Welle (Stendal)
Welle ist ein Ortsteil der Ortschaft Dahlen der Hansestadt Stendal im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]
Welle Stadt Stendal | ||
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Höhe: | 56 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,08 km²[1] | |
Einwohner: | 74 (31. Dez. 2021)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 24 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1973 | |
Eingemeindet nach: | Dahlen | |
Postleitzahl: | 39576 | |
Vorwahl: | 03931 | |
Lage in Sachsen-Anhalt | ||
Gutshaus Welle |
Geografie
Welle, ein Straßendorf mit Kirche, liegt zwei Kilometer südlich von Dahlen und 8 Kilometer südlich von Stendal in der Altmark. Der Südwesten des Dorfes wird durch den Kriegsgrund-Graben entwässert.[4]
Nachbarorte sind Dahrenstedt im Nordwesten, Heeren im Osten, Demker im Süden und Bellingen im Südwesten.[4]
Welle und Dahrenstedt sind durch eine historische Birnbaum-Allee verbunden.[5]
Geschichte
Die erste Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1337 als in villa, dicta welle, als Markgraf Ludwig Hebungen aus Welle an Johann von Buch und Dietrich von Kerkow überließ.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf Welle mit 16½ Hufen aufgeführt.[7]
Eine gewisse Bedeutung erlangte der Ort mit der Einrichtung des Bismarck’schen Gutes Welle Ende des 18. Jahrhunderts.
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 360 Hektar, eine Besitzung unter 100 Hektar hatte 1 Hektar. 362 Hektar wurden entweignet und auf 33 Siedler aufgeteilt. Im Jahre 1959 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Philipp Müller“. 1974 hatte sie sich an die LPG „Altmark“ Dahrenstedt angeschlossen, die 1991 in Liquidation ging.[1]
Die Gutsanlage, so insbesondere das 1820 errichtete Gutshaus, ist erhalten und diente zeitweise als Stammsitz der Familie von Bismarck-Briest.[8] Auf dem Gutshof fand bis 2012 regelmäßig ein Gartenfestival statt.[9]
Herkunft des Ortsnamens
Der Ortsname Welle kann abgeleitet werden vom althochdeutschen „wila“ und bezeichnet ein „einzelnes Haus“, mehrere Häuser heißen Weiler.[10][11]
Erste Erwähnung 1151 oder 1208
Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin,[1] dass sich die von einigen Autoren[10][12] angeführte Erwähnung der Villa Welle aus dem Jahr 1151 auf das Dorf Wellen im Landkreis Börde bezieht. Auch die Zuordnung der Nennung dudeschen ville aus 1357[13] zu Welle lehnt Rohrlach ab. Somit ist auch die Annahme, dass Welle ursprünglich aus Deutsch-Welle und Wendisch-Welle bestanden habe, unzutreffend.[10][12] Gudrun Walinda ordnet die Erwähnung von Fridericus de Welle im Jahre 1208[14] dem Dorf Welle zu.[8]
Eingemeindungen
1815 wurde Welle, das früher zum Tangermündeschen Kreis gehörte, in den Kreis Stendal umgegliedert, den späteren Landkreis Stendal.[1] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Welle mit der Landgemeinde Welle vereinigt.[15]
Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Welle zum neuen Kreis Stendal. Am 1. Juli 1973 wurde Welle in die Gemeinde Dahlen eingemeindet.[16] Dahlen wurde am 1. September 2010 nach Stendal per Gesetz eingemeindet.[17] Seitdem gehört der Ortsteil Welle zur neu gebildeten Ortschaft Dahlen und zur Stadt Stendal.
Dorf/Landgemeinde/Gemeinde/Ortsteil
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Quelle bis 1971, wenn nicht angegeben:[1]
Gut
Im Jahre 1798 lebten im ersten Gut 34 und im zweiten Gut 19 Einwohner. 1818 gab es nur noch ein Gut, das 1864 63 Einwohner und 1905 89 Einwohner hatte.[1]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Welle, die früher zur Pfarrei Elversdorf bei Demker gehörte,[20] wird betreut vom Pfarrbereich Stendal, Süd-West[21] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Welle stammen aus dem Jahre 1655.[22]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die ehemals evangelische Gutskirche Welle ist ein flach gedeckter Feldsteinbau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.[24] Die Kirche wurde seit Mitte der 1960er Jahre nicht mehr genutzt und aufgegeben. Seit 1965 fehlt die Innenausstattung. 1977 wurden die Dächer repariert und die Fenster zugemauert.[8]
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
- Das Rittergut Welle mit der Birnenallee nach Dahrenstedt und ein Wohnhaus in der Weller Dorfstraße stehen unter Denkmalschutz.[4]
Sage
Der Chronist Christoph Entzelt berichtete 1579 von einer Schlacht zwischen dem Markgrafen Huder (Udo IV. (Stade)) und dem Grafen Alberto zu Ascanien (Albrecht der Bär) in der Gegend. Als man auf einem Berg bei Welle und Dahrenstedt einen Weinberg anlegte, den heutigen Weinberg, fand man dort eine Grube „darinne unzehlich viel Menschenheupter und andere Anzeichen begrabener Kriegsleut“.[25] Der Names des Flurstückes „Kriegsgrund“ südwestlich des Dorfes ist möglicherweise daraus entstanden.
Verkehr
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[26]
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2381–2385, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 95.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 305, 101. Welle (Digitalisat).
- Christoph Mohr: Rittergut – Herrenhaus – Gutshof in Welle (= Deutsche Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e.V. [Hrsg.]: Schlösser und Gärten in Sachsen-Anhalt. Heft 15). 2018.
Weblinks
- Hansestadt Stendal: Ortschaften der Hansestadt Stendal. In: stendal.de. 9. Juli 2020 .
- Welle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2381–2385, doi:10.35998/9783830522355.
- Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 13.
- Landkreis Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr. 37, 21. November 2018, ZDB-ID 2665593-7, S. 214–220 (landkreis-stendal.de [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 3. November 2020]).
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Nora Knappe: Grüne Hoffnung am Straßenrand. In: Volksstimme Magdeburg. 10. Juli 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. September 2020]).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 490 (Digitalisat).
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 344 345 (uni-potsdam.de).
- Gudrun Walinda: Kirchen der Altmark. Region Stendal. Hrsg.: Landkreis Stendal – Amt für Wirtschaftsförderung (= Kirchen der Altmark. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. Band 1). DBW-Verlag, Berkheim 1996, S. 38–39.
- Döbbelin - LebensArt – Messe für Garten, Wohnen und Lifestyle. Abgerufen am 13. September 2020.
- Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 262–264.
- nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 95.
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 12 (Digitalisat).
- Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 111, Nr. 536 (uni-potsdam.de).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 345.
- Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL) Vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2020, GVBl. LSA 2010, 419, § 2, § 5 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 5. September 2020]).
- Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
- Donald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S. 13.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 115 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Stendal, Süd-West. Abgerufen am 11. April 2020.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 13. September 2020.
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 529.
- Hermann Bohm (Hrsg.): Christoph Entzelts Altmärkische Chronik. Duncker & Humblot, Leipzig 1911, S. 152, Kapitel 104 (uni-potsdam.de).
- Fahrplan der Linie 921. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.