St. Sturmius (Rinteln)
St. Sturmius ist die katholische Pfarrkirche in Rinteln im Landkreis Schaumburg. Sie wurde in neugotischen Formen entworfen und am 24. Mai 1888 durch den Bischof von Fulda Joseph Weyland auf das Patrozinium des heiligen Sturmius geweiht. Die Kirche steht auf dem Nordostabschnitt der historischen Stadtumwallung oberhalb des alten Weserhafens (Kapellenwall 15). Ihre gleichnamige Pfarrgemeinde gehört zum Dekanat Weserbergland des Bistums Hildesheim, zu ihr gehören seit 2012 auch die katholischen Kirchen in Großenwieden, Hemeringen und Hessisch Oldendorf.
Geschichte
In der seit der Reformation lutherischen Grafschaft Schaumburg sammelten sich erst im 19. Jahrhundert wieder katholische Gemeinden. Die Rintelner Pfarrei wurde 1869 errichtet und umfasste anfangs den gesamten bis 1866 kurhessischen Teil des Schaumburger Landes (Landkreis Grafschaft Schaumburg). Kirchlich gehörte sie daher zunächst zum Bistum Fulda, und erst seit 1929 zum Bistum Hildesheim. Diese Zugehörigkeit kommt in der Wahl des Fuldaer Gründerabtes Sturmius als Pfarrpatron zum Ausdruck.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche bei der Sprengung der nahen Weserbrücke beschädigt. Eine umfassende Außen- und Innenrenovierung erfolgte 1959–1971.
Architektur
Die Sturmiuskirche aus Obernkirchener Sandstein ist eine geostete dreischiffige Hallenkirche mit eingezogenem, 3/8-geschlossenem Chor. Mittel- und Seitenschiffe tragen Kreuzgratgewölbe, deren Rippen aus den floralen Kapitellen der schlanken Säulen aufsteigen. Zwei einander gegenüberliegende polygonal schließende Seitenkapellen deuten ein Querhaus an. Der schlanke quadratische Westturm (51 m hoch) setzt mit seinen vier kleinen Spitzhelmen, die den hohen Mittelhelm umstehen, einen markanten städtebaulichen Akzent.
Eine katholische Kirche für Rinteln war im März und April 1882 Aufgabe in einer außerordentlichen Monatskonkurrenz des Architektenvereins zu Berlin unter seinen Mitgliedern mit 450 Mark Preisgeld.[1] Von den sechs eingereichten Entwürfen wurden drei ausgezeichnet: Einer vom Architekten Johannes Vollmer wurde mit dem Geldpreis, ein weiterer von Vollmer und einer von Karl Doflein wurden mit einem Vereinsandenken prämiert.[2] Die Entwurfsaufgaben dieser Konkurrenzen (Architektenwettbewerbe) waren nicht immer auf konkrete Bauprojekte bezogen, aber selbst wenn, wurden die Entwürfe häufig nicht zur Grundlage für eine spätere Bauausführung. Auch die drei in diesem Wettbewerb prämierten Entwürfe, die im Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin erhalten sind, weisen keine besondere Ähnlichkeit mit dem ab 1884 ausgeführten Kirchbau auf.[3]
Ausstattung
Den Chorraum beherrscht der Hauptaltar aus dunklem Marmor vom dritten Viertel des 20. Jahrhunderts. Aus derselben Zeit stammen der Tabernakel im nördlichen Seitenschiff und die drei großen Bildfenster in der Apsis. Der Marien- und der Josefsaltar mit der zentralen Heiligenstatue, zwei flankierenden Bildfeldern und reicher Maßwerkschnitzerei sind von der Originalausstattung der Kirche erhalten.
Literatur
- Willi Stoffers: Patronatskirchen zum Gedenken an den Hl. Bonifatius, den Apostel der Deutschen, im Bistum Hildesheim. Hildesheim 2004, S. 44–46.
Weblinks
Einzelnachweise
- Deutsche Bauzeitung, 16. Jahrgang 1882, Nr. 20 (vom 11. März 1882), S. 118.
- Deutsche Bauzeitung, 16. Jahrgang 1882, Nr. 37 (vom 10. Mai 1882), S. 216.
- Entwürfe von Johannes Vollmer und Entwurf von Karl Doflein im Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin