Gundermann (Film)
Gundermann ist ein biografischer Film und zugleich ein Musikfilm von Andreas Dresen aus dem Jahr 2018 über den Liedermacher Gerhard Gundermann. Laila Stieler verfasste das Drehbuch und Alexander Scheer spielte die Hauptrolle. Der Film kam am 23. August 2018 in die deutschen Kinos. Beim Deutschen Filmpreis 2019 war Gundermann mit sechs Auszeichnungen (darunter Bester Spielfilm, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller) der erfolgreichste Wettbewerbsbeitrag.
Film | |
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Originaltitel | Gundermann |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Länge | 127 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 0[1] JMK 0[2] |
Stab | |
Regie | Andreas Dresen |
Drehbuch | Laila Stieler |
Produktion | Christoph Friedel, Claudia Steffen |
Musik | Gerhard Gundermann |
Kamera | Andreas Höfer |
Schnitt | Jörg Hauschild |
Besetzung | |
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Handlung
Der Film zeigt, beginnend im Jahr 1992, ausgewählte Episoden aus dem Leben des Liedermachers und Baggerfahrers, unter anderem das Bekanntwerden von Gundermanns Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit. Davon ausgehend wird in Rückblenden gezeigt, wie er in der DDR politisch mitwirkte und wie er mit seiner Frau Conny zusammenfand. Er gewinnt Inspiration für seine Songs, während er im Führerhäuschen eines Schaufelradbaggers sitzt und Braunkohle im Tagebau Spreetal nahe der Stadt Hoyerswerda abbaut. Sein Vater brach den Kontakt zu ihm ab, weil er seinen Sohn für die eigenen Verfehlungen verantwortlich machte. Spontane sprachliche Texteinfälle für Lieder zeichnet er mit einem analogen Diktiergerät auf.
Sein Leben und seine Umwelt sind geprägt von Widersprüchen. Seine Arbeit reißt die Erde auf, gleichzeitig beschreibt und besingt er die Schönheiten der Natur. Als überzeugter Kommunist stößt er mit seiner Direktheit und Eigenwilligkeit an Grenzen des vorherrschenden Konformismus, wird folgerichtig aus der SED ausgeschlossen. Durch seine Tätigkeit für die Staatssicherheit hoffte er, Verbesserungen im Arbeitsschutz und bei den Arbeitsbedingungen erreichen zu können, und merkt erst nach der Wende, wie sehr er damit anderen Menschen hätte schaden können. Er erfährt zugleich, dass auch er selbst von Freunden und Bekannten für die Staatssicherheit bespitzelt wurde; die dazugehörigen Opferakten der Gauck-Behörde sind nicht auffindbar. Gegenüber einer Journalistin weigert er sich, sich in der üblichen Art formelhaft bei den von ihm Bespitzelten zu entschuldigen. Er sagt, er könne es vor allem sich selbst nicht verzeihen, nachdem er seine „Täterakte“ vollständig gelesen habe. Stattdessen geht er in etlichen Fällen von sich aus mit dem Bekenntnis, ehedem IM gewesen zu sein, auf seine Kollegen und Bandmitglieder zu.
Als Gundermann selbst Vater geworden ist und es seiner Frau schwerfällt zu akzeptieren, dass er weiterhin so viel Zeit in seine Musik und die Tourneen reinsteckt, gelobt er Besserung. Schlussendlich versöhnt er sich nach seinem „Stasigeständnis“ mit seiner Band und dem Publikum.
Produktion
Laila Stieler begann 2006 mit der Arbeit und Vorbereitung am Drehbuch für den Film. An der Entstehung des Films wirkte Conny Gundermann mit, die Witwe des Liedermachers.[3] Die Musik – 15 Titel produziert von Jens Quandt[4] – wird von der Band von Gisbert zu Knyphausen, bestehend aus Gunnar Ennen (Gitarren, Tasteninstrumente)[5], Jens Fricke (Gitarren), Frenzy Suhr (Bass), Sebastian Deufel (Schlagzeug, Flügel) sowie als Gast der Saxofonist Andreas Wieczorek (aus der Originalbesetzung von Die Seilschaft) gespielt und vom Hauptdarsteller Alexander Scheer gesungen.[6][7]
Drehorte waren unter anderem der Tagebau Nochten[8] und dessen Tagesanlagen in Mühlrose[9] im Lausitzer Braunkohlerevier, knapp 20 Kilometer östlich von Gundermanns früherem Arbeitsplatz. Einige Szenen entstanden in Gelsenkirchen-Hassel.[10]
Rezeption
„Biografischer Film über das kurze und intensive Leben des Baggerfahrers und Liedermachers Gerhard ‚Gundi‘ Gundermann (1955–1998), der in seiner filmisch-musikalischen Form die charakterliche Komplexität des Künstlers ebenso vermittelt wie die Widersprüchlichkeit des Lebens in der DDR. Die achronologische, mitunter auch assoziative Dramaturgie will über den eigensinnigen Freigeist nicht urteilen, sondern sich von seiner inneren Zerrissenheit berühren lassen. Eine aus Alltagsbeobachtungen entwickelte, in der Hauptrolle kongenial interpretierte Annäherung an einen vielschichtigen Menschen in einem untergegangenen Land.“
„Gundermann war ein ebenso origineller wie widersprüchlicher Künstler. Der überzeugte Sozialist flog aus der Partei, spitzelte für die Stasi und wurde selbst überwacht. Andreas Dresens Film ‚Gundermann‘ stellt den Rockpoeten auf keinen Sockel, sondern setzt ihn seiner Vergangenheit aus. Der einfühlsame Film beschönigt nichts, arbeitet aber sehr genau und differenziert heraus, wie Haltungen entstehen. Ein kluger, aufrichtiger und bewegender Musikfilm über ein gelebtes Leben mit all seinen Idealen, Verstrickungen, Enttäuschungen. Es ist Zeit für solche Filme über die DDR.“
Auszeichnungen
- 2018: Gilde-Filmpreis – Bester Film (national)[13]
- 2018: Günter-Rohrbach-Filmpreis – Darstellerpreis für Alexander Scheer[14]
- 2018: Bayerischer Filmpreis für Alexander Scheer als bester Hauptdarsteller[15]
- 2019: Deutscher Filmpreis 2019 in sechs Kategorien: Bester Spielfilm, Beste Regie (Andreas Dresen), Bestes Drehbuch (Laila Stieler), Bester Hauptdarsteller (Alexander Scheer), Bestes Szenenbild (Susanne Hopf), Bestes Kostümbild (Sabine Greunig). Weitere Nominierungen für Beste weibliche Nebenrolle (Eva Weißenborn), Beste Kamera/Bildgestaltung (Andreas Höfer), Bester Schnitt (Jörg Hauschild), Bestes Maskenbild (Grit Kosse, Uta Spikermann).
- 2019: Deutscher Schauspielpreis 2019 – Auszeichnung in der Kategorie Schauspielerin in einer Nebenrolle (Eva Weißenborn)[16]
CD und Literatur
Die im Film von Alexander Scheer gesungenen Lieder sind mit zwei Bonustracks (Männer und Frauen sowie Hochzeitslied) bei Buschfunk auf einer CD mit dem Titel Gundermann – die Musik zum Film erschienen.[17]
Zum Film wurde im Ch. Links Verlag das von Andreas Leusink herausgegebene Buch Gundermann – Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse... veröffentlicht (ISBN 978-3-96289-011-7). Es enthält Briefe, Dokumente, Interviews und Erinnerungen von bzw. mit Mitwirkenden des Films und Weggefährten Gundermanns sowie Szenenfotos zum Film.
In der Reihe Poesiealbum erschien schon vor der Filmpremiere das Heft 338 Gerhard Gundermann mit den Liedtexten und Gedichten Gundermanns, das aufgrund der Nennung im Abspann und angepasst dem Spielfilminhalt später erweitert wurde[18].
Weblinks
- Gundermann in der Internet Movie Database (englisch)
- Gundermann bei filmportal.de
- Offizielle Seite zum Film
- Bericht im Tagesspiegel vom 23. August 2018
- Film zu DDR-Sänger Gundermann: Wegen prinzipieller Eigenwilligkeit, FAZ vom 28. August 2018
- Conny Gundermann: „Andreas Dresen verletzt Gundi nicht, der liebt den auch“, Gespräch zum Filmstart Gundermann, mdr
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Gundermann. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 180376/K).
- Alterskennzeichnung für Gundermann. Jugendmedienkommission.
- Zwölf Uhr mittags. Abgerufen am 27. August 2018.
- Jens Quandt. In: snowland.de. Abgerufen am 10. November 2020.
- Mareike Patock: Gunnar Ennen spielt Musik für Kinofilm ein. In: Neue Westfälische. 29. September 2018, abgerufen am 10. November 2020.
- Gundermann – Die Musik zum Film, bei Buschfunk.
- Gundermann – Die Musik zum Film, bei MusicBrainz.
- Gerhard Gundermann zurück in seinem Revier: Andreas Dresen dreht Spielfilm im LEAG-Tagebau Nochten. Lausitz Energie Bergbau AG, 17. November 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Enrico Kliemann: Gundermann-Film. In: Neues aus Mühlrose. 15. November 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Elisabeth Höving: In Hassel wird für Kinofilm gedreht. In: WAZ. 13. Oktober 2017, abgerufen am 10. November 2020.
- Gundermann. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. August 2018.
- Filmkritik von Knut Elstermann. Abgerufen am 27. August 2018.
- Programmkinobetreiber zeichnen Gundermann als besten Film aus. In: AG Kino. 20. September 2018, abgerufen am 10. November 2020.
- Film-Drama "In den Gängen" gewinnt Günter Rohrbach Filmpreis. In: Süddeutsche Zeitung. 2. November 2018, abgerufen am 10. November 2020.
- rbb freut sich für Alexander Scheer über den Bayerischen Filmpreis. In: rbb. 25. Januar 2019, abgerufen am 10. November 2020.
- Schauspielpreis für Valerie Pachner und Rainer Bock. In: Wetterauer Zeitung. 13. September 2019, abgerufen am 13. September 2019.
- https://konsum.buschfunk.com/soundtrack-gundermann-der-film.html, abgerufen am 9. Februar 2019
- http://www.poesiealbum.info/hefte/p338.html