Franziska Junge
Franziska Junge (* 1981 in Zschopau, Sachsen) ist eine deutsche Theater-, Film-, Fernsehschauspielerin und Sängerin.
Karriere
Nach dem Abitur studierte sie Musical an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ in München. Von 2003 bis 2006 folgte ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Beide Studiengänge schloss sie mit Diplom ab, das erste Studium mit der Note "sehr gut", das zweite mit Auszeichnung. Während des Studiums gastierte sie am Schauspiel Leipzig und bei den Bregenzer Festspielen. Sie nahm Unterricht für Screenacting bei Jordan Beswick (New York)[1] und absolvierte die Masterclass für Kameraarbeit „The Naked Face“ bei David Penn (London)[2].
Neben ihrer Tätigkeit für Film und Fernsehen arbeitet Franziska Junge als Theaterschauspielerin. Claus Peymann holte sie noch während des Studiums 2006 ans Berliner Ensemble.
Junge hatte u. a. die Möglichkeit selbst eine deutsche Erstaufführung des Solostücks Kabarett der letzten Hoffnung[3] von Wladimir Alekseewic Klim (Klimenko) unter der Regie von Makedoniy Kiselev zu realisieren. Sie spielte mit im Auftragsstück Pffft … oder der letzte Tango am Telefon[4] von George Tabori unter der Regie von Martin Wuttke, reiste mit der Erfolgsinszenierung Die Dreigroschenoper unter der Regie von Robert Wilson um die Welt und durfte die Rolle der Lena in Leonce und Lena mit Musik von Herbert Grönemeyer übernehmen; ebenfalls unter der Regie von Robert Wilson.
Ihre Anfangsjahre am Berliner Ensemble beschreibt sie folgendermaßen: „Ich hatte durch mein Erstengagement am Berliner Ensemble dank Claus Peymann das große Glück von Beginn an mit Ausnahmekünstlern gemeinsam auf der Bühne zu stehen und lernen zu dürfen. Zeitweise war ich mit 16 Rollen gleichzeitig im Spielplan vertreten. Ich kann somit meine ersten Lehrjahre am Theater als eine sehr arbeitsintensive und erfüllte Zeit beschreiben.“[5]
Von 2009 bis 2017 war sie Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt.[6] Vor allem unter der Regie von Andreas Kriegenburg spielte Junge immer wieder, u. a. Rollen wie den Luftgeist Ariel in Der Sturm, Maria in Glaube Liebe Hoffnung und die Gutsbesitzerin Natalja Petrovna in der deutschen Erstaufführung von Drei Tage auf dem Land, womit sie zur Nachwuchsdarstellerin 2017 der Zeitschrift Theater heute nominiert wurde. Junge arbeitete außerdem mit Sebastian Hartmann, Christopher Rüping, Philipp Preuss, Schorsch Kamerun, Bernhard Mikeska, Oliver Reese, Hans Op de Beeck und Rainald Grebe. Seit der Spielzeit 2017/18 spielte sie als Gast am Berliner Ensemble, u. a. Lucy in Robert Wilsons Die Dreigroschenoper und die Rolle der Karen Weston in Eine Familie in einer Inszenierung von Oliver Reese und als Anita in der deutschen Erstaufführung von „Wheeler“.
Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit singt sie Konzerte u. a. mit ihrer Band, ihrem Projekt Junge singt, und arbeitet regelmäßig als Sprecherin bei Hessischer Rundfunk, Westdeutscher Rundfunk Köln und Südwestrundfunk.
Sie lebt in Berlin.
Filmografie (Auswahl)
- 2004: Die fehlende Stunde (Kurzfilm)
- 2005: Geschichte Mitteldeutschlands
- 2005: Eine Chance für die Liebe
- 2005: Das Leben des Friedrich Schiller
- 2007: Mustervater 2 – Opa allein zu Haus
- 2007: Das Scherbengericht
- 2013: Die letzte Nacht der Baby Gun (Kurzfilm für Kino)[7]
- 2013: Im Labyrinth des Schweigens
- 2013: Tatort: Das Haus am Ende der Straße
- 2014: Tatort: Hinter dem Spiegel
- 2015: Tatort: Wer bin ich?
- 2015: Dead Man Working (Fernsehfilm)
- 2016: Tatort: Es lebe der Tod
- 2016: Immer Ärger mit Opa Charly (Fernsehfilm)
- 2017: Im Wald (In The Woods, Kurzfilm für Kino[8])
- 2017: Ein Fall für Zwei (Fernsehserie, 1 Folge)
- 2017: Hit Mom – Mörderische Weihnachten (Fernsehfilm)
- 2018: Letzte Spur Berlin (Fernsehserie, Folge: Verspielt)
- 2018: Inspektor Jury: Der Tod des Harlekins (Fernsehfilm)
- 2018: Unser Kind (Fernsehfilm)
- 2019: Wolfsland: Heimsuchung (Fernsehfilm)
- 2020: Tatort: Gefangen
- 2020: Tatort: Parasomnia
- 2021: Der Staatsanwalt (Fernsehserie, 1 Folge)
- 2021: Kommissar Dupin – Bretonische Spezialitäten
- 2021: Para – Wir sind King (TNT-Miniserie)
- 2022: SOKO Stuttgart (Fernsehserie, Folge: Escape Room)
- 2022: Die Heiland – Wir sind Anwalt (Fernsehserie, Folge: Schikane einer alten Dame)
Theater (Auswahl)
Schauspiel Frankfurt
- 2009: Phädra von Jean Racine – Önone – Regie: Oliver Reese[9]
- 2010: Tartuffe von Molière – Elmire – Regie: Staffan Valdemar Holm[10]
- 2011: Traumnovelle von Arthur Schnitzler – Albertine – Regie: Bastian Kraft[11]
- 2011: Liebelei von Arthur Schnitzler – Mizzi – Regie: Stephan Kimmig[12]
- 2012: Salome von Oscar Wilde – Herodias – Regie: Günter Krämer[13]
- 2013: Making of::Marilyn (Rolle: Marilyn), Regie: Bernhard Mikeska
- 2013: Dekalog von Krzysztof Kieślowski – Ewa, Magda, Dorota – Regie: Christopher Rüping[14]
- 2014: Glaube Liebe Hoffnung von Ödön von Horváth – Maria – Regie: Andreas Kriegenburg[15]
- 2014: Frankfurt von Rainald Grebe – Storch, Kleist etc. – Regie: Rainald Grebe[16]
- 2015: Nach dem Fest von Hans Op de Beeck – Regie: Hans Op de Beeck[17]
- 2015: Die Wiedervereinigung der beiden Koreas von Joël Pommerat – Regie: Oliver Reese[18]
- 2015: Dämonen von Fjodor Dostojewski – Marja Timofejewna Lebjadkina, Lisaweta Tuschina – Regie: Sebastian Hartmann[19]
- 2016: Der Sturm von William Shakespeare – Ariel – Regie: Andreas Kriegenburg[20]
- 2017: Eine Familie von Tracy Letts – Karen – Regie: Oliver Reese[21]
- 2017: Drei Tage auf dem Land von Patrick Marber – Natalja – Regie: Andreas Kriegenburg[22]
Berliner Ensemble
- 2006: Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller – Agnes Sorel – Regie: Claus Peymann[23]
- 2007: Kabarett der letzten Hoffnung von Wladimir Alekseewic Klim (Klimenko) – Soloabend – Regie: Makedoniy Kiselev[24]
- 2007: Pffft … oder der letzte Tango am Telefon von George Tabori – Chor – Regie: Martin Wuttke[25]
- 2007: Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht – Dolly – Regie: Robert Wilson
- 2008: Leonce und Lena von Georg Büchner – Lena – Regie: Robert Wilson
- 2018: Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht – Lucy Brown – Regie: Robert Wilson[26]
- 2019: Wheeler von Tracy Letts – Anita – Regie: Oliver Reese[27]
Volksbühne Berlin
- 2012: Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann – Regie: Sebastian Klink
Kampnagel Hamburg
- 2010: Dunkle Mädchen & MusicHall präsentieren Socrate von Erik Satie – Sokrates – Regie: Kommando Himmelfahrt[28]
- 2012: Leviathan oder: Stoff, Form und Gewalt eines Staates von Kommando Himmelfahrt[29]
Schauspiel Leipzig
Bregenzer Festspiele
- 2001: La Bohème von Giacomo Puccini – Regie: Richard Jones & Anthony McDonald
- 2003: West Side Story von Leonard Bernstein – Regie: Francesca Zambello
Prinzregententheater München
- 2001: Stella von Johann Wolfgang von Goethe – Lucie Sommer – Regie: Florentine Klepper
- 2002: On the Town von Leonard Bernstein – Lucie Schmeeler – Regie: Gil Mehmert
- 2003: Stumm&Zwang, One-Woman-Show – Regie: Franziska Junge
Neuköllner Oper
- 2020/21: Iron Curtain Man – Dean Reed, Erich Honecker, Renate Blume und Manfred Krug – Regie: Fabian Gerhardt
Hörspiele und Hörbücher
- 2013: Irres Licht von Uwe Dierksen und Matthias Göritz – Regie: Uwe Dierksen (SWR)
- 2016: Augustus von John Williams – Regie: Burkhard Schmid (hr)
- 2017: „Königreich der Dämmerung“ von Steven Uhly – Regie: (Leonhard Koppelmann) (SWR)
- 2018: „100 Songs“ von Roland Schimmelpfennig, Uraufführung – Regie: (Leonhard Koppelmann) (RBB)
Auszeichnungen
- 2004: Publikumspreis Shortfilmfestival Leipzig für die Fehlende Stunde
- 2014: Cinematic Achievement Award der TiSFF International Short Film Festival (Greece) für Die Letzte Nacht der Baby Gun
- 2014: Best Director des Shawna's Indie Short Film Fest (USA) für Die letzte Nacht der Baby Gun
- 2014: Best Cinematography and best Production Design des Malta International TV Short Film, ST Julians (Malta) für Die letzte Nacht der Baby Gun
- 2015: 3. Preis der Jury im grossen Kurzfilmwettbewerb / Kurzfilmfestival Mannheim für Die letzte Nacht der Baby Gun
- 2015: Audience Award Shorts@Fringe Pico Island (Portugal) für Die letzte Nacht der Baby Gun
- 2016: Medienkulturpreis Hessen für Tatort: Wer bin ich
- 2016: Bester Internationaler Spielfilm des Garden State Film Festivals (USA) für Tatort: Es Lebe der Tod
- 2016: Deutscher Beitrag zu den Oscars für Im Labyrinth des Schweigens
- 2017: Competenica Internacional Ficción – Best Director 4 Festival International Hacelo Corto Buenos Aires (Argentinien) für Die letzte Nacht der Baby Gun
- 2017: Grimme-Preis für Dead Man Working
- 2017: Nominierung Theater heute in der Kategorie Beste Nachwuchsschauspielerin des Jahres 2017 für die Rollendarstellung der Natalja in Patrick Marbers Drei Tage auf dem Land am Schauspiel Frankfurt
- 2019: Nominierung Grimme-Preis für Unser Kind
- 2019: Nominierung Deutscher Fernsehpreis für Unser Kind
- 2021: Nominierung Grimme-Preis für Tatort: Parasomnia
- 2021: Deutscher Fernsehpreis für "Para – Wir sind King"
Weblinks
- Franziska Junge in der Internet Movie Database (englisch)
- Franziska Junge bei crew united
- Website von Franziska Junge
- Franziska Junge bei Agentur Management Goldschmidt
- Profil bei Castupload
- Franziska Junge bei filmmakers.de
Einzelnachweise
- Jordan Beswick | Acting is Believing… Abgerufen am 9. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
- The Naked Face. Abgerufen am 9. Juli 2020.
- „Kabarett der letzten Hoffnung“ Berliner Ensemble 2007. In: YouTube. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Peter Hans Göpfert: Der letzte Tabori. 17. November 2007, abgerufen am 18. Juli 2020.
- Theater. In: Website von Franziska Junge. Abgerufen am 14. Juli 2020.
- Franziska Junge. In: schauspielfrankfurt.de. Archiviert vom Original am 26. September 2015; abgerufen am 27. September 2015.
- The Last Night of Baby Gun. Internet Movie Database, abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).
- In The Woods. Internet Movie Database, abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).
- Marcus Hladek: Phädra – Oliver Reese lässt Racines Tragödie leuchten. Abgerufen am 25. Juni 2020.
- Lähmende Dekadenz. 19. April 2010, abgerufen am 18. Juli 2020.
- Im Spiegelkabinett der Träume. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Röcklein, Röcklein, Röcklein rot. 14. Januar 2011, abgerufen am 18. Juli 2020.
- Hubert Spiegel: Salome in Frankfurt: Balztänzchenschieberschritt zum Schafott. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 18. Juli 2020]).
- Die Deutsche Bühne. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- „Ich freue mich auf meinen Tod“. 21. September 2014, abgerufen am 18. Juli 2020.
- Rainald Grebe - Ein Abend voller Pointen über Frankfurt. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Familiäre Abgründe und traurige Untiefen. 1. Oktober 2015, abgerufen am 18. Juli 2020.
- PressReader.com - Zeitungen aus der ganzen Welt. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- "Dämonen" in Frankfurt - Laut, nackt und ätzend. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Meisterhafte Züge und geistige Tiefpunkte. 17. April 2016, abgerufen am 9. Juli 2020.
- Shirin Sojitrawalla: Eine Familie – Oliver Reeses inszeniert Tracy Letts' Stück in Frankfurt als Hort des Postfaktischen. Abgerufen am 9. Juli 2020.
- Drei Tage auf dem Land in Frankfurt - Faust Kultur. Abgerufen am 9. Juli 2020.
- Jochanan Trilse-Finkelstein, Schiller im Berliner Ensemble. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- "Kabarett der letzten Hoffnung" Berliner Ensemble 2007. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Berliner Ensemble | PFFFT oder Der Letzte Tango am Telefon von George Tabori. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Die Dreigroschenoper | berliner-ensemble. Abgerufen am 18. Juli 2020.
- Wheeler | berliner-ensemble. Abgerufen am 9. Juli 2020.
- Theater Kampnagel Hamburg: DUNKLE MÄDCHEN & MUSIC HALL PRÄSENTIEREN »SOCRATE« VON ERIK SATIE. Abgerufen am 9. Juli 2020.
- Thomas Fiedler: Leviathan. In: Kommando Himmelfahrt. 17. Juni 2013, abgerufen am 9. Juli 2020.
- HERTELS WAITS FOR FRANZY. Abgerufen am 9. Juli 2020.