KLS Martin Group
Die KLS Martin Group ist ein global agierendes Familienunternehmen der Medizintechnik mit Sitz in Tuttlingen. Seit 1923 widmet sich die Gruppe der operativen Chirurgie. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt medizintechnische Produkte wie Implantat-Systeme, hochfrequenzchirurgische Geräte, chirurgische Laser, Sterilisationscontainer, Operationsleuchten, chirurgische Instrumente sowie Komplettlösungen für den Operationssaal.[2]
KLS Martin Group | |
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Rechtsform | |
Gründung | 1923 |
Sitz | Tuttlingen, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | 1.500 |
Umsatz | 300 Mio. EUR[1] |
Branche | Medizintechnik |
Website | www.klsmartin.com |
Stand: 2019 |
Geschichte
Am 1. September 1923 gründeten Fritz, Gotthilf Martin und Wilhelm Martin die Gebrüder Martin OHG. Unternehmenszweck war die Herstellung chirurgischer Instrumente und Metallwaren aller Art, sowie der Handel von eigenen und fremden Erzeugnissen. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Freiburg wurde eines der ersten HF-Geräte entwickelt. Gotthilf und Wilhelm Martin schieden kurze Zeit später aus dem Unternehmen wieder aus und Fritz Martin übernahm zunächst die Anteile seiner Brüder. Geschäftsführer bei Gebrüder Martin OHG war Rudolf Buck, der auch die Initiative ergriff, andere Tuttlinger Unternehmen der Medizintechnikbranche zusammenzuführen. So übernahm in den Folgejahren die Gebrüder Martin OHG in Kooperation den Vertrieb der Produkte der Rudolf Buck GmbH, Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG, Gebrüder Berchtold GmbH & Co. KG, Ueth & Haug GmbH, Karl Vögele Medizintechnik GmbH, H. + H. Handte GmbH & Co. KG und der Josef Heiß OHG.[3]
Fritz Martin verkaufte schon bald nach dem Zusammenschluss seine Anteile an die übrigen Gesellschafter. Der inzwischen in den internationalen Märkten bekannte Firmenname Gebrüder Martin OHG wurde fortgeführt.
Der Zweite Weltkrieg stoppte zunächst die weitere Entwicklung. Ein Firmengebäude wurde im Jahre 1945 vollständig zerstört und die Situation zwang die Mitarbeiter, in Notquartieren zu arbeiten.
In den 50er Jahren erschienen neue Kataloge, auch neue Produktlinien wie Chirurgische Instrumente aus Edelstahl kamen ins Programm. Durch die Teilnahme an internationalen Messen und auch durch weltweite Marketingaktivitäten etablierte sich das Unternehmen international. Gemeinsam mit Prof. Champy aus Straßburg wurden 1975 die Miniplatten-Osteosynthese in der Kieferchirurgie entwickelt. 1980 wurde ein neues Vertriebsgebäude in der Ludwigstaler Str. 132 in Tuttlingen gebaut und 1981 bezogen. 1990 wurde die Stuckenbrock Medizintechnik GmbH gegründet. Ein Jahr später trat die Firma Gebrüder Berchtold aus dem Verbund aus. Deren Kapitalanteile wurden an die Firmen Trumpf GmbH + Co. KG, Ditzingen, und Fritz Hüttinger Medizintechnik GmbH + Co. KG, Freiburg, übertragen. Die beiden Unternehmen waren fortan zusätzliche Gesellschafter.
Die Entwicklung der Ulnakopf-Prothese bedeutete 1992 den Einstieg in die Handchirurgie. Im gleichen Jahr nahm die erste Tochtergesellschaft Martin Italia S.r.l. mit Sitz im Großraum Mailand in Italien ihren Betrieb auf. 1993 wurden Lasergeräte zum berührungslosen Schneiden, Abtragen und Blutstillen ins Programm aufgenommen und die Karl Leibinger Medizintechnik gründete in Jacksonville (Florida) die KLS Martin L.P., die fortan Spezialprodukte für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Chirurgie und Neurochirurgie in Nordamerika vertreibt.
1995 kaufte die Stuckenbrock Medizintechnik GmbH den Gesellschafterbetrieb H. + H. Handte GmbH & Co. KG und übernahm deren Gesellschaftsanteile an Gebrüder Martin. Die Gesellschafterbetriebe Karl Vögele Medizintechnik GmbH und Stuckenbrock Medizintechnik GmbH wurden 1995 verschmolzen und 1998 die Gesellschaftsanteile der Josef Heiß OHG übernommen. 1995 wurde mit Nippon Martin K.K. in Tokyo gegründet und in Huizen bei Amsterdam und der Martin Nederland/Marned B.V. weitere Tochtergesellschaften gegründet.
Im Jahr 2000 wurde der MY40 Laser wurde speziell für die Lungenchirurgie entwickelt. 2001 wurden die Geschäftsanteile von Ueth & Haug GmbH an Gebrüder Martin von der Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG aufgekauft und mit ihr verschmolzen. Die Gesellschaftsanteile von Trumpf GmbH + Co. KG an Gebrüder Martin wurden 2004 von der Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG übernommen und mit dieser verschmolzen und der Name KLS Martin Group als Dachmarke eingeführt. Im gleichen Jahr wurde die Fritz Hüttinger Medizintechnik GmbH + Co. KG in Trumpf Medizin Systeme GmbH + Co. KG umbenannt. Danach erfolgte die Übernahme der Gesellschaftsanteile durch die Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG sowie eine weitere Namensänderung in KLS Martin + Co. KG. Im Zuge der weiteren Expansion entstand 2003 das neue Warenbereitstellungszentrum in Tuttlingen. Zeitgleich wurde das HF-Gerät maXium eingeführt. 2005 folgte der Einstieg in die HF-Gefäßversiegelung und in Colmar wurde die Tochtergesellschaft KLS Martin France SARL eröffnet.
2006 wurde das SonicWeld Rx System für die Osteosynthese in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie eingeführt. Das Ultraschallgerät ermöglicht die Verankerung resorbierbarer Osteosynthesematerialien in der Knochenstruktur. In den Folgejahren wurden verschiedene Repräsentanzbüros eröffnete. 2007 in Moskau, 2010 in Shanghai sowie 2011 In Dubai Im gleichen Jahr wurde im englischen Reading die Tochtergesellschaft KLS Martin UK Ltd. gegründet und das modulare Konzept marWORLD®, um individuelle Komplettlösung für den Operationssaal aus einer Hand anzubieten, eingeführt.
Anlässlich des 90. Geburtstags von Gebrüder Martin 2013 wurde der Kreisverkehr in der Ludwigstaler Straße in Tuttlingen offiziell in KLS Martin Platz umbenannt. Parallel zur Namensgebung wurde in der Kreiselmitte eine Plastik des Künstlers Jörg Bach enthüllt. Die offizielle Adresse von Gebrüder Martin lautet nun: KLS Martin Platz 1 (früher Ludwigstaler Str. 132).[4]
2014 Das Unternehmen begann mittels additiver Fertigungsverfahren patientenspezifische Implantate aus biokompatiblen Materialien zu entwickeln und zu fertigen. Im gleichen Jahr wurden Tochtergesellschaften in Penang in Malaysia (KLS Martin SE Asia Sdn. Bhd.), Brasilien (KLS Martin do Brasil Ltda.) und im Großraum Sydney (KLS Martin Australia Pty Limited) gegründet.
Im Jahr 2016 erfolgte die Vorstellung der webbasierten Plattform und App IPS Gate[5] zur Abwicklung des Bestell-, Design- und Versandprozesses von individuell geplanten und produzierten patientenspezifischen Implantaten und zur sozialen Vernetzung von Chirurgen sowie der Software IPS CaseDesigner zur Planung und Simulation von chirurgischen Eingriffen und patientenspezifischen Implantaten. Im selben Jahr zog die KLS Martin GmbH + Co. KG von Umkirch in ein neues Firmengebäude in Freiburg um.[6][7] und das neue Besucherzentrum KLS Martin WORLD in Tuttlingen eröffnete.[8][9][10][11] Zeitgleich wurde in Indien die Tochtergesellschaft KLS Martin India Pvt Ltd. und in Penang in Malaysia sowie mit der KLS Martin Manufacturing LLC in Jacksonville (Florida) die erste Produktionsstätte außerhalb Deutschlands eröffnet.[12][13]
Unternehmen
Die KLS Martin Group besteht aus vier produzierenden Unternehmen und den beiden Vertriebsorganisationen. In Ergänzung zu den Vertriebsaktivitäten von Gebrüder Martin und KLS Martin L.P. wurden mehrere Tochterunternehmen in Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Japan, China, Australien, Brasilien, Malaysia und Indien gegründet. Repräsentanzen gibt es in Russland und Dubai. Die KLS Martin Group ist heute in über 140 Ländern aktiv.[3]
Zu den drei produzierenden Unternehmen gehören die Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG, KLS Martin GmbH + Co. KG und Rudolf Buck GmbH. Die Karl Leibinger Medizintechnik GmbH & Co. KG wird 1896 mit Sitz in Mühlheim an der Donau gegründet. Das Unternehmen ist immer noch in Familienbesitz und wird heute in vierter und fünfter Generation von der Familie Leibinger geleitet. Auch die Rudolf Buck GmbH ist in Mühlheim an der Donau ansässig. Wie Karl Leibinger Medizintechnik war das Unternehmen eines der sieben Gründungsmitglied von Gebrüder Martin. Die KLS Martin GmbH + Co. KG in Freiburg blickt auf eine lange Tradition im Bereich der Elektrochirurgie zurück.[6][7] Erste elektrochirurgische Geräte produzierte das Unternehmen bereits 1922 – damals noch unter dem Namen Fritz Hüttinger. Die Stuckenbrock Medizintechnik GmbH wurde 1884 ursprünglich von dem Instrumentenhersteller Karl Vögele gegründet. Bis 2020 befand sich das Unternehmen im Besitz der Familie Stuckenbrock. Mit Wirkung zum 1. Mai 2020 übernahm die Karl Leibinger Gruppe den maßgeblichen Geschäftsbetrieb der Stuckenbrock Medizintechnik und deren Anteile an Gebrüder Martin. Der Geschäftsbetrieb wird unter dem neuen Firmennamen KLS Martin Medical GmbH & Co. KG fortgeführt.[14] 2021 wurde das Unternehmen KLS Martin Medical GmbH & Co. KG in das Karl Leibinger Medizintechnik integriert.[15] Der Unternehmenssitz liegt in Tuttlingen.
KLS Martin ist Mitglied im Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden.[16]
Im Geschäftsjahr 2019 erzielte die KLS Martin Group mit ca. 1.500 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro.[17] Etwa 10 % des Umsatzes wurden in Deutschland, 50 % in den USA und 40 % in der restlichen Welt erwirtschaftet.[18]
Produkte
Das Produktportfolio der KLS Martin Group umfasst fünf Bereiche[2]:
- Implantate für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Orthopädie, Traumatologie, Hand- und Fußchirurgie sowie den Sternumverschluss. Außerdem werden patientenspezifische Implantate angeboten.
- Elektrochirurgie- und Lasergeräte
- Chirurgische Instrumente und Sterilisationscontainer
- Operations- und Untersuchungsleuchten, Deckenversorgungseinheiten
- Modulare OP-Systeme
Forschung und Entwicklung
Die KLS Martin Group beschäftigt rund 120 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung.Neue Entwicklungen sowie Aus- und Fortbildungsmaßnahmen werden oft in Zusammenarbeit mit Medizinern durchgeführt. Enge Kooperationen bestehen zur S.O.R.G. Gruppe (Strasbourg Osteosynthesis Research Group)[19] und BIRG-Gruppe (Bone Implant Research Group)[20].
Öffentliche Wahrnehmung
Soziales Engagement
Die KLS Martin Group ist Mäzen lokaler Sportvereine, kultureller Anlässe.[21][22] Seit 2015 ist die Unternehmensgruppe Hauptsponsor des 10 km-Laufs bei run&fun in Tuttlingen.[23] Darüber hinaus werden wissenschaftliche Einrichtungen wie die Hochschule Furtwangen unterstützt.[24]
Auf internationaler Ebene engagiert sich die Unternehmensgruppe in Form von Geld- oder Sachspenden in Krisengebieten oder Entwicklungsländern.[25] Ebenso werden wissenschaftliche Zwecke unterstützt. 2014 wurde eine 5-Jahresforderung an die IAOMS Foundation über insgesamt 400.000 Dollar beschlossen.[26] Die IAMOS Foundation verpflichtet sich der Verbesserung von Behandlungsstandards in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie durch Aus- und Weiterbildung.
Produktauszeichnungen
Zahlreiche Produkte von KLS Martin wurden mit Preisen wie dem reddot design award[27], dem iF product design award[28][29], dem Green Dot Awards oder vom Design Center Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Weblinks
Einzelnachweise
- KLS Martin Group: Pressemitteilung: KLS Martin Group steigert 2019 den weltweiten Umsatz erneut um knapp 10%. In: klsmartin.com. 18. Februar 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.
- KLS Martin Group: Produkte. In: klsmartin.com. Abgerufen am 24. Mai 2017.
- KLS Martin Group: Geschichte. In: klsmartin.com. Archiviert vom Original am 22. Juli 2017; abgerufen am 24. Mai 2017.
- Neuer Name, neue Plastik: KLS Martin Platz feierlich benannt. In: tuttlingen.de. 13. Dezember 2013, abgerufen am 26. Mai 2017.
- IPS Gate. In: ips.klsmartin.com. Abgerufen am 26. Mai 2017 (englisch).
- Holger Schindler: Hightech-Unternehmen KLS Martin zieht von Umkirch nach Freiburg. Hrsg.: badische-zeitung.de. 4. April 2014 (badische-zeitung.de [abgerufen am 24. Mai 2017]).
- bo.de (Hrsg.): KLS Martin baut am Flugplatz Freiburg. 3. April 2014 (bo.de [abgerufen am 24. Mai 2017]).
- Christian Gerards: KLS Martin weiht Schulungszentrum ein. In: Schwäbische.de. 20. Januar 2016 (schwaebische.de [abgerufen am 16. Februar 2017]).
- Ludger Möllers: Richtfest beim KLS-Schulungszentrum. In: schwaebische.de. 27. November 2014 (schwaebische.de [abgerufen am 26. Mai 2017]).
- schwaebische.de (Hrsg.): KLS Martin baut Schulungszentrum. 20. März 2014 (schwaebische.de [abgerufen am 26. Mai 2017]).
- „KLS Martin World“ – neues Schulungszentrum der KLS Martin Group eingeweiht. In: muehlheim-donau.de. 20. Januar 2016, abgerufen am 26. Mai 2017.
- KLS Martin plans RM100m investment in Penang plant over next 5 years. In: thesundaily.my. 9. März 2016, abgerufen am 26. Mai 2017 (englisch).
- Gov. Scott announces KLS Martin Group establishing first U.S. manufacturing operations in Jacksonville. In: flgov.com. 20. Juli 2016, abgerufen am 26. Mai 2017 (englisch).
- KLS Martin Group: Karl Leibinger Gruppe übernimmt maßgeblichen Geschäftsbetrieb der Stuckenbrock Medizintechnik und deren Anteile an Gebrüder Martin. 4. Mai 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.
- PressReader.com - Zeitungen aus der ganzen Welt. Abgerufen am 15. Dezember 2021.
- Mitgliedsunternehmen des wvib
- KLS Martin Group: Pressemitteilung | KLS Martin Group steigert 2019 den weltweiten Umsatz erneut um knapp 10%. 18. Februar 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.
- Arne Torikka: Manche Technik fährt uns in die Knochen. In: fazschule.net. Abgerufen am 24. Mai 2017.
- S.O.R.G. – Strasbourg Osteosynthesis Research Group In: sorg-group.com, abgerufen am 26. Mai 2017.
- BIRG – Bone Implant Research Group In: birg-group.de, abgerufen am 26. Mai 2017.
- KLS Martin Group unterstützt „17. Tuttlinger Krähe“. In: tuttlingen.de. 11. Januar 2017, abgerufen am 24. Mai 2017.
- schwaebische.de (Hrsg.): Hilfe für geburtstraumatisierte Frauen in Äthiopien. 2. Mai 2017 (schwaebische.de [abgerufen am 24. Mai 2017]).
- KLS Martin 10km Lauf. In: runundfun.de. Abgerufen am 24. Mai 2017.
- Hochschule Furtwangen: Gerätespende von KLS Martin für praxisnahe Ausbildung. In: hs-furtwangen.de. 4. Februar 2016, abgerufen am 26. Mai 2017.
- KLS Martin Group als Goldsponsor. annual report 2016 – Human Outreach Project, humanoutreachproject.org
- issuu.com/iaoms (Hrsg.): The IAOMS Foundation in 2015. 26. März 2015, S. 24–25 (issuu.com [abgerufen am 26. Mai 2017]).
- reddot design award für marLED® OP-Leuchten. In: medizin-und-technik.industrie.de. 11. August 2008, abgerufen am 31. Mai 2017.
- KLS Martin Group: iF product design award für BOS Driver & Drill | Batteriebetriebener Schraubendreher und -bohrer. In: klsmartin.com. 2005, abgerufen am 31. Mai 2017.
- KLS Martin Group: iF product design award für IXOS und LIMAX. (Nicht mehr online verfügbar.) In: klsmartin.com. 2011, archiviert vom Original am 8. August 2017; abgerufen am 31. Mai 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.