Hohentwiel (Naturschutzgebiet)

Das Gebiet Hohentwiel i​st ein m​it Verordnung v​om 29. März 2004 ausgewiesenes Naturschutzgebiet (NSG-Nummer 3.268) i​m baden-württembergischen Landkreis Konstanz i​n Deutschland.

Naturschutzgebiet „Hohentwiel“

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Lage Hilzingen und Singen, Landkreis Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland
Fläche 137 ha
Kennung 3.268
WDPA-ID 163748
Geographische Lage 47° 46′ N,  49′ O
Hohentwiel (Naturschutzgebiet) (Baden-Württemberg)
Meereshöhe von 440 m bis 686 m (ø 560 m)
Einrichtungsdatum 29. März 2004
Verwaltung Regierungspräsidium Freiburg
Besonderheiten FFH, LSG, LSG, VSG
f2
Naturschutzgebiet

Lage

Das r​und 138 Hektar große Naturschutzgebiet „Hohentwiel“ gehört naturräumlich z​um Hegau. Es umgibt d​en namensgebenden Hohentwiel a​uf dem Gebiet d​er Gemeinde Hilzingen u​nd der Stadt Singen. Das Gebiet l​iegt etwa anderthalb Kilometer westlich d​er Singener Stadtmitte, a​uf einer Höhe v​on ungefähr 440 b​is zu 686 m ü. NHN.[1]

Geologie

Geologisch l​iegt der Hohentwiel i​n einer Einheit, d​ie den Hegau u​nd den westlichen Bodensee umfasst. Die verschiedenen Schichten d​er Umgebung s​ind durch Sedimentation entstanden. Durch d​ie Entstehung d​er Alpen begannen vulkanische Aktivitäten i​n der Region. Ein Rest d​avon ist a​ls großer Schlot d​er mit Deckentuff verfüllte Ur-Hohentwiel. An dessen Ostrand r​agt der Phonolith a​ls weiteres vulkanisches Zeugnis i​n die Höhe.

Schutzzweck

Wesentlicher Schutzzweck i​st „die Erhaltung d​es Gebietes a​ls vielfältiger Naturraum v​on besonderer Eigenart u​nd Schönheit u​nd als Bereich ungewöhnlich vielfältiger Lebensgemeinschaften.

Schutzzweck i​st auch d​ie Erhaltung, Pflege u​nd Entwicklung d​es Gebietes

  • als geomorphologisch einzigartigem vulkanischem Kegelberg des Hegaus mit landschaftsbestimmender Wirkung, mit seinem abwechslungsreichen Mosaik aus naturnahen Wald- und Gebüschgesellschaften, offenen Schutthalden und Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen sowie beweideten Grünlandgesellschaften von großer Eigenart, Schönheit und wissenschaftlichem Wert
  • als Lebensraum zahlreicher gefährdeter und teilweise vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten, insbesondere einer reichen, wärmeliebenden Reliktflora und Reliktfauna

Schutzzweck i​st auch d​ie Erhaltung d​er Arten u​nd Lebensräume, d​ie Teil d​es Europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 sind, insbesondere d​ie Kalk-Pionierrasen, d​ie Kalkschutthalden. d​ie Kalk-Magerrasen, d​ie Schlucht- u​nd Hangmischwälder (prioritärer Lebensraumtyp), d​ie natürlichen u​nd naturnahen Kalkfelsen u​nd ihre Felsspaltenvegetation, s​owie Arten d​er Vogelschutzrichtlinie.“[2]

Zusammenhang mit anderen Schutzgebieten

Mit d​em Naturschutzgebiet „Hohentwiel“ s​ind die LandschaftsschutzgebieteHegau“ (3.35.004) u​nd „Hohentwiel“ (3.35.016), d​as FFH-GebietWestlicher Hegau“ (DE-8218-341) s​owie das VogelschutzgebietHohentwiel/Hohenkrähen“ (DE-8218-401) a​ls zusammenhängende Schutzgebiete ausgewiesen.

Flora und Fauna

Flora

Folgende, i​m Naturschutzgebiet „Hohentwiel“ erfasste u​nd nach Ordnungen sortierte Pflanzenarten (Auswahl) s​ind laut d​er Roten Liste gefährdeter Arten[3] „gefährdet“ o​der „stark gefährdet“:

Asternartige (Asterales)

Eselsdistel (Onopordum acanthium)
Gold-Aster (Galatella linosyris)

Hahnenfußartige (Ranunculales)

Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)

Kreuzblütlerartige (Brassicales)

Berg-Steinkraut (Alyssum montanum)
Turmgänsekresse (Arabis turrita)

Lippenblütlerartige (Lamiales)

Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata)
Gamander-Sommerwurz (Orobanche teucrii)
Thymian-Sommerwurz (Orobanche alba)
Trauben-Gamander (Teucrium botrys)

Malpighienartige (Malpighiales)

Schmalblättriger Lein (Linum tenuifolium)

Nelkenartige (Caryophyllales)

Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites)
Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus)

Rosenartige (Rosales)

Graues Fingerkraut (Potentilla inclinata)
Raublättrige Rose (Rosa jundzillii)

Schmetterlingsblütenartige (Fabales)

Behaartfrüchtige Platterbse (Lathyrus hirsutus)
Zottiger Spitzkiel (Oxytropis pilosa)
Zwerg-Schneckenklee (Medicago minima)

Seifenbaumartige (Sapindales)

Weinraute (Ruta graveolens)

Spargelartige (Asparagales)

Berg-Lauch (Allium montanum)
Blasses Knabenkraut (Orchis pallens)
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)
Traubige Graslilie (Anthericum liliago)

Süßgrasartige (Poales)

Bartgras (Bothriochloa ischaemum)

Fauna

Folgende Tierarten (Auswahl) s​ind im Naturschutzgebiet „Hohentwiel“ erfasst:

Quendelschnecke (Candidula unifasciata)

Hautflügler (Hymenoptera)

Andrena polita
Lasioglossum lativentre
Lasioglossum nigripes
Nomada pleurosticta
Rotes Schneckenhausbienchen (Osmia andrenoides)
Sand-Blattschneiderbiene (Megachile maritima)

Heuschrecken (Orthoptera)

Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus)
Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica)
Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis)
Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata)

Netzflügler (Neuroptera)

Geflecktflüglige Ameisenjungfer (Euroleon nostras)
Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus)

Reptilien (Reptilia)

Blindschleiche (Anguis fragilis)
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Zauneidechse (Lacerta agilis)

Schmetterlinge (Lepidoptera)

Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis)
Rotklee-Bläuling (Polyommatus semiargus)
Russischer Bär (Callimorpha quadripunctaria)
Schwalbenschwanz (Papilio machaon)
Schwefelvögelchen (Heodes tityrus)

Vögel (Aves)

Berglaubsänger (Phylloscopus bonelli)
Dorngrasmücke (Sylvia communis)
Neuntöter (Lanius collurio)
Pirol (Oriolus oriolus)
Wendehals (Jynx torquilla)

Schnecken (Gastropoda)

Quendelschnecke (Candidula unifasciata)

Literatur

  • Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg: Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Freiburg. Hrsg.: Regierungspräsidium Freiburg. 2. Auflage. Thorbecke, Ostfildern 2004, ISBN 978-3-7995-5174-8. S. 357–362
  • Schwenkel, Hans: Begründung der Unterschutzstellung. Veröff. Württ. Landesstelle Naturschutz Landschaftspflege 18:75‑82. Stuttgart 1949 (PDF-Download, 48 MB)

Siehe auch

Commons: Hohentwiel (Naturschutzgebiet) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Top25 Viewer [Top. Karte 1:25000 Baden-Württemberg (Süd)]
  2. Steckbrief des Naturschutzgebietes im Schutzgebietsverzeichnis der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Abschnitt „Schutzzweck“
  3. Rote Listen Baden Württembergs (Memento des Originals vom 5. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www4.lubw.baden-wuerttemberg.de
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