Karl Vossschulte
Karl Vossschulte oder Karl Aloisius Voßschulte (* 1. Juni 1907 in Beckum; † 6. April 2001 in Gießen) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer. Er gehört zu den Pionieren der Lungenchirurgie und Thoraxchirurgie.
Leben
Vossschulte studierte Medizin in Freiburg, Gießen und Kiel und wurde jeweils Mitglied von katholischen Studentenverbindungen im KV: K.St.V. Brisgovia Freiburg, K.St.V. Nassovia Gießen und K.A.V. Baltia Kiel. Für sein jahrelanges Vereinsengagement und sein akademisches Lebenswerk wurde er zu einem der drei Ehrenphilister des KStV Nassovia Gießen ernannt.
Erste wissenschaftliche Untersuchungen führte er auf dem Gebiet der Neurochirurgie durch, wobei er die Beteiligung des sympathischen Nervensystems am Schmerzkomplex untersuchte. An der von Emil Karl Frey geleiteten Klinik in Düsseldorf war er Assistent. Im Jahr 1941 habilitierte er sich bei Frey, mit dem er 1943 als Erster Oberarzt an die Ludwig-Maximilians-Universität München, einem Zentrum der Thoraxchirurgie ging. Nach dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Klinik in der Nußbaumstraße folgte er 1951 dem Ruf der Justus-Liebig-Universität Gießen auf den Lehrstuhl für Chirurgie. 1954 lehnte er einen Ruf der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ab. Er entließ zunächst die Neurochirurgie, später die Anästhesiologie und die Urologie und zuletzt die Unfallchirurgie und die Herzchirurgie in die Selbständigkeit. Als „Enkel“ von Ferdinand Sauerbruch widmete Vossschulte sich besonders der Thoraxchirurgie, insbesondere der Lungenchirurgie zur Behandlung von Krebserkrankungen und Tuberkulose der Lungen. Er führte unter anderem erfolgreiche pulmonale Embolektomien ohne Herzlungenmaschine durch und legte Grundsteine für Verbesserungen der Trendelenburg-Operation bei Lungenarterienembolie, zudem erweiterte er die Behandlung der Aortenisthmusstenose. Auch auf dem Gebiet der radikal-chirurgischen Therapie von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse waren Vossschulte und seine Klinik von Bedeutung. Er war Schriftleiter der 1953 gegründeten Zeitschrift Thoraxchirurgie und vaskuläre Chirurgie und gehörte zu den Gründern der 1971 aus der „Thoraxchirurgischen Arbeitstagung“ hervorgegangenen Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie.
1975 im 68. Lebensjahr emeritiert, starb er kurz vor seinem 94. Geburtstag. Sein Grab befindet sich auf dem Mönchsfriedhof des Klosters Arnsburg bei Lich.
Ehrungen und Präsidentschaften
- Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen (1956)
- Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (1965)
- Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (1969)
- Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (1958)[1]
- Dr. med. h. c. der LMU (1983)
- Ernst-von-Bergmann-Plakette
- Ehrenplakette der Hessischen Landesärztekammer
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Leistungen und Ergebnisse der neuzeitlichen Chirurgie. Emil K. Frey zum 70. Geburtstag. Stuttgart 1958.
Literatur
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe Nr. 84 vom 9. April 2011, S. 8 (10. Todestag)
- Rudolf Nissen: Zum Geleit. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. K. Vossschulte, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik Gießen. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. XI–XIII.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Vossschulte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Nachruf (DÄB) (mit Bild; PDF; 594 kB))
Einzelnachweise
- Mitgliedseintrag von Karl Vossschulte bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 18. Juni 2016.