Juwi
Die Juwi AG ist ein Projektentwicklungsunternehmen für Anlagen der Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Wörrstadt. Das Unternehmen ist eine 100%ige Tochter der MVV Energie AG .
Juwi AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1996 |
Sitz | Wörrstadt, Deutschland |
Leitung | Stephan Hansen, Stephan Küßner[1] |
Mitarbeiterzahl | 460[2] |
Umsatz | 108,1 Mio. Euro[2] |
Branche | Energietechnik/-versorgung |
Website | www.juwi.de |
Stand: 30. September 2019 |
Unternehmensprofil
Geschichte
Gegründet wurde die Juwi-Gruppe 1996. Der Name Juwi ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Fred Jung und Matthias Willenbacher. Juwi deckt alle Bereiche der Projektentwicklung ab (Planung, Projektierung, Finanzierung, Bauüberwachung und -organisation) und praktiziert auch die Betriebsführung.
Zum Geschäftsfeld gehört heute neben dem ursprünglichen Schwerpunkt, der Projektentwicklung von Windparks, insbesondere die Solarenergie.
Durch den im März 2011 verkündeten und kurz darauf beschlossenen Atomausstieg Deutschlands und die angestrebte Energiewende hat der Geschäftsbereich Windenergie an Bedeutung gewonnen. Bundesländer wie Baden-Württemberg und Bayern, die bis dahin die Errichtung von Windrädern weitgehend blockierten, sehen sie seitdem weitaus positiver.[4]
Unternehmensstandorte in Deutschland sind Wörrstadt und Brandis.
Außerdem hat Juwi folgende Regionalbüros zur Planung von Windparks: Bochum, Dürrwangen und Ostfildern und Waren (Müritz).
Internationale Niederlassungen:
- Südeuropa: Italien, Spanien, Griechenland
- Amerika: USA
- Asien: Indien, Japan, Singapur, Türkei, Philippinen, Thailand und Vereinigte Arabische Emirate
- Afrika: Südafrika
- Australien
Das Unternehmen wirbt für eine Stromversorgung, die zu 100 % aus regenerativen Energieträgern gewonnen wird. Die Machbarkeit will Juwi mit Studien, Szenarien und auch in konkreten Projekten demonstrieren: Bis 2017 soll die Stromversorgung in der Verbandsgemeinde Wörrstadt zu 100 % durch erneuerbare Energien erfolgen, bis 2020 im gesamten Landkreis Alzey-Worms.
Die beiden Unternehmensgründer wurden im September 2009 in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ mit dem Clean Tech Media Award[5] für die Firmenzentrale in Wörrstadt und im Oktober 2009 als Entrepreneur des Jahres[6] ausgezeichnet. Außerdem sind sie im Dezember 2009 als „Greentech Manager des Jahres 2009“[7] von der Wirtschaftszeitschrift Capital geehrt worden.
2010 hat Juwi erstmals mehr Umsatz im Ausland als in Deutschland erwirtschaftet. Dies soll u. a. durch große Freiflächen-Photovoltaikanlagen in den USA erreicht werden, aktuell werden Projekte in Florida (15 Megawatt Leistung), Ohio (12 Megawatt) und Texas (16 Megawatt) realisiert. Ebenso sind große Windparks in den USA in Planung. Wind- und Solarenergie zusammen genommen, sollen in den nächsten Jahren Projekte mit einer Gesamtleistung von über 1.000 Megawatt gebaut werden.[8]
Am 16. Oktober 2014 wurde bekanntgegeben, dass MVV Energie AG im Rahmen einer Kapitalerhöhung 63 % der Aktien des Unternehmens übernimmt, das durch deutlichen Umsatzrückgang und schwindendes Eigenkapital angeschlagen ist. Den beiden Unternehmensgründern Fred Jung und Matthias Willenbacher verblieben die übrigen 37 %.[9] Sukzessive übernahm die MVV Energie AG auch die restlichen Anteile und besitzt nunmehr 100 % von Juwi .
Seit dem 1. April 2015 ist Matthias Willenbacher nicht mehr Vorstand der Juwi-Gruppe. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende von Juwi und Vorstandsvorsitzende der MVV Energie AG, Georg Müller, mitteilte, ist der Mitbegründer des Unternehmens zum 31. März "in bestem gegenseitigen Einvernehmen" aus dem Vorstand ausgeschieden und hat sich damit aus dem operativen Geschäft zurückgezogen – nach 19 Jahren an der Spitze[10].
Der Mitbegründer der Juwi-Gruppe Fred Jung zog sich aus persönlichen Gründen aus dem operativen Geschäft zurück und wechselte zum 1. Juli 2016 in den Aufsichtsrat.
Der aktuelle Vorstand besteht aus Stephan Hansen und Stephan Küßner.[1]
Unternehmenssitz
Die Anfänge des Unternehmens waren zuerst in Bolanden und Mainz. Im Sommer 2008 hat Juwi den neuen Sitz im zwischen den beiden Städten liegenden Wörrstadt bezogen. Für das Gebäude mit 8500 m² Fläche auf sieben versetzten Etagen wurde Juwi 2008 mit dem Klimaschutzpreis der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnet. Mit verschiedenen Photovoltaikanlagen am und um das Gebäude – darunter auch der selbst entwickelte „Solarcarport“ zur Parkplatzüberdachung – produziert der Bürokomplex mit 220.000 kWh pro Jahr mehr Strom als er an Gesamtenergie (rund 200.000 kWh pro Jahr) verbraucht. Die Energiekosten betragen rund 2 Euro pro Quadratmeter pro Jahr. Das ist ein Zehntel eines heutigen Standardhauses.
Angesichts der ständig wachsenden Zahl der Mitarbeiter entschloss Juwi sich dazu, den Mittelteil des Hauptsitzes in Wörrstadt nochmals gespiegelt hinter dem eigentlichen Haus zu bauen. Dieses Gebäude wurde im August 2009 eröffnet.
2012 wurde ein drittes Gebäude hinter die bereits bestehenden Häuser errichtet.
Projekte
Solarenergie
Juwi hat bisher rund 1.600 Solaranlagen realisiert, die eine Gesamtleistung von 2.200 Megawatt haben. Seit Mitte Oktober 2009 ist der Solarpark Lieberose in Deutschland voll am Netz, mit einer Gesamtleistung von rund 53 MW.[11] Eine Erweiterung des Solarparks, für die 650 ha Wald gerodet werden sollten, wurde seitens der brandenburgischen Regierung abgelehnt.[12] Weiteres Freiflächenprojekt ist auch der Solarpark Waldpolenz bei Leipzig, der mit einer Leistung von 40 Megawatt und einer Fläche von über 100 Hektar der viertgrößte der Welt ist.[13] In Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, Tschechien, USA, Ruanda und Südkorea stehen weitere von Juwi projektierte Anlagen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf rund 2,2 Milliarden Euro.
Die mit Stand November 2016 größten Solaranlage des Unternehmens, den Solarpark Prieska, errichtete Juwi Ende 2016 in Südafrika. Er verfügt über eine Leistung von 86 MWp.[14]
Windenergie
Die rund 900 von Juwi projektierten Windkraftanlagen haben eine installierte Leistung von gut 2.000 MW und stehen an mehr als 150 nationalen und internationalen Standorten, z. B. in Rheinland-Pfalz und in Frankreich. In Costa Rica hat das Unternehmen mit 55 Anlagen und einer Leistung von 49,5 MW den größten Windpark Zentralamerikas errichtet. Der gemeinsam mit der Energieversorgung Offenbach betriebene Windpark Kirchberg (Hunsrück) ist mit 21 Windkraftanlagen und 53 MW der größte Windpark in Südwestdeutschland. Das Gesamtinvestitionsvolumen im Bereich Windenergie beläuft sich auf 2,4 Milliarden Euro.
Bioenergie
Insgesamt hat Juwi sechs Biogasanlagen und vier Holzpelletieranlagen errichtet, die mit landwirtschaftlichen Rohstoffen (z. B. Mais) beliefert werden. Im Zuge der Neuausrichtung in den Jahren 2014 und 2015 hat Juwi sich von seinem Bioenergiegeschäft getrennt.
Energieparks
Morbacher Energielandschaft
Zu den besonders beachteten Projekten der Juwi-Gruppe zählt die Energielandschaft Morbach im Hunsrück, wo Wind-, Solar- und Bioenergieprojekte in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Morbach realisiert wurden. Für die Energielandschaft erhielten die Juwi-Gruppe und die Gemeinde Morbach 2007 den Deutschen Solarpreis.[15] Im März 2011 ging dort die erste Windgas-Testanlage in Deutschland in Betrieb.[16]
Energiepark Wörrstadt
Am Unternehmenssitz in Wörrstadt wurde 2009 ein Windpark mit zunächst fünf Windkraftanlagen (Jahresleistung rund 30 Millionen Kilowattstunden) und ein Solarpark (Jahresleistung rund 5,6 Millionen Kilowattstunden) errichtet.[17] Der Windpark wurde 2011 um weitere fünf Windkraftanlagen ergänzt, 2012 folgten zwölf weitere Windkraftanlagen, verteilt auf die Gemarkungen von Schornsheim, Gabsheim und Wörrstadt. Die Leistung beträgt insgesamt ca. 55,5 Megawatt, wodurch ca. 150 Mio. Kilowattstunden pro Jahr produziert werden können, entsprechend dem Jahresverbrauch von ca. 43.000 Haushalten.[18]
Filme
Das Unternehmen Juwi und sein Gründer Matthias Willenbacher werden in Carl-A. Fechners Film „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ vorgestellt. Der Film will mit seinen Protagonisten – prominente Umweltaktivisten, Nobelpreisträger, innovative Unternehmer und Politiker – beweisen, dass der Umstieg auf 100 % erneuerbare Energien innerhalb der nächsten 30 Jahre möglich ist. Das Unternehmen war einer der Hauptfinanzierer des Films.
Stiftung
Die beiden Unternehmensgründer Matthias Willenbacher und Fred Jung haben die 100-Prozent-Erneuerbar-Stiftung[19] ins Leben gerufen. Stiftungszweck ist die Förderung des Umweltschutzes durch den Ausbau von erneuerbaren Energien. Die Stiftung hat sich auf die Themenbereiche regionale Energiekonzepte, Bürgerenergie sowie Akzeptanz für die Energiewende spezialisiert.
Weblinks
- Website von juwi
- Juwi erweitert bis August seine Zentrale in Wörrstadt vom 17. Juni 2009 in der Rhein Main Presse
Einzelnachweise
- Impressum auf juwi.de, abgerufen am 10. September 2021
- Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.10.2018 bis zum 30.09.2019 auf Bundesanzeiger.de, abgerufen am 10. September 2021
- Der Süden entdeckt die Windkraft. – Die Energiewende ist zum Wettlauf geworden. Bayern und Baden-Württemberg forcieren jetzt den Ausbau der Windkraft – was der Norden macht, ist ihnen egal. auf zeit.de vom 20. August 2012
- Clean Tech Media Award: Preisträger 2009 (Memento vom 5. Mai 2011 im Internet Archive)
- Entrepreneur des Jahres 2009: die Finalisten. In: manager-magazin.de. manager magazin new media GmbH & Co. KG , Hamburg, 5. Oktober 2009, abgerufen am 21. November 2020.
- "Greentech Manager des Jahres" von 'Capital': Fred Jung und Matthias Willenbacher, Vorstände der juwi Holding AG, sind die Preisträger des Jahres 2009. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Jahres-Pressekonferenz Juwi) ; abgerufen am 12. Juli 2010
- MVV stockt Anteil bei Juwi auf - Mannheimer Morgen. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Matthias Willenbacher scheidet aus dem Vorstand der Juwi-Gruppe aus.
- Photovoltaik Freiflächenanlagen & Solarparks in Deutschland. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Kein Solarpark in der Heide auf www.berliner-zeitung.de
- Large-Scale Photovoltaic Power Plants - Top 50. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- juwi Solarkraftwerk günstiger als Kohlestrom. In: IWR, 22. November 2016. Abgerufen am 24. November 2016.
- EUROSOLAR e.V. - EUROSOLAR e.V. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Erdgas aus Ökostrom: juwi und SolarFuel testen Verfahren zur Stromspeicherung [17629]. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Alzeyer Wochenblatt, Wirtschaftsstandort Rheinhessen, Juwi-Firmensitz wird erneut erweitert, 25. Februar 2010
- Windenergieanlagen in der Verbandsgemeinde Wörrstadt. Internetseite der VG Wörrstadt. Abgerufen am 23. Februar 2013.
- Hauptseite der 100-Prozent-erneuerbar-Stiftung