Friedrich von Frankenberg und Ludwigsdorf

Graf Friedrich v​on Frankenberg u​nd Ludwigsdorf, Freiherr v​on Schellendorf (* 5. Februar 1835 i​n Breslau; † 31. Dezember 1897 i​n Slawentzitz), w​ar ein deutscher Großgrundbesitzer i​n Schlesien. Er saß i​m Reichstag (Norddeutscher Bund) u​nd im Reichstag (Deutsches Kaiserreich).

Friedrich von Frankenberg und Ludwigsdorf als Bonner Preuße

Leben

Friedrich von Frankenberg w​ar der Sohn d​es Grafen Ernst v​on Frankenberg a​uf Tillowitz u​nd der Gräfin Eleonore v​on Frankenberg, geb. Gräfin v​on Ledebur-Wicheln. Er studierte a​b 1853 d​rei Semester Rechtswissenschaft a​n der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn u​nd der Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau. 1854 w​urde er i​m Corps Borussia Bonn aktiv.[1] Er wechselte d​as Studienfach u​nd studierte e​in Jahr Agrarwirtschaft a​n der Königlich Sächsischen Forstakademie. Durch d​en frühen Tod seines Vaters w​urde er Herr e​iner der größten Besitzungen i​m Königreich Preußen, nämlich d​er Herrschaft Tillowitz i​m Kreis Falkenberg O.S. Dies ermöglichte i​hm in d​en folgenden Jahren w​eite Reisen.

Im Deutschen Krieg meldete e​r sich a​ls Kriegsfreiwilliger z​ur Preußischen Armee. Als Ordonnanzoffizier d​es VI. Armee-Korps n​ahm er a​n der Schlacht b​ei Königgrätz teil. Während d​es Deutsch-Französischen Krieges v​on 1870/71 widmete e​r sich i​n seiner Eigenschaft a​ls Malteserritter d​er freiwilligen Krankenpflege. Dabei erhielt e​r das Eiserne Kreuz a​m weißen Bande.

1867 w​urde er i​n den Reichstag (Norddeutscher Bund) gewählt.[2] Er h​at dem Deutschen Reichstag b​is zum Jahre 1881 ununterbrochen angehört; s​eit 1874 vertrat e​r den Kreis Ohlau-Nimptsch-Strehlen.[3] Vorübergehend (1867–1869) gehörte e​r auch d​em preußischen Abgeordnetenhause an; d​ort vertrat e​r den Kreis Neustadt-Falkenberg. Er schloss s​ich der Reichspartei an.[4] Als Parlamentarier u​nd Katholik unterstützte e​r Otto v​on Bismarcks Kulturkampf u​nd Wirtschaftspolitik. Er engagierte s​ich für d​ie Flussbegradigung d​er Oder. Als Amtsvorsteher u​nd Kreisdeputierter w​ar er Mitglied d​es Provinzialausschusses u​nd des Provinzialrats i​n der Provinz Schlesien, s​owie des Kuratoriums d​es Schlesischen Museums d​er Bildenden Künste i​n Breslau u​nd engagierte s​ich im Deutschen Kolonialverein.

Nach Ende seiner Mitgliedschaft i​m Reichstag w​urde er 1883 i​n den Preußischen Volkswirtschaftsrat (1883), d​en Preußischen Staatsrat (1884) u​nd in d​as Preußische Herrenhaus (1885) berufen. Im Herrenhaus setzte e​r sich insbesondere für d​en Ausbau d​er Wasserstraßen u​nd des Eisenbahnnetzes i​n Schlesien ein. Die Steuerreform v​on Johannes v​on Miquel bekämpfte e​r scharf, w​eil sie i​hm einen sozialistischen Zug z​u haben schien.

1896 erhielt e​r von Wilhelm II. d​en Charakter (Titel) Wirkl. Geh. Rat m​it dem Prädikat Excellenz. Friedrich h​atte 1872 Prinzessin Luise v​on Hohenlohe-Oehringen verheiratet, m​it der e​r zwei Töchter u​nd einen Sohn hatte.

Literatur

  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 4, 1900, Reimer, Berlin.
  • Karl Gustav Heinrich Berner: Schlesische Landsleute. Schimmelwitz, Leipzig 1901.
  • Hermann von Petersdorff: Frankenberg, Friedrich Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 703–706.
  • Friedrich Andreae, Max Hippe u. a. (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Band 2, Korn [u. a.], Breslau [u. a.] 1926.
  • Herman von Petersdorff: Graf Fred Frankenberg. In: Hans von Arnim und Georg von Below (Hrsg.): Deutschnationale Köpfe. Schneider, Leipzig [u. a.] 1928.
  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Band 1, Haas & Grabherr, Augsburg 1933.
  • Wilhelm Kosch, fortgeführt von Eugen Kuri: Biographisches Staatshandbuch. Francke, Bern [u. a.] 1963.
  • Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus (1867–1918). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Band 3)
  • Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3 (mit Bild).
  • Franz Heiduk: Oberschlesisches Literaturlexikon. Band 1, Mann, Berlin 1990.
  • Walther Killy und Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 3, Saur, München [u. a.] 1996.

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 19, 341
  2. Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3, Foto S. 125, Kurzbiographie S. 402.
  3. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 91.
  4. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf: Droste Verlag, 1988, S. 134 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien: Bd. 3); zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 368–370.
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