Klein Möringen

Klein Möringen i​st ein Ortsteil d​er Ortschaft Möringen d​er Hansestadt Stendal i​m Landkreis Stendal i​n Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]

Klein Möringen
Stadt Stendal
Höhe: 47 m ü. NHN
Fläche: 6,04 km²[1]
Einwohner: 87 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 14 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Möringen
Postleitzahl: 39576
Vorwahl: 039329
Klein Möringen (Sachsen-Anhalt)

Lage von Klein Möringen in Sachsen-Anhalt

Geografie

Klein Möringen, e​in Straßendorf m​it Kirche, l​iegt etwa 9 Kilometer westlich d​er Kernstadt v​on Stendal i​n der Altmark. Südwestlich d​es Dorfes strömt d​er „Graben Wenddörfer Berg“ n​ach Südwesten i​n die Uchte. Der e​twa 54 Meter h​ohe Heidberg l​iegt westlich d​es Dorfes i​n einem Waldgebiet.[4]

Nachbarorte s​ind Steinfeld (Altmark) i​m Nordwesten, Schönfeld i​m Nordosten, Möringen i​m Südosten u​nd Nahrstedt i​m Südwesten.[4]

Geschichte

Im Jahre 1201 w​urde der Ort i​m Verzeichnis d​er Königslutterschen Klostergüter a​ls Morungen p​rope Stendal, slauitica v​illa postea deserta facta aufgeführt, übersetzt: „Morungen b​ei Stendal, d​er slawische, später wüste Ort“.[5] Weiter heißt e​s dort, d​ass 12 Hufen d​es wüsten Ortes d​en Bebauern d​es Ortes Nippof g​egen einen Erbzins überlassen wurden. Daraus i​st wahrscheinlich d​as Dorf Klein Möringen entstanden.[6]

An d​ie slawischen Bewohner (Wenden) erinnert n​och die Flurbezeichnung „Wenddorf“.[7] 1238 wurden Duo Moringen m​ajus et minus erwähnt, a​lso beide Möringen, Groß u​nd Klein. Sie gehörten z​um Besitz d​es Grafen Siegfried v​on Osterburg i​n der Altmark, m​it dem Siegfried v​om St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden w​ar und d​en er 1238 d​em Abt Gerhard v​on Werden u​nd Helmstedt überschrieb.[8] 1318 w​ird das Dorf a​ls villa p​arua Mörunge erwähnt.[9] Im Landbuch d​er Mark Brandenburg v​on 1375 w​ird das Dorf a​ls Parva Morynghe u​nd Moringe aufgeführt.[10] 1268 w​ird erstmals e​in Ritter namens „Morunge“ erwähnt. Die Familie d​erer von Gohre, d​erer von d​er Schulenburg (1510) u​nd später d​ie von Reinhardt besaßen d​as Dorf bzw. d​as Rittergut,[7] d​as später dismebriert wurde.[1] Weitere Nennungen s​ind 1687 Lütken Moring[1] u​nd 1804 d​as Dorf Klein Möhringen m​it einem Leineweber.[11]

Am 2. August 1902 w​urde die amtliche Schreibweise a​uf Klein-Möringen festgelegt.[12]

Vorgeschichte

Wüstungen bei Klein Möringen

Wilhelm Zahn nannte 1909 z​wei mutmaßliche Wüstungen.[16]

  • Zwei Kilometer südlich vom Dorf, 500 Meter nördlich von Nahrstedt liegen die „neuen Länder“ an die sich südöstlich die langen und kurzen „Seepen“ anschließen. Zahn meint, hierbei handelt es sich aber wohl nur um Neuland, das durch die Ausrodung von Wald entstand.
  • 1,25 Kilometer südlich des Dorfes, zwei Kilometer nordwestlich von Möringen, liegt eine Flur die „langen und kurzen Wenddörfer“ genannt. Zahn vermutet hier eine alte wendische Siedlung.

Im e​twas erhöhten Gelände b​is zur Uchteniederung findet s​ich die Bezeichnung „Am Landgraben“, jedoch k​eine erkennbaren Befestigungsreste. Scherbenfunde deuten a​uf eine altslawische Siedlung a​us dem 9. o​der 10. Jahrhundert.[1]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann meint, d​er Ortsname w​eist durch d​ie Endung „-ingen“ a​uf eine Nordschwabengründung h​in und bedeutet „Siedlung a​m Moor“.[17][18] Hier könnte d​as Moor o​der der Morast d​er vorüberfließenden Uchte gemeint sein.

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 wurden d​ie bis d​ahin eigenständigen Gemeinden Groß Möringen u​nd Klein Möringen z​ur neuen Gemeinde Möringen zusammengeschlossen.[19][20]

Bis z​um 31. Dezember 2009 gehörte Klein Möringen z​ur Gemeinde Möringen i​n der Verwaltungsgemeinschaft Stendal-Uchtetal.

Mit d​er Eingemeindung d​er Gemeinde Möringen i​n die Stadt Stendal a​m 1. Januar 2010[21] k​am Klein Möringen a​ls Ortsteil z​ur Hansestadt Stendal u​nd zur n​eu entstandenen Ortschaft Möringen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734126
1772103
1790111
1798125
1801131
Jahr Einwohner
1818110
1840182
1864174
1871167
1885171
Jahr Einwohner
1892[0]174[7]
1895174
1900[0]165[7]
1905163
1910[0]165[7]
Jahr Einwohner
1925164
1939130
1946229
2013[00]096[22]
2014[00]097[22]
Jahr Einwohner
2018[00]96[23]
2019[00]95[23]
2021[0]87[2]

Quelle b​is 1946, w​enn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Klein Möringen, d​ie früher z​ur Pfarrei Groß Möringen i​n der Altmark gehörte,[24] w​ird betreut v​om Pfarrbereich Möringen-Uenglingen[25] i​m Kirchenkreis Stendal i​m Propstsprengel Stendal-Magdeburg d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Klein Möringen stammen a​us dem Jahre 1829, ältere Einträge s​ind bei Groß Möringen z​u finden.[26]

Die katholischen Christen gehören z​ur Pfarrei St. Anna i​n Stendal i​m Dekanat Stendal i​m Bistum Magdeburg.[27]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Klein Möringen, seit 1901 „Christuskirche“ genannt,[17] ist ein Feldsteinbau. Nur noch die unteren Umfassungsmauern auf der Nord- und Südseite stammen aus dem 13. Jahrhundert.[28] Der Kirchturm mit Schieferdeckung und die Kirchhofmauer wurden 1711 vollendet.[29] 1901 hat man den oberen Teil der Kirche erneuert.[28]
  • Der Friedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
  • In Klein Möringen steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, eine kleine Stele gekrönt von einem eisernen Kreuz.[30]
  • 1933 berichtete Friedrich Hoßfeld von zwei Hünengräbern und einem Hügel „im Walde in der Nähe, östlich vom Dorfe am Wege nach Deetz.“ Er veröffentlichte ein Foto der Gegend, das jedoch nur Bäume zeigt.[17] Heute sind auf topographischen Karten, je nach Maßstab, zwei oder drei Steingräber westlich des Dorfes im Wald am Weg nach Deetz südlich des Heidberges eingezeichnet.[4] Oberirdische Spuren der Gräber sind nicht beschrieben.
  • 2½ Kilometer westlich des Dorfes, schon in der Gemarkung Querstedt, ist am Querstedter Weg zwischen Steinfeld (Altmark) nach Querstedt die Kirchenruine der Wüstung Rassau zu finden, ein Bodendenkmal.[4] Der alte Flurname „Die Rassau“[31] erinnert an das frühere Dorf „Rissow“ an dieser Stelle.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1509–1513, Klein Möringen w Stendal, doi:10.35998/9783830522355.
  2. Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 13.
  3. Landkreis Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr. 37, 21. November 2018, ZDB-ID 2665593-7, S. 214220 (landkreis-stendal.de [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 3. November 2020]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 436, Anmerkung zur Urkunde (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000995~SZ%3D00474~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Die Mark Brandenburg im Jahre 1250 oder historische Beschreibung der Brandenburgischen Lande und ihrer politischen und kirchlichen Verhältnisse um diese Zeit. Eine aus Urkunden und Kroniken bearbeitete Preisschrift. Berlin 1831, S. 147 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10014048~SZ%3D00165~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 98–99.
  8. Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 52 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 67, Urkunde XCI. (Digitalisat).
  10. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 323 (archiviert auf archive.org (Memento vom 24. März 2019 im Internet Archive)).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 261 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00283~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1902, ZDB-ID 3766-7, S. 410, Nr. 1651.
  13. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle: Kalottenschale der Schönfelder Kultur von Klein Möringen. 2020, abgerufen am 9. Januar 2020.}
  14. Paul Kupka: Die frühe Eisenzeit in der Altmark (= Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 10). 1911, S. 42, Tafel VII, Nr. 94.
  15. Barbara Fritsch: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 508.
  16. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 377-151, Nr. 372 und 373 (uni-jena.de).
  17. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 82, 121–122, Tafel 90b.
  18. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  19. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  20. Berichtigung zur Zweiten Verordnung vom 20. Juli 1950 (GuABl. S. 274) zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S 161) vom 25. August 1950. In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. 25. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 322 (Digitalisat).
  21. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag über die Eingemeindung der Gemeinde Möringen in die aufnehmende Stadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 20, 19. Oktober 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 272273 (landkreis-stendal.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 9. August 2020]).
  22. Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
  23. Donald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S. 13.
  24. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 110 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Pfarrbereich Möringen-Uenglingen. Abgerufen am 11. April 2020.
  26. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  27. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  28. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 260.
  29. Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2. Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, II. Kapitel, Spalte 260 (uni-potsdam.de).
  30. Onlineprojekt Gefallendenkmäler. In: Klein Möringen auf www.denkmalprojekt.org. 1. Juni 2020, abgerufen am 10. Oktober 2020.
  31. Karte des Deutschen Reiches Blatt 265: Gardelegen (David Rumsey Map Collection). Reichsamt für Landesaufnahme, 1893, abgerufen am 10. Oktober 2020.
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