Iain Macleod
Iain Norman Macleod (* 11. November 1913 in Skipton, Yorkshire; † 20. Juli 1970 in City of Westminster, London) war ein britischer Politiker und Zeitungsverleger.
Biografie
Nach einer schulischen Ausbildung am Fettes College in Edinburgh und Studien am Gonville and Caius College der University of Cambridge leistete er seinen Militärdienst in der British Army während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich. Nach dem Krieg wurde er Mitarbeiter im Sekretariat der Conservative Party und arbeitete dort auch mit Enoch Powell in der Forschungsabteilung (Research Department) der Partei zusammen.
Seine eigene politische Laufbahn begann als er bei den Wahlen 1950 zum Mitglied des Unterhauses (House of Commons) gewählt wurde.
1952 wurde er als Gesundheitsminister in die Regierung von Premierminister Winston Churchill berufen. Im April 1955 wurde er Arbeitsminister im Kabinett von Churchills Nachfolger als Premierminister, Anthony Eden, und behielt dieses Amt auch in der nachfolgenden Regierung von Premierminister Harold Macmillan bis 1959. Im Rahmen einer Kabinettsumbildung wurde er daraufhin Kolonialminister (Secretary of State for the Colonies) und war in diesem Amt zuständig für die Gewährung und Umsetzung der Souveränität einiger Kolonien in Afrika. In dieser Funktion war Macleod 1961 für die illegale Vernichtung von Akten verantwortlich, in denen zurückliegende Gräueltaten von Kolonialverwaltungen an Einheimischen dokumentiert waren.[1] Im Rahmen einer erneuten Kabinettsumbildung wurde er 1961 Kanzler des Herzogtums Lancaster. Zugleich war er als solcher bis 1963 Führer des Unterhauses (Leader of the House of Commons) sowie Vorsitzender (Chairman) der Conservative Party.
1963 schied er aus der Regierung aus und wurde stattdessen Herausgeber der Zeitschrift The Spectator. Dabei bezeichnete er in seiner Kolumne Quoodle das System einer Staatlichen Bevormundung als Nanny State und schuf damit einen neuen Begriff.
Nach der Wahl von Edward Heath zum Vorsitzenden der Conservative Party wurde er 1965 in dessen Schattenkabinett als Schatzkanzler berufen. In dieser Funktion beschrieb er Ende der 1960er Jahre den Zustand eines Währungsgebietes, in dem Volkswirtschaftliche Stagnation und Inflation zusammenkommen, mit dem neuen Begriff Stagflation.
Nach dem Wahlsieg der Konservativen bei den Unterhauswahlen vom 18. Juni 1970 berief ihn Premierminister Heath dann als Schatzkanzler in seine Regierung. Er war als solcher auch Lord High Treasurer. Dabei holte er auch externe Fachleute wie den Ökonomen Bryan Hopkin in seinen wirtschaftlichen Beraterstab. Bereits einen Monat später verstarb er plötzlich und unerwartet im Amt, ein Rückschlag für die neue Regierung. Nachfolger wurde der bisherige Chancellor of the Duchy of Lancaster Anthony Barber.
Macleod, einer der populärsten Politiker der Konservativen jener Zeit und ein begnadeter Redner, wurde auch als einer der möglichen Nachfolger von Heath als Premierminister angesehen.[2]
Er starb an einem Herzanfall. Wegen einer Kriegsverletzung beim Rückzug aus Dünkirchen 1940 konnte er den Kopf nur mühsam, den Rücken überhaupt nicht gerade halten. Er kämpfte ständig gegen Schmerzen.[2]
Nach seinem Tod wurde seine Ehefrau Evelyn Macleod 1971 als Baroness Macleod of Borve, of Borve in the Isle of Lewis in den Adelsstand erhoben und gehörte als Life Peeress bis zu ihrem Tod 1999 dem House of Lords als Mitglied an.
Einzelnachweise
- Britain destroyed records of colonial crimes. In: The Guardian. 18. April 2012 (englisch).
- spiegel.de 27. Juli 1970: Gestorben
Literatur
- Una McGovern (Ed.): CHAMBERS BIOGRAPHICAL DICTIONARY. Chambers, Edinburgh 2002, ISBN 0-550-10051-2, S. 981.
- Robert Shepherd: Iain Macleod. A biography. Pimlico, London 1995, ISBN 0-7126-7460-8.
Weblinks
- Gestorben (Kurzbiografie) in: Der Spiegel 31/1970 (27. Juli 1970)
- Iain Macleod im Hansard (englisch)