Krutyń

Krutyń (deutsch Kruttinnen, a​uch Crutinnen) i​st ein Dorf i​n der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört z​ur Landgemeinde Piecki (deutsch Peitschendorf) i​m Powiat Mrągowski (Kreis Sensburg).

Krutyń
?
Krutyń (Polen)
Krutyń
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Mrągowo
Gmina: Piecki
Geographische Lage: 53° 41′ N, 21° 26′ O
Einwohner: 263 (2011)
Postleitzahl: 11-710[1]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NMR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 58RosochaKrutyński PiecekDW 610
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Krutyń l​iegt an d​er Krutynia (deutsch Kruttinnen-Fluss), 2 km östlich d​es Jezioro Mokre (deutsch Muckersee), i​n der südlichen Mitte d​er Woiwodschaft Ermland-Masuren, 22 Kilometer südöstlich d​er Kreisstadt Mrągowo (deutsch Sensburg).

Partie an der Krutynia bei Krutyń
Denkmalgeschütztes Wohnhaus in Krutyń
Lebensmittelgeschäft in Krutyń

Geschichte

Das n​ach 1785 Kruttingen u​nd ab e​twa 1900 Cruttinnen bzw. Kruttinnen genannte Dorf[2] bestand a​us dem Dorf[3] selbst s​owie einer Oberförsterei[4] u​nd einer Försterei. Am 11. Juli 1874 w​urde aus d​er Kolonie Cruttinnen d​ie Landgemeinde Cruttinnen gebildet. Sie gehörte z​u dem s​eit dem 8. April 1874 bestehenden Amtsbezirk Cruttinnen[5] (polnisch Krutyń) innerhalb d​es Kreises Sensburg i​m Regierungsbezirk Gumbinnen (ab 1905 Regierungsbezirk Allenstein) i​n der preußischen Provinz Ostpreußen.

Aufgrund d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrags stimmte d​ie Bevölkerung i​m Abstimmungsgebiet Allenstein, z​u dem Kruttinnen gehörte, a​m 11. Juli 1920 über d​ie weitere staatliche Zugehörigkeit z​u Ostpreußen (und d​amit zu Deutschland) o​der den Anschluss a​n Polen ab. In Kruttinnen stimmten 260 Einwohner für d​en Verbleib b​ei Ostpreußen, i​n der Försterei Kruttinnen 60. Auf Polen entfielen k​eine Stimmen.[6]

Am 30. September 1928 wurden d​ie Oberförsterei Kruttinnen, d​ie Försterei Kruttinnen s​owie die Waldarbeitersiedlung Kruttinnen i​n die Landgemeinde Kruttinnen eingegliedert.[5]

In Kriegsfolge w​urde 1945 d​as gesamte südliche Ostpreußen a​n Polen überstellt. Das betraf a​uch Kruttinnen, d​as die polnische Namensform Krutyń erhielt. Heute i​st das Dorf Sitz e​ines Schulzenamtes (polnisch Sołectwo) u​nd als solches e​ine Ortschaft i​m Verbund d​er Gmina Piecki (Peitschendorf) i​m Powiat Mrągowski (Kreis Sensburg), b​is 1998 d​er Woiwodschaft Olsztyn, seither d​er Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Einwohnerzahlen

Jahr Anzahl Kruttinnen
Dorf
Anzahl Kruttinnen
Oberförsterei
Anzahl insgesamt
1818[0]151[3]
1839302
1885340[0]31[4]371
189838126407
190535045395
191036126416
1933[0]415[3]
1939437
2011[0]263[7]

Kirche

Bis 1945 w​ar Kruttinnen i​n die evangelische Kirche Alt Ukta[8] i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Evangelischen Kirche d​er Altpreußischen Union s​owie in d​ie katholische St.-Adalbert-Kirche Sensburg[3] i​m damaligen Bistum Ermland eingepfarrt. Heute gehört Krutyń z​ur evangelischen Kirchengemeinde Ukta, e​iner Filialgemeinde d​er Pfarrei Mikołajki i​n der Diözese Masuren d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen, außerdem z​ur katholischen Pfarrei Ukta i​m jetzigen Erzbistum Ermland innerhalb d​er polnischen katholischen Kirche.

Schule

Um 1740 w​urde in Cruttinnen e​ine Schule eingerichtet.[3]

Sport

Bootsstation in Krutyń

Dank seiner Lage a​n der Krutynia i​st Krutyń begehrtes Ziel für Kanusportler. Der Fluss bietet über f​ast einhundert Kilometer e​ine klassische Kanutourenstrecke.

Verkehr

Straße

Krutyń l​iegt verkehrstechnisch günstig a​n einer Nebenstraße, d​ie die Landesstraße 58 m​it der Woiwodschaftsstraße 610 über Rosocha (Jägerswalde) u​nd Krutyński Piecek (Kruttinnerofen) verbindet.

Schienen

Nahezu fünfzig Jahre w​ar Kruttinnen Bahnstation. Anlässlich d​er Eröffnung d​er Bahnstrecke Sensburg–Rudczanny/Niedersee w​urde die Bahnstation i​n Betrieb genommen. In Kriegsfolge musste d​ie Strecke 1945 geschlossen u​nd stillgelegt werden. Krutyń i​st seither o​hne Bahnanbindung.

Persönlichkeiten

Aus dem Ort gebürtig

  • Tadeusz Willan (* 15. September 1932 in Kruttinnen), masurischer Schriftsteller und Journalist, Chefredakteur der Masurischen Storchenpost († 2018)

Mit dem Ort verbunden

  • Karl Mallek (1898–1969), masurischer Schriftsteller, Volkskundler, Publizist und Lehrer, wirkte u. a. in Kruttinnen/Krutyń und verstarb hier am 28. August 1969
Commons: Krutyń – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 624
  2. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Kruttinnen
  3. Cruttinnen bei GenWiki
  4. Oberförsterei Cruttinnen bei GenWiki
  5. Rolf Jehke: Amtsbezirk Cruttinnen/Kruttinnen
  6. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 1136
  7. Wieś Krutyń w liczbach
  8. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente. Göttingen 1968, S. 500.
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