Hahn (Wappentier)
Das Wappentier Hahn wird als Wappenbild in der Regel kampfbereit dargestellt.
Er ist wenig stilisiert. Die Blickrichtung ist rechts (heraldisch) und ein Fuß ist erhoben. Der Schwanz hat nur wenige Federn, aber dafür ist der Kamm immer eine Besonderheit bei der Farbgebung (Tingierung). Eine besondere Form ist der Hahn mit ausgebreiteten Flügeln. Es ist dann ein flugbereiter Hahn, zuweilen auch als streitender Hahn blasoniert. Ein Hahn, der eine Kralle deutlich emporhält, wird streitend oder streitfertig genannt. Es wird die Bewehrung (Kamm, Lappen, Krallen bzw. Fuß mit Sporn) durch Andersfarbigkeit genutzt, den Hahn schöner aussehen zu lassen. Der aufgesperrte Schnabel wird als krähend blasoniert.[1]
In vielen Wappen steht der Hahn im Burgtor, häufig auf einem Dreiberg. Beispielwappen sind Suhl und Frankfurt (Oder).
Der Kopf kann einen Helm aufgesetzt bekommen. Daraus wird dann ein verkappter Hahn. Es kann auch nur der Kopf im Wappen erscheinen. Im Austausch des Hahnenkopfes wird auch in Wappen ein Männerkopf mit spitzem Hut (Judenhut) wie im Wappen von Böhmisch Trübau gewählt. Diese extrem seltene Figur ist ein Fabelwesen und wird als Harpyie bezeichnet. Es gibt auch Hähne mit Fischschwanz (Seehahn, en. cock with fish-tail, fr. coq mariné), z. B. im bürgerlichen Wappen von Georg Aigl aus Würzburg (1579)[2] und Hähne mit Ziegenkopf, beides Chimären.
Zwischen 1789 und 1804 war der Hahn französisches Wappentier und symbolisierte die errungenen Freiheiten. Im Wappen von Versailles ist er doppelköpfig (Doppelhahn), eine ungewöhnliche Form. Auch das Logo der EVP zeigt einen Hahn.
Ist in der Blasonierung von einem calekutischen[3] oder kalkutischen Hahn die Rede, ist das seltene Wappentier Truthuhn gemeint. Der Begriff bezieht sich auf ein ehemaliges ostindisches Teilreich.[4] Siebmacher beschreibt in seinem Wappenbuch das Wappen der Hünerwadel in Bern mit einem Truthahn.
Beispiele
- Wappen von Frankfurt (Oder)
- Wappen von Gerach in Obfr.
- Wappen von Golzow
- Wappen von Hahnheim, redend wie in
- Engenhahn oder
- Hahndorf, mit Wetterfahne
- Wetterhahn in Albertslund Kommune
- Wappen von Letschin
- hornblasender (!) Hahn in Mechern
- Wappen von Thalmassing
- Birkhahn in Twist (Emsland)
- Hahn mit Weinrebe: Scheffau/Allgäu
- Wappen von Böhmisch Trübau (tsch. Česká Třebová) mit Mischwesen
- Hahn in Kistarcsa (Ungarn)
- Hahn in Koppigen (Schweiz)
- Hahn in Laitila (Finnland)
- Hahn in Oława (Polen)
- Drei Köpfe im Wappen des Jesus College (Cambridge)
- Wappen der Grafen von Hahn aus Mecklenburg
- Wappen derer von Spee
- Doppelköpfiger Hahn in natürlichen Farben im Versailler Wappen
Glauben
Im Volksglauben ist der Hahn das Symbol für Kampflust und Kampfbereitschaft, auch der Wachsamkeit und des Sonnenaufgangs. In der assyrischen Mythologie war der Hahn Symbol des Feuergottes Nusku und des Sonnengottes Schamasch. In der griechischen Mythologie war er der Pallas Athene, dem Ares, Hermes, Apollon, dem Äskulap, der Demeter und Persephone heilig. Die Römer verehrten ihn als Symbol für die Hauswächter. In der nordischen Mythologie wecken z. B. zwei Hähne die Helden in Odins und die Mächte in Hels Sälen. Anderswo verscheucht er den Spuk der Unholde. Auf altchristlichen Grabsteinen und Sarkophagen erscheint der Hahn als Verkünder des Tages. Durandus von St. Pourçain erklärt ihn als Nachtverscheucher, Prediger und Erwecker vom Schlaf und lässt ihn auf Kirchen setzen. Weitere Beispiele aus dem Volksglauben: Wird ein kohlrabenschwarzer Hahn sieben Jahre alt, so legt er ein Ei, aus dem ein Drache entsteht. Der Patron der Hähne ist St. Gallus, manchmal auch St. Veit. Petrus mit Hahn ist der Schutzpatron der Uhrmacher.
Der gallische Hahn
Der Hahn gilt unter anderem als Symbol von Frankreich. Der Ursprung ist nicht eindeutig, da kein Nachweis auf alten Münzen und Grabsteinen usw. zu finden ist. Man nimmt an, dass der Gallische Hahn aus der Doppelsinnigkeit des lateinischen Wortes gallus („Hahn“ und zugleich „Gallier“) entstanden ist, was bereits der antike römische Geschichtsschreiber Suetonius festhielt[5]. In der Französischen Revolution 1789 ersetzte der Hahn auf den Heeresfahnen die Insignien des bourbonischen Königtums. Napoleon I. ersetzte ihn durch den Adler, den aber die Regierung der Restaurationsperiode wieder abschaffte. Nach der Julirevolution wurde der Hahn wieder in die Fahnen aufgenommen. 1852 wurde er abermals durch den Adler ersetzt.
Heute wird der gallische Hahn als Wappentier für die Wallonische Region, die französische Gemeinschaft Belgiens, die Französische Fußballnationalmannschaft (Fédération Française de Football) und die Französische Rugby-Union-Nationalmannschaft (Fédération française de rugby) benutzt. (Siehe auch Keltomanie)
Seit April 2015 verwendet das Französische Olympische Komitee (CNOSF) eine stilisierte Version des Gallischen Hahnes im Logo.[6]
Koppe
Mit Koppe oder Kapaun wird der Hahn im Wappen der Freiherren von Köppelle oder Köppele aus dem Passauischen Geschlecht benannt. Der Heraldiker Hefner sieht darin eine Anspielung auf den Adelsnamen.[7] Johann Wolfgang Köppele wurde 1739 von Kaiser Karl VI. in den Adelsstand erhoben. Spätere Familienmitglieder wurden in den Freiherrenstand durch den Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern erhoben.[8]
Siehe auch
- Henne im Wappen (Henneberger Land) und Henne (Wappentier)
- Hahn (Adelsgeschlecht)
Einzelnachweise
- Ferdinand Freiherr von Biedenfeld: Die Heraldik, oder populäres Lehrbuch der Wappenkunde für Diplomaten, Genealogen, Archivbeamte, und Edelleute, etc., Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1846, S. 44 und Fig.357.
- Johann Siebmacher: J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 1. Abteilung: Zweitausend Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz (O. T. von Hefner), Bauer & Raspe, Nürnberg 1858
- Johann Simon Beckenstein: Kurtze Einleitung zur Wappen-Kunst, und zur Art des Blasonirens. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg 1731, S. 158.
- Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 1: A – E. Breitkopf und Co., Leipzig 1793, Sp. 1293.
- Suetonius: The Twelve Caesars. Hrsg.: Graves, Robert. Penguin Classics, London 2007, S. 274.
- Un nouveau logo, pourquoi?. In: Maison du sport Français, 14. April 2015. Abgerufen im 22. Juni 2015.
- Otto Titan von Hefner: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Theil 1: Theoretische Heraldik. Heraldisches Institut, München 1861, S. 80.
- Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung. Mit geschichtlichen und urkundlichen Nachweisen. Band 4. T. O. Weigel, Leipzig 1857, S. 226.