Garbenheim
Garbenheim ist ein Stadtteil der mittelhessischen Kreisstadt Wetzlar mit ca. 2200 Einwohnern. Der Stadtteil liegt nahe der Wetzlarer Kernstadt südlich der Lahn.
Garbenheim Stadt Wetzlar | |
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Höhe: | 165 m ü. NN |
Fläche: | 7,76 km²[1] |
Einwohner: | 2208 (31. Dez. 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 285 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Eingemeindet nach: | Lahn |
Postleitzahl: | 35583 |
Vorwahl: | 06441 |
Lage von Garbenheim in Wetzlar | |
Südwestlich der Ortschaft befindet sich der Wetzlarer Bismarckturm, der bis zu seinem Umbau Garbenheimer Warte genannt wurde.
Geschichte
Erstmals wurde der Ort im Jahr 776 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt.
Die Ritter von Garbenheim, ein niederadliges Geschlecht, stellten die Burgmannen der Reichsburg Burg Kalsmunt. Das Dorf bildete zusammen mit Atzbach und Dorlar einen Gerichtsbezirk, der zu den Besitztümern der Grafen von Nassau-Weilburg gehörte.[3]
Als Wetzlar im 18. Jahrhundert Sitz des Reichskammergerichts war, fand die ländliche Idylle Garbenheims bei Goethe Anerkennung, der hier gerne ausgedehnte Spaziergänge machte. Er verewigte das Dorf unter dem literarischen Namen Wahlheim in seinem Werk Die Leiden des jungen Werthers.
Infolge des Wiener Kongresses wurde die Bürgermeisterei Atzbach, zu der Garbenheim zählte, im Jahr 1816 preußisch.[3] 1866 zerstörte ein Großbrand weite Teile des Dorfes. Die Kirche, das Pfarrhaus, 40 Wohnhäuser, mehrere Scheunen und Ställe brannten völlig aus. Doch bereits im Jahr 1883 wurde in Garbenheim eine neue Kirche fertiggestellt.
Am 1. Januar 1977 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde im Zuge der hessischen Gebietsreform kraft Landesgesetz in die neugegründeten Stadt Lahn eingegliedert.[4] Dort wurde sie ein Teil des Stadtbezirks Wetzlar. Seit der Auflösung von Lahn am 1. August 1979 gehört Garbenheim zur Stadt Wetzlar.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Garbenheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[6][7]
- 1585: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nassau-Weilburg, Amt Gleiberg
- vor 1806 Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Weilburg, Oberamt Atzbach, Amt Gleiberg
- ab 1806: Herzogtum Nassau, Amt Gleiberg
- ab 1816: Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Kreis Wetzlar
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Wetzlar
- am 1. Januar 1977 wurde Garbenheim der neu gegründeten Stadt Lahn eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Lahn
- am 1. August 1979 wurde die Stadt Lahn aufgelöst und Blasbach, Dutenhofen, Garbenheim, Hermannstein, Münchholzhausen, Nauborn, Naunheim, Steindorf und Wetzlar wurden Stadtteile der Stadt Wetzlar.
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Wetzlar
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Wetzlar
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[6]
Garbenheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 391 | |||
1840 | 440 | |||
1846 | 468 | |||
1852 | 507 | |||
1858 | 490 | |||
1864 | 516 | |||
1871 | 563 | |||
1875 | 587 | |||
1885 | 636 | |||
1895 | 717 | |||
1905 | 846 | |||
1910 | 952 | |||
1925 | 1.101 | |||
1939 | 1.400 | |||
1946 | 1.792 | |||
1950 | 1.889 | |||
1956 | 1.939 | |||
1961 | 1.972 | |||
1967 | 2.080 | |||
1970 | 2.054 | |||
1990 | 2.193 | |||
1998 | 2.259 | |||
2005 | 2.198 | |||
2009 | 2.157 | |||
2012 | 2.073 | |||
2015 | 2.113 | |||
2017 | 2.208 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: ;[6] nach 1977: Einwohnerzahlen Stadt Wetzlar[8] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[6]
• 1961: | 1494 evangelische (= 75,76 %) und 419 katholische (= 21,25 %) Einwohner |
• 2017: | 958 evangelische (= 43,4 %), 363 katholische (= 16,4 %), 887 konfessionslose und sonstige (= 40,2 %) Einwohner[9] |
Staatsangehörigkeit
Quelle: Stadt Wetzlar[8]
• 2005: | 1998 Deutsche, 151 Nichtdeutsche (7,0 %) davon 74 Frauen und 77 Männer |
• 2012: | 1941 Deutsche, 156 Nichtdeutsche (7,4 %) davon 75 Frauen und 80 Männer |
• 2015: | 1906 Deutsche, 207 Nichtdeutsche (9,8 %) davon 102 Frauen und 105 Männer |
• 2017: | 1884 Deutsche, 324 Nichtdeutsche (14,7 %) davon 153 Frauen und 161 Männer |
Politik
Ortsbeirat
Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2016 gab es für den Ortsbeirat Garbenheim die folgenden Ergebnisse. Zum Vergleich die Wahlergebnisse der vorhergehenden Wahlperioden.[10][11]
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Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist Waldemar Dross (SPD). Seine Stellvertreterin ist Ingeborg Koster (SPD).[10]
Wappen
Blasonierung: „In Rot eine goldene Garbe, in der Mitte belegt mit drei schmalen schwarzen Balken.“[12]
Das am 19. Juni 1953 amtlich genehmigte[13] Wappen nimmt „redend“ auf den Ortsnamen Bezug, zugleich aber auf den alten eingesessenen Ortsadel, die längst ausgestorbenen Herren von Garbenheim, die im 14. Jahrhundert einen von drei Balken geteilten Schild mit Garben geführt haben. Der Ort, der bis 1585 in gemeinschaftlich hessisch-nassauischem Besitz und dann ganz nassauisch war, hat keine Bildsiegel geführt. | |
Bauwerke
- Heimatmuseum Garbenheim
- Fachwerkhaus in der Backhausstraße
- Goethe-Linde mit Denkmal in der Ortsmitte
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Garbenheim hat eine Anschlussstelle an die vierstreifige Bundesstraße 49.
Der Stadtteil wird durch die Stadtbuslinie 17 der Wetzlarer Verkehrsbetriebe angefahren. Der ehemalige Bahnhof befindet sich im Westen des Ortes. Er wurde mit der Stilllegung der Bahnstrecke Lollar–Wetzlar für den Personenverkehr geschlossen; DB Cargo stellt dort seit Februar 2007 Güterzüge für Mittelhessen zusammen.
Nördlich des Stadtteils befindet sich der Segelflugplatz Garbenheimer Wiesen des Wetzlarer Verein für Luftfahrt.
Öffentliche Einrichtungen
In Garbenheim befinden sich die örtliche Freiwillige Feuerwehr, eine Grundschule und ein Kindergarten. Außerdem ist ein Stadtteilbüro eingerichtet.
In der Kreisstr. ist seit Ende 2016 eine Gemeinschafts-Unterkunft des Lahn-Dill-Kreises untergebracht.
Die evangelische Dorfkirche ist am Goetheplatz im historischen Ortskern gelegen. Dort finden auch kath. Gottesdienste statt.
Industrie und Handel
Im Ort existieren mehrere kleine und mittlere Gewerbebetriebe. Es gibt auch eine Postagentur im Lebensmittelmarkt Süt Market.
Direkt gegenüber steht ein EC-Geldautomat der Firma cardpoint in Kooperation mit der Sparkasse Wetzlar.
Früher war der Eisenerzbergbau in der Grube Philippswonne prägend für Garbenheim. Das Bergwerk bestand von 1833 bis 1925.
Literatur
- Reinhold Schneider, Martina Weißenmayer: Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Wetzlar. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1900-1, S. 387–400.
- Literatur über Garbenheim In: Hessische Bibliographie[14]
- Suche nach Garbenheim In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werther’s „Wahlheim“ eine Brandstätte. In: Die Gartenlaube. Heft 46, 1866, S. 728 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Stadtteil: Garbenheim. Stadt Wetzlar
- Garbenheimer Chronik. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Wetzlar, archiviert vom Original .
- Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Gemarkungsfläche (Memento vom 26. März 2018 im Internet Archive) (PDF; 111 kB) In: Webauftritt der Stadt Wetzlar, abgerufen im März 2018.
- Einwohnerzahlen 31. 12. 2017. (Memento vom 27. März 2018 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Wetzlar, abgerufen im März 2018. (PDF 118 kB)
- Stadt Wetzlar: Geschichte Garbenheims (Memento vom 21. Juli 2006 im Internet Archive)
- Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330-28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
- Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Webauftritt der Stadt Wetzlar (aus webarchiv): 2005 (PDF); 2006 (PDF); 2009 (PDF); 2012 (PDF); 2015 (PDF); 2017 (PDF) Abgerufen im Januar 2019.
- Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit 2017. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Wetzlar, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.
- Ortsbeirat Garbenheim, Stadt Wetzlar. Abgerufen am 14. Februar 2017.
- Ergebnis Ortsbeiratswahl Garbenheim 2016
- Karl Ernst Demandt, Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch. C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 190.
- Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Garbenheim im Landkreis Wetzlar, Reg.-Bez. Wiesbaden vom 19. Juni 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr. 27, S. 591, Punkt 740 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,2 MB]).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!