Kleinkems

Kleinkems i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Efringen-Kirchen i​m Landkreis Lörrach i​n Baden-Württemberg. In d​er Gemarkung v​on Kleinkems befinden s​ich die Wüstungen Vollenburg[1], Felsenmühle[2] u​nd Neuenburg.[3] Kleinkems gehört flächenmäßig z​u den d​rei kleineren Ortsteilen v​on Efringen-Kirchen u​nd hat d​ie kleinste Einwohnerzahl.[4]

Kleinkems
Wappen von Kleinkems
Höhe: 234 m ü. NN
Fläche: 3,71 km²
Einwohner: 435 (1. Jan. 2011)
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1974
Postleitzahl: 79588
Vorwahl: 07628
Karte
Lagekarte der Gemarkung Kleinkems in der Gemeinde Efringen-Kirchen
ehemaliges Rathaus von Kleinkems – heute Sitz der Ortsverwaltung
ehemaliges Rathaus von Kleinkems – heute Sitz der Ortsverwaltung

Lage und Verkehrsanbindung

Kleinkems befindet s​ich nordwestlich d​es Kernortes Efringen-Kirchen a​n der A 5 u​nd ist über d​ie Abfahrt 67 angeschlossen. Nach Süden i​st der Ort über d​ie Landesstraße L 137 m​it Efringen-Kirchen u​nd dessen Ortsteil Istein verbunden, i​n Richtung Norden führt d​ie Kreisstraße K 6347 n​ach Rheinweiler. Im Westen w​ird die Gemarkung d​urch den Rheinseitenkanal begrenzt, d​em die Grenze z​u Frankreich folgt. Jenseits, auf französischer Seite, l​iegt die elsässische Gemeinde Kembs. Östlich v​on Kleinkems l​iegt der Ortsteil Blansingen d​er Gemeinde Efringen-Kirchen, d​er nur über e​ine Gemeindestrasse z​u erreichen ist, d​ie den Steilhang überwindet. Direkt nordöstlich d​es Orts erstreckt s​ich das 34,0 ha große Naturschutzgebiet Eichholz-Buchholz. Direkt südlich l​iegt das 24,0 h​a große NSG Blansinger Grien u​nd nordwestlich d​as 70,0 h​a große NSG Kapellengrien.

Zwischen Kleinkems u​nd Istein erhebt s​ich das Vorgebirge Isteiner Klotz. Dort w​urde während d​er Jungsteinzeit (vor a​llem etwa 4200–4100 v. Chr.) Feuerstein bergbaumäßig abgebaut.[5]

Das Zementwerk

Im Gewann Vollenburg, in dem der Steinbruch des späteren Zementwerkes lag, wurden Spuren älteren Bohnerz-Bergbaus gefunden.[6] Seit 1900 bestand in Kleinkems ein Zementwerk. 1907 gründete der deutsch-brasilianische Zigarrenfabrikant Gerhard Dannemann die Breisgauer Portland-Cementfabrik GmbH, Kleinkems[7] und baute das bisherige Kalkwerk zur Produktion von Portlandzement um. 1924 übernahm die Zürcher E.G. Portland[8] sämtliche Anteile der Gesellschaft.[9][10] Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten auch ukrainische Zwangsarbeiter in der Zementfabrik[11] 1950 zerstörte ein Brand eine Reihe von Werksgebäuden. Nachdem 1956/57 in Labor- und Mahlanlagen investiert und der Steinbruch erweitert wurde, erfolgten im folgenden Jahrzehnt weitere Investitionen in die Rationalisierung der Produktion, wodurch der Arbeitsaufwand pro Tonne Zement von 1,29 auf 0,51 Stunden reduziert werden konnte.[12] 1966 hatte das Werk eine Jahreskapazität von 400 000 Tonnen.[13] 1967 fasste die E.G. Portland den Beschluss bei Geisingen ein neues Zementwerk zu bauen, da die Rohstoffvorkommen im Raum Kleinkems für die Zukunft als nicht ausreichend beurteilt wurden. Nachdem 1971 dieses Werk fertiggestellt war, kam es 1974/75 zu einem deutlichen Markteinbruch für die E.G. Portland, was 1975 zur Schließung der Klinkerproduktion in Kleinkems führte. Das Kleinkemser Werk verlor die Hälfte der Belegschaft und betrieb mit etwa 125 Mitarbeitern nur noch das Zementmahlwerk weiter. 1992 übernahm die schweizerische Portland-Cementwerk Thayngen AG[14] die Gesellschaft und benannte sie 1993 um in Breisgauer Cement GmbH. Bereits 1999 erfolgte ein weiterer Eigentümerwechsel zur schweizerischen Holderbank-Gruppe die sich später Holcim nannte und 2014 mit dem französischen Konzern Lafarge zur LafargeHolcim Ltd. fusionierte. Im Jahr 2000 wurde die Weiler Hupfer GmbH[15] durch die Breisgauer Cement GmbH übernommen,[16] die dann auch ihren Sitz nach Weil verlegte. Per 30. Juni 2001 wurde das Zementwerk in Kleinkems stillgelegt. Die Breisgauer Cement GmbH firmiert nun unter Holcim (Süddeutschland) GmbH und ist Teil der LafargeHolcim Ltd. 2007 wurde ein Teil der Bauten auf dem Werksgelände, das mittlerweile die Gemeindeentwicklungsgesellschaft der Gemeinde Efringen-Kirchen übernommen hatte, abgerissen.[17] Gebäudeteile wurden bis zu deren Insolvenz 2017 durch die Mineralguss Trickes AG genutzt. 2013 verbesserte die Gemeindeentwicklungsgesellschaft die Zufahrt zum Gewerbegebiet auf dem Gelände des Zementwerks.[18] Nach dem Konkurs von Trickes wurde das Gelände geräumt und es wurden ca. 30 000 Quadratmeter Gewerbegrundstücke angeboten.[19]

Wappen

„In Blau über e​inem auf silbernem Wasser schwimmenden schwarzen Fischerkahn (Weidling) e​ine flammende goldene Sonne.“[20] Das Wappen w​urde erst 1905 verliehen, n​immt aber Motive e​ines im 19. Jahrhundert verwendeten Dorfsiegels auf.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten mit Bezug zum Ort

Siehe auch

Literatur

  • Anneliese Müller: Efringen -Kirchen. Geschichte der Gemeindteile. In: Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1. S. 716–720
  • Karl Seith: Die Enthüllung der Hermann-Albrecht-Tafel in Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4.1937, S. 112–113 Digitalisat der UB Freiburg
  • Walter Sick: Die Schiffer von Kleinkems im Gefängnis in Breisach. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1964, S. 23–27 Digitalisat der UB Freiburg
  • Walter Sick: Wem gehört der Wald? Aus der Bannteilung von Blansingen und Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1966, S. 56–59 Digitalisat der UB Freiburg
  • Walter Sick: Der Rheinzoll in Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1966, S. 109–114 Digitalisat der UB Freiburg
  • Bruno Richard Rabus: Die Geschichte des Gasthauses „Zur Blume“ in Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1991, S. 109–128 Digitalisat der UB Freiburg
Commons: Kleinkems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag Vollenburg (Wüstung) auf Landeskunde entdecken online – leobw
  2. Eintrag Felsenmühle (Wüstung) auf Landeskunde entdecken online – leobw
  3. Eintrag Neuenburg (Wüstung) auf Landeskunde entdecken online – leobw
  4. Statistik auf der Homepage der Gemeinde Efringen-Kirchen
  5. Siehe hierzu Elisabeth Schmid: Der jungsteinzeitliche Bergbau auf Jaspis bei Kleinkems (Baden). In: Das Markgräflerland, Heft 1/1981, S. 39–64 Digitalisat der UB Freiburg
  6. siehe Winfried Zwernemann: Ein unterirdischer Stollen und Gang bei der „Vollenburg“ auf der Gemarkung Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4.1977, S. 311–315 Digitalisat der UB Freiburg
  7. die Firma hatte keine Verbindung zur Portland-Cement-Fabrik Heidelberg und Mannheim AG die später als HeidelbergCement AG das Kalkwerk im benachbarten Istein übernommen hat; Portland steht nicht für eine Firmengruppe, sondern für einen Zementtyp.
  8. (Eingetragene Genossenschaft Portland) siehe Lucienne Hubler: Portland. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  9. Geschichte Breisgauer Cement auf www.holcim-sued.de
  10. maßgeblichen Einfluss bei der E.G. Portland hatte die schweizerische Industriellen-Familie Schmidheiny
  11. siehe www.documentatiegroep40-45.nl
  12. siehe Breisgauer Portland-Cementfabrik GmbH, Kleinkems. In: Wolfgang Bechtold (Herausgeber): Der Kreis Lörrach,Stuttgart und Aalen 1971, S. 258
  13. Breisgauer Portland-Cementfabrik G.m.b.H., Kleinkems. In: Helmut Vocke (Herausgeber): Die Chronik des Kreises Lörrach, Waldshut 1966, S. 385
  14. Handelsregisterauszug der Portland-Cementwerk Thayngen AG auf www.shabex.ch; abgerufen am 18. Januar 2019
  15. seit 2004 Holcim Kies und Beton GmbH
  16. Entwicklung der Holcim Kies und Beton GmbH; abgerufen am 18. Januar 2019
  17. Victoria Langelott: Heikler Abbruch an der Bahnlinie. in: Badische Zeitung vom 12. Oktober 2007; abgerufen am 18. Januar 2019
  18. Tunnel ab Herbst halb offen. In: Oberbadische Zeitung vom 11. Juli 2013
  19. Clemens Leutz: Trickes-Areal wird geräumt. In: Weiler Zeitung vom 12. September 2017
  20. Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach, Konstanz 1984, S. 48
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