Inheiden
Inheiden ist ein Stadtteil der Stadt Hungen im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Inheiden Stadt Hungen | |
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Höhe: | 137 (128–142) m ü. NHN |
Fläche: | 4,76 km²[1] |
Einwohner: | 1138 (30. Jun. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 239 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 35410 |
Vorwahl: | 06402 |
Luftbild von Inheiden (2020) |
Geografische Lage
Inheiden liegt südlich direkt an Hungen. Durch den Ort führt die Bundesstraße 489 und die Kurze Hessen, die Frankfurt am Main mit Eisenach verbindet. Am Ortsrand liegen mehrere Seen. Einer davon ist der Trais-Horloffer See, der im Volksmund auch Inheidener See genannt wird. Er gilt als der größte See Oberhessens.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1148, gesiedelt wurde jedoch bereits zu römischer Zeit. Darauf weist der zwischen Hungen und Inheiden verlaufende Limes hin. Als „Kastell Inheiden“ wird ein ehemaliger römischer Kastellplatz an der nördlichen Wetteraustrecke des Obergermanisch-Rätischen Limes bezeichnet, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Bodendenkmal befindet sich östlich von Inheiden, einem Stadtteil von Hungen. 1912 wurde durch die Regierung Oberhessens ein Wasserwerk gebaut, welches Teile der Stadt Frankfurt und auch andere Orte mit Trinkwasser versorgt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Januar 1977 kraft Landesgesetz die bis dahin selbstständige Gemeinde Inheiden in die Kleinstadt Hungen eingegliedert.[3] Für Inheiden wie für alle Ortsteile wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[4]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Inheiden lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5][6]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Laubach (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Utphe
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen (durch Rheinbundakte), Oberfürstentum Hessen, Amt Utphe (der Grafschaft Solms-Laubach)[7]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Utphe[8] (der Grafschaft Solms-Laubach)
- ab 1820: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Utphe (Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Utphe des Grafen Solms-Laubach)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Laubach; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Laubach“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung)[9]
- ab 1841: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Hungen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 1. Januar 1977 wurde Inheiden als Stadtteil nach Hungen eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Inheiden ab 1806 das „Patrimonialgericht der Grafen Solms-Laubach“ in Utphe zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Grafen Solms-Laubach ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Laubach“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Inheiden zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Graf 1823.[10] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[11] Mit dem 1. November 1848 wurde Inheiden an das Landgericht Hungen abgegeben.[12]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Hungen“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[13] Am 1. Juni 1934 wurde das Amtsgericht Hungen aufgelöst und Utphe dem Amtsgericht Lich zugeteilt.[14]
Am 1. Juni 1934 wurde das Amtsgericht Lich aufgelöst und Inheiden dem Amtsgericht Gießen zugeteilt.[15] Die übergeordneten Instanzen sind in der Bundesrepublik Deutschland, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1631: | 46 Untertanen |
Inheiden: Einwohnerzahlen von 1830 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1830 | 358 | |||
1834 | 361 | |||
1840 | 366 | |||
1846 | 397 | |||
1852 | 388 | |||
1858 | 322 | |||
1864 | 326 | |||
1871 | 335 | |||
1875 | 350 | |||
1885 | 357 | |||
1895 | 388 | |||
1905 | 389 | |||
1910 | 425 | |||
1925 | 482 | |||
1939 | 636 | |||
1946 | 838 | |||
1950 | 834 | |||
1956 | 792 | |||
1961 | 796 | |||
1967 | 896 | |||
1971 | 966 | |||
1987 | 965 | |||
1991 | 948 | |||
1999 | 1.042 | |||
2005 | 1.099 | |||
2011 | 1.128 | |||
2015 | 1.054 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Hungen[16]; Zensus 2011[17] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1830: | 345 evangelische und 13 jüdische Einwohner |
• 1961: | 556 evangelische, 100 römisch-katholische Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1961: | Erwerbspersonen: 99 Land- und Forstwirtschaft, 202 Prod. Gewerbe, 52 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 31 Dienstleistung und Sonstiges. |
Infrastruktur
- Im Ort gibt es eine Grundschule und einen städtischen Kindergarten.
- Im Bereich von Inheiden wurde die Bahnstrecke Friedberg–Mücke im Jahre 2003 stillgelegt.
Einzelnachweise
- Inheiden, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen inkl. Nebenwohnsitze. In: Internetauftritt. Stadt Hungen, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
- Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Hauptsatzung der Stadt Hungen. S. 3, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 439 (Online bei google books).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 425 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
- Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Band 2, Teil 1. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
- Bekanntmachung, verschiedene Veränderungen in der Bezirkseintheilung der Landgerichte Laubach, Hungen, Lich und Butzbach betreffend vom 5. Oktober 1848 (Hess. Reg.Bl. S. 366)
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Verordnung über die Umbildung von Amtsgerichtsbezirken vom 11. April 1934. In: Der Hessische Staatsminister (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1934 Nr. 10, S. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 13,6 MB]).
- Verordnung über die Umbildung von Amtsgerichtsbezirken vom 11. April 1934. In: Der Hessische Staatsminister (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1934 Nr. 10, S. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 13,6 MB]).
- Einwohner: 1999–2007; 1971–2015 mit Nebenwohnungen (HWS um 50 korrigiert)
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
Weblinks
- Stadtteile. In: Webauftritt. Stadt Hungen
- Inheiden, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Inheiden In: Hessische Bibliographie[1]
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!