Prausitz (Hirschstein)
Prausitz ist ein Ortsteil und zugleich Verwaltungssitz der sächsischen Gemeinde Hirschstein im Landkreis Meißen.
Prausitz Gemeinde Hirschstein | ||
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Höhe: | 115 m | |
Fläche: | 3,74 km² | |
Einwohner: | 789 (1990) | |
Bevölkerungsdichte: | 211 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1994 | |
Eingemeindet nach: | Mehltheuer | |
Postleitzahl: | 01594 | |
Vorwahl: | 035266 | |
Lage von Prausitz in Sachsen | ||
Lage
Der Ort liegt auf der linken Elbseite ca. sechs Kilometer südöstlich der Stadt Riesa am nördlichen Rand der Lommatzscher Pflege. Am Ostrand des Ortes fließt der Keppritzbach, ein Nebenfluss der Jahna.
Geschichte
Prausitz entstand als slawische Dorfanlage und wurde 1206 erstmals im Zusammenhang mit einem Tammo de Pruz urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit existierte im Ort bereits ein Herrensitz, der 1272 erneut in den Urkunden auftaucht. Damals verkaufte „Tammo von Prusic Ritter“ seine Güter zu Reinersdorf an den Markgrafen von Meißen. 1334 ist von Pruz magnum (= Groß-Prausitz) die Rede. Später wechselte der Ortsname über Prausz, Prauscig, Prautzitz zu Prawsitz. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich die heute übliche Schreibweise durch.
Die Verwaltung oblag zunächst der Supanie Raußlitz, später dem (Erb-)amt Meißen. Die Grundherrschaft besaß ursprünglich das Kloster Riesa. 1547 hatten die Domkapitel zu Wurzen und zu Meißen Anteile am Dorf, der übrige Teil unterstand dem Rittergut Jahnishausen. Im Zuge der deutschen Besiedlung der Region entwickelte sich Prausitz zu einem Straßenangerdorf mit mehreren Gehöften. Spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gab es auch eine Kirche im Ort, die lange Zeit zu den wohlhabendsten Kirchgemeinden im sächsischen Raum zählte. 1792 wurde die erste eigene Schule eröffnet. Im Zuge einer Verwaltungsreform kam Prausitz 1856 zum Gerichtsamt Riesa, 1875 zur Amtshauptmannschaft Großenhain.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand an der Straße nach Gostewitz im Zuge der Bodenreform eine Neubauernsiedlung, die zu einem Anstieg der Einwohnerzahl führte. Am 1. März 1951 wurden die benachbarten Dörfer Kobeln und Pahrenz eingemeindet. Mit Bildung neuer Kreise und Bezirke nach Gründung der DDR wurde Prausitz 1952 dem neuen Kreis Riesa zugeordnet. 1994 kam die Gemeinde zunächst zum Landkreis Riesa-Großenhain und schloss sich im gleichen Jahr mit Mehltheuer zusammen. Seit 1996 gehört sie zu der aus mehreren ehemals selbständigen Orten gebildeten Gemeinde Hirschstein. Heute hat Prausitz als zentraler Ort dieser Gemeinde Bedeutung. Hier befinden sich die Gemeindeverwaltung, die Grundschule „Franciscus Nagler“, eine Kindertagesstätte, sowie verschiedene überörtliche Versorgungseinrichtungen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1547/52 | 18 besessene Mann, 24 Inwohner, 22 Hufen |
1764 | 23 besessene Mann, 6 Häusler, 21½ Hufen je 10 Scheffel |
1834 | 210 |
1871 | 261 |
1890 | 304 |
1910 | 379 |
1925 | 359 |
1939 | 319 |
1946 | 420 |
1950 | 1093 |
1964 | 830 |
1990 | 789 |
Wirtschaft und Verkehr
Von wirtschaftlicher Bedeutung ist traditionell die Landwirtschaft. Außerdem gab es im Ort eine Turmholländerwindmühle, deren Stumpf noch erhalten ist. Wichtigstes Unternehmen ist das 1992 aus der früheren LPG hervorgegangene Milchcenter "Dorfheimat" Prausitz. Außerdem gibt es einige kleinere Handwerks- und Gewerbebetriebe im Ort. Busverbindungen bestehen nach Riesa, Lommatzsch und Zehren.
Seit 1877 besitzt Prausitz Anschluss an die Bahnstrecke Riesa–Nossen. Der Bahnhof befindet sich auf Prausitzer Flur, liegt jedoch abseits des Ortes. Von Bedeutung war er deshalb vor allem für den Güterverkehr und die Verladung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. In den 1970er Jahren befand sich hier eine zentrale Rübenladestation, über die alljährlich zwischen 60.000 und 80.000 Tonnen Zuckerrüben auf Ganzzüge verladen wurden. Der Personenverkehr auf dieser Strecke wurde 1998, der Güterverkehr zwei Jahre später eingestellt. Nach Übernahme der Bahnstrecke durch die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie 2014 ist eine Reaktivierung zumindest für Güterzüge geplant.[1]
Sehenswürdigkeiten
Kirche
Erste Erwähnungen einer Kirche stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Ursprünglich gehörte diese zum Kirchenbezirk (Sedes) Lommatzsch und wurde 1575 als Filialkirche der Kirchgemeinde Heyda (Hirschstein) zugeordnet. Der Legende nach soll die Prausitzer Kirche während des Dreißigjährigen Krieges Empfänger einer großzügigen Stiftung zweier adliger Damen von Schleinitz, Besitzer des Rittergutes Jahnishausen geworden sein, so dass Prausitz im 17./18. Jahrhundert zu den wohlhabendsten Kirchgemeinden in Sachsen gehörte. Diese finanziellen Mittel ermöglichten 1775 den Neubau der bis heute erhaltenen spätbarocken Dorfkirche. Die Grundsteinlegung erfolgte am 31. August 1775, die Weihe des Neubaus fand am Trinitatistag 1778 statt. Drei Jahre später konnte der Neubau mit seinem Turm vollendet werden. Die Leitung des Kirchenneubaus oblag dem Dresdner Baumeister Samuel Locke.
1811 erfolgte die Trennung von der Heydaer Mutterkirche. 1842 wurde die Kirchgemeinde Prausitz der Ephorie Großenhain zugeordnet.1895 wurde das Kircheninnere nochmals umgestaltet. Zur Ausstattung gehört eine überlebensgroße hölzerne Heilandsfigur, geschnitzt nach einem Vorbild Bertel Thorvaldsens. Die hölzernen Arbeiten an Altar, Kanzel und Orgel sowie die Herrschaftsloge stammen vom Holzbildhauer Joseph Deibel aus Dresden. Vier farbige Bleiglasfenster zeigen Geburt, Taufe und Auferstehung Jesu Christi und das Pfingstfest. Die Orgel mit Schleiflade und mechanischer Traktur stammt aus dem Jahr 1863 und wurde vom Dresdner Orgelbauer Carl Eduard Jehmlich erbaut.[2]
Alte Schule
Das Gebäude unmittelbar neben der Kirche beherbergte ab 1792 die Dorfschule des Ortes und steht unter Denkmalschutz. In diesem Gebäude wurde 1873 der Heimatdichter und Komponist Franciscus Nagler geboren. Nach ihm trägt die örtliche Grundschule ihren Namen. Dort befindet sich auch ein kleines Schul- und Heimatmuseum mit Exponaten zur Geschichte des Dorfes.
Weblinks
- Prausitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Prausitz auf der Webseite der Gemeinde Hirschstein
Literatur
- Dietrich Zühlke (Hrsg.): Um Oschatz und Riesa: Ergebnisse der heimatkundlichen. Bestandsaufnahme in den Gebieten von Wellerswalde, Riesa, Oschatz und Stauchitz (= Werte unserer Heimat, Band 30), Akademie-Verlag Berlin, 1977
Einzelnachweise
- Peter Wunderwald: Die Bahnlinie Riesa - Nossen: eine Zeitreise durch die 125 jährige Geschichte einer der interessantesten Eisenbahnstrecken in Mittelsachsen, Verlag Wilsdruffer Bahnbücher, 2004
- Die Kirche Prausitz auf der Webseite des Kirchenbezirks Meißen, abgerufen am 18. März 2015