Johann Lafer
Johann Lafer (* 27. September 1957 in St. Stefan im Rosental, Steiermark) ist ein österreichischer Koch, Fernsehkoch, Unternehmer und Sachbuchautor. Einem breiten Publikum ist Lafer vor allem durch Kochsendungen wie Himmel un Erd, Genießen auf gut deutsch oder Lafer! Lichter! Lecker! und seine zahlreichen Kochbücher bekannt geworden.
Werdegang und berufliches Engagement
Lafer, Sohn einer Landwirtsfamilie, absolvierte seine Ausbildung zum Koch zwischen 1973 und 1976 in der Brauereigaststätte Gösser-Bräu in Graz. Nach der mit Auszeichnung bestandenen Abschlussprüfung absolvierte er den Wehrdienst im österreichischen Bundesheer.[1] Sein erstes Engagement in Deutschland führte ihn 1977 ins Berliner Hotel Schweizer Hof. Ab 1979 war er in Josef Viehhausers Restaurant Le Canard in Hamburg beschäftigt. Seine Backkünste bewies er als Chef-Pâtissier im Hotel Schweizer Stuben in Wertheim. 1980 bekam er die Auszeichnung als bester deutscher Patissier.[2] Seine Kochkarriere setzte er 1981 im Münchner Restaurant Aubergine von Eckart Witzigmann fort. Er übernahm den Posten des Chef-Pâtissiers und verfasste mit Witzigmann mehrere Bücher. Ab 1982 war er für den Pariser Pâtissier und Boulanger Gaston Lenôtre tätig.
Im Mai 1983 wurde er als Nachfolger eines französischen Kollegen Küchenchef im Restaurant Le Val d’Or seiner späteren Ehefrau Silvia Buchholz in Guldental,[3] dessen Küche bereits mit einem Michelin-Stern prämiert war. Lafer konnte 1983 den Stern halten. Vor Übernahme der Gesamtleitung des Le Val d’Or durch ihn im Jahr 1988 wurde 1987 ein zweiter Stern vom Michelin-Führer zuerkannt. Als 1994 das Erbbaurecht für die nahegelegene Stromburg im Hunsrückstädtchen Stromberg, auf der bis dato eine rustikale Ausflugsgaststätte betrieben worden war, neu vergeben wurde, übernahm das Ehepaar Lafer die Burg. Nach unerwartet aufwändigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, die letztlich nur noch über eine Bürgschaft des Landes Rheinland-Pfalz finanziert werden konnten,[4][5] wurde im Dezember 1994 das Restaurant Le Val d’Or von Guldental auf die Stromburg verlegt.
Parallel zum Restaurant Le Val d’Or wurden auf der Stromburg die rustikale Turmstube als Zweitrestaurant und das gediegene Stromburg Hotel eröffnet. Im nahe gelegenen Guldental richtete er in den Räumen des ehemaligen Le Val d’Or eine Kochschule mit dem Namen Table d’Or ein. Im selben Gebäude befindet sich sein Fernseh- und Fotostudio, in dem neben Produktionen für fremde Auftraggeber auch eigene Kochsendungen Lafers gedreht und hergestellt werden. Ende 2009 wurde dem Le Val d'Or der zweite Stern aberkannt.[6] Das Val d’ Or schloss Lafer, um im Februar 2019 nach Umstrukturierungen mit geändertem Konzept unter dem Namen Johanns Küche neu zu beginnen. Auf einen Michelin-Stern wollte er verzichten.[7] Trotzdem zeichnete der Guide Michelin 2019 das Restaurant erneut mit einem Stern aus.[8]
Seit 2011 engagiert sich Lafer für eine gesunde und nachhaltige Schulverpflegung im Projekt food@ucation als Betreiber der Schulmensa im Gymnasium am Römerkastell, Bad Kreuznach.[9] Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Hochschule Fulda im Rahmen einer Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung; Lafer ist seit dem Wintersemester 2009/2010 auch Lehrbeauftragter an der Hochschule Fulda im Fachbereich Ökotrophologie.
Über das Internet und auch den Lebensmitteleinzelhandel vertreibt Johann Lafer ferner unter seinem Namen als Markennamen Feinkostprodukte wie einen Römertopf[10], Salze, Öle und Fonds, die er zum Teil selbst entwickelt hat. Die Unternehmungen Johann Lafers erzielten 2009 mit rund 80 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von circa 10 Millionen Euro.[4]
Im Mai 2019 gab Johann Lafer bekannt, dass er die Stromburg verlassen und diese künftig von seinen Geschäftspartnern weiterbetrieben werde. Unter anderem wolle er seine Kochschule in Guldental ausbauen.[11]
Auftritte in den Medien
Fernsehen
Johann Lafer trat bereits früh nach der Übernahme der Küchenleitung im Le Val d’Or als Fernsehkoch auf. Erstmalig am 28. Juli 1984, als er eine Himbeer-Charlotte in der Südwestfunksendung Glaskasten zubereitete. In der Folge war er in verschiedenen Sendungen präsent. So war er zwischen 1993 und 2006 neben Ulrike Neradt Moderator des Fröhlichen Weinbergs. Außerdem bereitete er regelmäßig in der Show Lanz kocht! vor Publikum mit anderen Fernsehköchen Fünf-Gänge-Menüs zu. Die Sendung wurde zum 28. Dezember 2012 eingestellt. Am 30. November 2006 startete im SWR seine Kochshow L wie Lafer, die Nachfolgesendung der nach zehn Jahren eingestellten Serie Himmel un Erd.
Von Dezember 2006 bis März 2017 war er samstags im ZDF in der Kochshow Lafer! Lichter! Lecker! zu sehen, in der er zusammen mit Horst Lichter und jeweils zwei Prominenten kochte. Am 8. November 2007 trat Lafer in der VOX-Sendung Die Kocharena gegen fünf Gewinner aus der Kochsendung Das Perfekte Dinner an und gewann bei 3 von 5 Gängen. Seit 2008 moderiert er im Wechsel mit anderen Fernsehköchen die ZDF-Sendung Die Küchenschlacht.
Im September und Oktober 2014 zeigte das ZDF im werktäglichen Nachmittagsprogramm die 35-teilige Backshow Deutschlands bester Bäcker mit Lafer als Hauptjuror. Dabei handelt es sich um eine von Endemol Shine Germany produzierte Adaption des britischen Formats Britain’s Best Bakery. Im Herbst 2015 wurde eine zweite Staffel der Show gezeigt, gefolgt von einem 18-teiligen Weihnachtsspecial, in dem versucht wird, Deutschlands besten Weihnachtsbäcker zu ermitteln.
Radio
Der Radiosender SWR3 veranstaltet in unregelmäßigen Abständen zusammen mit Johann Lafer eine „interaktive Grillparty“. Zu dieser wird jeweils eine prominente Persönlichkeit eingeladen, die beim Grillen helfen darf. Die Zuhörer können sich die Zutaten- und Zubereitungsliste auf der Webseite des Radiosenders vorab ansehen und sich zur (nach der sendereigenen Aussage) größten interaktiven Grillparty einladen und vor dem Radio mitgrillen. Moderator der Sendung war bisher immer Kristian Thees. Prominente Mitgriller waren bislang am 16. Mai 2007 Barbara Schöneberger und Andreas Müller, am 1. Mai 2008 Lucy Diakovska, am 1. Mai 2009 Simone Thomalla, am 22. August 2009 Sven Ottke, am 4. Dezember 2009 Matthias Steiner und Inge Posmyk, am 13. Mai 2010 Jürgen Drews, am 1. Mai 2011 Reiner Calmund, am 8. April 2012 Mirja Boes sowie am 3. Oktober 2012 Maite Kelly. Am 1. Mai 2013 unterstützte Sonya Kraus den ausführenden Lafer.
Heli Gourmet
Lafer widmet sich neben dem Kochen dem Fliegen mit Hubschraubern.[12] 2002 legte er die Prüfung als Helikopterpilot ab und gründete die Johann Lafer Heli Gourmet GmbH & Co. KG. Das Unternehmen bietet Flüge über das Rheintal an, nach denen ein Gourmetmenü serviert wird.[13]
Privatleben
Lafer ist seit 1990 mit der Hotelfachfrau Silvia Buchholz-Lafer verheiratet, sie haben eine Tochter und einen Sohn.[14]
Auszeichnungen
- 1980: Bester Pâtissier Deutschlands, Prämierung seiner Herstellungsweise und Präsentation von Nachspeisen.[2]
- 1983: Ein Stern im Guide Michelin 1984 für das Le Val d’Or[3]
- 1987: Beste Küchenmeisterprüfung in Rheinland-Pfalz
- 1987: Zwei Sterne im Guide Michelin 1988 für das Le Val d’Or[15]
- 1994: Lafer wurde mit dem Service Award „Diners Club“ ausgezeichnet.
- 1995: Guldentaler in Gold
- 1997: Lafer wurde vom Gault Millau als Koch des Jahres ausgezeichnet. Ihm wurde mit dem Team der Sendung Fröhlicher Weinberg für die Förderung des Steillagenweinbaus an der Mosel der Weinpreis der Gemeinde Neumagen-Dhron verliehen.
- 1998: Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark für besondere Verdienste zum Wohl des Landes.
- 1999: Die Gastronomische Akademie Deutschlands verlieh ihm die Goldmedaille für das Buch Desserts, die mein Leben begleiten und die Silbermedaille für das Buch Johann Lafers Kochschule.
- 2001: Ehrentrophäe Trophée Gourmet Wien für besondere Verdienste kulinarischer Art
- 2004: Verleihung des Five Star Diamond Award der American Academy for Hospitality and Science, Ernennung zum Botschafter der Steiermark
- 2005: Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark. Die Vereinigung Ordre des Coteaux de Champagne ernannte Lafer zum Chevallier. Er bekam die erstmals verliehene Auszeichnung Ecole des Chefs Trophy von Relais et Châteaux für besonders herausragende Kochkurse.
- 2006: Lafer wurde zum Fernsehkoch des Jahres gewählt.
- 2007: Lafer wurde für seine Verdienste um die Steiermark mit dem Großen Josef-Krainer-Preis, einer der bedeutendsten Ehrungen der Steiermark, ausgezeichnet.
- 2007: Negativpreis Saure Gurke für einen besonders frauenfeindlichen Fernsehbeitrag (zusammen mit Horst Lichter für Lafer! Lichter! Lecker!)
- 2010: Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 2012: Ehrung Auslandsösterreicher des Jahres. Auszeichnung des Auslandsösterreicher-Weltbund
Weblinks
- Literatur von und über Johann Lafer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Johann Lafer in der Internet Movie Database (englisch)
- Eigene Webpräsenz
- Louis Lewitan: „Ich habe gemerkt, mein Körper lebt noch“. In: Zeitmagazin, Nr. 11/2011, 10. März 2011. (Interview mit Lafer)
- Lebenslauf Lafers auf der Website des SWR (Memento vom 7. Juli 2013 im Webarchiv archive.today)
Einzelnachweise
- Rezension von Uwe Wohlmacher über Johann Lafers Autobiografie im Deutschlandradio Kultur, erstausgestrahlt am 27. September 2007, im Text abgerufen am 9. September 2013
- Biografie: Johann Lafer: ZDF Presseportal. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
- Restaurant geschlossen - Lafer weiter Sternekoch. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
- Claudia Tödtmann: Hansdampf in allen Kochshows. In: Handelsblatt, 13. Dezember 2009, abgerufen am 19. September 2015.
- Sven Astheimer: Prediger hinter dem Herd. (Memento vom 6. August 2013 im Internet Archive) In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Dezember 2006, abgerufen am 9. September 2013.
- Frankfurter Rundschau: Zacken aus der Krone: Lafer sieht Michelin-Watsche sportlich. In: Frankfurter Rundschau. (fr.de [abgerufen am 15. November 2017]).
- Oliver Klasen: „Ich will volksnäher werden“. In: sz.de. 15. Januar 2019, abgerufen am 16. Januar 2019.
- Restaurant geschlossen - Lafer weiter Sternekoch. Abgerufen am 26. Februar 2019.
- Lafers Mensa steht nicht in Frage. In: Rhein-Zeitung. 23. August 2003, abgerufen am 9. September 2013.
- Starkoch hat sehr mit Tim Mälzer gelitten. Abgerufen am 19. November 2021.
- Johann Lafer verlässt die Stromburg. Abgerufen am 22. Mai 2019.
- Waltraud Morawietz: Einen Hubschrauber steuern – der Traum von Starkoch Johann Lafer schien unerreichbar: Er hatte Höhenangst. Jetzt fliegt er sich frei. Welt am Sonntag, 28. Dezember 2003
- Anna Warnholtz: So köstlich ist ein Picknick im Park. In: welt.de. 19. Juni 2003, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- Meldung zu Silvia Buchholz-Lafer im Sommelier-Magazin vom 30. September 2010 (Memento vom 16. März 2013 im Internet Archive), abgerufen am 9. September 2013
- Johann Lafer, Patron im Le Val d'Or in Stromberg. Abgerufen am 26. Oktober 2021.