Mistral (Rakete)

Die Mistral-Rakete ist eine Fire-and-Forget-Flugabwehrrakete mit zweistufigem Feststoff-Raketenmotor. Sie kann von boden-, luft- und seegestützten Systemen abgefeuert werden. Mistral steht für Missile Transportable Antiaérien Léger.

Mistral


Mistral am 14. Juli 2014 in Paris

Allgemeine Angaben
Typ Flugabwehrrakete
Heimische Bezeichnung Mistral
Herkunftsland Frankreich Frankreich
Hersteller MBDA
Entwicklung 1974[1]
Indienststellung 1988
Technische Daten
Länge 1,86 m
Durchmesser 90 mm
Gefechtsgewicht 18,7 kg
Spannweite 180 mm[1]
Antrieb Feststoff-Raketentriebwerk
Geschwindigkeit Mach 2,5
Reichweite 0,5–6 km[1]
Dienstgipfelhöhe 10–3.000 m
Ausstattung
Zielortung passiv IR
Gefechtskopf 3 kg Splittergefechtskopf
Zünder Laser-Annäherungszünder und Aufschlagzünder
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Geschichte

Das Projekt wurde 1974 in Frankreich durch Matra, Aérospatiale und TDA gestartet, die ersten Prototypen wurden bereits sechs Jahre später getestet. 1988 wurde die „Mistral 1“ bei den französischen Streitkräften in Dienst gestellt. Seit 2000 wurden „Mistral-2“-Raketen gebaut und ausgeliefert und seit 2014 „Mistral-3“-Raketen. Aktuell wird die Weiterentwicklung bzw. Herstellung der Mistral-Raketen vom MBDA Konzern realisiert. Entwickelt wurde die Rakete für den Einsatz gegen alle Arten von Luftzielen in niedrigen Höhen.

Technische Daten

Mistral 1

  • Länge: etwa 1,9 m
  • Durchmesser, Korpus: 9,25 cm
  • Durchmesser mit Stabilisatoren: 18 cm
  • Gewicht: 19 kg
  • Antrieb: zweistufiger Feststoff-Raketenmotor (Booster und Marschtriebwerk)
  • Booster: von 0 auf 40 m/s in 0,4 Sekunden
  • Marschtriebwerk: 2,5 Sekunden Brenndauer
  • Gefechtskopf: 3 kg mit etwa 1800 Wolfram-Kugeln (Splitter), gezündet durch einen Aufschlag- und/oder einen Laser-Annäherungszünder
  • Geschwindigkeit: Mach 2,5 (ca. 3000 km/h)
  • Reichweite: 5 km (bis maximal 3 km Bekämpfungshöhe)

Mistral 2

wie Mistral 1, jedoch:

  • Gewicht: leichter als der Vorgänger
  • Geschwindigkeit: Mach 2,6
  • Reichweite: 6 km (bis maximal 3 km Bekämpfungshöhe)

Mistral 3

wie Mistral 2, jedoch:

  • Suchkopf: Infrarotsuchkopf mit digitaler Bildverarbeitung[2]
  • Länge: etwa 1,86 m
  • Durchmesser, Korpus: 9,0 cm
  • Gewicht: 19,7 kg
  • Geschwindigkeit: bis Mach 2,71 (930 m/s)[2]
  • Reichweite: 7 km[2]
  • Wendigkeit: bis 30 g

Mistral-Systeme

Tragbare Systeme

Mistral-MANPADS im Einsatz

Die bekannteste Verwendung der Mistral ist die tragbare Infanterieversion, das Mistral MANPADS (kurz für Mistral Man Portable Air Defense System). Es besteht aus der Rakete mit dem Startrohr (Container), einem Dreibeinstativ mit Sitz und Griffen, einer Elektronikbox, Batterien/Kühlmittel und diversen Objektiven für Tag- und Nachteinsatz.

Die komplette Ausrüstung kann von einem Mann bedient werden. Für den Transport werden, bedingt durch die Größe und das Gewicht, zwei bis drei Mann benötigt:

  • Container: 24 kg
  • Stativ: 22 kg
  • Zubehör: 16 kg

Das Ziel kann auf zwei Arten aufgefasst werden:

  • mündlich, durch die Angaben eines außenstehenden Kommandanten
  • per Tonsignal im Helm, erzeugt durch ein Zielzuweisungsradar (ZZR bzw. AZR)

Die Rakete benötigt ein Kühlmittel, um den Infrarotsuchkopf der Rakete abzukühlen; mit einem Kühlmittelbehälter kann das System so bis zu 45 Sekunden betriebsbereit gehalten werden.

Mistral Simbad-/Sadral-System

Das Mistral-Simbad-System auf einem Schiff

Das Simbad- bzw. Sadral-System ist die marinegestützte Variante der Mistral. Sie wird aus einem Zwei- (Simbad) oder Sechsfachstarter (Sadral) abgefeuert, um niedrig fliegende Seezielflugkörper (sogenannte Seaskimmer) zu bekämpfen. Das System gilt als sehr treffsicher und hat mittlerweile weltweit Abnehmer gefunden. Die französische Marine setzt es auf ihren neuesten Schiffen ein, wie beispielsweise auf dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Der Sechsfachstarter kann innerhalb von sechs Minuten per Hand nachgeladen werden. Beide Systeme verwenden die Mistral-2-Raketen. Die neueste Version ist ein ferngesteuerter Tetral-Starter (4 Raketen), der sich leichter auf kleinere Einheiten adaptieren lässt.

Mistral ATAM

ATAM (air-to-air Mistral) ist das auf Hubschraubern eingesetzte Luft-Luft-System. Die französische Bezeichnung lautet air-air très courte portée (AATCP).[3]

Nutzerstaaten

  • Agypten Ägypten – Marinegestützte Variante[4]
  • Belgien Belgien – 118 Starter und 714 Lenkwaffen plus marinegestützte Variante[4]
  • Botswana Botswana – 10 Starter und 50 Lenkwaffen[4]
  • Brasilien Brasilien – Marinegestützte Variante[4]
  • Brunei Brunei – 12 Starter und 72 Lenkwaffen[4]
  • Chile Chile – 22 Starter und 760 Lenkwaffen[4]
  • Ecuador Ecuador – Marinegestützte Variante[4]
  • Estland Estland – Landbasierte Variante[4]
  • Finnland Finnland – Marinegestützte Variante[4]
  • Frankreich Frankreich – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Gabun Gabun – Landbasierte Variante[4]
  • Georgien Georgien – Landbasierte Variante[4]
  • Indonesien Indonesien – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Katar Katar – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Kolumbien Kolumbien – Marinegestützte Variante[4]
  • Neuseeland Neuseeland – 12 Starter und 27 Lenkwaffen[4]
  • Norwegen Norwegen – Marinegestützte Variante[4]
  • Oman Oman – Landbasierte Variante[4]
  • Osterreich Österreich – 76 Starter und 500 Lenkwaffen[4]
  • Pakistan Pakistan – Landbasierte Variante[4]
  • Philippinen Philippinen – Marinegestützte Variante[4]
  • Saudi-Arabien Saudi-Arabien – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Senegal Senegal – Marinegestützte Variante[4]
  • Serbien Serbien – Landbasierte Variante[4]
  • Singapur Singapur – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Korea Sud Südkorea – 130 Starter und 2636 Lenkwaffen[4]
  • Spanien Spanien – 200 Starter und 1040 Lenkwaffen[4]
  • Thailand Thailand – Marinegestützte Variante[4]
  • Turkmenistan Turkmenistan – Marinegestützte Variante[4]
  • Ungarn Ungarn – 45 Starter und 180 Lenkwaffen[4]
  • Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
  • Venezuela Venezuela – Landbasierte Variante[4]
  • Zypern Republik Zypern – Landbasierte und marinegestützte Variante[4]
Commons: Mistral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mistral – Air Defence Missile System. In: army-technology.com. Army Technology, abgerufen am 18. November 2019 (englisch).
  2. Europäische Sicherheit & Technik: Mistral 3 gegen bewegliche Ziele
  3. Mistral Air Defence Missile System, France (englisch)
  4. SIPRI Arms Transfers Database. In: sipri.org. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 25. November 2020 (englisch).
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