Kabinett Heath

Das Kabinett Heath wurde am 23. Juni 1970 von Premierminister Edward Heath gebildet und war bis zum 4. März 1974 1354 Tage im Amt.

Kabinettsbildung und politische Themen

Edward Heath bekleidete von 1970 bis 1974 das Amt des Premierministers

Die letzten beiden Amtsjahre von Premierminister Harold Wilson von 1968 bis 1970 waren geprägt von einer durch Wachstum und Schrumpfung schwankenden Wirtschaft, woraus die Conservative Party ihre Vorteile für die Wahlen im Juni 1970 ziehen konnte. In dieser Zeit stieg die Arbeitslosigkeit spürbar stark an. Trotz dieser schwachen Wirtschaftszahlen sahen die Meinungsumfragen eine Bestätigung der Labour-Party-Regierung, so dass Wilson die Neuwahlen für Juni 1970 ausrief.

Edward Heath, der 1965 als Nachfolger von Alec Douglas-Home Vorsitzender der Conservative Party geworden war, bildete das Kabinett nach dem Sieg der konservativen Tories bei den Unterhauswahlen vom 18. Juni 1970. Bei diesen Wahlen erzielte seine Partei 13.145.123 Stimmen (46,4 Prozent) und gewann damit 330 der 630 Sitze im House of Commons, während die Labour Party des bisherigen Premierministers Wilson nur 12.208.758 Wählerstimmen (43,1 Prozent) und 288 Mandate gewann. Der Wahlsieg war aufgrund der anderslautenden Meinungsumfragen damit eine Überraschung.[1]

Zu Beginn der Amtszeit von Heath erstarkte die Wirtschaft und die Beschäftigungslosigkeit war relativ gering. 1973 trat Großbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei. Diese positive Stimmung änderte sich jedoch mit der Ölkrise im Oktober 1973. Kurz vor Weihnachten rief Heath eine „Drei-Tage-Woche“ aus, in der die Nutzung von Büros, Fabriken und den meisten öffentlichen Gebäuden auf drei Tage in der Woche beschränkt waren. Ferner sah er sich einem Kampf mit den Gewerkschaften wegen der Einfrierung der Löhne und anderen Beschränkungen ausgesetzt, die den Anstieg von Streiks anheizten. In der Folgezeit begann auch eine Rezession, die bis 1975 andauern sollte. Darauf reagierte Heath mit der Ausrufung von Neuwahlen im Februar 1974. Dadurch wollte er die Entscheidung der Wähler erzwingen, ob die Regierung oder die Gewerkschaften Großbritannien voranbringen würden.

Die Unterhauswahlen vom 28. Februar 1974 beendeten die Amtszeit von Heath. Zwar lagen die Konservativen mit 11.872.180 Stimmen (37,9 Prozent) vorn, gewannen aufgrund des Mehrheitswahlrechts aber nur 297 der 635 Parlamentssitze, wohingegen Wilsons Labour Party mit 11.645.616 Wählerstimmen (37,2 Prozent) 301 Sitze gewann. Damit verfügte keine Partei über eine absolute Mehrheit der Sitze im House of Commons, wodurch ein sogenanntes „hängendes Parlament“ (hung parliament). Da Gespräche der Tories mit der Liberal Party zur Bildung einer Koalition scheiterten, bildete Wilson als Premierminister am 4. März 1974 sein zweites Kabinett als Minderheitsregierung.[2]

Mitglieder des Kabinetts 1970 bis 1974

OfficeNameDatesNotes
Premierminister,
First Lord of the Treasury
und Minister für den öffentlichen Dienst
Edward Heath19. Juni 1970 – 4. März 1974 
LordkanzlerQuintin Hogg, Baron Hailsham of St Marylebone20. Juni 1970 
Lord President of the CouncilWilliam Whitelaw20. Juni 1970zugleich Leader of the House of Commons
Robert Carr7. April 1972 
James Prior5. November 1972 
LordsiegelbewahrerGeorge Jellicoe, 2. Earl Jellicoe20. Juni 1970zugleich Leader of the House of Lords
David Hennessy, 3. Baron Windlesham5. Juni 1973 
SchatzkanzlerIain Macleod20. Jun 1970Im Amt verstorben am 20. Juli 1970
Anthony Barber25. Juli 1970 
Minister für Auswärtiges und Commonwealth-AngelegenheitenAlec Douglas-Home20. Juni 1970 
Minister für überseeische EntwicklungRichard Wood15. Oktober 1970 
InnenministerReginald Maudling20. Juni 1970 
Robert Carr18. Juli 1972 
Minister für Landwirtschaft, Fischerei und ErnährungJames Prior20. Juni 1970 
Joseph Godber5. November 1972 
Minister für LuftfahrtbeschaffungFrederick Corfield15. Oktober 1970Neugeschaffenes Amt, das am 1. Mai 1971 wieder abgeschafft wurde. Die Aufgaben wurden dem Verteidigungsministerium übertragen
VerteidigungsministerPeter Carington, 6. Baron Carrington20. Juni 1970 
Ian Gilmour8. Januar 1974 
Minister für Bildung und WissenschaftMargaret Thatcher20. Juni 1970 
Minister für BeschäftigungRobert Carr20. Juni 1970Der Name des Amtes lautete bis zum 12. November 1970 Minister für Beschäftigung und Produktivität
Maurice Macmillan7. April 1972 
William Whitelaw2. Dezember 1973 
EnergieministerPeter Carington, 6. Baron Carrington8. Januar 1974 
Beigeordneter Minister für EnergiePatrick Jenkin8. Januar 1974Kabinettsmitglied
UmweltministerPeter Walker15. Oktober 1970 
Geoffrey Rippon5. November 1972 
Minister für soziale DiensteKeith Joseph20. Juni 1970 
Minister für Wohnungsbau und KommunalverwaltungPeter Walker24. June 1970 – 15. Oktober 1970Auflösung des Amtes und Übernahme der Aufgaben durch das neugeschaffene Umweltministerium am 15. Oktober 1970
Chancellor of the Duchy of LancasterAnthony Barber20. Juni 1970Mit besonderer Verantwortung für Europapolitik
Geoffrey Rippon28. Juli 1970 
John Davies5. November 1972 
Minister für NordirlandWilliam Whitelaw24. März 1972 
Francis Pym2. Dezember 1973 
Minister für überseeische EntwicklungRichard Wood23. Juni 1970 – 15. October 1970Reorganisation des Amtes im Minister für Auswärtiges und Commonwealth-Angelegenheiten am 12. November 1970
GeneralzahlmeisterDavid McAdam Eccles, 1. Viscount Eccles23 June 1970Minister für die Künste. Kein Kabinettsminister
Maurice Macmillan2. Dezember 1973 
Minister ohne GeschäftsbereichNiall Macpherson, 1. Baron Drumalbyn15. Oktober 1970 
Morys Bruce, 4. Baron Aberdare8. Januar 1974 
Minister für Post und TelekommunikationChristopher Chataway24. Juni 1970 
John Eden7. April 1972 
Minister für öffentliche Gebäude und ArbeitenJulian Amery23. Juni 1970 – 15. Oktober 1970Übernahme der Aufgaben durch das neugeschaffene Umweltministerium am 15. Oktober 1970
Minister für SchottlandGordon Campbell20. Juni 1970 
TechnologieministerGeoffrey Rippon20. Juni 1970 
John Davies28. Juli 1970 – 15. Oktober 1970Übernahme der Aufgaben durch das neugeschaffene Ministerium für Handel und Industrie am 15. Oktober 1970
HandelsministerMichael Noble20. Juni 1970 – 15. Oktober 1970Übernahme der Aufgaben durch das neugeschaffene Ministerium für Handel und Industrie am 15. Oktober 1970
Minister für Handel und IndustrieJohn Davies15. Oktober 1970 
Peter Walker5. November 1972 
RaumfahrtministerFrederick Corfield1. Mai 1971 
Michael Heseltine7. April 1972Zusammenlegung mit dem Ministerium für Schifffahrt am 5. November 1972
Minister für industrielle EntwicklungChristopher Chataway7. April 1972 
VerkehrsministerJohn Peyton23. Juni 1970 – 15. Oktober 1970Übernahme der Aufgaben durch das neugeschaffene Umweltministerium am 15. Oktober 1970
Minister für WalesPeter Thomas20. Juni 1970 
Generalstaatsanwalt für England und WalesPeter Rawlinson23. Juni 1970 
Solicitor General für England und WalesGeoffrey Howe23. Juni 1970 
Michael Havers5. November 1972 
Lord AdvocateNorman Wylie23. Juni 1970 
Solicitor General für SchottlandDavid William Robert Brand23. Juni 1970 
William Stewart5. November 1972Kein Mitglied des House of Commons

Einzelnachweise

  1. 1970: Shock election win for Heath in BBC Home
  2. 1974 Feb: Hung parliament looms in: BBC News
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.