Königstedt (Salzwedel)
Königstedt gehört zur Ortschaft Pretzier und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Königstedt Stadt Salzwedel | ||
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Höhe: | 39 m | |
Fläche: | 15,26 km²[1] | |
Einwohner: | 78 (31. Dez. 2021)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 5 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1992 | |
Eingemeindet nach: | Pretzier | |
Postleitzahl: | 29410 | |
Vorwahl: | 039037 | |
Lage von Königstedt in Sachsen-Anhalt | ||
Dorfkirche mit backsteingotischen Chorfenstern |
Geografie
Das Sackgassendorf Königstedt liegt etwa zehn Kilometer südöstlich vom Salzwedeler Stadtzentrum im Norden der Altmark. Der Königstedter Graben fließt, wie der Graben am Hoppenberg, westlich des Dorfes über den Molkereigraben Pretzier und den Ried in die Jeetze.[3] Nachbarorte sind Pretzier, Klein Gartz, Benkendorf und Stappenbeck.
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1255 als villa koningstede erstmals erwähnt, als Markgraf Otto dem Heilig-Geist-Stift vor Salzwedel einige Güter übereignet.[4][5] Kurz darauf heißt es in 1285 villa koningestede.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Kongestede aufgeführt. Es gehörte dem Kloster Dambeck.[6] Weitere Nennungen sind 1573 Konningstede und 1687 Königstedt.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es südlich von Königstedt eine Windmühle, die bereits 1745 erwähnt wurde.[7]
Burg Königstedt
Wilhelm Zahn berichtete im Jahre 1909: „Hofmeister[8] nimmt an, dass beim Dorf Königstedt eine alte Grenzburg gegen das Wendenland gelegen habe, die schon 956 vorhanden gewesen sein soll und vermutet, dass bei der Anwesenheit der Könige Heinrich II. und Konrad II. die alte bei der Burg gelegene wendische Siedlung den Namen Königstedt erhalten habe. Die Hypothese ist weder durch Urkunden noch sonst zu bekräftigen. Spuren einer Burg sind nicht vorhanden, ebenso fehlt es an der lokale Überlieferung.“[9] Auch Paul Grimm[10] sah keine Anhaltspunkte für eine Burg.
Wüstungen bei Königstedt
Zahn berichtet weiter,[11] dass auf der Wüstungskarte 1610 (Deutsch Pretzier) Wüstungen verzeichnet sind, deren Existenz zweifelhaft ist. Auf dem westlichen Teil der Feldmark, zwei Kilometer südlich vom Dorf, liegt „das Ried (Rieth)“, ein von alten Wällen umgebenes Terrain. Der angrenzende Wald führt den Namen Zobel, es sind keine Spuren einer Siedlung zu erkennen. Ungefähr 0,5 km vor dem südlichen Ausgang des Dorfes führt ein Flurteil den Namen Wendsch Kerkhof, also wendischer Kirchhof. Auch hier ist keine Wüstung zu erkennen. Die dritte Wüstung, die wüste Feldmark Milow,[12] ist im Erbregister des Klosters Dambeck aus dem Jahre 1573 urkundlich belegt. Nach Angaben aus dem Jahr 1781 lag sie 1½ Meilen von Salzwedel entfernt bei Königstedt, wie aus Urkunden im Brandenburgischen Landeshauptarchiv hervorgeht.[13]
Vorgeschichte
Das Großsteingrab Königstedt wurde bereits im 19. Jahrhundert zerstört. Alfred Pohlmann überlieferte im Jahre 1901 die Sage „Das Brautbett bei Königstedt“.[14] Das südlich vom Dorf gelegene Hünengrab wurde Riesen- oder Brautbett genannt. Es soll dort eine Riesenbraut ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Eingemeindungen
Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis. Ab 1816 gehörte es und damit die spätere Gemeinde Königstedt zum Kreis Salzwedel. Am 25. Juli 1952 kam Königstedt zum Kreis Salzwedel im Bezirk Magdeburg. Am 1. Januar 1992 wurde die Gemeinde Königstedt aus dem gleichen Kreis nach Pretzier eingemeindet.[15] Mit der Eingemeindung von Pretzier nach Salzwedel am 1. Januar 2010 kam Königstedt als Ortsteil zu Salzwedel und zur gleichzeitig neu errichteten Ortschaft Pretzier.
Einwohnerentwicklung
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Quelle bis 1993, wenn nicht angegeben:[1]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Königstedt gehörte früher zur Pfarrei Klein Gartz.[19] Die Evangelischen aus Königstedt gehören heute zum Kirchspiel Groß Chüden im Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche Königstedt ist ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. Sie war Sankt Nikolaus geweiht. In der Kirche hängt ganzfiguriges Pfarrerbildnis des Pastors Christoph Praetorius (Schulze) von 1704 (geboren 1647, Pfarrer ab 1676, gestorben 1730).[21] Sein Vorgänger Zacharias Praetorius wirkte von 1648 bis 1676.[22] Die Angaben von Paul Meitz auf der Site des Kirchspiels Groß Chüden[23] passen nicht zu den Jahreszahlen auf dem Gemälde und dem Grabstein des Pfarrers in der Kirche.
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
Literatur
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 141–142.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 337–338, 94. Königstedt (Digitalisat).
Weblinks
- Ortsteile Pretzier und Königstedt auf salzwedel.de
- Königstedt im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1708–1714, doi:10.35998/9783830522355.
- Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 182, Nr. 785 (uni-potsdam.de).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 174 (Digitalisat).
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 405 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 23A C.44, Bestätigung der Schoßfreiheit für die Windmühle des Müllers Asmus Schultze in Königstedt, Kr. Salzwedel, in der Altmark, 1745 (Akte). Abgerufen am 1. Mai 2019.
- August Friedrich Gebhardt Hofmeister, Alfred von dem Knesebeck: Historische Erörterungen zur Urkunde Kaiser Otto I. vom Jahre 956. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 10. Jahresbericht, 1884, S. 40 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 352, Nr. 279.
- Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 378, Nr. 1005. (zitiert nach Rohrlach)
- Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 352–353, Nr. 281, 282.
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1483, doi:10.35998/9783830522355.
- Lieselott Enders: Neue Details zur Wüstungsgeschichte der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 76. Jahresbericht, 2004, S. 40 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 85–86, 10. Das Sechwochenbett bei Sallenthin und das Brautbett bei Königstedt.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 362.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 141–142.
- Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 72 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
- Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 27 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg. Abgerufen am 14. April 2019.
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 274.
- Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 368.
- Paul Meitz, Binde: Königstedt. 1997 (gemeinde-bunt.de [abgerufen am 28. April 2019]).