufe Litauens) enthält. Diese Einteilung ist weniger kunsthistorisch als vielmehr in der katholischen Werteordnung begründet[7].
Künstler
Der überwiegende Teil des Sammlung besteht aus Werken italienischer, holländischer, spanischer und britischer Alter Meister bzw. von deren Mitarbeitern und Schülern. Ein kleinerer Teil stammt von Impressionisten. Zu den vertretenen Künstlern gehören:
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Gemälde (Auswahl)
- Fritz Züber-Buhler
Mädchen mit Girlande
1850er Jahre
Einzelnachweise
- gem. Mirko Kaupat und Knut Krohn, Warschau. Reisen mit Insider-Tipps, 2. Auflage, Mairdumont, Ostfildern 2009 S. 46
- Zbigniew Porczyński (1919–1998) war ein polnischer Chemiker, Erfinder und Unternehmer. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er in Leicester und promovierte in Leeds. Seine Frau war Janina Porczyńska (*1928)
- gem. Małgorzata Danecka, Thorsten Hoppe, Warschau entdecken. Rundgänge durch die polnische Hauptstadt, Trescher Verlag, ISBN 978-3-89794-116-8, Berlin 2008, S. 129
- gem. Eintrag im Polnischen Handelsregister
- gem. Mieczysław Morka, Kolekcja im. Jana Pawła II, Kompromitacja kościoła i państwa, ISBN 83-87761-17-6, Agencja Wydawnicza Il Libro, Warschau 1999 (in Polnisch)
- gem. Ansichten im Katalog Znaków Pocztowych (kzp.pl), abgerufen am 2. Oktober 2012
- gem. Mark Salter und Jonathan Bousfield, Rough Guide to Poland, ISBN 1-85828-849-5, Rough Guides Ltd., London 2002, S. 105f (in Englisch)
- gem. Łukasz Radwan, Pralnia płócien, in: Wprost, Ausgabe 3/2006 (Nr. 1206), in Polnisch
- gem. Dariusz Witkowski, W gości do Jego Świątobliwości (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Zeitschrift Nie, Ausgabe 8/2009 (in Polnisch)
- gem. Bronisław Tumiłowicz, Sztuka i bezprawie in der Wochenzeitung „Tygodnik Przegląd“, Ausgabe 35/2003 (in Polnisch)
- Raimundo de Madrazo y Garreta war der Sohn des Malers Federico de Madrazo y Kuntz
Siehe auch
Weblinks
- Website des Museums (polnisch)
Literatur
- Fundacja Arteks (Hrsg.), Malarstwo Europejskie od XV do XX wieku. Kolekcja imienia Jana Pawła II fundacji Janiny i Zbigniewa Karola Porczyńskich, Warschau 1990
- Informationsblatt des Museums: Muzeum Kolekcji im. Jana Pawła II w Warszawie; The Museum Collection in Warsaw named for Pope John Paul II (in Englisch)