Horst Lichter
Wilhelm Horst Lichter (* 15. Januar 1962 in Nettesheim) ist ein deutscher Koch, Fernsehkoch, Buchautor und Moderator. Darüber hinaus tritt er gelegentlich als Entertainer auf der Bühne auf.
Leben
Horst Lichter wurde 1962 in Nettesheim geboren. Er wuchs als ältester Sohn des Bergmanns Anton Lichter und seiner Frau Margret Heikamp im Rheinischen Braunkohlerevier in Gill, einem Ortsteil von Rommerskirchen auf. Als Vierzehnjähriger begann er bei Lutz Winter im Hotel-Restaurant Alte Post in Bergheim eine dreijährige Ausbildung zum Koch.[1] Da er vom Umgangston in gewerblichen Küchen und der Fixierung auf Gewinnsteigerungen enttäuscht war, betätigte er sich nach einigen Stationen als Jungkoch unter anderem in Mönchengladbach und Köln wie sein Vater als Produktionshelfer in einer Brikettfabrik.
Im Alter von 19 Jahren heiratete er und geriet durch den Kauf eines Hauses in finanzielle Schwierigkeiten. Er war gezwungen, neben den Schichten im Bergbau auch noch fünf Tage in der Woche auf einem Schrottplatz zu arbeiten.[2] Mit 26 Jahren erlitt er einen Schlaganfall, mit 28 folgte der zweite, zusammen mit einem Herzinfarkt. Während des anschließenden Aufenthalts in der Reha-Klinik fasste er den Entschluss, sein Leben grundlegend zu ändern.[2]
Lichter hat drei Kinder aus erster Ehe, von denen eines bereits als Säugling starb. Aus einer weiteren Beziehung ging eine Tochter hervor. Er ist in dritter Ehe mit Nada Sosinka (* 1972) verheiratet und lebte acht Jahre lang in einer Villa aus dem 19. Jahrhundert in Badenweiler,[3] seit 2020 lebt er in Köln.[4] Im Januar 2022 strahlte das ZDF in einem Fernsehfilm die Lebensgeschichte Horst Lichter – Keine Zeit für Arschlöcher aus.[5]
Die Oldiethek
Im Januar 1990 eröffnete er, zunächst neben weiterer vollschichtiger Tätigkeit in der Brikettfabrik, in einem ehemaligen Tanzsaal und früheren Autowerkstatt in Rommerskirchen-Butzheim eine Gaststätte. Sie wurde 1995 zum Restaurant Oldiethek umgewandelt. Das Objekt war durch die Sammelleidenschaft Lichters geprägt; im Lokal waren Autos, Motorräder, Antiquitäten, Trödel und Kitsch ausgestellt.
Die Speisen wurden von Lichter in einem flämischen Kohleofen vor den Augen der Gäste zubereitet. Eine Speisekarte gab es nicht. Lichter empfahl verschiedene Menüs, aus denen die Gäste wählen konnten. Nachdem Lichter wegen seiner zunehmenden anderweitigen Aktivitäten nur noch unregelmäßig selbst im Restaurant hatte kochen können, wurde es Ende 2010 geschlossen.[6]
Lichter als Fernsehkoch und Moderator
Mit dem Fernsehen kam Horst Lichter erstmals in Kontakt, als der WDR einen Beitrag über seinen „Laden“, also die spätere Oldiethek, produzierte. Überregional bekannt wurde er durch seine Auftritte in Johannes B. Kerners freitäglicher Kochshow. Auch bei der Nachfolgesendung Lanz kocht! im ZDF war Horst Lichter regelmäßig zu sehen.
Von 2006 bis 2017 war er Moderator und Koch der ZDF-Sendung Lafer! Lichter! Lecker!, die er zusammen mit seinem TV-Partner Johann Lafer bzw. verschiedenen Prominenten und Gästen durchführte. Am 14. Januar 2008 startete das ZDF zudem die Reihe Die Küchenschlacht, in der Horst Lichter als Moderator und Jurymitglied mitwirkt. Im Oktober und November 2009 moderierte Horst Lichter im ZDF jeweils eine Sendung mit dem Titel Aber bitte mit Sahne. Hier hatte er als Prominente Mike Krüger (Oktober) und Andrea Kiewel (November) zu Gast. Im Januar 2011 fungierte er als Urlaubsvertretung für Steffen Henssler bei der Show Topfgeldjäger im ZDF.
Im März 2012 startete im WDR Fernsehen die Sendereihe Lichters Schnitzeljagd. Dort ist Lichter mit einem Motorradgespann auf Schnitzeljagd durch Nordrhein-Westfalen unterwegs und besucht Menschen, mit denen er deren Lieblingsgerichte kocht.[7] Bisher wurden in sieben Staffeln 29 Episoden ausgestrahlt.
Seit 2013 moderiert Lichter die Fernsehsendung Bares für Rares im ZDF beziehungsweise ZDFneo.
Im Sommer 2013 moderierte Horst Lichter zusammen mit Mirjam Weichselbraun und Johann Lafer aus dem Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westf.) Deutschlands größte Grillshow im ZDF. In der Show wurde das beste prominente Grill-Team gesucht. Im Sommer 2014 wurde die Show als Die große Grillshow fortgesetzt. Diesmal wurde das beste prominente Eurovisions-Grill-Team aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesucht.[8]
Am 15. Oktober 2016 wurde Koch im Ohr, mit Horst Lichter als Moderator, zum ersten Mal ausgestrahlt. Darin versuchen zwei Kochlaien, mit Hilfe von zwei prominenten Profiköchen, ein Gericht zu kochen. Die Kandidaten sind mit den in Kabinen befindlichen Köchen nur über einen Knopf im Ohr verbunden und können sie nur hören. Am Ende werden die beiden Essen von einem fachkundigen Experten probiert und bewertet. Bisher wurde eine Staffel mit 15 Episoden produziert und ausgestrahlt.[9][10]
Ab und zu ist Horst Lichter zu Gast in diversen Unterhaltungsformaten, darunter Genial daneben und Mord mit Ansage – Die Krimi-Impro Show auf Sat.1. In der Quizshow Wer weiß denn sowas? im Ersten zählt er zu den Gästen mit den meisten Auftritten.
Eigene Produkte
Horst Lichter hat ab 2006 in Zusammenarbeit mit der Bolten-Brauerei in Korschenbroich Lichter’s Lecker Bierchen entwickelt.[11][12] Lichter entwickelte in Zusammenarbeit mit Maggi eine eigene Linie von Tütensuppen, die in Zusammenhang mit seinem Namen vertrieben wird. Außerdem wirbt er für das Fleisch der Einzelhandelskette Kaufland. Das NDR-Medienmagazin Zapp verwendete das Beispiel Lichters, um aufzuzeigen, wie Fernsehköche ihre in Kochshows aufgebaute Glaubwürdigkeit nutzen, um industriellen Zutaten mittels Imagetransfer den Anschein höherer Qualität zu verleihen.[13]
Zusammen mit dem Pfeifenhersteller Vauen wurden limitierte Pfeifenkollektionen sowie Tabake unter seinem Namen vertrieben.
Auszeichnungen
- 2007 erhielt er zusammen mit Johann Lafer die Saure Gurke, einen Medienpreis für einen besonders frauenfeindlichen Fernsehbeitrag. Diesen Preis erhielt er für die Sendung Lafer! Lichter! Lecker! vom 18. August 2007, in der Lichter anwesende Frauen als „nougatgefüllte Marzipanpralinen auf zwei Beinen“ bezeichnete. Seine Kollegin, die Spitzenköchin Cornelia Poletto, empfand dies als Kompliment, wie sie in der Sendung Kochen bei Kerner vom 28. Dezember 2007 bekannte.
- 2008 erhielt er die Goldene Schlemmer-Ente [14]
- 2009 erhielt er die Auszeichnung Bart des Jahres [15]
- 2010 erhielt er die Georg-Scheu-Plakette von der Stadt Alzey und dem Landkreis Alzey-Worms
- 2011 erhielt er die Auszeichnung Pfeifenraucher des Jahres vom Tabak Forum, der Interessengemeinschaft der am deutschen Markt tätigen Pfeifen- und Pfeifentabakindustrie[16]
- 2011 erhielt er den Kaiser-Augustus-Orden von der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK)
- 2014 erhielt er die Goldene Kamera in der Leserwahl von Hörzu als Bester TV-Koch [17]
- 2019 erhielt er eine Romy in der Kategorie Show/Unterhaltung
- 2020 wurde er als Hutträger des Jahres ausgezeichnet[18]
Hobby-Aktivitäten
Zu Horst Lichters Hobbys zählen Motorräder und Automobile, besonders Oldtimer und Youngtimer.[19][20]
Parodien
Aufgrund seines charakteristischen Dialekts und seines Aussehens war Horst Lichter wiederholt Gegenstand von Parodien. Der Schauspieler Michael Kessler parodierte ihn regelmäßig zusammen mit Max Giermann als Johann Lafer in der Fernsehserie Switch reloaded. Jürgen Becker parodierte ihn in der Sendung Mitternachtsspitzen mit Susanne Pätzold als Frauke Petry. Der Schriftsteller und Musiker Heinz Strunk widmete ihm mehrere Parodien, u. a. im Song Fernsehkoch (2015), im Podcast Familienaufstellung (2018) als Moderator von Bares für Rares sowie im Hörbuch zu seiner 2019 als Buch veröffentlichten Titanic-Kolumne Heinz Strunks Intimschatulle.
Sonstiges
Durch eine Falschzuordnung in einer Bares-für-Rares-Sendung wurde 2021 bekannt, dass Horst Lichter unter einer Farbsehschwäche leidet und grün und blau nur schwer unterscheiden kann. Belastet fühlt er sich davon nicht.[21]
Eigene Veröffentlichungen (Auswahl)
- Lichters Jahreszeitenküche, 2002, ISBN 3-8025-1506-4.
- Lafer! Lichter! Lecker! (mit Johann Lafer), 2007, ISBN 3-89883-150-7.
- Genießen erlaubt! Die gute alte Küche neu entdeckt, 2006, ISBN 3-89479-328-7.
- Großmutters geheime Rezepte. Aufgedeckt und aufgetischt, 2005, ISBN 3-8025-1667-2.
- Alles in Butter. Rezepte zum Glücklichsein. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-39172-1.
- Sushi ist auch keine Lösung (DVD, Live Comedy- und Kochprogramm) 2008.
- Hier bin ich Mensch: Geschichten, die vom Leben erzählen, Mosaik-Verlag, 2014, ISBN 978-3-442-39173-8.
- Wer hier klaut, stirbt: Horst Lichters Geschichten von tausendundeinem Leben, Goldmann, 2014, ISBN 978-3-442-17090-6.
- Die Lust am Kochen! Da ist sie wieder!, Gräfe und Unzer-Verlag GmbH, 2015, ISBN 978-3-8338-4540-6.
- Keine Zeit für Arschlöcher! … hör auf dein Herz, Gräfe und Unzer-Verlag GmbH, 2016, ISBN 978-3-8338-5763-8.
- Ich bin dann mal still – Meine Suche nach der Ruhe in mir, Knaur Balance; 1. Edition (3. Mai 2021), ISBN 978-3-426-67604-2.[22]
Literatur
- Markus Lanz: Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott. Die zwei Leben des Horst Lichter. Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-06459-8.
Weblinks
- Horst Lichter in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Horst Lichter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Horst Lichter
- Website von Lichter’s Oldiethek (Memento vom 4. August 2007 im Internet Archive)
- Porträt von Horst Lichter in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 25. Februar 2011
Einzelnachweise
- Bericht über eine Tour mit Horst Lichter in der motor-klassik vom 3. Juni 2012, abgerufen am 16. Juli 2013
- Jugendträume – Nichts als Seifenblasen? Nachtcafé vom 15. Oktober 2010. SWR Fernsehen.
- Horst Lichter: Auszug! Drama in der Familien-Villa! In: inTouch. 20. März 2019, abgerufen am 18. Januar 2021.
- Horst Lichter hat die Nase voll vom Schwarzwald – darum zieht er zurück ins Rheinland. Stern, abgerufen am 11. Januar 2020.
- „Keine Zeit für Arschlöcher“ im ZDF: Horst Lichter ist gar nicht mal so unsympathisch. Frankfurter Rundschau, abgerufen am 10. Januar 2022.
- Lichter’s Oldiethek. Archiviert vom Original am 18. Juli 2012; abgerufen am 9. Juni 2011.
- wdr.de: Lichters Schnitzeljagd – Zur Sendung
- zdf.de: Die große Grillshow (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive)
- zdf.de: Koch im Ohr
- wunschliste.de: Koch im Ohr
- bolten-brauerei.de: Lichter’s Lecker Bierchen (Memento des Originals vom 25. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- bolten-brauerei.de: Die Entstehungsgeschichte oder „Hallo, ich bin der Horst“ (Memento des Originals vom 8. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 13. April 2013
- Köche und Werbung im Fernsehen. (Memento vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive) In: Medienmagazin Zapp, NDR, 27. Oktober 2010, online
- Die Goldene Schlemmer-Ente (Memento vom 11. Februar 2006 im Internet Archive)
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Landesportal Baden-Württemberg)
- TV-Koch Horst Lichter ist Pfeifenraucher des Jahres 2011, (Memento des Originals vom 12. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemitteilung zur Auszeichnung Pfeifenraucher des Jahres vom 21. Oktober 2011 auf themenportal.de
- Die Goldene Kamera 2014, auf www.hoerzu.de
- Horst Lichter ist «Hutträger des Jahres». In: stern.de. 25. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
- Zu Besuch bei Horst Lichter. (Memento des Originals vom 2. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: motorradonline.de
- Horsts heiße Öfen. In: autobild.de, 7. September 2007
- Jörg Thomann: Burschi, wir müssen reden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Mai 2021, abgerufen am selben Tag.
- Horst Lichter. Abgerufen am 4. Mai 2021.