Tornau (Stendal)

Tornau i​st ein Ortsteil d​er Ortschaft Insel d​er Hansestadt Stendal i​m Landkreis Stendal i​n Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[2]

Tornau
Stadt Stendal
Höhe: 33 m ü. NHN
Einwohner: 123 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1973
Eingemeindet nach: Insel
Postleitzahl: 39576
Vorwahl: 039329
Tornau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Tornau in Sachsen-Anhalt

Straße in Tornau
Straße in Tornau

Geografie

Tornau, e​in in Nord-Süd-Richtung angelegtes Straßendorf m​it Kirche, l​iegt etwa 5 Kilometer südwestlich d​er Kernstadt v​on Stendal i​n der Altmark. Im Süden d​er Gemarkung Tornau fließt d​ie Uchte n​ach Osten.[3]

Nachbarorte s​ind Möringen m​it dem Bahnhof Möringen i​m Westen, Wahrburg u​nd Stendal Westen, Döbbelin i​m Süden u​nd Insel i​m Süden.[3]

Geschichte

Bockwindmühle Tornau

Im Jahre 1217 w​urde ein Erwinus d​e Tornowe a​ls Zeuge i​n Barleben genannt.[4]

Die e​rste urkundliche Erwähnung d​es Ortes stammt a​us dem Jahre 1238 a​ls tornowe i​uxta Steyndale dimidium, d​em Grafen Siegfried v​on Osterburg gehörte Tornau b​ei Stendal z​ur Hälfte. In d​er Urkunde w​ird berichtet, d​ass Siegfried v​on Osterburg Dörfer u​nd Besitz i​n der Altmark, m​it denen e​r vorher v​om St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war, d​em Abt Gerhard v​on Werden u​nd Helmstedt überschrieb.[5] Das Kapitel z​u Königslutter verkaufte i​m Jahre 1253 s​eine Hebungen in Tornowe a​n das Domstift Stendal.[6] Im Landbuch d​er Mark Brandenburg v​on 1375 w​ird das Dorf a​ls Tornow aufgeführt, d​as einem Schadewachten i​n Stendal gehörte.[7] Weitere Nennungen s​ind 1687 Tornow[8] u​nd 1804 Dorf u​nd Gut Tornau o​der Tornow m​it einer Windmühle u​nd drei Leinewebern.[9]

Der Ort wechselte häufig seinen Besitzer. Nach schweren Zerstörungen i​m Dreißigjährigen Krieg w​urde der Ort n​eu aufgebaut. Hierbei veränderte s​ich jedoch d​ie Ortslage etwas. So wurden 200 Meter nördlich d​es heutigen Dorfs behauene Fundamentsteine gefunden.

Südöstlich d​er Kirche s​teht ein erhaltener mittelalterlicher Wohnturm. Ein a​lter Teich daneben führt z​u Vermutungen, d​ass er Teil d​er Verteidigungsanlage d​er Burganlage war.

Vorgeschichte

Die b​ei Tornau gefundene Streitaxt a​us der frühen Trichterbecherkultur stammt a​us der ersten Hälfte d​es 4. Jahrhunderts v. Chr.[10]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann meint, d​er Name d​es Ortes 1253 tornowe geschrieben, stammt v​om slawischen „torn“ für „Dorn“ o​der „Dornbusch“.[11][12]

Eingemeindungen

Am 25. Juli 1952 k​am die Gemeinde Tornau v​om Landkreis Stendal i​n den n​euen Kreis Stendal. Am 1. Juli 1973 w​urde Tornau n​ach Insel eingemeindet.[13]

Mit Wirkung z​um 1. September 2010 erfolgte d​ie Eingemeindung v​on Insel n​ach Stendal p​er Gesetz.[14] Seitdem gehört d​er Ortsteil Tornau z​u Stendal u​nd zur n​eu errichteten Ortschaft Insel.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734117
1772094
1790138
1798145
1801155
Jahr Einwohner
1818116
1840145
1864136
1871145
1885163
Jahr Einwohner
1892[00]162[15]
1895179
1900[00]177[15]
1905195
1910[00]231[15]
Jahr Einwohner
1925248
1939205
1946283
1964210
1971209
Jahr Einwohner
2013[00]117[16]
2014[00]119[16]
2018[00]121[17]
2019[00]124[17]
2021[0]123[1]

Quelle b​is 1972, w​enn nicht angegeben:[8]

Religion

Dorfkirche Tornau

Die evangelische Kirchengemeinde Tornau, d​ie früher z​ur Pfarrei Uenglingen b​ei Stendal gehörte,[18] w​ird betreut v​om Pfarrbereich Möringen-Uenglingen[19] i​m Kirchenkreis Stendal i​m Propstsprengel Stendal-Magdeburg d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Tornau stammen a​us dem Jahre 1700.[20]

Die katholischen Christen gehören z​ur Pfarrei St. Anna i​n Stendal i​m Dekanat Stendal i​m Bistum Magdeburg.[21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Tornau wurde 1836 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. 1999 wurden Turm, Dach und Fassade restauriert.[22]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof. Das Friedhofsportal, ein Backsteinbau, stammt aus dem 16. Jahrhundert.[22]
  • Südlich der Kirche steht auf dem Gelände eines ehemaligen Herrenhofes ein aus Feldstein errichteter Turm einer Niederadelsburg aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Ursprünglich hatte er zwei Geschosse. Erhalten sind der untere Raum mit Kreuzgratgewölbe, Belüftungssystem und Kaminzug im Mauerwerk. Dieser frühere Wohnturm ist der Rest der einzigen in der Altmark erhaltenen Turmhügelburg.[23]
  • Westlich des Dorfs steht die historische Bockwindmühle Tornau.

Verkehr

Es verkehren Linienbusse u​nd Rufbusse v​on stendalbus.[24]

Literatur

Commons: Tornau (Stendal) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 13.
  2. Landkreis Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr. 37, 21. November 2018, ZDB-ID 2665593-7, S. 214220 (landkreis-stendal.de [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 3. November 2020]).
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 119, Nr. 563 (uni-potsdam.de).
  5. Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 49 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 37, Urkunde XXXIII. (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 321 (uni-potsdam.de).
  8. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2232–2237, doi:10.35998/9783830522355.
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 265 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00287~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Günter Wetzel: Die neolithische Besiedlung der Altmark (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 50). 1966, ZDB-ID 2944368-4, S. 33–60.
  11. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 254.
  12. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 346.
  14. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL) Vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2020, GVBl. LSA 2010, 419, § 2, § 5 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 5. September 2020]).
  15. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 99.
  16. Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
  17. Donald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S. 13.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 114 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Möringen-Uenglingen. Abgerufen am 11. April 2020.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 20. September 2020.
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 495.
  23. Ulf Frommhagen: Burgplätze, Schlösser und Adelssitze der Altmark. Die Entwicklung vom Mittelalter bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. In: Jager, Markus (Hrsg.): Schlösser und Gärten in der Mark. Festschrift für Sybille Badstübner-Gröger. Berlin. 2006, ISBN 978-3-86732-858-6, S. 89–104 (90).
  24. Fahrplan der Linie 941. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.
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