Abraham Brueghel
Abraham Brueghel, genannt Neapolitaner (in Italien: Abramo Brughelo fiamengo; 〰 (getauft am) 28. November 1631 in Antwerpen; † 1697 in Neapel)[1] war ein flämischer Maler des Barock aus der Brueghel-Dynastie. Er lebte und wirkte fast ausschließlich in Italien.
Leben
Er war der zweite, und wohl auch begabteste, Sohn von Jan Brueghel dem Jüngeren und seiner Frau Anna Maria Janssens (um 1605–1668), und somit ein Enkel von Jan Brueghel dem Älteren.[1] Seine erste Ausbildung erhielt er von seinem Vater, der bereits 1646 ein kleines, von dem 14- oder 15-jährigen „Abram“ gemaltes Blumenbild zum Verkauf anbot.[2][1]
Sehr jung ging er nach Italien und arbeitete laut Saur (1996) im Jahr 1649 für den Fürsten Antonio Ruffo in Messina. Andere Autoren (Giltaij, 1999, S. 94; Bodart, 1973, S. 139) bestreiten das und meinten, er sei 1648–49 in Rom gewesen.[1]
Gesichert ist seine Anwesenheit in Rom etwa ab 1659.[1] Wahrscheinlich ist er identisch mit einem Maler namens Brugolo fiammengo, der 1660 beschuldigt wurde, den französischen Maler François Chiave mit einem Teller oder einer Platte geschlagen zu haben, nachdem er von diesem beleidigt worden war – der Vorfall ereignete sich in der Via Babuino, wo Brueghel zu der Zeit wohnte.[1]
1666 heiratete Abraham Brueghel in Rom seine erste Frau Angela Buratti, die jedoch nur wenige Jahre später, um 1669, starb.[1]
Am 3. August 1670 wurde er in die Malergilde Roms, die Accademia di San Luca, aufgenommen; er gehörte auch zu den Bentvueghels und war da unter dem Bentnamen „Rhyngraef“ (Rheingraf) bekannt.[1][3] Aus demselben Jahr sind signierte Gemälde von ihm erhalten, die er mit fecit Roma 1670 datierte.[3][1] Typisch für seine Signatur ist die Verschmelzung der Initialen A und B (ABruegel oder ABreugel).[3]
Im März 1671 ist er zum ersten Mal in Neapel nachgewiesen, wo er am 28. Oktober 1672 seine zweite Frau Maria Angela Borani oder Boccati (gestorben 1678) heiratete. Laut Bernardo De Dominici hatte Abraham Brueghel drei Kinder, zwei Söhne namens Gasparo und Pompilio, sowie eine Tochter.[4] Abraham Brueghel lebte von 1674 bis zu seinem Tode im Jahr 1697 in Neapel, wo seine Malerei sehr bewundert wurde und er „sehr berühmt“ („famosissimo“) war.[5]
In seiner Kunst ging er in der italienischen Stillleben-Tradition auf und ihm wird ein wichtiger Einfluss auf die neapolitanische Schule der Blumen- und Früchtemalerei zugeschrieben. Seine in einem hochbarocken Stil gemalten Stillleben sind weniger der minutiösen Naturnachahmung nordischer Künstler verpflichtet als vielmehr durch italienische Künstler beeinflusst, wie den in Rom wirkenden Michelangelo del Campidoglio (eigtl. Michele Pace), mit dem es auch schon Zuschreibungsprobleme gab,[6] sowie Mario Nuzzi oder den Neapolitaner Paolo Porpora.[1] Typisch ist die üppige Wirkung seiner dekorativen Arrangements und ein lebendiger, schwungvoller Malstil mit satten, warmen Farben;[2] es fällt auch ein Hang zu bläulich gebrochenen Rot- bzw. Purpurtönen auf. Gerne bildete er (seinerzeit) typische Südfrüchte wie Granatäpfel, Feigen, Pfirsiche oder Melonen ab. Abraham Brueghel arbeitete öfters mit anderen Malern zusammen, die zu den gemeinsamen Werken die Figuren beisteuerten, während er die Blumen oder Früchte malte. Besonders gern scheint er mit Guglielmo Cortese (Guillaume Courtois) zusammengearbeitet zu haben,[1] außerdem mit Baciccio, Carlo Maratta, Giacinto Brandi (1623–1691)[7] und laut De Dominici auch mit Luca Giordano.[4][3]
Literatur
- Bruegel (auch Brueghel), Abraham (gen. Neapolitaner), in: Lexikon der Kunst, Bd. 2, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1994, S. 334
- Didier Bodart: Abraham Brueghel et la nature morte romaine du XVIIème siecle, in: Colloqui del Sodalizio 4 (1973/74), S. 139–142
- Bernardo De Dominici: Abramo Brughel Fiamengo, in: Vite de pittori, scultori e architetti napolitani, vol. III, 1743, S. 297 f (italienisch; Abruf am 27. Januar 2021)
- Jeroen Giltaj: Ruffo en Rembrandt: over een Siciliaanse verzamelaar in de zeventiende eeuw die drie schilderijen bij Rembrandt bestelde, Walburg Pers, Zutphen, 1999
- Dieter Graf, Eric Schleier: Guglielmo Cortese und Abraham Brueghel, in: Pantheon 31 (1973), S. 46–57
- Bruegel, Abraham. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 5: Brewer–Carlingen. E. A. Seemann, Leipzig 1911, S. 97 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Abraham Brueghel. Biografische Daten und Werke im Niederländischen Institut für Kunstgeschichte (niederländisch)
- Marie-Louise Haire: Brueghel, Abraham, in: Dictionnaire des peintres belges (französisch; Abruf am 15. Januar 2021)
- Abraham Brueghel und Antonio Amorosi: Großes Früchtestillleben in Landschaft mit spielenden Kindern, mit Biografie Abraham Brueghels, auf der Website von Auktionshaus Hampel, München (Abruf am 20. Januar 2021)
Einzelnachweise
- Abraham Brueghel. Biografische Daten und Werke im Niederländischen Institut für Kunstgeschichte (niederländisch)
- Marie-Louise Haire: Brueghel, Abraham, in: Dictionnaire des peintres belges (französisch; Abruf am 15. Januar 2021)
- Bruegel, Abraham. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 5: Brewer–Carlingen. E. A. Seemann, Leipzig 1911, S. 97 (Textarchiv – Internet Archive).
- S. 298 in: Bernardo De Dominici: Abramo Brughel Fiamengo, in: Vite de pittori, scultori e architetti napolitani, vol. III, 1743, S. 297 f (italienisch; Abruf am 27. Januar 2022)
- S. 297 in: Bernardo De Dominici: Abramo Brughel Fiamengo, in: Vite de pittori, scultori e architetti napolitani, vol. III, 1743, S. 297 f (italienisch; Abruf am 27. Januar 2022)
- Artikel zu: Michele Pace, detto Michelangelo del Campidoglio: Still life with fruit around a stone bass relief, with a green anole lizard in the foreground. 2016 (?) in Auktion bei Sotheby’s (englisch; Abruf am 28. Januar 2021)
- Biografie Abraham Brueghels in: Abraham Brueghel und Antonio Amorosi: Großes Früchtestillleben in Landschaft mit spielenden Kindern, auf der Website von Auktionshaus Hampel, München (Abruf am 20. Januar 2021)