Herbert von Bismarck
Nikolaus Heinrich Ferdinand Herbert von Bismarck-Schönhausen, ab 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen, ab 1898 Fürst von Bismarck (* 28. Dezember 1849 in Berlin; † 18. September 1904 in Friedrichsruh bei Aumühle) war ein deutscher Politiker. Er war der älteste Sohn Otto von Bismarcks, als dessen Mitarbeiter er von 1886 bis 1890 Staatssekretär des Äußeren war.
Leben
Herbert von Bismarck entstammt dem Adelsgeschlecht Bismarck und war der älteste Sohn des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck und dessen Ehefrau Johanna von Puttkamer.
Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 teil. Als Seconde-Lieutenant des 1. Garde-Dragoner-Regiments wurde er bei der Schlacht von Mars-la-Tour verwundet.
1873 trat er in das Auswärtige Amt ein, wo er zunächst überwiegend als Privatsekretär seines Vaters tätig war, aber auch an mehreren Gesandtschaften Dienst tat. So war er 1882 Botschaftsrat in London, 1884 in Sankt Petersburg und Den Haag. 1885 wurde er zum Unterstaatssekretär und am 18. Mai des folgenden Jahres[1] zum Staatssekretär des Auswärtigen Amts ernannt. Im Königreich Preußen wurde er 1888 Staatsminister, machte sich durch sein teilweise schroffes Auftreten jedoch bei einigen Zeitgenossen recht unbeliebt. Ihm wurden gute Aussichten auf die Nachfolge seines Vaters als Reichskanzler nachgesagt.
Als Kaiser Wilhelm II. 1890 den Reichskanzler zum Rücktritt aufforderte, schied Herbert von Bismarck wenige Tage nach seinem Vater aus seinem Amt als Staatssekretär des Auswärtigen Amts, obwohl Wilhelm dem ausdrücklich widersprochen hatte. 1893 wurde er für die Deutsche Reichspartei in den Reichstag gewählt. Bismarck war Mitglied des Corps Borussia Bonn.
1881 erregte seine Affäre mit der noch verheirateten Fürstin Elisabeth zu Carolath-Beuthen Aufsehen. Sein Vater sträubte sich mit allen Mitteln gegen diese Verbindung, drohte seinem Sohn erst mit Enterbung, dann mit Selbstmord und erreichte schließlich, dass die beiden ihre Liaison lösten.
1892 heiratete Herbert von Bismarck in Wien Marguerite Malvine Gräfin von Hoyos (1871–1945), die Tochter von Georg Anton Graf von Hoyos und der Alice, geb. Whitehead und somit Enkelin des Erfinders Robert Whitehead, mit der er fünf gemeinsame Kinder hatte.
Ähnlich früh wie sein jüngerer Bruder Wilhelm von Bismarck starb Herbert von Bismarck an einem durch seine Alkoholkrankheit ausgelöstes Leberleiden.[2]
Nachkommen
- Hannah Leopoldine Alice Gräfin von Bismarck-Schönhausen (1893–1971) ⚭ 1915 Leopold von Bredow (1875–1933)
- Maria Gödela Gräfin von Bismarck-Schönhausen (1896–1981) ⚭ 1919 Hermann Graf von Keyserling
- Otto Fürst von Bismarck (1897–1975), Politiker (DNVP, NSDAP, später CDU)
- Gottfried Alexander Georg Herbert Graf von Bismarck-Schönhausen (1901–1949), Reichstagsabgeordneter
- Albrecht Edzard „Eddie“ Heinrich Karl Graf von Bismarck-Schönhausen (1903–1970) ⚭ 1954 Mona Travis Strader (Mona von Bismarck) (1897–1983)
Ehrung
Zehn Jahre nach seinem Tod erhielt Herbert von Bismarck 1915 zum Gedenken ein in Marmor gearbeitetes Epitaph in der Kirche St. Marien und Willebrord, eine Bildhauerarbeit von Wilhelm Wandschneider.
Schriften
- Walter Bußmann (Hrsg. und Einl.): Herbert Graf von Bismarck: Aus seiner politischen Privatkorrespondenz. (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 44) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964.
- Winfried Baumgart (Hrsg. und Bearb.): Herbert Graf von Bismarck: Erinnerungen und Aufzeichnungen 1871–1895. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2015; ISBN 978-3-506-78263-2.
Bismarck gab daneben Teile des Briefwechsels seiner Eltern heraus.
Literatur
- Eberhard von Vietsch: Bismarck, Nikolaus Heinrich Ferdinand Herbert Graf von, Fürst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 268 (Digitalisat).
- Louis Leo Snyder: Political Implications of Herbert von Bismarck’s Marital Affairs, 1881, 1892. In: The Journal of Modern History 36/2 (Juni 1964), S. 155–169.
Weblinks
- Literatur von und über Herbert von Bismarck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Fürst von Bismarck-Schönhausen, Herbert in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Herbert Graf-Comte Fürst Bismarck-Schoenhausen. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
Einzelnachweise
- Berliner Börsen-Zeitung, Jg. 1886, Nr. 229 (Di, 18.05, Morgenausgabe), S. 1.
- Mit Pistolen trieb Bismarck dem Sohn die Ehe aus. In: welt.de. 26. Mai 2013, abgerufen am 12. Juni 2021: „Als alkoholkranker, verbitterter Privatmann endete er auf Schloss Friedrichsruh, nachdem er in später Ehe fünf Kinder gezeugt hatte.“