Herrschaft Hingsingen
Die Herrschaft Hingsingen (französisch Seigneurie d'Hingsange) war eine Herrschaft in Lothringen, die von den Bischöfen von Metz als Erblehen ausgegeben wurde. Nach der endgültigen Abtretung des Bistums Metz an Frankreich im Jahr 1648 durch den Westfälischen Frieden wurden die Herren von Hingsingen Vasallen des Königs von Frankreich.
Territorium
Die Herrschaft Hingsingen zerfiel in die beiden Meiereien Bischdorf und Tänchen und umfasste die Gebiete der heutigen Gemeinden Bérig, Bermering, Bertring, Bistroff, Buschdorf, Francaltroff, Grostenquin, Hellimer, Léning und Virming. Der Hingsinger Anteil an Francaltroff (1/6) und Léning (1/2) war nicht Lehen von Metz, sondern Allod. Aufgrund von wechselhaften Schreibweisen – unter anderem Hönsingen, Hungesingen, Hinsingen, Hinquezange, Hingsange – wurde Hingsingen im heutigen Département Moselle manchmal mit der im heutigen Département Bas-Rhin liegenden Gemeinde Hinsingen 25 Kilometer östlich von Hingsange verwechselt.
Den Mittelpunkt der Herrschaft bildete ein Schloss, das zwei Kilometer südlich von Grostenquin stand. Eine Burg Hingsingen wurde erstmals 1266 urkundlich erwähnt. Nach der Französischen Revolution wurde die Anlage als Nationalgut verkauft und zerstört. Am gleichen Ort steht heute der Bauernhof Hingsange.
Die Herren von Hingsingen
Die Herren von Brücken aus dem Bliesgau befanden sich seit 1242 im Besitz des Hofes zu Tänchen (Grostenquin). Seit 1307 führten sie den Titel „Herr zu Hingsingen“. Die Herrschaft wurde im späten Mittelalter unter mehreren Geschlechtern des lothringischen, elsässischen und deutschen Adels, wie zum Beispiel den Familien von Harracourt, Bayer von Boppard, Pallant, Ratsamhausen, Sötern, Eltz und Hagen, geteilt.
Im späten 15. Jahrhundert gelangte Johann von Helmstatt († 1500) durch seine Heirat mit Gertrude von Pallant in den Besitz eines Teiles der Herrschaft. Die aus dem Kraichgau stammenden Herren von Helmstatt hatten bereits zuvor als Folge der Heirat seines Großvaters Damian von Helmstatt († 1466) mit Margareta Hase von Dievelich einen Teil der Herrschaft Dürkastel (Château-Voué) im heutigen Kanton Château-Salins 26 Kilometer südlich von Hingsingen an sich bringen können. Im ausgehenden 15. und 16. Jahrhundert erwarben die Herren von Helmstatt nacheinander die Anteile der anderen Hingsinger Erben und vereinigten sie wieder zu einer Herrschaft. Im 18. Jahrhundert gelang es ihnen zudem, die Herrschaft Burgaltdorf und die benachbarte Grafschaft Mörchingen (Morhange) in ihren Besitz zu bringen. Dieser Zuwachs brachte dem lothringischen Zweig der Familie die Erhebung in den lothringischen Grafenstand.
Nach Ausbruch der Französischen Revolution emigrierte Graf Pleickart Maximilian von Helmstatt (1728–1802) nach Deutschland. Seine Besitzungen in Lothringen wurden von der französischen Republik konfisziert und zum großen Teil als Nationalgut verkauft. Pleikart Maximilian war kinderlos geblieben und hatte schon 1773 Franz Ludwig von Helmstatt (1752–1841) aus dem Oberöwisheimer Ast der Familie adoptiert. Dieser wurde 1806 mit 2,5 Mio. Gulden für die verlorenen lothringischen Besitzungen entschädigt.
Literatur
- Die Alten Territorien des Bezirkes Lothringen mit Einschluß der zum Oberrheinischen Kreise gehörigen Gebiete im Bezirke Unter-Elsaß nach dem Stande vom 1. Januar 1648. Teil II. DuMont, Schauberg 1909, S. 176–185.
- Hermann Peter Barth: Die Herrschaft Hingsingen. In: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend. Nr. 12, Saarbrücken 1962, ISSN 0513-9058, S. 134–188.
- Hermann Stein, Arnold Scheuerbrandt: Ursprung und Geschichte der (Neckar-)Bischofsheimer Hauptlinie der Herren von Helmstatt. Ihre Grabmale und ihre Bauten. 2., verbesserte Auflage. Heimatverein Kraichgau, Sinsheim 2005, ISBN 3-921214-31-9 (Kleine Reihe. Band 2).