Moorfrosch
Der Moorfrosch (Rana arvalis) gehört innerhalb der Ordnung der Froschlurche zur Familie der Echten Frösche und ebenso zur Gattung der Echten Frösche. Außerdem fasst man ihn nach Aussehen und Lebensweise mit anderen Arten (vergleiche: Grasfrosch, Springfrosch) zu den sogenannten Braunfröschen zusammen.
Moorfrosch | ||||||||||||
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Moorfrosch (Rana arvalis), jüngeres Weibchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rana arvalis | ||||||||||||
Nilsson, 1842 |
Merkmale
Es handelt sich um einen recht schlanken, zierlichen Braunfrosch mit zugespitzter Schnauze. Die Pupillen stehen waagerecht, das Trommelfell ist deutlich sichtbar innerhalb des Schläfenflecks, aber recht klein (Größe etwa 2/3 des Augendurchmessers) und weit vom Auge entfernt. Der Fersenhöcker ist im Gegensatz zum manchmal ähnlich aussehenden Grasfrosch hoch gewölbt und fest.
Die Kopf-Rumpf-Länge der Männchen und Weibchen reicht von 5 bis 6, ausnahmsweise bis 8 Zentimeter. Die Oberseite ist hell- bis dunkelbraun, es treten aber auch rötlichbraun gefärbte sowie stark schwarz gefleckte Tiere auf. Der braunfroschtypische Schläfenfleck hinter dem Auge ist dunkelbraun. Über die Rückenmitte läuft oft ein breites, helles Längsband, das dunkel gesäumt ist; dieses kann aber auch fehlen. Die Drüsenleisten auf dem Rücken sind oft weiß gerandet und deutlich ausgeprägt. Die Flanken sind zum Teil auffällig schwarz marmoriert. Der Moorfrosch wirkt daher insgesamt vergleichsweise lebhaft gezeichnet; die Variationsbreite ist dabei individuell sehr groß. Erst durch eine Kombination mehrerer Bestimmungsmerkmale ist manchmal eine sichere Abgrenzung von anderen Braunfroscharten möglich. Die Bauchseite ist weißlich und meist ungefleckt.
Blaufärbung der Männchen
Während des Höhepunktes der Paarungszeit kann die Haut der Männchen durch spektrale Reflexionen bläulich-violett bis intensiv himmelblau erscheinen – entweder nur an einigen Körperpartien wie um das Trommelfell und an den Flanken oder auch an der gesamten Oberseite einschließlich der Extremitäten. Damit besteht beim Moorfrosch ein saisonaler Geschlechtsdimorphismus hinsichtlich der Färbung, wie er bei europäischen Froschlurchen sonst kaum beobachtet wird. Welche Faktoren diese Umfärbung und ihre Intensität verursachen, ist nicht im Einzelnen geklärt. Umgebungsbedingungen wie die Region, das einzelne Biotop, die Witterung, der saisonale Fortschritt (Jahreszeit) oder auch die Bestandsdichte innerhalb der Laichgesellschaft scheinen eine Rolle zu spielen. Bei der Anwanderung in das Laichgewässer sind die Tiere in der Regel noch braun gefärbt. Erst mit zunehmenden Balzaktivitäten im Gewässer ist eine sukzessive stärker werdende Blauverfärbung bei den Männchen zu erkennen, die individuell meist nur wenige Tage andauert. Welche Funktion der Farbwechsel hat, ist ebenfalls nicht eindeutig bekannt. Es könnte sich um ein visuelles Signal gegenüber den Weibchen oder auch gegenüber konkurrierenden Männchen handeln.[1]
Fortpflanzung
Der Paarungsruf der Männchen ist ein leises Glucksen wie „uog ...uog ... uog...“ – ähnlich dem Blubbern entweichender Luft aus einer unter Wasser getauchten, leeren Flasche. Normalerweise versammeln sich die Tiere an bestimmten Stellen im Flachwasser und bilden gemeinsame Rufchöre und Laichgesellschaften. In Mitteleuropa liegt die Hauptruf- und Laichzeit meistens in der dritten Märzdekade oder der ersten Aprildekade, bei sehr langen Winterverläufen auch noch später im April. Die Rufe sind sowohl tagsüber (vor allem bei Sonnenschein) als auch nachts zu hören.
Die Laichballen mit je etwa 500 bis 2000 Eiern ähneln denen des Grasfrosches, sind aber im Durchschnitt kleiner hinsichtlich Eidurchmesser, Gallertschichtdicke und Klumpengröße. Die Eier sind oberseits dunkel- bis graubraun gefärbt, unterseits weisen sie einen größeren, nicht scharf begrenzten hellen Polfleck auf. Der Eidurchmesser beträgt 1,5 bis zwei Millimeter. Jedes Weibchen bringt pro Saison wohl nur einen Laichballen hervor; die Zahl der Eier darin ist abhängig vom Lebensalter und der körperlichen Verfassung des Weibchens. Der Laich ist auch für Fachleute nicht in jedem Fall sicher von dem anderer Braunfroscharten zu unterscheiden.
Der Ruderschwanz der älteren Kaulquappen ist etwa anderthalbmal so lang wie der Rumpf und endet spitz. Ihre Gesamtlänge beträgt maximal 45 Millimeter. Nach etwa dreimonatiger Entwicklungszeit erfolgt die Metamorphose zum Landtier.
Lebensraum und Verbreitung
Der Moorfrosch besiedelt bevorzugt Lebensräume mit hohem Grundwasserstand oder periodischer Überschwemmungsdynamik, vor allem Niedermoore, Bruchwälder, sumpfiges Extensivgrünland, Nasswiesen sowie Weichholzauen der größeren Flüsse, Hoch- und Zwischenmoore. Dort befinden sich auch seine Laichgewässer, die sich durch Sonnenexposition und teilweise Verkrautung mit Seggen-, Binsen- und Wollgrasrieden oder Flutrasen auszeichnen. Zur Überwinterung werden unter anderem Gehölzbiotope aufgesucht.
Die Verbreitung der Nominatform Rana arvalis arvalis reicht vom westlichen Mitteleuropa (Niederlande, Deutschland) über Polen, das Baltikum und den europäischen Teil Russlands bis weit nach Sibirien (etwa bis zum Baikalsee). Auch nördlichere Teile Skandinaviens, Kareliens sowie der Halbinsel Kola werden besiedelt. Daneben wird eine weitere Unterart differenziert, die in Südpolen, der Slowakei, im südöstlichen Österreich (in diesem Land sind beide Formen vertreten), in Ungarn, Slowenien, Nordserbien, Rumänien, Moldawien und der Ukraine vorkommt: der Balkan-Moorfrosch (Rana arvalis wolterstorffi). Neuerdings wird die Berechtigung dieses Unterart-Status angezweifelt.
Innerhalb Deutschlands liegen die Verbreitungsschwerpunkte des Moorfrosches im Nord- und Ostteil, insbesondere im Nordostdeutschen Tiefland. In Mittel-, West- und Süddeutschland ist er nur sehr lückig vertreten; in diesen Regionen ist die Art vielfach stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.
Gefährdung und Schutz
Der auf permanent nasse Biotope angewiesene Moorfrosch leidet besonders unter der großräumigen Trockenlegung und Kultivierung von Mooren und anderen Feuchtgebieten. In von Natur aus schwach gepufferten Laichgewässern innerhalb von Mooren kann „saurer Regen“ zu einem Absinken des pH-Wertes unter einen kritischen Bereich (etwa <4,5) zu Verpilzung und Absterben des Laiches führen. Intensive Landwirtschaft und auch Straßenverkehr bedingen eine Verinselung der Populationen.
Gesetzlicher Schutzstatus (Auswahl)[2]
- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Anhang IV (streng zu schützende Art)
- Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): streng geschützt
Nationale Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)[3][4]
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: 3 – gefährdet
- Rote Liste Österreichs: VU (entspricht: gefährdet)
- Rote Liste der Schweiz: DD (Datenlage defizitär; vermutlich ist die Art hier ausgestorben)
Literatur
- Dieter Glandt: Der Moorfrosch. Einheit und Vielfalt einer Braunfroschart. Beih. 10 der Zeitschrift für Feldherpetologie, Laurenti-Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-933066-32-8.
- Rainer Günther & Heinz Nabrowsky: Moorfrosch – Rana arvalis Nilsson, 1842. In: Rainer Günther (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. G. Fischer-Verlag, Jena 1996, S. 364–388, ISBN 3-437-35016-1.
- Andreas & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06340-2.
- Hans Schneider & Dieter Glandt: Beitrag zur Kenntnis der Rufe des Moorfrosches, Rana arvalis. In: Dieter Glandt und R. Jehle (Hrsg.): Der Moorfrosch/The Moor Frog. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 13, 2008, S. 159–166.
Weblinks
Einzelnachweise
- Cornelia Ries, Marc Sztatecsny & Walter Hödl: Geschlechtsspezifischer Farbwechsel beim Moorfrosch (Rana arvalis) während der Paarungszeit. S. 127–134 in: Dieter Glandt & Robert Jehle (Hrsg.): Der Moorfrosch/The Moor Frog. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 13, Laurenti-Verlag, Bielefeld 2008. ISBN 978-3-933066-37-4
- Moorfrosch bei www.wisia.de
- Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands 1: Wirbeltiere. Landwirtschaftsverlag, Münster 2009, ISBN 978-3-7843-5033-2
- Online-Übersicht bei www.amphibienschutz.de