Pompeo Batoni
Pompeo Girolamo Batoni, auch Pompeo Battoni (* 5. Februar 1708 in Lucca; † 4. Februar 1787 in Rom) war ein italienischer Maler. Batoni gilt als Erfinder des Touristenporträts. Er entwickelte diesen Porträttyp für englische Touristen in Rom.[1]


Leben
Batoni, ein Schüler Sebastiano Concas und Agostino Masuccis, durch Kaiser Joseph II. in den Adelstand erhoben, starb am 4. Februar 1787 in Rom. Er wurde in seiner Zeit sehr hoch geschätzt und in eine Linie mit Anton Raphael Mengs gestellt. Seine Karriere als selbstständiger Maler begann 1739 anekdotenhaft. Während eines Regenschauers suchte Gabrielli di Gubbio, ein Graf aus dem umbrischen Baccaresca, Schutz vor dem Unwetter unter einem Portikus des römischen Konservatorenpalastes. Hier traf er auf den Künstler, der dort einige Zeichnungen machte. Sie kamen ins Gespräch und der Graf begleitete den Künstler in dessen Atelier. Von dem Gezeigten angetan, erteilte der Graf ihm den Auftrag für ein Altargemälde der römischen Kirche San Gregorio Magno al Celio. Sein erstes bedeutendes Werk ist dort am linken Seitenaltar bis heute erhalten.

Anfangs suchte er anhand der Antike und des Studiums nach Raffael die manieristische Richtung seinerzeit zu bekämpfen, kam aber nicht über eine akademische Haltung und oberflächliche Anmut hinaus.
Von seinen Werken sind die berühmtesten: die büßende Maria Magdalena (um 1742, Öl auf Leinwand, ehemals in der Gemäldegalerie in Dresden, Kriegsverlust beim Bombenangriff am 13. Februar 1945), eine heilige Familie, Thetis, den Achilles von dem Centauren Chiron zurückerhaltend, Vulkan in der Schmiede, die Enthaltsamkeit des Scipio (in der Eremitage zu St. Petersburg), die Familie des Darius vor Alexander (für den König von Preußen gemalt), das von den vier Weltteilen angebetete Herz Jesu (eine große Altartafel, 1780 für eine neuerbaute Kirche zu Lissabon angefertigt), die Decke der Galerie Colonna zu Rom, die Porträts der Päpste Benedikt XIV., Clemens XIII. und Pius VI., des Kaisers Joseph II. und seines Bruders Leopold von Toscana (im Belvedere zu Wien). In der römischen Kirche Sant’Eligio de’ Ferrai wird ihm ein Gemälde zugeschrieben.
Standort der Gemälde oder Sammlungen bezieht sich auf das Jahr 1889. Diese können sich heute woanders befinden (so befindet sich das Gemälde von Joseph II. und seinem Bruder heute im Kunsthistorischen Museum in Wien).
Rezeption
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Batoni war mit seinen prachtvollen Bildern über vier Jahrzehnte lang sehr erfolgreich. Britische Reisende klagten über die hohen Preise, die er für Porträts forderte.[2] In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts trat ein Wandel des vorherrschenden Geschmacks ein, der sich auch in Batonis Spätwerk ab 1780 zeigt.[3] Im 19. und 20. Jahrhundert zählte er nicht mehr zum Kanon der großen Maler. „Genies“ (im Frühbarock beispielsweise Caravaggio) wurden höher geschätzt als die „Könner“ der spätbarocken Repräsentationskunst. Anlässlich seines 300. Geburtstags 2008 fanden jedoch mindestens drei bedeutende Ausstellungen statt (Houston 2007/08, London 2008, Lucca 2008/09).
Humorig und mit ironischer Abfälligkeit äußerte sich der Journalist, Schriftsteller und Maler Joachim Fernau. Er hielt Bat(t)oni, der sich wohl zeit seines Lebens nicht über die Schreibweise seines eigenen Namens entscheiden konnte, für eine Koryphäe, die sich nicht zu schade war, auch fürchterlichen Schund zu produzieren – eben jene büßende Maria Magdalena.[4]
Literatur
- Werkverzeichnisse
- Anthony M. Clark: Pompeo Batoni – A complete catalogue of his works with an introductory text. New York University Press, New York 1985, ISBN 0-8147-1397-1 (englisch).
- Edgar Peters Bowron: Pompeo Batoni – A complete catalogue of his paintings. Yale University Press, New Haven/London 2016, ISBN 978-0-300-14816-9 (englisch, 2 Bände, über 480 Gemälde und 250 Zeichnungen).
- Sonstige Literatur
- Ernst Emmerling: Pompeo Batoni. Sein Leben und Werk. Diss. Köln 1932.
- Edgar Peters Bowron, Peter Björn Kerber: Pompeo Batoni. Prince of Painters in Eighteenth-Century Rome. Yale University Press 2007 (Katalog zur Ausstellung in Houston, Museum of Fine Arts).
Weblinks
Einzelnachweise
- Andrea M. Kluxen: Das Ende des Standesporträts. Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848. Fink, München 1989, S. 95f.
- Christopher Hibbert: The Grand Tour. Guild Publishing, London 1987, S. 180 (englisch).
- Harald Keller u. a.: Die Kunst des 18. Jahrhunderts (= Propyläen Kunstgeschichte. Band 10). Propyläen Verlag, Berlin 1971, S. 343, 352 (Text von Peter Eikemeier).
- Joachim Fernau: Wo bitte geht’s zu Raffael und andere Kunstgeschichten. Hrsg.: Gabriele Fernau. 2. Auflage. Ullstein, München 2002, Meine Referenz (sic) der „Büßenden Magdalena“, S. 9–16. – In das von ihm bearbeitete Künstlerlexikon hatte Fernau den Maler gar nicht erst aufgenommen: Joachim Fernau: Knaurs Lexikon alter Malerei. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München/Zürich 1958, S. 29.