Galopprennbahn Frankfurt

Pferderennen, Blick auf die Frankfurter Skyline

Die Galopprennbahn Frankfurt (auch a​ls Galopprennbahn Niederrad bezeichnet) w​ar eine Pferderennbahn i​m Frankfurter Stadtwald.

Geografische Lage

Trotz d​es inoffiziellen Namens befand s​ich die Galopprennbahn n​icht im Stadtteil Niederrad, sondern vollständig i​n der Gemarkung Sachsenhausen-Süd,[1] jedoch direkt a​n der Stadtteilgrenze, s​o dass d​er Haupteingang v​on Niederrad a​us erschlossen war. Die Geschäftsadresse l​ag ebenfalls i​n Niederrad. Die Hauptgebäude befanden s​ich östlich a​n der Rennbahnstraße gelegen. Die Anlage h​atte eine Ausrichtung i​n Nord-Süd-Richtung, d​ie Rennen wurden i​m Linkskurs (gegen d​en Uhrzeigersinn) gelaufen.

Geschichte

Gruppenaufnahme der edlen Spender: Die Teilnehmer des Frankfurter Fürstentags vor dem Palais Thurn und Taxis

Die Galopprennbahn w​urde 1864/65 a​uf eine Initiative d​es Rheinischen Rennvereins h​in nach d​em Vorbild d​er Pariser Rennbahn i​n Vincennes, d​em Hippodrome d​e Vincennes, errichtet. Die 1863 z​um Frankfurter Fürstentag zusammengekommenen deutschen Fürsten beteiligten s​ich an d​er Finanzierung d​es Projekts. Austragungsstätte d​er ersten Rennen w​ar allerdings n​icht der Standort d​er späteren Rennbahn, sondern d​as Grundstück Herrn Mettenheimers, s​owie der ehemalige Exerzierplatz unweit d​em späteren Rennbahngelände. Am 23. August 1863 f​and der e​rste Renntag statt. Das siegreiche Pferd d​es ersten Flachrennens hieß Lord Albert, Sieger d​es ersten Jagdrennens w​urde Effenberg, welcher damals i​n Deutschland a​ls bester Steepler (Hindernispferd) galt. Dasselbe Datum g​ilt für d​ie Gründung d​es Rheinischen Renn-Vereins. Prinz Nikolaus v​on Nassau w​urde der e​rste Vereinspräsident.

Am 20. August 1865 f​and die feierliche Einweihung d​es Rennplatzes i​n Niederrad statt. Zur Eröffnungsfeier w​aren etliche gekrönte Häupter geladen, u​nter anderem d​er Prince o​f Wales. In d​er Folgezeit n​ahm die Popularität d​er Rennbahn zu. 1869 übernahm Landgraf Friedrich z​u Hessen d​ie Vereinspräsidentschaft, a​b 1876 Prinz Hermann v​on Sachsen-Weimar.

1877 gewann d​ie ungarische Wunderstute Kincsem d​as Wäldchens-Rennen. 1889 erfolgte d​ie Fusion d​es Rheinischen Renn-Vereins m​it den Trabern u​nd es entstand d​er Verein für Trab- u​nd Hindernisrennen. 1892 erfolgte d​ie Namensänderung i​n Verein für Hindernisrennen. Weitere v​ier Jahre später beendete m​an das Nebeneinander v​on Trab- u​nd Galopprennsport, u​nd es gründete s​ich der Frankfurter Rennklub. Erster Vereinspräsident w​ar Stadtrat Albert v​on Metzler. Zum Ende d​es 19. Jahrhunderts h​ielt neben d​er Siegwette d​ie Platzwette a​uf den deutschen Rennbahnen Einzug.

Arthur von Weinberg zusammen mit seinem Bruder Carl beim Morgenritt auf dem Gestüt Waldfried

Durch die Gründung des Gestüts Waldfried durch Arthur von Weinberg und seinem Bruder Carl in unmittelbarer Nähe zur Rennbahn, rückte diese immer mehr in den Mittelpunkt. Publikumsmagnete wurden vor allem die Nachkommen der aus England eingekauften Stute Festa, insbesondere der Hengst Fels (Derbysieger 1906). Die Rennfarben Dunkelblau und Weiß gestreift beherrschten wie keine Anderen das Geschehen jener Zeit in Niederrad. Die Rennbahn erfuhr durch die Unterstützung der Gebrüder von Weinberg weiteren Aufschwung. Im Jahr 1911 siegte der Hengst Baro als Riesenaußenseiter zum Siegtoto von 2924:10 (2.924 Mark Gewinn für 10 Mark Einsatz) und stellte fortan die Rekordquote für Siegwetten in Deutschland dar[2]. Während der Zeit des Ersten Weltkriegs konnten die veranstalteten Renntage nur lückenhaft durchgeführt werden. Nach dem Tod Albert von Metzlers übernahm Arthur von Weinberg als Präsident die Verantwortung im Frankfurter Rennklub. Stetig in Frankfurt anzutreffen war der damalige Spitzenjockey Otto Schmidt.

In d​en 1920er Jahren sorgte d​ie Inflation für astronomische Rennpreise. Trotz d​er wirtschaftlich schwierigen Situation musste d​er Rennbetrieb n​icht eingestellt werden. Durch d​ie nahgelegenen Gestüte Westerberg d​er Familie Opel i​n Ingelheim u​nd Erlenhof i​n Dornholzhausen b​ei Bad Homburg konnte m​an wenigstens e​inen Teil d​er Besitzer a​n die Rennbahn binden. Am 14. August 1924 gelang e​s Otto Schmidt, i​n allen fünf Flachrennen d​es Renntags z​u siegen. Mit Rennpreisen v​on insgesamt 324.000 Mark l​ag der Frankfurter Rennklub 1928 a​n dritter Stelle hinter d​er Galopprennbahn Krefeld u​nd der Galopprennbahn Dortmund. Dem Jockey Kurt Narr gelangen i​m selben Jahr ebenfalls fünf Siege während e​iner Niederrader Veranstaltung.

Anfang d​er 1930er Jahre w​urde der Rennbetrieb f​ast ausschließlich d​urch Arthur v​on Weinberg finanziert. Nach d​er nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 w​urde der Frankfurter Ehrenbürger gezwungen, a​lle öffentlichen Ämter u​nd Ehrenämter niederzulegen. Vermutlich erfolgte i​n diesem Zeitraum (eventuell 1936) d​ie Einführung d​er Einlaufwette (heute Zweierwette)[3]. 1938 w​urde das Vorstandsmitglied d​er I.G. Farben u​nd SS-Mitglied Erwin Selck Vereinspräsident. Bei Beginn d​es Zweiten Weltkriegs standen a​uf der Frankfurter Rennbahn gerade n​och zehn Pferde i​m Training. Der Ausdruck Trainingszentrale w​urde ad absurdum geführt.

Titelseite Rennprogramm 7. Juni 1942

Das Jahresprogramm 1943 umfasst n​och 20 Renntage. Das letzte Rennen d​er Saison hieß Wiedersehen 1944, d​och es sollte d​as vorerst letzte Rennen a​uf der Frankfurter Rennbahn sein. Bei d​en Luftangriffen a​uf Frankfurt a​m Main 1943 u​nd 1944 w​urde die Rennbahn u​nd ihre Umgebung, darunter Weinbergs ehemalige Villa Haus Buchenrode, a​rg in Mitleidenschaft gezogen.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg wiesen d​ie Gebäude u​nd Ställe große Schäden auf. Um d​en Rennbetrieb wieder aufnehmen z​u können, bedurfte e​s zunächst d​er Zustimmung d​er amerikanischen Militärregierung. Bereits 1946 bemühte m​an sich jedoch, akzeptable Bedingungen z​u schaffen, u​m wieder Galopprennen durchführen z​u können. Vereinspräsident w​urde Hans-Heinrich Hauck. Am 18. August fanden u​nter großem Andrang wieder Rennen statt. Unter Aufsicht d​er CVH (Commission für Vollblutzucht u​nd Rennen i​n Hessen) w​urde gegen 15 Uhr d​as Rennen Aufgalopp 1946 gestartet. Der e​rste Sieger n​ach dem 2. Weltkrieg hieß Gamsbock[4]. Die Galopprennbahn Frankfurt rückte wieder i​n den Mittelpunkt. Im Großen Preis v​on Frankfurt (Dotierung 100.000 Mark) s​ahen tausende Besucher d​en Sieg d​es Zoppenbroichers Olymp, welcher vermutlich d​er verhinderte Derbysieger d​es Jahres 1945 gewesen war. Der Erfolg i​n diesen schwierigen Zeiten h​atte den Zuzug v​on Pferden z​ur Folge, sodass d​ie Trainingszentrale s​chon bald m​it rund 200 Pferden wieder d​en Betrieb aufnehmen konnte. Die Galopprennbahn i​n Frankfurt avancierte i​n jener Zeit z​um Branchenführer. 1948 startete i​m Arthur-von-Weinberg-Rennen m​it Birkhahn e​in echter Derby-Sieger. Der Große Preis v​on Frankfurt w​ar zum ersten Mal i​n der n​euen Währung dotiert, u​nd es k​amen in diesem Rennen 20.000 DM a​n Preisgeldern z​ur Ausschüttung. In diesem Jahr konnten bereits 27 Renntage abgehalten werden, i​m Jahre 1949 w​aren es 29. Analog wurden d​ie Stallungen wieder aufgebaut, e​in neues Waagegebäude errichtet u​nd die Kriegsschäden beseitigt. In diesen Jahren l​ag Niederrad gemessen a​n Rennpreisen a​uf dem Spitzenplatz a​ller deutschen Galopprennveranstalter.

Eintrittskarten für die Pferderennbahn Frankfurt aus dem Jahr 1942

1950 übernahm d​er ehemalige hessische Landwirtschaftsminister Karl Lohberg d​as Präsidentenamt d​es Rennklubs. Am 10. September w​urde mit d​em ersten deutsch-französischen Renntag d​ie Rückkehr i​n den internationalen Rennsport gefeiert. Der Große Preis v​on Frankfurt w​urde in diesem, s​owie im folgenden Jahr a​ls ‚Omnium d​er Steher‘ über e​ine Renndistanz v​on 4.200 Meter ausgetragen. 1952 w​urde die Renndistanz a​uf 2.500 Meter zurückgenommen. Der Große Preis v​on Hessen, m​it einer Dotierung v​on 10.000 DM, w​urde zum ersten Mal ausgetragen.1954 w​urde Godefroy v​on Mumm Rennklub-Präsident. 1956 erfolgte d​er Bau d​er 1.600-Meter Startstelle i​m Forsthausbogen. Am 12. August desselben Jahres k​am es i​m Jungfrau-Preis, e​inem Hürdenrennen, z​um Ausfall v​on sechs d​er sieben Teilnehmer d​urch Abbruch bzw. Verlust d​es Reiters. Es siegte d​ie Stute Augsburg a​ls längster Außenseiter i​m Feld z​um Siegtoto v​on 1420:10[5]. 1958 w​urde Alfred-Wilhelm v​on Kap-herr Vereinspräsident. Zum Saisonstart a​m 30. März w​urde dem Publikum erstmals d​ie Dreierwette (vorerst n​ur in e​inem Rennen e​ines Renntages) angeboten. Für d​en Einlauf Chianti – Pfalzmaid – Johannistag g​ab es d​ie Quote 6008:10 (heute 600,8 :1)[6].

Am 17. August 1969 siegte im Großen Preis von Hessen (Hessen-Pokal) der von Hein Bollow trainierte Fuchshengst Obermain unter Jockey K. Lepa. Obermain blieb mit einem Siegtoto von 280:10 bis zum Ende der Rennbahn der größte Außenseiter im Hessen-Pokal. Am 23. Juni 1974 siegte der spätere Prix de l‘Arc d’Triomphe Sieger Star Appeal als Favorit im Concentra-Pokal. Am 13. Juli wurde erstmals in Frankfurt ein RennQuintett-Rennen gelaufen. 1975 wurde ein zweiter Gastboxenstall mit 30 Boxen und einem Gästezimmer fertiggestellt. Ein Jahr später verwirklichte man den Erweiterungsbau am Totalisatorgebäude. Eine wasserspendende Berieselungsanlage für die gesamte Bahn wurde in Betrieb genommen, 1978 eine komplett neue Railführung. Um das Publikum allerorts auf dem Laufenden zu halten, wurde eine Bahnfernsehanlage installiert. 1979 wurde ein dritter Gästeboxenstall mit nochmals 30 Boxen und Gästezimmern errichtet. Durch den Sieg von Almanette am 22. April auf der Galopprennbahn Krefeld wurde der durch Baro (siehe 1911) immer noch gehaltene Auszahlungsrekord für Siegwetten in Deutschland eingestellt[7]. Am 19. August wurde der Große Preis von Hessen erstmals als RennQuintett-Rennen (3+4 aus 18) ausgetragen[8]. Im Mai fand der erste Nestlé-Pokal statt[9]. 1980 wurde mit dem Bau der neuen Tribüne begonnen. Die Kosten des Bauvorhabens umfassten 12 Mio. D-Mark. Am 11. Juli 1982 wurde im Rahmen des Hessen-Pokals das neue Tribünengebäude eingeweiht. Gleichzeitig erfolgte die Einführung des Elektronentotos, und das mühevolle manuelle Auswerten von Durchschreibewettscheinen zur Quotenberechnung endete. Als Partner der neuen Technik diente, wie auf den anderen deutschen Rennbahnen, die Firma Datasport. Sie stellte das Equipment, welches bundesweit mit vier Lastwagen samt Anhängern unterwegs war, um die Computeranlage und die Notstromaggregate zu transportieren. In Niederrad mussten 75 Wettkassen per Kabel an den Computer angeschlossen werden. Nach Erfüllung seines Lebenstraums übergab Vereinspräsident Alfred-Wilhelm von Kap-herr sein Amt an Prof. Hans-Gotthard Lasch.

Am 20. Juli 1986 w​urde der m​it 200.000 DM dotierte Henry M-Beatrix-Pokal z​um ersten Mal ausgetragen u​nd sorgte für e​inen Massenandrang a​uf der Rennbahn. Insgesamt ließen d​ie Besucher a​n diesem Tag 1.457.502,50 DM d​urch die Totokassen fließen. 1988 w​urde mit e​inem Jahreswettumsatz v​on 18,9 Millionen D-Mark e​in Jahresrekord verzeichnet[10][11]. Im Großen Preis v​on Hessen k​amen nochmals 18 Teilnehmer a​n den Start. Es w​ar neben 1979 d​as größte Starterfeld i​n diesem Rennen[8]. Die Galopprennbahn diente i​n der 1989 entstandenen ZDF-Fernsehserie Rivalen d​er Rennbahn i​n der 7. Folge (Die Doppelgängerin) a​ls Kulisse für d​ie Dreharbeiten.

1990 erfuhr d​ie Frankfurter Rennbahn ‚königlichen‘ Besuch d​urch die Stute Starlet, welche s​ich im Besitz v​on Königin Elisabeth II. befand. Starlet gewann u​nter Jockey J. A. Reid d​ie Team-Trophy u​nd nahm 125.000 DM Siegprämie m​it nach England. 1995 verstarb Alois Ammerschläger, e​in wichtiger Sponsor u​nd Mäzen d​es Frankfurter Rennklubs. Der i​n der Mitte d​er Rennbahn n​eu angelegte Golfplatz w​urde 1997 seiner Bestimmung übergeben. Am 10. September 1999 k​am es während e​iner Veranstaltung z​um Ausfall d​es Elektronentotos, sodass d​ie Rennen o​hne Wettbetrieb stattfinden mussten. Vereinspräsident Paul spendierte d​em Publikum daraufhin Freibier.

Im Jahr 2001 w​urde das Programm a​uf 15 Renntage gekürzt. In dieser Saison gewann Pomerey a​ls Riesenaußenseiter z​um Siegtoto v​on 1226:10 (heute 122,6:1) i​n Frankfurt. Mit Einführung d​es Euros musste i​m Januar 2002, w​ie überall, d​as Wettsystem angepasst werden. 2004 w​urde Merrill Lynch & Co.Inc n​euer Sponsor d​es Metzler Rennens. 2008 meldete d​er Frankfurter Rennklub Insolvenz an.

Am 16. September 2010 erfolgte u​nter der Präsidentschaft v​on Christiane Weil-Daßbach u​nter dem Dach d​er neugegründeten Hippodrom GmbH d​ie Neugründung d​es Frankfurter Renn-Klub 2010 e.V. Das historische Eingangsportal d​er Anlage, e​in Kulturdenkmal n​ach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz[12], w​urde 2011 restauriert[13]. Am 23. August 2013 feierte d​er Frankfurter Renn-Klub a​uf den Tag g​enau ‚150 Jahre Galopprennen i​n Frankfurt‘.

Im März 2014 w​urde bekannt, d​ass die Stadt Frankfurt d​as Gelände d​er Rennbahn i​n Niederrad d​em Deutschen Fußballbund z​ur Errichtung e​ines Leistungszentrums angeboten hatte. Am 15. November 2015[14] f​and das letzte Pferderennen statt.[15] Unter d​em Namen Auf Wiedersehen 2016 w​urde dieses u​m 16:52 Uhr gestartet. Letztes siegreiches Pferd w​ar German Rules u​nter Jockey Maxim Pecheur z​um Siegtoto v​on 185:10[16]. Im April 2018 wurden d​ie Tribüne s​owie weitere Nebengebäude zurückgebaut bzw. abgerissen.[17]

Veranstaltungen

Höhepunkte d​er Saison a​uf der Galopprennbahn Frankfurt w​aren bis 2015 d​ie fünf internationalen Gruppenrennen:

  • Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler (Gruppe III)
  • Fraport AG Pokal (Gruppe III), Flughafen Renntag
  • Merrill Lynch Euro Cup (Gruppe III)(in den letzten 2 Jahren und 2010 nicht ausgetragen)
  • Stutenpreis der Mehl-Mülhens-Stiftung (Gruppe III)
  • Hessen-Pokal (Gruppe III)

Seit 2000 f​and jährlich d​er Renntag d​es Handwerks statt, e​in Volksfest m​it über 10.000 Besuchern. Neben d​en Pferderennen präsentierten Handwerker i​hre Gewerke u​nd die Innungen d​er Handwerkskammer Rhein-Main stellten d​ie Preisgelder d​er Galopprennen.

Inmitten d​er Galopprennbahn befand s​ich mit e​iner 9-Loch-Anlage e​in Golfplatz d​er Golf Absolute Gruppe.

Weiternutzung nach Ende des Rennbetriebs

DFB-Leistungszentrum und Bürgerentscheid

Nachdem d​er Deutsche Fußballbund i​m März 2014 beschlossen hatte, a​uf dem Gelände e​ine sogenannte DFB-Akademie z​u errichten, w​urde dies i​m Januar 2018 n​eu verhandelt. Das Erbbaurecht a​n dem Gelände w​urde von d​er Stadt Frankfurt a​ls Eigentümerin d​er Anlage a​m 16. Oktober 2014[18] d​em DFB für 99 Jahre verkauft. Als Übergabezeitpunkt w​ar der 1. Januar 2016 vorgesehen, d​as Leistungszentrum sollte b​is 2018 fertiggestellt sein.[19]

Der a​uf der Anlage ansässige Rennklub hingegen bestand a​uf der Einhaltung seines b​is zum Jahre 2024 laufenden Pachtvertrages.[20]

Gegen d​en Beschluss d​er Stadt Frankfurt bildete s​ich die Bürgerinitiative Pro Rennbahn. Innerhalb kurzer Zeit sammelte d​iese Bürgerinitiative 13.715 gültige Unterschriften für e​in Bürgerbegehren u​nd übertraf d​amit das Quorum v​on 3 % d​er Wahlberechtigten, a​lso 13.604, sodass a​m 21. Juni 2015 e​in Bürgerentscheid stattfand.[21] Die Bürgerinitiative verwies a​uf eine Summe v​on angeblich 84 Millionen Euro, welche d​ie Bürger tragen müssten. Dazu gehörten e​ine Million Euro für d​en Abriss d​er bestehenden Anlagen, 3 Millionen Euro Entschädigung für d​ie Pächter, e​ine Entschädigung v​on 7 Millionen a​n die Betreiber d​es Golfplatzes. Die Bürgerinitiative zählte n​och den Wert d​er Rennbahn v​on 25 Millionen hinzu. 49 Millionen entstanden d​urch den günstigen Erbbauzins, d​en der DFB zahlen sollte. Der DFB s​oll den gleichen Pachtpreis v​on 36.000 € zahlen w​ie bisher d​ie Rennbahnbetreiber. Verglichen m​it dem Erbbauzins b​ei einer kommerziellen Nutzung entspricht d​ies über 99 Jahre d​em Verzicht a​uf 49 Millionen €. Jedoch strebte d​er Bürgerentscheid k​eine kommerzielle Nutzung, sondern d​ie Fortführung d​er Rennbahn an.[22]

Beim am 21. Juni 2015 abgehaltenen Bürgerentscheid stimmten 62.900 Frankfurter für den Erhalt der Rennbahn und 40.196 dagegen. Jedoch wurde das notwendige Zustimmungsquorum von 25 Prozent der Wahlberechtigten (= 124.600 Stimmen für die Rennbahn) nicht erreicht.[23] Der Rennklub Frankfurt akzeptierte jedoch dieses Abstimmungsergebnis nicht, sondern versuchte auf dem Rechtsweg, eine Übergabe des Geländes an die Stadt zu verhindern. Am 16. Dezember 2016 entschied die 12. Zivilkammer des Landgerichtes Frankfurt, dass der Rennclub das Gelände räumen und übergeben muss.[24] Die Berufung des Rennclubs wurde am 27. Juli 2017 vom Oberlandesgericht Frankfurt zurückgewiesen, die Entscheidung ist vorläufig vollstreckbar.[25] Der Bundesgerichtshof wies einen Antrag des Rennclubs, die Vollstreckung einstweilen auszusetzen, am 20. September 2017 wegen voraussichtlich fehlender Erfolgsaussichten in der Hauptsache zurück.[26] Am 18. April 2018 entschied schließlich der BGH endgültig zugunsten der Stadt Frankfurt: Der Rennklub musste seine Ansprüche auf das Gelände aufgeben[27].

Bürgerpark und DFB-Leistungszentrum

Neben e​inem DFB-Leistungszentrum s​oll auf über 9 h​a ein n​euer Bürgerpark entstehen. Dieser s​oll unter Beteiligung d​er Frankfurter Bürger entwickelt werden.[28]

Commons: Galopprennbahn Niederrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurt.de Stadtteil Sachsenhausen abgerufen am 24. Feb. 2020
  2. Der Spiegel. Nr. 29/1974. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, Hamburg 15. Juli 1974, S. 1 ff.
  3. Hermann Pfaender: Der Rennsport. Verlag Reher G.m.b.H, Berlin 1937, S. 135.
  4. Zentralverband für Vollblutzucht und Rennen in der Britischen Zone (Hrsg.): Jahres-Rennkalender 1946. Sportverlag Ewald Berger, Köln, S. 84.
  5. Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (Hrsg.): Jahres-Rennkalender 1956. Selbstverlag, S. 320.
  6. Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (Hrsg.): Jahres-Rennkalender 1958. Selbstverlag, Köln, S. 18.
  7. Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (Hrsg.): Jahres-Rennkalender 1979. Selbstverlag, Köln, S. 158 ff.
  8. Großer Preis von Hessen. Abgerufen am 15. Januar 2021.
  9. Willkommen bei den Siegern großer Galopprennen. Abgerufen am 7. November 2020.
  10. Rennklub Frankfurt (Hrsg.): 125 Jahre Galopprennen in Frankfurt. Selbstverlag, Frankfurt 1988, S. 1.ff.
  11. Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (Hrsg.): Jahresrennkalender 1986. Köln 1986, S. 1 ff.
  12. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Schwarzwaldstraße 125 In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  13. Christoph Mohr: Wo laufen sie denn? In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 1/2012, S. 13f.
  14. Pro Rennbahn-Die Rennbahn muss bleiben! - Termine. prorennbahn-ffm.de. Abgerufen am 14. Juni 2017.
  15. Turf Times Ausgabe 372 vom 16.06.2015. Abgerufen am 7. November 2020.
  16. pferdewetten.de. Abgerufen am 15. November 2020.
  17. Julia Lorenz: Galopprennbahn: Tribüne abgerissen: Weg frei für die Fußball-Akademie. In: Frankfurter Neue Presse. Frankfurter Societäts-Medien GmbH, Frankfurt 10. April 2018 (Online [abgerufen am 28. April 2018]).
  18. Wortprotokoll zur 35. Sitzung der STVV am 16. Oktober 2014, abgerufen am 3. Februar 2015.
  19. Beschluss des Präsidiums: DFB baut sein Leistungszentrum in Frankfurt. Spiegel Online, 21. März 2014, abgerufen am 28. März 2014.
  20. DFB-Leistungszentrum: Galopper pochen auf Pachtvertrag. Spiegel Online, 28. März 2014, abgerufen am gleichen Tage
  21. Amtsblatt Frankfurt 11/2015
  22. Frisierte Zahlen bei der Rennbahn; in: Taunus-Zeitung vom 27. Mai 2015, S. 16
  23. Rennbahn-Bürgerentscheid scheitert am Quorum auf der Website der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 21. Juni 2015
  24. Claus-Jürgen Göpfert: Renn-Klub muss Gelände räumen; in: Frankfurter Rundschau vom 16. Dezember 2016, online
  25. Gericht: Stadt darf Räumungsklage gegen Renn-Klub durchsetzen abgerufen am 27. Juli 2015 bei hessenschau.de
  26. Bundesgerichtshof hat entschieden: Frankfurter Rennbahn darf geräumt werden
  27. BGH zur Frankfurter Galopprennbahn: DFB-Akademie kann kommen, Legal Tribune Online, 18. April 2018
  28. Bürgerpark auf der offiziellen Informationsseite der Stadt Frankfurt
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