Rudolph Firle

Rudolph Firle (* 14. September 1881 i​n Bonn; † 2. Juli 1969 i​n Bremen; vollständiger Name: Rudolph Ernst Adolph Firle) w​ar ein deutscher Marineoffizier, Volkswirtschaftler u​nd Wirtschafts-Manager, d​er zunächst b​ei Reedereien d​es Röchling-Konzerns arbeitete u​nd von 1933 b​is 1940 Vorstandsvorsitzender d​es Norddeutschen Lloyds war.

Biografie

Familie, Ausbildung und Beruf

Firle w​ar der Sohn d​es Arztes Ernst Firle u​nd dessen Ehefrau Lucie Firle geb. Wehlin. Sein Urgroßvater väterlicherseits w​ar Ernst Wachler.

Rudolph Firle besuchte d​as Gymnasium i​n Bonn u​nd legte d​ort sein Abitur ab. 1900 t​rat er a​ls Seekadett d​er kaiserlichen Marine bei. 1909 heiratete e​r Anne-Marie Rehder u​nd 1916 i​n zweiter Ehe d​ie Bankierstochter Else Custodis.

Nach seiner Militärzeit studierte e​r Staats- u​nd Volkswirtschaftslehre a​n der Universität Berlin. 1921 promovierte e​r zum Dr. rer. pol. Es folgte e​ine Ausbildung i​m Bereich d​er Bank- u​nd Handelsgeschäfte i​n Duisburg, München, Ludwigshafen u​nd Mannheim. Er w​urde 1921 Angestellter i​m Röchling-Konzern i​n der Reederei Röchling, Menzell & Co. i​n Hamburg. Von 1923 b​is 1927 w​ar er Prokurist u​nd ab 1928 Direktor d​er Röchlingfirma Schiffs-Gesellschaft Gebrüder Röchling „Pontos“ i​n Bremen.

Marinedienst

Rudolph Firle, Ali Riza (Talayman), und Ahmed Saffet (Ohkay)

Von Mai 1912 b​is März 1914 w​ar Firle a​ls Kapitänleutnant Kommandant d​es Flusskanonenboots Otter a​uf dem Jangtse i​n China.

Im Ersten Weltkrieg befehligte e​r von 1914 b​is 1916 d​ie Türkische Torpedohalbflottille i​n İstanbul. Im Jahre 1915 führte e​r das Kommando über d​as Torpedoboot Muavenet-i Milliye m​it einer deutsch-türkischen Besatzung. Mit d​em von i​hm geführten Torpedoboot konnte e​r das britische Schlachtschiff HMS Goliath v​or den Dardanellen versenken (570 Tote).

Bei d​er bulgarischen Marine w​ar er Verbindungsoffizier i​n Warna v​on 1916 b​is 1918. Danach arbeitete e​r als Admiralstabsoffizier i​n Libau für d​en Bereich d​er Ostsee. Er w​urde am 28. April 1918 z​um Korvettenkapitän befördert, n​ach dem Krieg i​n die Reichsmarine übernommen u​nd zum 20. Februar 1921 a​us dieser entlassen.

NSDAP-Mitgliedschaft und Wirtschaftsverbindungen

1932 wurde er Mitglied der NSDAP. Er wurde am 15. März 1933 kommissarischer Vertreter Bremens beim Reichsrat. Beim Stapellauf der Cairo am 11. Mai 1934 auf der AG Weser, bei dem auch sämtliche Mitglieder des Bremischen Senats unter Bürgermeister Richard Markert anwesend waren, betonte Firle: „Wie die Nieten die vielen tausend Stahlplatten des Schiffskörpers unlösbar miteinander verbinden, so sind heute alle Deutschen zusammengeschweißt in dem Glauben an den Führer, der die Einigkeit geschaffen hat, die ein Land braucht, das hinaus auf See will.“[1]

Hamburgs Bürgermeister Carl Vincent Krogmann schrieb i​n seinen Erinnerungen, d​ass Firle i​m Jahre 1935 a​m Reichsparteitag d​er NSDAP teilnahm. Da e​r in Verbindung m​it Wilhelm Keppler stand, s​oll er a​uch zum Freundeskreis Reichsführer SS gehört haben.[2]

1935 w​urde er i​n die Stiftung Haus Seefahrt gewählt.[3] An d​er Schaffermahlzeit d​es Jahres 1936 nahmen Heinrich Himmler, Wilhelm Keppler, Emil Helfferich u​nd Hjalmar Schacht teil.[4]

Norddeutscher Lloyd

Im Juli 1933 w​urde Firle z​um Mitglied d​es Vorstands d​es Norddeutschen Lloyds berufen. Am 30. Oktober 1933 übernahm e​r den Vorsitz i​m Vorstand d​er Reederei. In seiner Zeit wurden 1935 d​ie Turbinenschnellschiffe Scharnhorst, Gneisenau u​nd Potsdam für Ostasien i​n den Dienst gestellt. Die weitere Modernisierung d​er Flotte f​and statt, d​ie 1939 70 Schiffe m​it 562.371 BRT hatte. Im Juli 1940 schied e​r aus d​em Vorstand a​us und w​urde Mitglied d​es Aufsichtsrats. Ihm folgten i​m Vorstand Otto Dettmers s​owie 1942 Johannes Kulenkampff u​nd Richard Bertram. Als Sachverständiger für d​ie Hochseeschifffahrt w​ar er für d​as Reichsverkehrsministerium tätig. Weiterhin gehörte e​r als Mitglied d​er Akademie für Deutsches Recht an. Ende 1944 z​og er s​ich in d​as Privatleben zurück.

Werke

  • Der Krieg zur See 1914–1918. In: Der Krieg in der Ostsee. Band 1, Vom Kriegsbeginn bis Mitte März 1915 (Hrsg.): Marine – Archiv, Berlin 1921.
  • Der Krieg in der Ostsee, Berlin 1922.
  • Einfluß des Weltkrieges auf Schiffahrt und Handel in der Ostsee. Berlin 1922.
  • Reise-Eindrücke aus Ostasien. In: Zeitschrift für Geopolitik. 11. Jahrgang, 1934, S. 591–592.
  • Geschichte der Familie Firle. Bremen 1934.

Auszeichnungen

Literatur

Commons: Rudolph Firle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Kuckuk (Hrsg.): Bremer Großwerften im Dritten Reich. (Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens 15), Edition Temmen, 1993, ISBN 3-86108-203-9, S. 29.
  2. Hartmut Rübner: Konzentration und Krise der deutschen Schiffahrt. Maritime Wirtschaft und Politik im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Bremen 2005, ISBN 3-89757-238-9.
  3. Karl H. Schwebel: „Haus Seefahrt“, Bremen, seine Kaufleute und Kapitäne. Vierhundert Jahre Dienst am deutschen Seemann, 1545–1945. Verlag H. Krohn, Bremen 1947, S. 76.
  4. Wochen-Ausgabe der Weser Zeitung: Schaffermahlzeit 1936 im Haus Seefahrt vom 19. Februar 1936, S. 6 suub.uni-bremen.de
  5. Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, Hrsg.: Marinekabinett, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1918, S. 28.
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