William Whitelaw, 1. Viscount Whitelaw
William „Willie“ Stephen Ian Whitelaw, 1. Viscount Whitelaw, KT, CH, MC, PC (* 28. Juni 1918 in Edinburgh; † 1. Juli 1999 in Penrith, Cumbria) war ein schottischer Politiker der Conservative Party.
Biografie
Nach der Schulausbildung in Winchester sowie einem Studium an der University of Cambridge diente er während und nach dem Zweiten Weltkrieg als Offizier bei den Scots Guards.
Seine politische Laufbahn begann Whitelaw 1955, als er als Kandidat der Conservative Party zum Abgeordneten des House of Commons gewählt wurde. Nach dem Wahlsieg der Konservativen wurde er 1970 von Premierminister Edward Heath als Lord President of the Council erstmals Mitglied der Regierung. Dazu war er Führer der Mehrheitsfraktion im Unterhaus (Leader of the House of Commons). Zwischen 1972 und 1973 war er Staatssekretär für Nordirland. In dieser Funktion traf er sich im Juli 1972 als Leiter einer britischen Delegation mit einer IRA-Delegation, die aus Seán Mac Stíofáin, Dáithí Ó Conaill, Ivor Bell, Seamus Twomey, Gerry Adams und Martin McGuinness, bestand, zu geheimen Gesprächen in London. Die Führer der IRA weigerten sich, einer friedlichen Lösung zuzustimmen, die keine Verpflichtung zum britischen Rückzug (erst in die Kasernen, dann aus Irland) und eine Freilassung von republikanischen Gefangenen vorsah. Die Briten lehnten diese Forderungen ab und unterbrachen die Gespräche.[1] Von 1973 bis zum Ende von Heaths Amtszeit bei der Wahlniederlage 1974 war Whitelaw Staatssekretär für Arbeit. Für seine politischen Verdienste wurde er 1974 mit dem Order of the Companions of Honour ausgezeichnet. Zwischen 1974 und 1975 war er außerdem Vorsitzender (Chairman) der Konservativen.
Als es im Februar 1975 um die Wahl des Vorsitzenden der Conservative Party ging, verzichtete Whitelaw aus Loyalität zu Heath, dem bisherigen Parteivorsitzenden, auf eine Kandidatur im ersten Wahlgang. Heath unterlag daraufhin im ersten Wahlgang am 4. Februar 1975 mit 119 zu 130 Stimmen gegen Margaret Thatcher. Obwohl Heath sich daraufhin aus der Abstimmung zurückzog, war es für Anhänger des Heath-Flügels zu spät, Thatcher zu überholen. So unterlag William Whitelaw als Heaths Favorit bei der Abstimmung gegen Thatcher in der folgenden Woche mit 79 zu 146 Stimmen. Whitelaw, der daraufhin Stellvertretender Vorsitzender der Conservative Party wurde, war gegenüber der neuen Parteivorsitzenden Thatcher genauso loyal wie gegenüber Heath und wurde in den folgenden Jahren zu einem ihrer engsten, wenngleich zuweilen auch kritischsten, Verbündeten innerhalb der Parteiführung.
Nach dem Wahlsieg der Conservative Party 1979 berief ihn Premierministerin Thatcher zunächst zum Home Secretary (Innenminister); er verblieb in diesem Amt für vier Jahre. In dieser Funktion und nicht zuletzt auch aufgrund des Amtes als Stellvertretender Parteivorsitzender war er während des Falklandkrieges zwischen April und Juni 1982 einer ihrer engsten Ratgeber. Darüber hinaus beriet er die Premierministerin auch während des Wahlkampfes zu den Unterhauswahlen 1983, die zum größten Wahlerfolg einer britischen Partei seit 1945 wurden.
1983 wurde er als Viscount Whitelaw in den erblichen Adelsstand erhoben und gehörte dadurch dem House of Lords, dem Oberhaus, an. Zwischen 1983 und 1988 war er nicht nur erneut Lord President of the Council, sondern zugleich auch Leader of the House of Lords und damit praktisch Fraktionsvorsitzender der Regierungspartei im Oberhaus. 1988 zog sich Viscount Whitelaw aus der Regierungspolitik zurück.
Als er 1999 starb, hinterließ er seine Ehefrau und vier Töchter. Mangels männlicher Nachkommen erlosch sein erblicher Viscount-Titel mit seinem Tod.
Veröffentlichungen
- The Whitelaw Memoirs (Autobiografie). Headline, London 1989, ISBN 0-747-23348-9.
Literatur
- Una McGovern: Chambers Biographical Dictionary. Chambers, Edinburgh 2002, ISBN 0-550-10051-2, S. 1595.
Einzelnachweise
- Peter Taylor: Provos The IRA & Sinn Féin. S. 139.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Titel neu geschaffen | Viscount Whitelaw 1983–1999 | Titel erloschen |