Liste der Fundorte von Pfahlbauten
Die Liste der Fundorte von Pfahlbauten führt wichtige Fundorte von Pfahlbauten und Feuchtbodensiedlungen auf.
Abgrenzung von Pfahlbausiedlungen zu Feuchtbodensiedlungen
Ein Teil der prähistorischen Pfahlbauten stand auf feuchtem Grund am Ufer von Seen und wird daher Feuchtbodensiedlung genannt. Sie waren durch einen späteren Seespiegelanstieg unter die Wasserlinie geraten und zunächst irrtümlich für echte Pfahlbauten (im Wasser stehend) gehalten worden. Mit fortschreitender Ausgrabungstätigkeit an den zirkumalpinen Seen wurden aber immer mehr echte Pfahlbauten, die nur saisonal bei Niederwasserständen trocken fielen, gefunden. Pfahlbausiedlungen und Pfahlbauten sind nach den neuesten Untersuchungen[1] wieder als Begriffe akzeptiert. Damit ist der langandauernde „Pfahlbaustreit“ um die Lage dieser Siedlungen beendet.
Liste
Deutschland
- Bodensee (See, Auen und Wälder erleichterten die Nahrungsversorgung):[2]
- Überlinger See: Sipplingen (Neolithikum und Bronzezeit), Bodman-Schachen (Bronzezeit), Ludwigshafen (Neolithikum und Bronzezeit), Unteruhldingen (Neolithikum und Bronzezeit)
- Konstanzer Trichter: Konstanz,[3] Konstanz-Hinterhausen I.
- Untersee: Hornstaad-Hörnle (Neolithikum); Wangen (Neolithikum)[4]
- Hornstaad in Gaienhofen
- Stockacher Aach
- Federsee: Riedschachen (Aichbühler und Schussenrieder Kultur), Aichbühl (Aichbühler Kultur), Taubried (Schussenrieder Kultur), Henauhof (Aichbühler Kultur), Dullenried (Horgener Kultur), Wasserburg Buchau (Urnenfelderkultur), Siedlung Forschner (Mittelbronzezeit)
- Egelsee bei Ruhestetten (Neolithikum und Bronzezeit)
- Löddigsee (Jungslawisch)
- Pestenacker (Neolithikum)
- Roseninsel im Starnberger See
- Pfahlbau von Gägelow (Neolithikum)[5]
- Horgener Kultur mit Nebenfundorten bei Sipplingen am Bodensee oder Bad Buchau am Federsee (Wasserburg Buchau)
- Pestenacker / Weil (Oberbayern) (Altheimer Gruppe), Friedberger Ach
- Moorsiedlung Reute-Schorrenried (Pfyner Kultur, Altheimer Gruppe).
- untypischer Fundort in Mecklenburg: jungslawische Feuchtbodensiedlung von Löddigsee, im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Österreich
- Attersee: mit 25 bis 30 Stationen war der Attersee das neolithische und bronzezeitliche Pfahlbauzentrum Österreichs.[6][7]
- Seewalchen 1+2+3, (Neolithikum, Bronzezeit), Litzlberg, Fischer im Moos, Litzlberg 1, (Nord), Litzlberg 2, Litzlberg Süd, Buchberg, Attersee, Attersee Sager, Aufham 1+2(Neolithikum, Mondseekultur), Abtsdorf 1+2+3(Neolithikum, Mondseekultur; Bronzezeit), Miesling 1+2 (Neolithikum, Mondseekultur), Weyregg (Neolithikum, Mondseekultur), Weyregg Puschacher[7]
- Gerlham/Seewalchen nimmt eine Sonderstellung der österreichischen Pfahlbaustationen ein. Es ist die einzige bisher bekannte Pfahlbaustation in einem Österreichischen Moor.(Bronzezeit)
- Mondsee: Mooswinkel (Neolithikum, Mondseekultur), Scharfling (Neolithikum, Mondseekultur), See (Neolithikum, Mondseekultur)
- Keutschacher See: Die Hütten wurden zwischen 3947 und 3871 v. Chr. gebaut und etwa 200 Jahre lang am Ende der Jungsteinzeit benutzt.[8] Lengyelkultur bzw. Lasinjakultur[9][10][11]
- Traunsee: Traunkirchen (Bronzezeit), weitere zwei Stationen sind umstritten
- Mondseekultur im Salzkammergut – bei den Eponym-Funden am Mondsee wurde ein späterer, vielleicht auch die Ansiedlung beendender Wasserspiegelanstieg durch Bergsturz jüngst nachgewiesen
Schweiz
- Bielersee: Twann (Neolithikum), Lattrigen Riedstation (Neolithikum), Sutz-Lattrigen (Neolithikum), Mörigen, Lüscherz
- Bodensee: Arbon-Bleiche (Neolithikum)
- Burgäschisee: Burgäschi
- Corcelettes
- Genfersee: Morges
- Greifensee: Greifensee-Böschen und Greifensee-Storen-Wildsberg (Bronzezeit)
- Inkwilersee: Inkwil
- Murtensee: Muntelier (Neolithikum)
- Neuenburgersee: La Tène (Eisenzeit), St. Blaise, Hauterive-Champréveyres, Auvernier, Cortaillod, Concise
- Nussbaumersee: Uerschhausen-Horn (Neolithikum und Bronzezeit)
- Pfäffikersee: Wetzikon-Robenhausen
- Pfyn: (Pfyner Kultur)
- Thunersee: Thun[12][13]
- Zugersee: Zug-Sumpf, Urnenfelderzeit
- Zürichsee: Zürich-Enge-Alpenquai, Zürich-Mozartstrasse, Zürich-Grosser Hafner, Zürich-Kleiner Hafner (Neolithikum), Meilen-Rorenhaab (Neolithikum), Meilen-Schellen (Bronzezeit), Feldmeilen-Vorderfeld, Horgen-Scheller, Erlenbach-Winkel, Freienbach-Hurden-Rosshorn, Freienbach-Hurden-Seefeld, Rapperswil-Jona-Technikum, Seegubel, Wädenswil Vorder Au
- Egolzwiler Kultur, mit Hauptfundorten Egolzwil 3 und Schötz 1 im Wauwilermoos bei Wauwil, Egolzwil und Schötz
- Greifensee ZH, Fundort Greifensee-Storen-Wildsberg[14] am gleichnamigen See
- Horgener Kultur, mit Hauptfundort bei Horgen (Zürichsee) und in Deutschland bei Sipplingen am Bodensee oder Bad Buchau am Federsee (Wasserburg Buchau)
- Erlenbach: Erlenbach-Winkel am Zürichsee
- Meilen: Meilen-Rorenhaab am Zürichsee
- Wädenswil: Wädenswil Vorder Au am Zürichsee
- Kleiner Hafner, Grosser Hafner, Alpenquai[14] und u. a. Bauschänzli am Zürichsee, in Zürich
- Robenhausen am Pfäffikersee, Wetzikon
- Pfyner Kultur (Pfahlbauer von Pfyn), Pfyn und Siedlung Niederwil, Gachnang
- Arbon Bleiche im schweizerischen Arbon am Bodensee: eine der bestuntersuchten Feuchtbodensiedlungen. Die Bucht war in der Jungstein- und Bronzezeit eine Siedlungskammer. In prähistorischer Zeit verlief dort das Ufer mehrere hundert Meter landeinwärts gegenüber heute. Im Jahre 1885 kamen in der Flur Bleiche Bukranien, Pfähle, Keramik und Steinwerkzeuge zum Vorschein. 1944 entdeckte man das frühbronzezeitliche Dorf Bleiche II der nach diesem Fundort benannten Arbon-Kultur (17. – 16. Jahrhundert v. Chr.). 1993 bis 1995 wurde das jungsteinzeitliche Dorf Arbon-Bleiche III der Pfyner Kultur großflächig ergraben und dendrochronologisch datiert (3384–3370 v. Chr.). Jüngere Siedlungen lassen sich noch mit der Goldberg-III-Gruppe verbinden.
- Freienbach–Hurden: Freienbach-Hurden-Rosshorn und Freienbach-Hurden-Seefeld[15]
- Rapperswil-Jona und Hombrechtikon–Feldbach ZH: Seegubel, Rapperswil-Jona-Technikum, Freienbach-Hurden-Rosshorn im Zusammenhang mit den prähistorischen und historischen Seequerungen[14][15]
Frankreich
- Lac de Chalain
- Lac de Clairvaux
Italien
- Ledrosee: Molina di Ledro (Bronzezeit)
- Gardasee: Garda, Cisano, La Quercia, Bor di Pacengo, Peschiera del Garda, Barche di Solferino, Bande di Cavriana, Castellaro Lagusello, Lavagnone, Polada, Lucone, Salò
- Lago di Varese
- Fiavé (Jungsteinzeit)
Slowenien
Griechenland
- Messolongi-Lagune (Pylades genannt)
England
- Bronzezeitsiedlung Must Farm nahe Cambridge[16][17]
- Britische Inseln: Feuchtbodensiedlung Flag Fen in Sussex 1400 – 900 v. Chr.; Siedlung nahe Eastbourne, in Somerset 800 – 600 v. Chr. In Irland und Schottland einschließlich der Orkney ist der Crannóg eine häufige Entsprechung der zirkumalpinen Pfahlbauten.
Schweden
- Auf Gotland findet man im flachen Wasser des Tingstädeträsk die Pfähle des wikingerzeitlichen Bulverket (Pfahlwerk), eines Quadrates mit 175 m Seitenlänge mit einer großen mittigen Freifläche.
Siehe auch
Einzelnachweise
- siehe: Dunning & Hafner, 2004 sowie Schöbel 2005
- Jana Marie Seifried: Der Anfang ganz großer Entdeckungen. In: Südkurier vom 4. April 2014, S. 10
- Jana Marie Seifried: Der Anfang ganz großer Entdeckungen. In: Südkurier vom 4. April 2014, S. 10
- Flyer „Museum Fischerhaus – Wangen am Untersee“ des „Fördervereins Fischerhaus, Wangen am Untersee“
- Georg Christian Friedrich Lisch: Pfahlbau von Gägelow (neue verbesserte Auflage aus den Jahrbüchern XXIX, 1864, S. 120 flgd.) In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 30 (1865), S. 85–97; Abrufbar über den Dokumentenserver der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 22. April 2014.
- Unterlagen zur Pfahlbau-Vermittler-Ausbildung 2013
- pfahlbau.at. Abgerufen am 22. Juni 2017.
- Otto Cichocki, Bernhard Knibbe, Cyril Dworsky: Ein jungsteinzeitlicher Pfahlbau im Keutschacher See / Kärnten (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 108 KB), Institut VIAS der Universität Wien, S. 1.
- Unsere Mission. Universität Wien: VIAS – Vienna Institute for Archaeological Science, abgerufen am 22. Juni 2017.
- http://www.austriaca.at/0xc1aa500d_0x0009fb59.pdf
- Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II – Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. 2003, ISSN 0065-5376 (oeaw.ac.at [abgerufen am 22. Juni 2017]).
- Taucher im Thunersee untersuchen Pfahlbauten aus der Bronzezeit. In: Berner Zeitung. 6. Januar 2020, abgerufen am 2. März 2020.
- Sie holen die Schätze der Pfahlbauer aus dem Wasser. In: Berner Zeitung. 25. Februar 2020, abgerufen am 2. März 2020.
- Website UNESCO World Heritage Centre (27. Juni 2011), Pressemeldung Six new sites inscribed on UNESCO’s World Heritage List, abgerufen am 15. Februar 2013
- Website palafittes.org: Fundstellen Schweiz im UNESCO-Weltkulturerbe (Memento vom 31. Mai 2016 im Internet Archive): Rapperswil-Jona/Hombrechtikon–Feldbach (Seegubel, CH-SG-01), Rapperswil–Jona–Technikum (CH-SG-02), Freienbach-Hurden-Rosshorn (CH-SZ-01) im Zusammenhang mit den prähistorischen und historischen Seequerungen, abgerufen am 15. Februar 2013
- cam.ac.uk: Bronze Age stilt houses unearthed in East Anglian Fens.
- arte.tv: Spannende Geschichten aus der Bronze-Zeit – Must Farm (Memento vom 24. Juni 2017 im Internet Archive)