Mehltheuer (Hirschstein)
Mehltheuer ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Hirschstein im Landkreis Meißen.
Mehltheuer Gemeinde Hirschstein | ||
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Höhe: | 133 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,72 km²[1] | |
Einwohner: | 375 (9. Mai 2011)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 79 Einwohner/km² | |
Postleitzahl: | 01594 | |
Vorwahl: | 035268 | |
Lage von Mehltheuer in Sachsen | ||
Geographie
Mehltheuer ist etwa zwölf Kilometer südlich der Großen Kreisstadt Riesa gelegen und befindet sich umringt von landwirtschaftlich genutzten Flächen auf rund 133 m ü. NHN.[3] Rund sechs Kilometer südlich des Ortes liegt die Stadt Lommatzsch.
Bei Barmenitz entspringt der Mehltheuer Bach, der das Dorf im Westen tangiert und ein Teil des Flusssystems der Jahna ist. Naturräumlich befindet sich Mehltheuer im Nordsächsischen Platten- und Hügelland und gibt der Mehltheuer-Stauchitzer Platte ihren Namen.
Die Ortslage teilt sich in den eigentlichen Ortskern mit Dorfstraße und Kirche sowie eine Siedlung entlang der Bundesstraße 6 (B 6) und rund um den ehemaligen Bahnhof Prausitz an der stillgelegten Bahnstrecke Riesa–Nossen, die östlich des Ortsgebiets in Nord-Süd-Richtung trassiert ist und dort auch die Bundesstraße ebenerdig kreuzt. Die Bundesstraße folgt dem Verlauf der alten Poststraße zwischen den Städten Riesa, Meißen und Oschatz. In Mehltheuer zweigt zudem die Staatsstraße 85 von der B 6 in Richtung Lommatzsch ab. Über Kreisstraßen bestehen Verbindungen in die umliegenden Dörfer.
Die Gemarkung Mehltheuer umfasst etwa 470 Hektar und grenzt an folgende Ortsgemarkungen: Seerhausen (zu Stauchitz) im Norden, Prausitz und Pahrenz (beide zu Hirschstein) im Osten, Dörschnitz im Südosten, Striegnitz im Süden und Roitzsch im Südwesten. Diese Orte sind Teil Lommatzschs. Im Westen schließen sich Trogen und Plotitz an Mehltheuer an. Trogen gehört zu Lommatzsch, während Plotitz Ortsteil von Stauchitz ist.
Mehltheuer ist an das Busnetz der Verkehrsgesellschaft Meißen angeschlossen.
Geschichte
Jahr | Einwohner |
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1834 | 302 |
1871 | 438 |
1890 | 490 |
1910 | 520 |
1925 | 521 |
1933 | 531[5] |
1939 | 557 |
1946 | 751 |
1950 | 772 |
1964 | 603 |
1990 | 386 |
1993 | 358[1] |
2011 | 375[2] |
Der Ort entstand als Platzdorf und wurde 1222 als Nuendorph erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf gehörte den Meißischen Burggrafen sowie dem Kloster Staucha. Nach der Reformation gingen die Grundherrschaft und die Gerichtsbarkeit an das Rittergut Jahnishausen über.
Die heutige Kirche in Mehltheuer wurde von 1744 bis 1746 im barocken Stil errichtet und 1747 geweiht. Die Orgel von Johann Ernst Hähnel wurde am 6. Juli 1755 zu Gesamtkosten von 660 Talern eingebaut.[6] Der Vorgängerbau der Kirche war Filialkirche der Striegnitzer Kirche, wurde erstmals 1205 erwähnt und wahrscheinlich von einem Burgwart namens Nimuncow (nie Mehl) gegründet, der Ende des 11. Jahrhunderts für den Burggrafen Heinrich I. von Meißen tätig war.[7] Daraus wird sich auch der spätere Ortsname hergeleitet haben, denn 1424 wird das Dorf erstmals Meltewer genannt. Nahe der Kirche befand sich seit 1716 eine Stiftsschule, die das erste Schulgebäude in Mehltheuer war.
Im Kurfürstentum Sachsen wurde Mehltheuer vom Kreisamt Meißen aus verwaltet.
Bis 1779 hielten Händler, die auf die Jahrmärkte in Riesa wollten, tags zuvor in Mehltheuer und boten in dem für einen Markt eigentlich viel zu kleinen Ort ihre Waren an. Weil das Jahnishausener Rittergut aber keine Genehmigung zur Marktabhaltung hatte, wurden die Märkte in Mehltheuer behördlich verboten.[8] Zu dieser Zeit lebten 32 besessene Mann und neun Häusler in Mehltheuer, die 28 1⁄4 Hufen zu je 12 Scheffel bewirtschafteten.[4]
Nach einem Brand im Jahr 1816 wurde die Schule ein Jahr später wieder aufgebaut. Danach entstand ein 1832 errichtetes und 1882 erweitertes Schulgebäude.
Mit der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 erhielt Mehltheuer Selbstverwaltungsrecht als Landgemeinde. Im Jahr 1856 wurde der Ort dem Gerichtsamt Großenhain zugeordnet, das 1874 in der Amtshauptmannschaft Großenhain aufging.
Im Jahr 1877 wurde die Bahnstrecke Riesa–Nossen errichtet, die Mehltheuer über den Bahnhof Prausitz (⊙ ) unmittelbar an der Gemeindegrenze direkten Anschluss an den Schienenpersonen und -güterverkehr brachte. Für den Bau des Bahnhofs und um eine möglichst rechtwinklige Querung der heutigen Bundesstraße zu erreichen, wurde diese im Kreuzungsbereich verlegt, sodass seitdem von Meißen auf der Straße kommend vor dem Ortseingang eine markante 90-Grad-Kurve durchfahren werden muss. Die Lommatzscher Straße (heutige Staatsstraße 85) mündet seitdem genau in dieser Kurve in einem spitzen Winkel in die Bundesstraße und zweigt vor dem Ortsausgang in einem ebenso spitzen Winkel wieder ab. Zudem ist die früher direkt verlaufende Wegverbindung von Pahrenz nach Mehltheuer zugunsten der Bahnstrecke gekappt und umgelegt worden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde an der Kirche in Mehltheuer ein Massengrab für die im Kriege gefallenen Bürger angelegt, außerdem erinnert ein Denkmal mit namentlicher Nennung an die Gefallenen. Nach der folgenden Gründung der DDR 1949 wurde die Gemeinde Mehltheuer im Zuge der Gebietsreform 1952 dem Kreis Riesa im Bezirk Dresden zugeordnet.
Von 521 Einwohnern Mehltheuers im Jahr 1925 waren 503 evangelisch-lutherisch, vier Bürger katholisch und 14 weitere konfessionslos.[4]
Der letzte Schulbau in Mehltheuer entstand 1913 im Heimatstil. Er wurde bis 1971 genutzt, danach war die Schule in Prausitz für Mehltheuer mit zuständig. Das Gebäude wurde Wohnhaus und beherbergte auch einen Konsum. Seit 2005 befinden sich zudem Dorfgemeinschaftsräume in dem ehemaligen Schulhaus.[8]
Am nördlichen Ortsausgang gab es im 19. Jahrhundert ein Gasthaus. Heute befinden sich dort unter anderem ein großer Parkplatz für Fernfahrer und eine inzwischen geschlossene kleine Tankstelle. Diese wurde bis 2015 unter der Marke GO betrieben und war zuvor Teil des staatlichen Minol-Tankstellennetzes der DDR.
Seit der Deutschen Wiedervereinigung gehört Mehltheuer wieder zum Freistaat Sachsen. Die Gemeinde wurde am 1. Januar 1994 mit der Nachbargemeinde Prausitz verschmolzen, zum 1. März des gleichen Jahres kam Heyda als dritter Ortsteil hinzu. Eine weitere Vergrößerung des Gemeindegebietes ergab sich mit der Eingliederung der Gemeinde Hirschstein mit ihren Ortsteilen in die Gemeinde Mehltheuer am 1. April 1996. Zum 1. Oktober 1996 gab sich die Gemeinde Mehltheuer den Namen Hirschstein.[1]
Im Mai 1998 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eingestellt, seit 2000 verkehrten auch keine Güterzüge mehr. Seit dem Jahresende 2007 gilt die Strecke mit dem Bahnhof offiziell als stillgelegt.
Zum Zensus 2011 wurden in Mehltheuer insgesamt 135 Wohngebäude mit 165 Wohnungen gezählt. Die Wohnfläche je Wohnung betrug im Durchschnitt 97 Quadratmeter, die Leerstandsquote lag bei 7,3 Prozent.[2]
Weblinks
- Mehltheuer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Mehltheuer auf der Website der Gemeinde Hirschstein
Einzelnachweise
- Angaben für 14 0 47 240 Gemeinde Mehltheuer. Bevölkerungs- und Flächenwerte. In: Regionalregister Sachsen. Statistisches Landesamt Sachsen, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- Bevölkerung, Haushalte, Familien sowie Gebäude und Wohnungen am 9. Mai 2011 nach Gemeindeteilen. (PDF; 490 KB) In: Kleinräumiges Gemeindeblatt Zensus 2011. Statistisches Landesamt Sachsen, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- Suche geographischer Namen. In: geodatenzentrum.de. Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- Mehltheuer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, abgerufen am 4. Oktober 2016
- Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Meißen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Kirche Mehltheuer. In: hirschstein.de. Gemeinde Hirschstein, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- Mehltheuer. In: kirchenbezirk-meissen-grossenhain.de. Evangelisch-Lutherische Superintendentur Meißen-Großenhain, abgerufen am 4. Oktober 2016.
- Mehltheuer. Zur Geschichte von Mehltheuer. In: hirschstein.de. Gemeinde Hirschstein, abgerufen am 4. Oktober 2016.