Hammerharlesberg

Hammerharlesberg i​st ein Gemeindeteil v​on Theisseil i​m Landkreis Neustadt a​n der Waldnaab i​m bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz.

Hammerharlesberg, gemauerter Stadel des Lobkowitz'schen Meierhofs
Hammerharlesberg
Gemeinde Theisseil
Höhe: 401 m ü. NHN
Einwohner: 70 (9. Mai 2011)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 92637
Vorwahl: 09602
Hammerharlesberg, Wasserkraftwerk
Hammerharlesberg, Wasserkraftwerk

Geographische Lage

Hammerharlesberg liegt auf dem Ostufer der Waldnaab, 700 m südwestlich der Kreisstraße 27, die Neustadt an der Waldnaab mit Theisseil verbindet. 1 km westlich von Hammerharlesberg verläuft die Bahnstrecke Weiden–Oberkotzau mit dem Bahnhof von Altenstadt an der Waldnaab. Hammerharlesberg liegt 1 km südwestlich von Roschau, 1,5 km südöstlich von Altenstadt an der Waldnaab, 3 km nördlich von Weiden in der Oberpfalz und 4,3 km nordwestlich von Theisseil.[2]

Geschichte

13. bis 16. Jahrhundert

In einem Steuerbuch von 1270 wurde der Eisenhammer Hammerharlesberg unter dem Namen „Horminsperch“ mit 2 Höfen und einer Mühle als zum Amt Störnstein gehörig erstmals schriftlich erwähnt.[3][4] Eisenerz wurde in der Umgebung abgebaut und kam im 13. Jahrhundert von den Ämtern Parkstein und Störnstein. Nach der Ausbeutung der örtlichen Eisenlager wurde das Eisenerz ab dem 15. Jahrhundert von Amberg herangeschafft.[3]

In den Dokumenten bis zum 17. Jahrhundert wurde Hammerharlesberg nicht getrennt von Harlesberg behandelt. Oft wurde es einfach als Mühle zu Harlesberg gehörig aufgeführt.

Der Wittelsbacher Ludwig der Strenge kaufte 1262 die Herrschaft Störnstein von Ulrich Stör und vereinigte sie mit der Herrschaft Neustadt zur Herrschaft Störnstein-Neustadt. Das Geschlecht der Störe war eine Zweiglinie der Herren von Murach, die verbunden waren mit den Ortenburgern. Dieser Kauf war ein Versuch der Wittelsbacher, den Einfluss der Ortenburger in der Oberpfalz zu vermindern.

Das Salbuch Ludwig d​es Strengen a​us dem Jahr 1283 verzeichnete Harlesberg m​it 4 Höfen u​nd einer Mühle, d​as war Hammerharlesberg, a​ls zur Herrschaft Störnstein gehörig.[4]

Hammerharlesberg w​urde als z​u Harlesberg (auch „Hornungesperch, Hornungsperg, Horminsperch, Horungsperg, Harungsperg, Harnesberg, Harmesperg, Harlesperg, Harleßberg“) gehörige Mühle i​n den Urbaren v​on 1285 u​nd 1326 u​nd im Böhmischen Salbüchlein v​on 1366 erwähnt. Im Böhmischen Salbüchlein w​urde Hammerharlesberg a​ls „hamer z​u dem Horungsperg“ bezeichnet, d​er Eigentum d​es Ulrich Wurtzer war.[5][6] Ulrich Wurtzer w​ar 1368 Hammerschmied a​uf dem Hammer Hammerharlesberg.[3] 1382 übergab Hinzig Pflug d​en Hammer Hammerharlesberg a​n den Amberger Bürger Heinrich Hiesel.[6] Im Jahr 1502 w​ar die Witwe Adelheit Hornungsperger a​us Weiden Besitzerin v​on Hammerharlesberg.[3]

Die Hammermeister hatten d​as Recht, Bier auszuschenken. 1508 k​am es z​u einem Streit über d​ie Bierschenken i​n Hammerharlesberg. Die Hammermeister v​on Hammerharlesberg hatten d​as Bier i​n Weiden s​tatt im n​ahe gelegenen Neustadt gekauft. Als Schlichter i​n diesem Streit t​rat Dietrich v​on Guttenstein auf. Diesem h​atte Vladislav II. König, v​on Ungarn u​nd Böhmen 1504 d​ie Pfandschaft über Neustadt verliehen.[4]

Im Zinsregister von 1514 wurde vermerkt, dass Hammerharlesberg zu Störnstein gehört und in zwei Teile geteilt war. Beide Hammermeister waren nach Störnstein zinspflichtig.[6] Ab 1540 waren die Hammermeister von Hammerharlesberg nicht mehr selbständig, sondern Angestellte oder Pächter.[3] Aus einem Vertrag zwischen Ulrich von Heideck und Willibald von Wirsberg zu Waldthurn von 1553 weiß man, dass zu dieser Zeit der Hammer zu Hammerharlesberg den Heideckern persönlich gehörte. Hammerharlesberg gehörte bis 1578 den Heideckern, dann ging es in den Besitz der Lobkowitzer über.[4] Ende des 16. Jahrhunderts führte der Holz- und Eisenerzmangel zur Stilllegung des Eisenhammers in Hammerharlesberg.[3][4]

17. und 18. Jahrhundert

Nach der Stilllegung des Eisenhammers wurde Hammerharlesberg in eine fürstliche Meierei umgewandelt.[4] Im Urbar von 1602 wurde Hammerharlesberg als „Hammermühl mit 2 Mahlgängen“ bezeichnet. Zu dieser Zeit bestand in Hammerharlesberg eine Sägmühle und 2 Neumühlen.[6] In einem Urbarium von 1607 für Ladislaus den Jüngeren von Lobkowitz ist in Hammerharlesberg ein Eisenhammer und eine Ziegelei mit 10 Öfen aufgeführt.

Eine Aufstellung v​on 1620 g​ibt als Einkünfte v​on Hammerharlesberg an

  • von der Hammermühle 77 Gulden
  • von der Ziegelhütte 104 Gulden
  • aus der Schafzucht 200 Gulden[4]

Im Salbuch von 1653 war vermerkt, dass Hammerharlesberg vor langer Zeit ein Eisenhammer gewesen ist. 1653 bestanden dort Gebäude, Stallungen und Stadel, in denen Schweine, Gänse, Hühner und Enten auch über den Winter gehalten werden konnten. Für 1653 wurden als Bestand 15 Melkkühe und 30 Stück Galtvieh verzeichnet.[6]

Hammerharlesberg gehörte zusammen mit Harlesberg zur lobkowitzischen Herrschaft Störnstein-Neustadt. Zu dieser Herrschaft gehörten die Ortschaften Haidmühle, Sauernlohe, Neustadt an der Waldnaab, Störnstein, Wiedenhof, Aich, Roschau, Görnitz, Harlesberg, Altenstadt an der Waldnaab, Mühlberg, Denkenreuth, Ernsthof, Lanz, Oberndorf, Rastenhof, Wöllershof, Botzersreuth, Kronmühle, Sankt Quirin. Außerdem gehörte das Gebiet von Waldthurn mit 28 Dörfern und Einöden zu dieser Herrschaft.

1641 wurde Störnstein-Neustadt unter Wenzel Eusebius von Lobkowicz zur gefürsteten Grafschaft erhoben. Das Herrschaftsgebiet war in 4 Viertel geteilt: Neustädter Viertel, Altenstädter Viertel, Denkenreuther Viertel und Oberndorfer Viertel. Hammerharlesberg gehörte zusammen mit Harlesberg zum Altenstädter Viertel.[4]

Im Mannschaftsregister von 1797 stand Hammerharlesberg mit einem Hof, 2 Häusern, darunter eine Mühle und 3 Herrschaftsuntertanen. Hammerharlesberg war mit der niederen Gerichtsbarkeit, den Diensten, Abgaben und Steuern zum Oberamt Neustadt grundbar. Die Obrigkeit mit höherer Gerichtsbarkeit und Mannschaft war lobkowitzisch.[6]

19. Jahrhundert bis Gegenwart

1807 verkaufte Fürst Franz Josef v​on Lobkowitz Herzog z​u Raudnitz d​ie gefürstete Grafschaft Störnstein-Neustadt a​n das Königreich Bayern.[4]

Hammerharlesberg gehörte zur Gemeinde Roschau. Roschau war Steuerdistrikt und unmittelbare Landgemeinde, gebildet durch das Gemeindeedikt 1808. Die Gemeinde Roschau bestand aus den Ortschaften Roschau, Aich, Fichtlmühle, Görnitz, Hammerharlesberg, Harlesberg und Wiedenhof.[6]

Ab 1920 stieg der Strombedarf im 3 km entfernten Weiden. Deshalb kaufte die Stadt Weiden die Getreidemühle Hammerharlesberg der Müllersfamilie Rauh ab und baute sie mit neuen Turbinen in ein modernes Wasserkraftwerk um.[3][7] Hammerharlesberg war nun ein Wasserkraftwerk der Stadt Weiden.[6] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Roschau zusammen mit Edeldorf und Letzau 1972 zur neu gebildeten Gemeinde Theisseil zusammengelegt.[6]

In den 1970er Jahren verkaufte die Stadt Weiden das E-Werk an die Familie Wutz aus Cham, die es noch (2019) betreibt. Sie ließ neue Turbinen einbauen.[7] Heinz Schmidt und seine Ehefrau Rita aus dem Müllergeschlecht Rauh betreuten das Kraftwerk. Es produziert mit 2 Turbinen eine durchschnittliche Leistung von 35 bis 40 kW.[3] Für die Fische wurde eine Fischtreppe zur Umgehung der Anlage angelegt.[7] Im August des Jahres 2018 musste das Kraftwerk wegen der andauernden Trockenheit vorübergehend abgeschaltet werden.[7]

Einwohnerentwicklung in Hammerharlesberg ab 1817[8]

1817–1913
JahrEinwohnerGebäude
1817133[6]
1838273[9]
18712411[10]
1885243[11]
1900173[12]
1913253[13]
1925–2011
JahrEinwohnerGebäude
1925283[14]
1950254[15]
1961276[16]
197024k. A.[17]
19875418[18]
201170k. A.[1]

Sonstiges

Anfang d​es 19. Jahrhunderts arbeitete d​er Dichter Oswald Hafner i​n der Ziegelei v​on Hammerharlesberg u​nd dichtete über s​eine Tätigkeit:

„Dann t​rat ich v​on dem Hirtenstabe
Und n​ahm die Ziegelarbeit an,
Die i​ch bisher verrichtet habe
Und d​abei manches Lied ersann.“

Oswald Hafner: Meine Biographie[4]

Literatur

Commons: Hammerharlesberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ZENSUS2011 - Zensusatlas. In: atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 15. September 2019.
  2. Hammerharlesberg bei Bayernatlas. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  3. Hammerharlesberg einer der ältesten Orte im Landkreis Vom Hammer zum Kraftwerk bei onetz. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  4. Heinrich Ascherl: Geschichte der Stadt und Herrschaft Neustadt a.d. Waldnaab., Herausgeber: Stadt Neustadt a. d. Waldnaab, 1982, S. 19, 20, 37, 80, 114–116, 579
  5. Fritz Schnelbögl: Das „Böhmische Salbüchlein“ Kaiser Karl IV. 1973, ISBN 3-486-47621-1, S. 138. Download als pdf möglich
  6. Historischer Atlas von Bayern: Altbayern Reihe I Heft 47: Neustadt an der Waldnaab, Weiden, S. 371, 448
  7. Ohne Wasser kein Strom bei onetz. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  8. I. Amtliche Ortschaften-/Ortsverzeichnisse. In: bayerische-landesbibliothek-online.de. Abgerufen am 15. September 2019.
  9. Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 335 (Digitalisat).
  10. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 908, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  11. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 855 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 886 (Digitalisat).
  13. Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 580 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 894 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 767 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 566 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 132 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 265 (Digitalisat).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.