Georg Bender

Georg Bender (* 31. Dezember 1848 i​n Königsberg, Preußen; † 4. Februar 1924 i​n Breslau) w​ar ein deutscher Kommunalpolitiker u​nd langjähriger Oberbürgermeister d​er Stadt Breslau.

Georg Bender, Gemälde von Eduard Kaempffer (Original nach 1945 verschollen)
Medaille zur Silberhochzeit Georg Benders, Vorderseite
Medaille zur Silberhochzeit Georg Benders, Rückseite

Leben und Wirken

Georg Bender w​urde als Sohn d​es Rittergutsbesitzers u​nd späteren Mitglieds d​es preußischen Abgeordnetenhauses Dr. phil. Karl Ludwig Bender (1811–1893) u​nd der Ida Bender, geb. Käswurm, geboren. Nach d​em Besuch d​es Altstädtischen Gymnasiums i​n Königsberg studierte e​r 1868 b​is 1872 Rechtswissenschaft i​n Jena u​nd Königsberg. In Jena w​urde er 1868 Mitglied d​er Burschenschaft Arminia a​uf dem Burgkeller.[1] Als Einjährig-Freiwilliger n​ahm er a​m Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. 1872 w​urde er Referendar u​nd im Februar 1878 Gerichtsassessor u​nd kurze Zeit Kreisrichter i​n Marggrabowa i​n Ostpreußen. Am 1. November 1878 w​urde er Stadtrat u​nd Syndikus, 1880 Zweiter u​nd 1888 Erster Bürgermeister d​er Stadt Thorn i​n Westpreußen. Dort ließ e​r unter anderem e​inen Schlachthof, d​en Artushof, e​in Siechenhaus u​nd ein Waisenhaus erbauen. Er ordnete d​as Thorner Stadtarchiv u​nd schrieb einige Artikel z​ur Geschichte d​er Stadt. Bei seinem Abschied w​urde er z​um Ehrenbürger ernannt.

Vom 1. April 1891 b​is zum 30. September 1912 w​ar er Oberbürgermeister v​on Breslau u​nd als solcher Mitglied d​es Preußischen Herrenhauses. In seiner Zeit a​ls Stadtoberhaupt wurden v​iele gemeinnützige Bauten errichtet, s​o der Schlacht- u​nd Viehhof (1896), z​wei Markthallen (1908), d​ie neue städtische Grundwasserleitung (1900), d​ie Elektrizitätswerke (um 1900), d​ie Gasanstalt (1907), d​ie elektrische Straßenbahn (1893), Elektrifizierung (1899) u​nd Verstadtlichung (1911) d​er ehemaligen Pferdestraßenbahn, d​er Hafen (1901), d​ie Technische Hochschule (1910) s​owie zahlreiche Grünanlagen u​nd Schulen. Während seiner Amtszeit vergrößerte s​ich die Grundfläche Breslaus d​urch Eingemeindungen v​on 3000 a​uf 5000 Hektar. Die Einwohnerzahl w​uchs von 340.000 a​uf 540.000. Er ordnete d​as Bauwesen u​nd die Baupolizei n​eu (ab 1900) u​nd sorgte für d​ie vollständige Umwandlung d​es Volksbildungs- u​nd Wohlfahrtswesens.

Bender w​ar stellvertretender Vorsitzender d​es Schlesischen Provinziallandtags u​nd des Provinzialausschusses s​owie stellvertretender Vorsitzender d​er Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur (später d​eren Ehrenmitglied); außerdem Ehrenmitglied d​es Coppernicus-Vereins für Wissenschaft u​nd Kunst z​u Thorn u​nd Mitglied zahlreicher anderer wissenschaftlicher Gesellschaften. Daneben w​ar er 1892 b​is 1915 Mitglied d​er Breslauer Kreissynode, v​on der e​r 1893 b​is 1908 z​u den Schlesischen Provinzialsynoden entsandt wurde. 1899 erhielt e​r anlässlich d​er Eröffnung d​es Schlesischen Museums für Kunstgewerbe u​nd Altertümer d​ie philosophische Ehrendoktorwürde d​er Universität Breslau. Später w​urde er a​uch Dr. med. h. c. d​er Universität Breslau, Dr. Ing. h. c. d​er Technischen Hochschule Breslau u​nd Ehrenbürger d​er Stadt. In Breslau w​urde ein Platz n​ach ihm benannt.[2]

Am 29. Dezember 1878 heiratete e​r Margarethe Konrad, m​it der e​r vier Töchter hatte.

Werke

  • Archivalische Beiträge zur Familiengeschichte des Nikolaus Coppernicus. In: Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn. Band 3, Heft 2, Thorn, 1881, S. 61–126
  • Weitere archivalische Beiträge zur Familien-Geschichte des Nikolaus Coppernicus. In: Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn. Band 4, Heft 4. Thorn, 1882, S. 81–116 (Digitalisat)
  • Die ältesten Willküren der Neustadt Thorn. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins. Band 7, 1882, S. 95–126 (Digitalisat).
  • Geschichte des städtischen Krankenhauses und der öffentlichen Krankenanstalten in Thorn. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins. Band 15, 1886, S. 1–44
  • Geschichte der städtischen Waisen-Anstalten sowie der Testament- und Almosenhaltung in Thorn. Buchdruckerei Thorner Ostdeutsche Zeitung, Thorn 1891
  • Bericht über einige Verwaltungsangelegenheiten der Stadtgemeinde Thorn. Rathsbuchdruckerei, Thorn 1891
  • Heimat und Volkstum der Familie Koppernigk (Coppernicus) (= Darstellungen und Quellen zur schlesischen Geschichte, Band 27). Hirt, Breslau 1920

Literatur

  • Franz Neubert (Hrsg.): Deutsches Zeitgenossenlexikon. Schulze, Leipzig 1905, Sp. 81–82
  • Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist's? 8. Ausgabe, Degener, Leipzig 1922, S. 90; 9. Ausgabe, 1928, S. 1772
  • Adolf Heilberg: Georg Bender. In: Friedrich Andreae [u. a.] (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Band 2, Korn [et al.], Breslau [et al.] 1926, S. 338–341 (mit Bild)
  • F. Schwarz: Bender, Georg. In: Christian Krollmann: Altpreußische Biographie. Band 1, Gräfe und Unzer, Königsberg 1941, S. 45–46
  • Robert Samulski: Bender, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 38 (Digitalisat).
  • Gerhard Jung: Fredenhagen, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 386 f. (Digitalisat). (Nebeneintrag in der Genealogie)
  • Karl Masner und Hans Seger (Hrsg.): Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer (= Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. Neue Folge). Breslau 1900, Band 1, S. 169–170 (im Artikel Eröffnungs-Feier)
  • Festgabe des Vereins für Geschichte Schlesiens zum siebzigsten Geburtstage seines Ehrenmitgliedes Oberbürgermeisters a.D. Dr. phil. et med. h. c. Georg Bender am 31. Dezember 1918 (= Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens, Band 53, Heft 2). Hirt, Breslau 1919, darin: Der Vorstand des Vereins für Geschichte Schlesiens: Hochzuverehrender Herr Oberbürgermeister! (S. 3*–8*); Adolf Heilberg: Breslaus großstädtische Entwicklung unter Georg Bender (1891–1912). (S. 9*–37*); Richard Spaeth: Stadtgemeinde und Kirchenwesen in Breslau 1891–1912 (S. 38*–61*); Hugo Richter: Landschaftliche Schönheitspflege der Breslauer Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Georg Bender (S. 62*–78*); Richard Förster: Pflege von Kunst und Wissenschaft seitens der Stadt Breslau unter Georg Bender (1891–1912). (S. 133*–142*) online
  • Philipp Stauff: Semi-Kürschner. Band 1, Selbstverlag, Berlin 1913, Sp. 23. Antisemitische Publikation.
  • Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A–E. Heidelberg 1996, S. 77–78.

Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 77.
  2. Benderplatz (Memento des Originals vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.breslau-wroclaw.de auf einem Stadtplan
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