Maria vom heiligen Rosenkranz (Bad Nenndorf)
Maria vom heiligen Rosenkranz ist die katholische Pfarrkirche in Bad Nenndorf im niedersächsischen Landkreis Schaumburg. Die 1896 als Missionskapelle erbaute Pfarrkirche wurde 1954 erweitert und erhielt 1999 mit einem modernen Anbau ihre heutige Gestalt. Das Pfarreigebiet umfasst die Samtgemeinden Nenndorf und Rodenberg mit den weiteren Kirchen Mariä Himmelfahrt (Rodenberg), St. Markus (Lauenau) und St. Petrus Canisius (Hohnhorst). Ihre gleichnamige Pfarrei gehört zum Dekanat Weserbergland des Bistums Hildesheim.
Geschichte
Vorgeschichte
Seit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Schaumburg gab es in der Region nur vereinzelte Katholiken. Sie gehörten kirchlich zum Apostolischen Vikariat des Nordens. Bei der Neuumschreibung der katholischen Diözesen in den 1820er Jahren kam der hessische Teil der Grafschaft Schaumburg, damit auch Bad Nenndorf, zum kurhessischen Bistum Fulda.[1] 1869 wurde für das Gebiet die Seelsorgsstation St. Sturmius in Rinteln gegründet (1899 Pfarrei).
Anfänge in Bad Nenndorf
Ab 1888 wurden in Bad Nenndorf für die kaum zwei Dutzend ansässigen Katholiken, die polnischen Erntearbeiter und die Kurgäste katholische Gottesdienste in einem Saal gehalten. Dafür kam der Pfarrer aus dem schaumburg-lippischen Stadthagen. 1891 erhielt Obernkirchen einen Seelsorger, der auch für das Amt Rodenberg mit Bad Nenndorf zuständig war. Fünf Jahre später wurde in Bad Nenndorf westlich des Kurparks die Missionsstation Maria, Königin des heiligen Rosenkranzes, eine kleine Saalkirche mit angebautem Schul- und Pfarrhaus, gebaut. Ab 1903 wohnte dort ein Priester; die Gemeinde bekam den Status einer Kuratie.
1932 endete die politische Bindung des Landkreises Grafschaft Schaumburg an Hessen-Nassau; das Gebiet wurde in die Provinz Hannover eingegliedert. Schon zwei Jahre vorher waren die katholischen Gemeinden Rinteln, Obernkirchen und Bad Nenndorf dem Bistum Hildesheim zugeordnet worden. Noch 1941 gehörten zur Bad Nenndorfer Kuratie nur 200 Katholiken, dazu kamen rund 500 „Ostarbeiter“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Durch die Ostvertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg kamen vor allem schlesische Katholiken in großer Zahl als Heimatvertriebene in die norddeutsche Diaspora. In Lindhorst, Barsinghausen und Rodenberg wurden neue Seelsorgsstationen geschaffen.
Kirche und Pfarrgebäude in Bad Nenndorf wurden von Juli 1945 bis Dezember 1947 für das britische Internierungslager Bad Nenndorf beansprucht. Ihre Gottesdienste feierte die Gemeinde in dieser Zeit in der evangelischen St.-Godehardi-Kirche.
Die längst notwendige Erweiterung der alten Missionskapelle wurde 1954 nach Plänen von Josef Fehlig realisiert. Die Kirche erhielt eine Westverlängerung, ein Seitenschiff im Süden und einen erhöhten Altarraum mit darunterliegendem Pfarrsaal. So wurde sie am 22. August 1954 von Bischof Joseph Godehard Machens geweiht. Am 1. Januar 1962 erfolgte die Erhebung zur Pfarrei.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Innenausstattung vervollständigt, 1971 der Altarraum den Vorgaben der Liturgiereform angepasst. Im selben Jahr entstand mit großem Einsatz der Gemeindemitglieder das Pfarrheim.
In den 1980er Jahren war die Kirche erneut zu klein geworden. Nach anfänglichen Planungen für einen vollständigen Neubau begannen mit dem Ankauf eines Nachbargebäudes für Wohn- und Büroräume im Jahr 1994 und dem Abriss des südlich an die Kirche angebauten alten Pfarrhauses und des Südseitenschiffs von 1954 im Jahr 1998 die Vorbereitungen für eine Erweiterung. Dieser neue quadratische Kirchraum, entworfen vom Architekturbüro Rossbach, Priesemann & Partner, wurde an die südliche Langseite der alten Kirche angefügt, an deren Nordwand, mittig im alten Kirchenschiff, die neue Altarinsel ihren Platz fand. Am 21. März 1999 weihte Bischof Josef Homeyer Neubau und Altar.
Die Pfarrgemeinde Rodenberg mit Lauenau wurde 2006, die Gemeinde Hohnhorst 2012 mit Maria vom heiligen Rosenkranz zusammengeführt. Zur Gesamtpfarrei gehören heute 3.675 Katholiken.[2]
Architektur
An der Gestalt der Marienkirche sind die drei Phasen ihrer Entstehung ablesbar. Von Norden (Wilhelmstraße) erscheint sie als typische kleine Diasporakirche, ein hell verputzter schmuckloser Saalbau mit einem bescheidenen kegelbehelmten Turm über dem (alten) Eingang. Auffällig ist auf dieser Seite der erhöhte, eingezogene Altarraum von 1954, auf dessen Zeltdach eine Laterne mit dem Geläut steht.
Von Süden wird der moderne Anbau sichtbar, heute der eigentliche Raum der versammelten Gemeinde. Auf quadratischem Grundriss erheben sich die weiß verputzten Wände bis zu einem umlaufenden Buntglasfensterband. Darüber steht das kupferverkleidete Kreuzsatteldach mit einer pyramidenförmigen Mittellaterne. Aus der Ostwand tritt der Portalvorbau hervor, aus der Westwand eine kapellenartige Nische, beide ebenfalls kupferverkleidet.
Ausstattung
Der Altarraum von 1954 ist seit 1999 durch eine Trennwand als Werktagskapelle abgeteilt. Hier hängt der frühere Hochaltar-Crucifixus, auf der anderen Seite der Trennwand, zum Hauptraum, die Muttergottes, beide Oberammergauer Holzschnitzarbeiten aus den 1950er Jahren. Die Marienfigur wurde bei der Neugestaltung mit einer modernen Farbgestaltung umgeben, Teil des künstlerischen Gesamtkonzepts von Claus Kilian. Dessen augenfälligstes Element ist das große Mandala an der Altarrückwand, das mit den Symbolen Rose, Stern und Dornenkrone, den Zahlen 6, 7 und 12 und der Rot-Blau-Komplementarität Bedeutungsaspekte des Rosenkranzes verbildlicht.
Die Farbgestaltung der senkrechten und waagerechten Fensterbahnen des Neubaus, dessen Zentrum das Taufbecken bildet, stammt von Walter Maaß (Hannover). Er stellte sie unter den Leitgedanken „Taufe der Farbe“.
Die Kirche ist mit einer Glocke von 1925 und zwei Bronzeglocken der Glockengießerei Otto aus dem Jahr 1967 ausgestattet. Die Glocken haben die Schlagtöne c'' und f'' und folgende Durchmesser: 782 mm, 585 mm.[3][4]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Schaumburg-Lippe blieb beim Apostolischen Vikariat, wurde aber vom Bistum Osnabrück verwaltet und 1929 diesem eingegliedert. Das Gebiet kam erst 1965 zum Bistum Hildesheim.
- Schematismus der Diözese Hildesheim, Online-Version vom 29. Mai 2013
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere S. 561.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 515, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).