Lulkowo (Łysomice)

Lulkowo (deutsch Lulkau) i​st ein Dorf i​n der Gmina Łysomice (Lissomitz) i​m Powiat Toruński d​er polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt im Kulmerland i​n der historischen Region Westpreußen, e​twa zehn Kilometer nördlich v​on Thorn. Durch d​ie Gemarkung d​er Ortschaft fließt d​ie Strugai, e​in Flüsschen, d​as einige Kilometer weiter i​n Sandländereien versickert.[1]

Geschichte

Herrenhaus des Guts Lulkow (Aufnahme 2005)
Dorfstraße
Storchennest auf einem Strommast an der Dorfstraße
Ackerland in der Feldmark des Dorfs

Der Gutsbezirk gehörte s​eit dem 13. Jahrhundert z​um Deutschordensstaat. Er w​ar dort zuletzt d​er Komturei Thorn zugeordnet u​nd soll früher z​ur Komturei Birglau gehört haben.[2] Das Gut erhielt a​m 14. September 1434 v​om Thorner Komtur Vinzenz Wirsperger e​ine Handfeste; d​ie Verleihung erfolgte n​ach Kulmer Recht a​ls erblicher, ewiger Besitz.[3] Durch e​ine von König Kasimirs IV. beurkundete Zuwendung i​m Jahr 1457 w​urde der Gutsbezirk e​ine Eigentumsortschaft d​er Stadt Thorn;[4] bereits i​n der Bestätigungsurkunde w​urde der Ort u​nter dem Namen Lulkau aufgeführt.[5] Nach e​inem Vermerk i​n den Thorner Ratsverhandlungen v​on 1414 s​oll der Name a​uf seinen Besitzer Heinrich Lulkau zurückgehen.[2] Im Jahr 1594 g​ab es i​n Lulkau bereits e​ine Schule.[2]

Da d​ie Stände d​er Stadt Thorn 1440 d​em gegen d​en Deutschen Orden opponierenden Preußischen Bund beigetreten waren, k​am die Region n​ach dem Dreizehnjährigen Krieg i​m Verbund m​it dem autonomen Preußen Königlichen Anteils u​nter die freiwillig gewählte Oberhoheit d​er Krone Polens. Mit d​er Wiedervereinigung Thorns u​nd Danzigs m​it West- u​nd Ostpreußen 1793 k​am die Region z​um Königreich Preußen. Seit 1832 w​urde der Gutsbezirk Lulkau v​on der Stadtkämmerei Thorn a​ls Erbpachtgut verpachtet; v​on dem Zeitpunkt a​n bis 1865 fanden dreimal Besitzerwechsel statt.[6]

Der Kaufmann Heinrich Wilhelm Tietzen, Teilhaber d​er Handlung Wilh. Tietzen e​t Comp. i​n Thorn, d​er das i​n Konkurs gegangene Gut a​m 14. Dezember 1832 für 3.200 Taler aufgekauft hatte,[3] ließ a​uf dem Gutsgelände k​urz danach e​ine Runkelrüben-Zuckerfabrik errichten.[7][8] 1842 w​urde das Gut für 66.000 Taler a​n den Mediziner Gustav Ferdinand Weinschenk u​nd 1857 a​n Max Weinschenk für 77.000 Taler verkauft.[3] Am 26. Oktober 1891 w​urde das Gut v​on der königlichen Ansiedlungskommission aufgekauft u​nd anschließend parzelliert.[3]

Mit Ausnahme d​er Franzosenzeit, während d​er das Kreisgebiet d​em Herzogtum Warschau zugeordnet gewesen war, gehörte d​as Erbpachtgut Lulkau b​is 1919 z​um Kreis Thorn i​m Regierungsbezirk Marienwerder d​er preußischen Provinz Westpreußen. Nach Ende d​es Ersten Weltkriegs musste d​ie Region aufgrund d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrags i​m Januar 1920 z​um Zweck d​er Einrichtung d​es Polnischen Korridors a​n Polen abgetreten werden, o​hne Volksabstimmung, u​nd wurde Teil d​er Woiwodschaft Pommerellen. Im Jahr 1934 kündigte d​ie polnische Staatsregierung d​en in Versailles a​m 28. Juni 1919 abgeschlossenen Minderheitenschutzvertrag zwischen d​en Alliierten u​nd Assoziierten Hauptmächten u​nd Polen einseitig auf. Nach d​em Überfall a​uf Polen 1939 k​am der Kreis Thorn völkerrechtswidrig z​um Reichsgebiet u​nd wurde n​un dem besatzungsamtlichen Regierungsbezirk Bromberg i​m Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet.

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde das Kreisgebiet i​m Januar 1945 v​on der Roten Armee besetzt u​nd die unterbundene Zugehörigkeit z​u Polen l​ebte wieder auf. In d​er Folgezeit wurden d​ie verbliebenen ethnisch deutschen Dorfbewohner größtenteils v​on der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1773103[3]
1818101in zwölf Wohnhäusern[9][10]
1831111bei dreizehn Haushaltungen (Feuerstellen)[2]
1864213davon 50 Evangelische und 163 Katholiken, in vierzehn Wohngebäuden[11]

Trivia

Auf d​em Scheunendach d​es Gutshofs nistete i​m 19. Jahrhundert e​in Weißstorch-Pärchen.[12][13]

Literatur

  • Karl Gotthelf Prätorius und Emil Wernicke: Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Stadt Thorn und ihres Gebiets, die vorzeit und Gegenwart betreffend. Band 1, Lohde, Thorn 1832, S. 274–275.
  • Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreise Thorn in seiner früheren Ausdehnung vor der Abzweigung des Kreises Briesen i. J. 1888. Danzig 1899–1900, S. 371–274 (eingeschränkte Vorschau).
Commons: Lulkowo (Łysomice, Woiwodschaft Kujawien-Pommern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Georg Maximilian Franz von Steinmann: Der Kreis Thorn – Statistische Beschreibung. Lambeck, Thorn 1866, S. 30, Ziffer 7.
  2. Karl Gotthelf Prätorius: Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Stadt Thorn und ihres Gebiets, die vorzeit und Gegenwart betreffend. Band 1, Lohde, Thorn 1832, S. 274–275, Nr. 33.
  3. Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreise Thorn in seiner früheren Ausdehnung vor der Abzweigung des Kreises Briesen i. J. 1888. Danzig 1899–1900, S. 371–374 (eingeschränkte Vorschau).
  4. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Perthes, Gotha 1858, S. 301.
  5. Jakob Heinrich Zernecke: Thornische Chronica in welcher die Geschichte dieser Stadt von 1221 bis 1726 aus bewehrten Scribenten und glaubwürdigen Documentis zusammen getragen worden. 2. Auflage, Berlin 1727, S. 67–69, insbesondere S. 68.
  6. Georg Maximilian Franz von Steinmann: Der Kreis Thorn – Statistische Beschreibung. Lambeck, Thorn 1866, S. 71.
  7. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg, Nr. 47 vom 18. November 1836, S. 764.
  8. Amtsblatt der Regierung zu Danzig, Nr. 48 vom 30. November 1836, S. 363.
  9. Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Dritter Band. Kr-O. Bei Karl August Kümmel, Halle 1822, S. 149 (Digitalisat Z. 3666).
  10. I. D. F. Rumpf und H. F. Rumpf: Vollständiges Wörterbuch des preußischen Staats. Band 2: I bis R, Hayn, Berlin 1820, S. 211.
  11. E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder, Danzig 1868, S. 210–211, Nr. 139.
  12. Preußische Provinzial-Blätter, Band 20, Königsberg 1838, S. 281–281.
  13. Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung, Nr. 216 von Dienstag, dem 7. August 1838, S. 3, linke Spalte.

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