Lokalbahn Korneuburg–Hohenau
Die Lokalbahn Korneuburg–Hohenau ist eine Nebenbahn im niederösterreichischen Weinviertel. Sie verläuft von Korneuburg über Ernstbrunn und Mistelbach nach Hohenau. Eigentümer und Betreiber ist in Teilabschnitten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Teile der Strecke wurden mit Stand 2020 abgetragen oder als Museumsbahn von privaten Vereinen übernommen und zu touristischen Zwecken betrieben.
Korneuburg–Ernstbrunn–Mistelbach–Hohenau | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer (ÖBB): | 181 01 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer: | 1811 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 79,830 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | C4 (Korneuburg – Stetten, Mistelbach Lokalbahn – Hohenau) B2 (Stetten – Ernstbrunn) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 27 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 147 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 40 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der tägliche Personenverkehr wurde 1988 eingestellt. In den Monaten Mai bis Oktober fährt an Samstagen und Feiertagen der Nostalgieexpress Leiser Berge.[1] Güterverkehr wird noch zwischen Korneuburg und Ernstbrunn von der ÖBB und der Regiobahn abgewickelt. Auch im Abschnitt Mistelbach - Hohenau soll ab Ende 2020 wieder Güterverkehr abgewickelt werden. Der Abschnitt von Ernstbrunn nach Asparn an der Zaya wird derzeit als Touristenbahn genutzt und mit Eisenbahn-Draisinen befahren (Weinvierteldraisine). Zwischen Grafensulz und Mistelbach fährt das Zayataler Schienentaxi.
Zum Fahrplanwechsel 2015/2016 wurde der Güterverkehr zwischen Mistelbach LB und Hohenau eingestellt, die Strecke daraufhin eisenbahnrechtlich eingestellt. Dem Verein Neue Landesbahn (NLB) und vier Anrainergemeinden ist es jedoch gelungen, die Strecke von den ÖBB zu erwerben. Eine Wiedereröffnung als Anschlussbahn ist für Ende 2020 geplant.[2]
Geschichte
Die Strecke, die das Weinviertel in Ost-West-Richtung durchquert, wurde am 26. November 1904[3] zwischen Korneuburg und Ernstbrunn eröffnet und am 15. November 1906 nach Hohenau verlängert. [Anm. 1] Am 18. Juni 1914 übernahmen die Niederösterreichischen Landesbahnen den Betrieb. Neben der verkehrsmäßigen Erschließung des Weinviertels erlangte die Bahn auch militärische Bedeutung, da die Kasernen in Korneuburg und Mistelbach direkt an der Strecke liegen. Nach Auflösung der Landesbahnen 1921 gingen deren Strecken in den Besitz der Österreichischen Bundesbahnen (damals BBÖ) über. [Anm. 2]
Am 28. Mai 1988 wurde auf weiten Teilen des Weinviertler Streckennetzes der Personenverkehr eingestellt, so auch zwischen Korneuburg und Hohenau. Derzeit wird noch der Güterverkehr zwischen Korneuburg und Harmannsdorf-Rückersdorf betrieben, sowie zwischen Mistelbach und Hohenau. Bis 1999 wurden noch gelegentliche Nostalgie-Sonderfahrten über die Gesamtstrecke durchgeführt, dann musste der Abschnitt Ernstbrunn–Mistelbach wegen Oberbaumängeln gesperrt werden.
Drehort Lokalbahn
Aufgrund ihrer Nähe zu Wien und der teilweise recht steilen Streckenführung durch eine reizvolle, wenig besiedelte Landschaft diente die Lokalbahn des Öfteren als Drehort für Filme.
1976 diente die Strecke und die Bahnhöfe Niederleis und Karnabrunn als Drehort für eine Episode der Serie Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk mit Fritz Muliar, Heinz Marecek und Harald Serafin. Die Handlung spielt in Russland zur Zeit des Ersten Weltkriegs, zum Einsatz kam ein Zug aus Flachdachgüterwagen und (mehr als anachronistisch) einer ÖBB 93 als Lokomotive.
1978 wurden wiederum in Karnabrunn die Eisenbahn- und Bahnhofsszenen für den Film Steiner – Das Eiserne Kreuz II mit Richard Burton unter der Regie von Andrew V. McLaglan gedreht. Während eines gestellten Bombardements des Bahnhofs wurden dafür u.A. der alte Güterschuppen und ein eigens für den Film errichteter Wasserturm gesprengt. Während der noch aus der Bauzeit der Bahn stammende Schuppen wie geplant in die Luft flog, weigerte sich der Wasserturm zum Leidwesen der Filmcrew.[4]
Ebenfalls 1978 drehte Universal Pictures am Karnabrunner Bahnhof Szenen für das Remake von Der Gefangene von Zenda mit Peter Sellers, Lynne Frederick und Elke Sommer. Für den Film wurde der Bahnhof mittels eines Mattepaintings in eine Voralpenszenerie eingepasst. Zum Einsatz kam ein historischer Zug mit der Lok 17c 372 des Eisenbahnmuseum Strasshof.[4]
Diese und etliche andere „Auftritte“ in Filmen brachten dem Bahnhof Karnabrunn den Spitznamen „Filmbahnhof“ ein.
Nachnutzung
regiobahn Korneuburg - Ernstbrunn
Zur Wiederbelebung und Reaktivierung der Strecke im Pendler- und Ausflugsverkehr wurde der Verein „Neue Landesbahn“ gegründet. Ein vom Verein vorgeschlagenes rasch realisierbares Zukunftsprojekt sieht einen leicht merkbaren Taktfahrplan im Personenverkehr für die Relation Floridsdorf – Korneuburg – Ernstbrunn vor. Für den Betrieb der Eisenbahninfrastruktur wurde die Betreibergesellschaft „regiobahn Leiser Berge“ gegründet,[5] welche mit Dezember 2017 den Betrieb aufnahm.[6]
Jeweils vom Mai bis Ende Oktober verkehrt an Samstagen und Feiertagen der NostalgieExpress Leiser Berge von Wien Praterstern über Korneuburg nach Ernstbrunn und zurück, welcher von der ins Ernstbrunn ansässigen regiobahn RB GmbH mit Lokomotiven der Reihen 2050 und 2143 sowie historischen Schlierenwagen geführt wird.[7]
Weinvierteldraisine
Seit dem Jahr 2007 ist auf dem Teilstück zwischen Ernstbrunn und Asparn/Zaya ein Draisinenverkehr zur Tourismusförderung eingerichtet, auch sollen durch diese Nutzung ein weiterer Verfall sowie die Abtragung der Gleise verhindert werden. Die als Weinvierteldraisine bekannte Draisinenbahn befährt den streckenbaulich interessantesten Teilabschnitt, nach der "Draisinenalm" in Grafensulz wird in einer Seehöhe von ca. 300 Metern der Scheitelpunkt der Strecke über die Leiser Berge überwunden und mit zahlreichen Kurven windet sich die Strecke über Schletz abwärts ins Tal der Zaya.
Weiters wurde Ende September 2012 das „Zayataler Schienentaxi“ (ein Museumsbahnbetrieb mit einer Eisenbahn-Draisine ÖBB X626 und Personenbeiwagen an Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober) zwischen Asparn a.d. Zaya und Mistelbach feierlich eröffnet. 2018 wurde das Zayataler Schienentaxi bis Grafensulz verlängert.[8]
Zayatalbahn
Die Verbindung Hohenau–Mistelbach wurde früher als internationale Ausweichstrecke für die Nordbahn nach Wien genutzt, hauptsächlich im Falle von Hochwasser an der March. Das ÖBB Management will die Ausweichstrecke jedoch künftig über die Slowakei führen, was de facto das Ende dieses Streckenabschnittes bedeutete. Mit Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2015 wurde die Strecke endgültig eingestellt. Der Verein Neue Landesbahn aus Mistelbach und vier der sechs Anrainergemeinden (Wilfersdorf, Hauskirchen, Neusiedl/Zaya und Hohenau) gründeten die Zayatalbahn GmbH, welche die Strecke 2019 von den ÖBB erwarb.[9] Eine Wiedereröffnung als Anschlussbahn war für Ende 2020 vorgesehen, danach werden ein Nostalgiebetrieb, sowie Güterverkehr zu den Lagerhäusern Wilfersdorf und Dobermannsdorf durchgeführt. Den Güterverkehr wird die regiobahn abwickeln, welche ja schon im Abschnitt Korneuburg-Ernstbrunn, auf der Lokalbahn Retz-Drosendorf und anderen Strecken im Weinviertel einige Lagerhäuser bedient.
Bildergalerie
- Haltestelle Stetten
- Bahnhof Rückersdorf-Harmannsdorf
- Bahnhof Ernstbrunn
(nur Güterverkehr) - Die heutige Draisinenstrecke bei Niederleis
- Strecke im Wald zwischen Grafensulz und Schletz, in der Nähe des Scheitelpunktes
- Haltestelle Schletz
- Einfahrt in den Bahnhof Asparn aus Richtung Ernstbrunn
- Der aufgelassene Bahnhof Asparn
Literatur
- Wolfdieter Hufnagl: Die Niederösterreichischen Landesbahnen. Transpress-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-71214-8.
- Detlef Löffler, Gerald Pohl, Alfred Jirout, Karl Zellhofer: Regionalbahn Korneuburg – Ernstbrunn. Ein unvergessliches Eisenbahnerlebnis vor den Toren Wiens. ÖBB-Sonderedition. Art Quarterly Publishing House, Wien 2010, ISBN 978-3-9502841-2-6.
- Karl Zellhofer, Martin Zellhofer: Über den Weinviertler Semmering. Die Eisenbahnstrecke Korneuburg–Ernstbrunn. Von der Landesbahn zur regiobahn. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2014, ISBN 978-3-9503611-8-6.
Weblinks
- www.landesbahn.at Verein „Neue Landesbahn“
- Fotofahrt 2008 (Memento vom 3. September 2018 im Internet Archive)
- Fotos vom Planbetrieb in den 80er-Jahren vom Streckenabschnitt Korneuburg - Mistelbach LB von Michael Heussler auf zenfolio.com
- Fotos vom Bhf. Dobermannsdorf (Memento vom 29. Juni 2018 im Internet Archive)
- BR 2070.068 bei Ernstbrunn
Einzelnachweise
- Nostalgieexpress Leiser Berge auf
- Zuglinie durchs Zayatal soll Touristen anlocken. Abgerufen am 5. August 2020.
- Eröffnung der Landesbahn Korneuburg–Ernstbrunn. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 14461/1904, 26. November 1904, S. 3, oben links. (online bei ANNO).
- Franz Ladner, Gerhard Ullram: 100 Jahre Landesbahn. Hrsg.: Verein Neue Landesbahn. 2. Auflage. Verein Neue Landesbahn, Mistelbach 2006, S. 63.
- Die „regiobahn“ kann starten. In: kurier.at, 13. Mai 2012, abgerufen am 26. August 2013.
- Am 13. Dezember 2015 (Fahrplanwechsel!) geht’s los …. In: regiobahn Leiser Berge Eisenbahninfrastruktur Ges. m.b.H. (in Gründung): regiobahn.at, abgerufen am 26. August 2013.
- NostalgieExpress Leiserberge, abgerufen am 4. Januar 2016
- Bis zu den Alpakas fahren: Schienentaxi wird verlängert. 24. Mai 2018, abgerufen am 5. August 2020.
- Wiederbelebung der Zayatalbahn geglückt. 9. Januar 2020, abgerufen am 5. August 2020.
Anmerkungen
- Konzessionen: RGBl. 1904/67. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1904, S. 161–165 (online bei ANNO). sowie
RGBl. 1906/34. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1906, S. 341–346 (online bei ANNO). . - Einlösungen: BGBl 1934/373. In: Bundesgesetzblatt für den Bundesstaat Österreich, Jahrgang 1934, S. 855 (online bei ANNO). sowie
BGBl 1935/504. In: Bundesgesetzblatt für den Bundesstaat Österreich, Jahrgang 1935, S. 1816 (online bei ANNO). .