Phèdre
Phèdre, deutscher Titel Phädra, ist eine Tragödie in fünf Akten von Jean Racine. Die Uraufführung fand am 1. Januar 1677 im Hôtel de Bourgogne in Paris statt. Das Stück besteht aus 1654 paarweise gereimten Alexandrinern und ist eines der wichtigsten Werke der französischen Klassik. Im deutschen Sprachraum ist es vor allem durch die Übersetzung von Friedrich Schiller bekannt geworden.
Daten | |
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Titel: | Phädra |
Originaltitel: | Phèdre |
Gattung: | Tragödie |
Originalsprache: | französisch |
Autor: | Jean Racine |
Literarische Vorlage: | Der bekränzte Hippolytos (Euripides) |
Uraufführung: | 1. Januar 1677 |
Ort der Uraufführung: | Hôtel de Bourgogne, Paris |
Ort und Zeit der Handlung: | Troizen, eine Stadt auf dem Peloponnes, in Theseus' Palast |
Personen | |
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Phèdre ist die letzte Tragödie von Racine, deren Stoff der klassischen Antike entnommen ist. Die Protagonistin Phaidra sowie die meisten weiteren Personen entstammen der griechischen Mythologie. Racine beruft sich bei der Behandlung des Stoffs in hohem Maße auf die Tragödie Der bekränzte Hippolytos des griechischen Dichters Euripides.
Zusammenfassung des Inhalts
In Abwesenheit des Königs Theseus gesteht seine Gattin Phädra ihrer Amme Oenone ihre Liebe zu Hippolytos, einem Sohn Theseus' und der Amazonenkönigin Antiope. Um zu verhindern, dass Hippolytos seinem Vater vom Liebesgeständnis seiner Stiefmutter erzählt, behauptet die Amme, Hippolytos habe versucht, Phädra zu vergewaltigen. Der zunächst totgeglaubte Theseus verflucht Hippolytos und wendet sich an Neptun, der seinen Sohn töten soll. Nachdem Phädra erfahren hat, dass Hippolytos Aricia liebt, verzichtet sie darauf, ihn vor seinem Vater zu verteidigen. In Botenberichten wird schließlich der Selbstmord Oenones und der Tod Hippolytos' gemeldet, der, nachdem er Troizen verlassen hatte, von einem Seeungeheuer überfallen und von seinen dadurch erschreckten Pferden, in den Zügeln verfangen, zu Tode geschleift wurde. Phädra hat sich vergiftet, gesteht Theseus ihre Schuld und stirbt auf offener Bühne.
Bearbeitungen
Racines Tragödie lieferte die Vorlage für die Opern Hippolyte et Aricie (1733) von Jean-Philippe Rameau sowie Fedra (1820) von Johann Simon Mayr. Jean Cocteau griff für sein 1963 von Serge Lifar choreographiertes Ballett Phèdre auf Racine zurück. Phèdre wird von Claudia Bosse als zeitgenössische Performance 2008 im Salle du Faubourg in Genf inszeniert.
Die deutsche Übersetzung von Racines Phädra (1805) von Friedrich Schiller ist das letzte vollendete Werk des deutschen Dichters.
Literatur
- Wolf Steinsieck (Hrsg. und Neuübersetzung): Phèdre. Reclams Universalbibliothek Ditzingen 1995, ISBN 3150008395 (Text zweisprachig).
- Phädra. Reclam, 1986, ISBN 3150000548 (Schiller-Übersetzung, einsprachig).
- Jean Firges: Jean Racine. Phèdre. Die Dämonie der Liebe. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie, 23. Sonnenberg, Annweiler 2008, ISBN 978-3-933264-50-3 (Interpretation).[1]
- Henning Krauss: Jean Racine, Phèdre (1677). in dsb. & Till R. Kuhnle & Hanspeter Blocher Hgg.: 17. Jahrhundert. Theater. Reihe und Vlg.: Stauffenburg Interpretation, Französische Literatur. Tübingen 2003, ISBN 3860579029.
- Otto Zwierlein: Hippolytos und Phaidra. Von Euripides bis D'Annunzio. NRW-Akademie der Wissenschaften, Geisteswiss. Reihe, Vorträge G 405. Mit einem Anhang zum Jansenismus. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 350675694X.
- Astrid Poier-Bernhard: Illusion und Erkenntnis in Racines „Phèdre“. Reihe: Romania Occidentalis, 16. Wissenschaftlicher Verlag A. Lehmann, Gerbrunn 1988.[2]
- Thierry Maulnier: Lecture de „Phèdre“. Essay. Gallimard, Paris 1968, ISBN 2070242897.[3]
Weblinks
- Phädra: Trauerspiel von Racine, übersetzt von Schiller (Ausgabe von 1805) in der Google-Buchsuche
- Edward D. James, Gillian Jondorf: Racine – Phèdre. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 0-521-39319-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Interpretation, engl.).
Anmerkungen
- Unter anderem mit einem Stammbaum der angeführten Götter- und Heldengestalten, sowie ihren gegenseitigen Bezügen. Firges interpretiert im Anschluss an Roland Barthes, dass dem aus Griechenland stammenden „Schicksalsgedanken“ in der Tragödie Racines die jansenistische Weltsicht entspricht, wodurch Sexualität negativ aufgefasst wird und als Triebkraft einer verderbten menschlichen Natur stets in den Abgrund führt. Otto Zwierlein, 2006, möchte sich der ideenmäßigen Interpretation des Phèdre im Licht des Jansenismus, die letztlich auf Antoine Arnauld zurückgeht, ausdrücklich nicht anschließen, er sieht größere Unterschiede zwischen Racine und Jansenius; im Aufwachsen im Umkreis von Port-Royal sieht er keine hinreichende Begründung dafür
- Rezension in: Papers on French Seventeenth Century Literature 18, Jg. 34, 1991, S. 169–170.
- In Französisch. - U. a. eine Strukturanalyse